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Selbstoptimierung: Worum es dabei wirklich geht

Selbstoptimierung: Eine zufriedene junge Frau auf dem Fahrrad
© BublikHaus / Shutterstock
Selbstoptimierung ist ein laaaanger Prozess mit vielen Aufs und Abs. Wie du WIRKLICH sinnvoll an dir arbeitest und dein bestes Ich findest, liest du hier.

Selbstoptimierung liegt uns in der Natur

Seien wir ehrlich: Als wir klein waren und laufen gelernt haben, sahen wir alle aus wie Enten und konnten kaum einen Raum durchqueren, ohne drölfzig Mal hinzufallen und mühsam wieder aufstehen zu müssen. Heute, als Erwachsene, stolzieren wir problemlos und elegant auf Acht-Zentimeter-Absätzen über Kopfsteinpflaster und schauen dabei nicht mal, wo wir hintreten, sondern aufs Handy (oder könnten es zumindest ...😅).

Wie haben wir das hinbekommen? Wir haben solange geübt und nicht aufgegeben, bis wir es konnten. Egal, ob laufen, sprechen, lesen, schreiben, rechnen, Schleife machen, schminken oder Konflikte lösen: In allem, was wir tun und können, werden wir mit der Zeit und Übung immer besser – und zu vielem müssen wir uns nicht einmal überwinden. Insofern können sich schon mal diejenigen unter uns beruhigen, die sich selbst für nicht ambitioniert genug halten: Einen gewissen Drang zur Selbstoptimierung haben wir nämlich alle. Allerdings scheint das vielen zu wenig sein. Und damit sind wir auch schon beim Thema.

Selbstoptimierung: Was bedeutet das eigentlich?

Zunächst einmal ist "Selbstoptimierung" ein sehr vager Begriff, der nichts weiter bedeutet als: 

  • "Besser werden!" 

Worin auch immer. Als Menschen haben wir soooo viele Seiten und Facetten, dass wir vor lauter Wachstum, Weiterentwicklung und Potentialen gar nicht mitbekommen, was wir alles ständig an uns optimieren oder schon optimiert haben. 

Zum Glück (oder Unglück ...) liegen uns neben unserem Selbstoptimierungsdrang aber noch weitere Eigenschaften in der Natur, darunter auch die folgende: Stets die eigenen Schwächen vor Augen zu haben und sich darüber bewusst zu sein, wo wir noch besser werden können

Und genau darin liegt eine Herausforderung: Wir werden nämlich niemals absolut "perfekt", "optimal" oder "fertig" sein, d. h. wir können unseren Durst nach Optimierung nicht endgültig stillen, da unser "besser werden" kein Ende hat (jedenfalls nicht, solange wir leben und bei Verstand sind). Weil aber so ein Weg ohne Ziel insbesondere für Mitglieder einer Leistungsgesellschaft wie unserer immer irgendwie beängstigend und sinnlos erscheint, wird Selbstoptimierung für alle, die irgendwo ankommen möchten, heute oft definiert und verstanden als:

  • "Das Streben, die beste Version des eigenen Selbst zu werden" aka "das Beste aus sich machen".

Diese Definition stellt uns im Prozess der Selbstoptimierung zwar immerhin ein Ziel in Aussicht, das an sich auch überhaupt nicht verkehrt ist – führt aber dummerweise ganz offensichtlich leicht auf den falschen Weg bzw. in die Irre und den Wahn ... 

Selbstoptimierung als Geschäftsmodell

Gerade im Bereich Diät und Fitness wird mit der "werde die beste Version deines Selbst"-Formel fröhlich um sich geschmissen. Was im letzten Jahrtausend noch Idealgewicht, Modelmaße, 90-60-90 oder Größe 34 waren, ist heute die Selbstoptimierung (immerhin ...). Sie scheint die perfekte Lösung für dieses lästige Problem zu sein, dass Körper(formen) unterschiedlich sind und wir im Gym nicht alle dieselben Ziele anstreben können. Gleichzeitig hat das wiederum den wirtschaftlich erfreulichen Vorteil, dass sich das Geschäft vervielfachen lässt: Jeder Mensch braucht einen auf ihn zugeschnittenen Trainings- und Ernährungsplan – und wer könnte den besser erstellen und seine Umsetzung begleiten als ein professioneller und für seine Dienste angemessen entlohnter Personaltrainer ...? (Nichts gegen Personaltrainer, toller Beruf!!!) 

Natürlich gibt es auch jenseits von Fitnessstudios und Proteinriegeln zahlreiche Angebote, die uns auf unserem Weg der Selbstoptimierung dem Ziel Richtung "Best-Version" voranzubringen versprechen. Um auf dem Höhepunkt unserer Leistungsfähigkeit zu balancieren, müssen wir schließlich nicht unbedingt super sportlich und durchtrainiert, sondern lediglich gesund und fokussiert sein. So können wir unser Geld statt für Sportklamotten und Fitnessclubbeiträge z. B. auch für Time-Management-Ratgeber, Brainstorming-Seminare oder Uhren ausgeben, die uns sagen, wann es an der Zeit ist, schlafen zu gehen. Nur einschlafen müssen wir dann eben noch selbst ...

Selbstoptimierung lässt sich nicht berechnen

Doch selbst wenn es mittlerweile heißt "trainiere und diäte dich so hübsch und attraktiv, wie du sein kannst" (oder 'lebe so smart, strukturiert und gesund, dass du niemals müde bist') und nicht mehr "trainiere und diäte dich auf BMI 18" (oder 'reiß dich mal zusammen'), bleibt die übergeordnete Handlungsanweisung die gleiche:

  • "Folge diszipliniert deinem Weg, damit du dein Ziel, dein bestes Ich zu sein, so schnell wie möglich erreichst".

Aber genau so einfach ist es eben nicht. Denn obwohl die Superlativ-Formulierung einer "best Version" ein fixes Ziel verspricht, bleibt die Wahrheit, dass es keines gibt. Sobald wir einen bestimmten Fitness-Level erreicht haben, rückt der nächste in greifbare Nähe und wird plötzlich realistisch. Ist unser Tagesablauf erst einmal so ideal eingerichtet, dass wir unsere Aufgaben stets tiptop bewältigen, haben wir Kapazitäten frei, um uns neuen Herausforderungen zu stellen. Die beste Version unseres Selbst wächst immer mit uns mit. Deshalb sollten wir uns weniger darauf versteifen, sie überhaupt erst zu erschaffen oder zu erreichen, sondern uns fragen, wie wir sie finden und im Idealfall hin und wieder mal aktivieren können. Dazu brauchen wir keine Technologien, Daten oder Maßgaben, sondern unser Gefühl.

Anzeichen, dass du dich selbst nicht liebst: Eine junge Frau versteckt sich unter ihrem Pulli

Selbstoptimierung: Darauf kommt es wirklich an

Menschen, die verbissen an ihrer Selbstoptimierung arbeiten und an einem schönen Sommertag auf den Eisbecher verzichten, weil es ihnen ihr Fitnessarmband vorschreibt, haben oft leider keine Zeit, "Die Ärzte" zu hören, die nämlich in einem ihrer Songs den weisen Satz fallen lassen:

Du bist immer dann am besten, wenn's dir eigentlich egal ist.

Bislang gibt es zwar keine Formel, die diese Aussage belegt, aber wie die Erfahrung zeigt, ist da einiges dran. (Oder wann bringst du bessere Leistungen bzw. bist belastbarer: Direkt nach einem Urlaub, in dem du entspannt und dich einfach mal gar nicht gefordert hast oder nach Monaten durchgängiger Performance, in denen du schnurstracks und eisern deine Ziele verfolgt hast ...?)

Die Sache ist nämlich die: Um unser bestes Ich zu sein, müssen wir nicht im Einklang mit irgendwelchen Vorgaben leben (so individuell sie auch auf uns zugeschnitten sind), sondern in erster Linie mit unserer inneren Stimme und unseren Bedürfnissen.

  • Je glücklicher wir sind, umso erfolgreicher, kreativer und leistungsfähiger sind wir.
  • Je entspannter wir sind, umso mehr können wir bewältigen.
  • Je freier wir sind, umso mehr empfinden wir es als Privileg, uns weiterentwickeln zu können, und haben darauf Lust, und umso weniger als Zwang, der Anstrengung und Disziplin erfordert.

Natürlich können Sport, Fitness und Diäten bzw. gesunde Ernährung zur Selbstoptimierung beitragen oder sogar notwendig sein, schließlich fühlen wir uns nur glücklich, entspannt und frei, sofern unser Körper uns nicht stört (letztlich sind ja all unsere Gefühle und Empfindungen auch irgendwie körperliche Reaktionen ...). Genauso können Ratgeber und Pläne dabei helfen, sich besser zu organisieren. Doch wann immer uns etwas daran hindert, auf unsere Gefühle und Bedürfnisse einzugehen und ihnen zu folgen, ist es bei unserer Selbstoptimierung kontraproduktiv. Wenn unsere Ziele uns unglücklich machen, unter Druck setzen, einschränken oder ein schlechtes Gewissen verursachen, sobald wir einmal "undiszipliniert" sind, werden wir vielleicht in einer Sache besser – sind aber sehr wahrscheinlich nicht die beste Version, die wir sein könnten. Doch das Beruhigende dabei ist ja: Im Leben geht es überhaupt gar nicht darum, den schnellsten, geradesten und effizientesten Weg zu finden, sondern den eigenen – und von dem im Idealfall so viel wie möglich mitzunehmen ...

Du suchst nach Tipps und Inspiration, die dir dabei hilft, dein bestes Ich auszuleben? Vielleicht bringen dich unsere Artikel Gefühle verstehen,Ängste überwinden, Gewohnheiten ändern, Selbstbewusstsein stärken oder Was ist Glück? ein Stückchen weiter.

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