Anzeige

Narzisstische Mutter Ist meine Mutter eine Narzisstin?

Narzisstische Mutter: Mutter und Tochter sitzen nebeneinander auf einem Sofa
© JenkoAtaman / Adobe Stock
Narzisstische Mütter können das Leben ihrer Kinder stark prägen. An welchen Merkmalen du sie erkennst, welche Auswirkungen das hat und wie du heilen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Mutterliebe ist vielseitig. Aber was geschieht, wenn diese Liebe durch ein kontrollierendes, manipulatives oder selbstzentriertes Verhalten getrübt ist? In diesem Fall hast du es vermutlich mit einer narzisstischen Mutter zu tun. Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die individuellen Beziehungen eine oft schädigende Komponente hinzufügt. Besonders in der Mutter-Kind-Beziehung können die Auswirkungen sowohl subtil als auch tiefgreifend sein. Wie verhalten sich narzisstische Mütter ihren Kindern gegenüber und wie kann man als Kind heilen?

Wie verhält sich eine narzisstische Mutter?

Narzisstische Mütter benutzen ihre Kinder oft als Hilfsmittel, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie reagieren empfindlich auf Kritik, manipulieren ihre Kinder und spielen ständig das Opfer. Eine narzisstische Mutter ist nicht in der Lage, ihren Kindern angemessene Aufmerksamkeit und Pflege zukommen zu lassen, da sie ihren eigenen Wünschen Vorrang vor deren ihrer Kinder einräumt. 

Während ein gesundes Maß an Selbstliebe wichtig ist, damit wir uns selbst respektieren und pflegen – und auch anderen zeigen, wie wir behandelt werden wollen – geht es der narzisstischen Mutter nur um sich selbst. Ob sie nun eine grandiose Narzisstin ist, die am lautesten sein oder am hellsten leuchten muss, oder die verletzte Narzisstin (mehr dazu hier: vulnerabler Narzissmus), die darum wetteifern muss, wer am meisten im Leben gelitten hat – es fehlt ihr an Empathie für alle außer sich selbst

Woran erkennt man eine narzisstische Mutter?

  • Missachtung deiner Grenzen
    Narzisstische Mütter haben ein übertriebenes Bedürfnis nach Kontrolle und Macht und treten oft die Grenzen anderer mit Füßen, um zu bekommen, was sie wollen. In einer gesunden Beziehung respektieren die Eltern jedoch die Grenzen ihres Kindes. Auch wenn sie nicht immer mit deren Entscheidungen einverstanden sind, verstehen sie, dass sie nicht jeden Schritt ihres Kindes kontrollieren können. 
  • Sie sieht dich als Erweiterung ihrer selbst
    Es ist ganz natürlich, dass Eltern ein Stück von sich selbst in ihren Kindern sehen und stolz auf deren Erfolg sind. Narzisstische Mütter aber sehen ihre Kinder als Erweiterung ihrer selbst und nicht als eigenständige und einzigartige, unabhängige Menschen. Sie sehen die Kinder nicht als Spiegelbild, sondern als Repräsentation. Narzisstische Mütter sonnen sich im Ruhm der Leistungen eines Kindes, als wären es ihre eigenen. 
  • Sie spielt dich und deine Geschwister gegeneinander aus
    Während sich die meisten Mütter wünschen, dass ihre Kinder miteinander auskommen und starke Bindungen entwickeln, wollen narzisstische Mütter nicht, dass ihre Kinder untereinander zu Verbündeten werden. Die Eifersucht auf die enge Beziehung ihrer Kinder bedroht ihr Ego, da sie sich immer danach sehnen, der Mittelpunkt der Welt ihrer Kinder zu sein. 
  • Gaslighting
    Narzisstische Mütter können deinen Realitätssinn durcheinanderbringen, sodass du dir selbst nicht mehr traust und von ihrer Version der Realität abhängig wirst. Gaslighting ist ein klassisches Element des narzisstischen Missbrauchs. Oft merkt man gar nicht, dass man mit Gaslighting konfrontiert wird – es ist ein Gift, das sich heimtückisch ausbreitet. 
  • Sie stellt sich oft als Opfer dar
    Narzissmus korreliert mit dem angeborenen Gefühl, einzigartig und anderen Menschen überlegen zu sein. Infolgedessen kann eine narzisstische Mutter eine Situation manipulieren, um Sympathie und Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie kann sich zum Beispiel oft darüber beklagen, dass sie sich ausgeschlossen oder missverstanden fühlt. Und wenn ein ungünstiges Ereignis eintritt, schwelgt sie lange und laut in dem Drama, das es unweigerlich mit sich bringt. 
  • Sie ignoriert deine Bedürfnisse
    Die meisten Eltern empfinden großen Schmerz, wenn ihr Kind zu Schaden kommt. In der Folge versuchen sie auch, auf die Vorlieben, Abneigungen und persönlichen Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Viele Eltern fühlen sich sogar schuldig oder schämen sich, wenn sie dies nicht tun. In narzisstischen Bindungen ist das anders. Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder narzisstischer Eltern oftmals von einem Mangel an Empathie seitens ihrer Eltern berichten. Auch das Interesse an den emotionalen Bedürfnissen sei begrenzt. 
  • Sie kann keine Kritik annehmen
    Oftmals sind narzisstische Mütter jähzornig. Das kann dazu führen, dass sie auf andere losgehen, wenn sie herausgefordert oder ihre Ansichten in Frage gestellt werden. Als Reaktion auf Kritik an ihnen oder ihren Kindern, können sie Wutausbrüche bekommen. In der Regel reagiert eine narzisstische Mutter passiv-aggressiv auf diejenigen, die versuchen, sie und ihre Wünsche infrage zu stellen. Ihr wahres Selbstwertgefühl ist so gering, dass sie jede Kritik als einen erheblichen Schlag gegen ihr Ego empfinden.

Auch interessant: Narzissmus in der Familie

Wie sich eine narzisstische Mutter auf Kinder auswirkt

Die ersten Beziehungen, die Menschen eingehen, sind die zu ihren Eltern und Geschwistern. Die Lektionen, die Kinder von narzisstischen Eltern gelernt haben, können zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Gestaltung gesunder Beziehungen im späteren Leben führen. Welche weiteren Auswirkungen zu erwarten sind, erfährst du hier.

  • Du bist hochsensibel: Da du nie wusstest, wann deine Mutter anständig oder feindselig sein würde, läufst du immer noch auf Eierschalen und dein Radar für die Emotionen anderer ist sehr gut eingestellt. Das zehrt auf Dauer an deiner Energie und Gesundheit. 
  • Schlechte emotionale Intelligenz: Du fragst dich vielleicht, wie du unglaublich gut auf andere eingehen kannst, aber eine geringe emotionale Intelligenz hast? Leider werden Kinder von Narzissten dazu erzogen, ihre Gefühle zu ignorieren. Sie versuchen auch, ihre Kinder davon zu überzeugen, dass das, was sie glauben zu fühlen, nicht die wahren Gefühle sind.
  • Unfähigkeit, Grenzen zu setzen: Das Fehlen von Grenzen zwischen narzisstischen Müttern und ihren Kindern und die Tatsache, dass sie die Kinder als verlängerten Arm ihrer selbst betrachten, verhindern, dass die Kinder gesunde emotionale Grenzen entwickeln können. 
  • Unsicherer Bindungsstil: Wenn du bei narzisstischen Eltern aufgewachsen bist, kannst du eine unsichere Bindung entwickeln. Vielleicht befürchtest du, dass dein Gegenüber dir nicht so nahe sein will, wie du es gerne hättest. Oder du möchtest deine Autonomie um jeden Preis schützen, indem du andere auf Abstand hältst. Mehr zu den verschiedenen Bindungstypen gibt es hier.
  • Du bist hart zu dir selbst: Als Kind ist es am einfachsten, die Kontrolle über Situationen zu übernehmen, indem wir uns selbst die Schuld geben. Wenn du dir diese Selbstbeschuldigung als einen Muskel vorstellst, dann hat dieser gut gepumpte Muskel im Erwachsenenalter die Größe des Hulk erreicht. Damit einher geht ein großes Schamgefühl, weil du dich für einen grundsätzlich schlechten und nicht liebenswerten Mensch hältst. 
  • Du hast das Bedürfnis, dich um andere zu kümmern: Narzisstische Mütter stellen immer ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund und erwarten von ihren Kindern, dass sie sich selbst zurücknehmen. So wachsen Kinder von Narzissten in dem Glauben auf, dass es ihre Aufgabe im Leben ist, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern, bevor sie ihre eigenen erfüllen. 

Wie geht man mit narzisstischen Müttern um?

Egal ob als Kind oder im Erwachsenenalter – der Umgang mit Narzissten ist zweifelsohne eine Herausforderung. Auch, wenn du vielleicht nie eine ideale Beziehung zu deiner Mutter aufbauen wirst, kannst du bestimmte Maßnahmen ergreifen, um dein Wohlbefinden zu schützen und deine persönlichen Bedürfnisse zu achten. Hier kommen Tipps für den Umgang mit einer narzisstischen Mutter.

  • Gib nicht dir selbst die Schuld: Wenn dich deine Mutter ständig herabgesetzt, beschämt oder verurteilt hat, dann hat ihr Verhalten vermutlich einen massiven Tribut an dein Selbstwertgefühl gefordert. Du denkst, du bist das Problem? Das bist du nicht. Menschen verdienen Liebe, Respekt und Mitgefühl. Denke daran, dass die narzisstische Persönlichkeitsstörung eine klinisch diagnostizierte psychische Erkrankung ist. Es ist nicht deine Schuld, dass deine Mutter dich so behandelt, wie sie es tut.
  • Setze Grenzen: Narzisstische Mütter können nicht gut mit Grenzen umgehen. Gleichzeitig fällt es dir vielleicht schwer, sie zu erkennen oder zu setzen. Du möchtest eben keinen Ausbruch provozieren. Nimm dir etwas Zeit, um über deine Grenzen nachzudenken, sie festzulegen und sie deiner Mutter klar und deutlich mitzuteilen.
  • Kontakt minimieren: Eine der wirksamsten Möglichkeiten, sich von dem negativen Einfluss einer narzisstischen Mutter zu schützen, besteht darin, die Kommunikation mit ihr einzuschränken. Du bist erwachsen. Du kannst frei entscheiden, wie und wann du mit deiner Mutter in Kontakt treten möchtest.
  • Ruhig und respektvoll bleiben: Lass nicht zu, dass deine narzisstische Mutter dich zu einer emotionalen Reaktion auf ihre Handlungen provoziert. Narzissten blühen auf, wenn sie Aufmerksamkeit bekommen. Indem du ruhig und respektvoll bleibst, nimmst du ihr die Macht, dich so zu manipulieren, dass du ihren narzisstischen Hunger stillst. 
  • Stelle deine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund: Du hast das Recht, deine Bedürfnisse über die deiner Mutter zu stellen – auch wenn sie dies in deiner Kindheit verweigert hat. Es wird nicht von dir erwartet, dass du ihr unverdiente Verehrung entgegenbringst. Das mag anfangs eine Herausforderung sein, aber nach und nach wird es leichter. 
  • Kümmere dich um dein Selbstwertgefühl: Kinder bauen ihr Selbstwertgefühl unter anderem danach auf, wie ihre Eltern sie sehen und behandeln. Da narzisstische Mütter oftmals nicht anerkennen können, dass ihre Kinder eigenständige Wesen sind, entwickeln ihre Kinder oft ein geringes Selbstwertgefühl. Nun bist du aber erwachsen und musst dich nicht mehr auf die Einschätzung deiner Mutter verlassen. Konzentriere dich auf Aktivitäten, die dein Selbstwertgefühl stärken
  • Professionelle Unterstützung: Wenn du eine narzisstische Mutter hast, bietet eine Therapie einen sicheren Ort, um deine Beziehung zu verarbeiten und weitere Wege zur Heilung und Bewältigung zu finden. 

Fazit

Mit einer narzisstischen Mutter aufzuwachsen ist nicht einfach. Es ist eine Herausforderung, den Spagat zu schaffen zwischen der Person, die uns zur Welt gebracht hat und die wir eigentlich über alles lieben, der Enttäuschung, dass sie uns nicht das geben kann, was wir benötigen und der Erkenntnis, dass ihr Verhalten von einer Krankheit gesteuert wird – sie also eigentlich nicht mal etwas dafür kann. Auch wenn du deine Mutter nicht ändern kannst und vielleicht sehr viel Enttäuschung und Wut in dir trägst, ist es ratsam, deine Reaktionen zu überdenken, für dich selbst zu sorgen und auf Abstand zu gehen, wenn du merkst, dass dir der Kontakt nicht guttut. Es ist ebenfalls ein mutiger Schritt, dir professionelle Hilfe zu suchen, um die Wunden deiner Kindheit hinter dir zu lassen und Frieden mit der Vergangenheit sowie mit deiner narzisstischen Mutter zu schließen.

Verwendete Quellen:

Charles A. Nelson: "Adversity in childhood is linked to mental and physical health throughout life", ncbi.nlm.nih.gov, 2020

Brittany N. Bach: "The Impact of parental narcissistic traits on self-esteem in adulthood", scholarworks.smith.edu, 2014

Paige L. Sweet: "The Sociology of Gaslighting", asanet.org, 2019

Informationen zu Hilfsangeboten

Siehst du bei dir Anzeichen einer Essstörung, Suchterkrankung, Angststörung, Depression, selbstverletzende Tendenzen oder einer anderen möglichen Gefährdung für deine Gesundheit oder dein Leben? Das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hilft dir anonym weiter. Zu erreichen ist es unter: 0221/892 031. Weitere professionelle und spezialisierte Beratungsangebote findest du außerdem auf den Infoseiten der BZgA.

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel