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Gefühle verstehen Was sie bedeuten und wie du emotional ausgeglichener wirst

Gefühle verstehen: Eine Frau liegt an einem Kieselsteinstrand und denkt nach
© Olesya Kuznetsova / Shutterstock
Wenn wir unsere Gefühle verstehen, sind wir ausgeglichener und kommen besser durch das Leben. Warum das so ist und wie es geht, erfährst du hier.

Auch wenn es bei einigen Personen manchmal vielleicht nicht so aussieht – alle Menschen haben Gefühle. Und zwar nicht nur gelegentlich, sondern ständig. 

Emotionen sind so etwas wie unser natürliches, ganz persönliches Navigationssystem. Sie zeigen uns unter anderem,

  • was uns wichtig ist, (zum Beispiel Trauer, Sehnsucht, Eifersucht)
  • was wir brauchen und wollen, (Glück, Freude, Bewunderung, Neid)
  • was uns weh tut, (Traurigkeit, Schmerz)
  • was wir meiden sollten (Angst, Ekel)
  • wo unsere Grenzen liegen (Wut, Angst, Trauer)

Das heißt: Je besser wir unsere Gefühle verstehen, umso leichter finden wir unseren Weg

Gefühle verstehen: Welche Emotionen gibt es?

Eine Zeit lang haben Psycholog:innen folgende sechs Grundemotionen unterschieden:

  • Wut
  • Traurigkeit 
  • Ekel 
  • Überraschung
  • Glück
  • Angst

Mittlerweile sind sich aber die meisten Expert:innen einig, dass dieses Modell der Komplexität unserer Gefühlswelt nicht annähernd gerecht wird und dass man deutlich mehr Emotionen unterscheiden müsste.

In einer Studie der Universität Berkeley von 2017 identifizierten Wissenschaftler zum Beispiel immerhin schon 27 verschiedene Grundemotionen, darunter Empfindungen wie Interesse, Romantik, Bewunderung und Erleichterung.

Allerdings dürfte auch das nicht die komplette und für alle Zeiten finale Liste menschlicher Emotionen sein – zumindest wird zu dieser Frage immer noch fleißig geforscht und zum Teil sehr emotional diskutiert. 

Gefühle verstehen: Wie funktioniert unser emotionales Navi?

Das meiste, was wir bewusst erleben, löst Emotionen in uns aus oder beeinflusst sie zumindest, und zwar in etwa so:

  1. Wir nehmen etwas wahrzum Beispiel nehme ich wahr, dass mein Freund nicht auf meine Nachricht antwortet
  2. Wir bewerten unsere Wahrnehmung und ordnen sie ein – toll. Ich bin meinem Freund mal wieder nicht wichtig genug
  3. Aufgrund unserer Bewertung fühlen wir etwasich bin stinksauer
  4. Unser Gefühl wirkt sich auf unser Handeln und unsere Entscheidungen aus ich konfrontiere meinen Freund und frage ihn, was ihn davon abgehalten hat, mir zu antworten

Im Grunde sind Gefühle somit psychosomatische Reaktionen auf unsere Wahrnehmung. Sowohl körperlich als auch in unserer Stimmung machen sie sich bemerkbar und lenken unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, die für uns relevant sind. Außerdem helfen sie uns beim Lernen und bei unserer Entwicklung, denn emotional aufgeladene Erfahrungen behalten wir besser im Gedächtnis als andere. 

Wie können wir mit unseren Gefühlen umgehen?

Was in dem oben beschriebenen 4-Schritte-Plan auffällt: Wir können unsere Gefühle selbst beeinflussen – und das sogar in einem nicht unwesentlichen Maße. Der Knackpunkt liegt dabei in Schritt 2, bei der Bewertung unserer Wahrnehmung.

Denn dass mir mein Freund nicht antwortet, könnte ich ja auch ganz anders einordnen. Zum Beispiel könnte ich denken "Oh je, der Ärmste hat so viel zu tun, dass er mir nicht einmal kurz ein Emoji schicken kann." Dann würde ich eher Mitleid empfinden als Wut und lieb und behutsam mit ihm umgehen anstatt konfrontativ.

Zwar hängt unsere Einordnung von Erlebnissen immer stark von unserem Wissen und Erfahrungsschatz ab, doch wenn wir smart mit unseren Emotionen umgehen und unsere Gefühle verstehen möchten, können wir uns vor allem mit Punkt 2 beschäftigen – und nicht erst bei Punkt 4 versuchen, unser Verhalten zu manipulieren.

Warum ist Gefühle verstehen manchmal so schwer?

Im Idealfall lernen wir ganz von selbst, wie wir unsere Gefühle verstehen und unserem individuellen Psycho-Navi folgen. Doch den Idealfall gibt es bekanntlich nicht. In der Realität können uns unsere Gefühle irritieren und sehr viel mentale Energie kosten. Sie können in einen Widerstreit mit unserer Lebensplanung treten und in ungünstigen Momenten besonders stark werden. Und deshalb unterdrücken wir unsere Gefühle manchmal oder versuchen es zumindest.

Außerdem können wir uns nach Erlebnissen, die besonders intensive Gefühle auslösen, selten die Zeit nehmen, sie in angemessener Weise zu verarbeiten. (Stichwort: Ach, dein Vater ist gerade überraschend verstorben? Dann erhol dich gut an deinen zwei Tagen Sonderurlaub und sei zum Meeting am Mittwoch bitte pünktlich und vorbereitet.)

Diese und andere Gründe führen dazu, dass wir manchmal im Gefühlschaos versinken, emotional überfordert sind und am liebsten gar nichts fühlen würden. Oder dass wir Probleme wie Beziehungsangst und krankhafte Eifersucht bekommen (wie du Eifersucht bekämpfen kannst, erfährst du hier).

Gefühle verstehen mit nur zwei Fragen

Wenn wir in einer Situation stecken, in der wir emotional überfordert sind, können wir uns vielleicht einen Moment Zeit nehmen und uns zwei Fragen stellen:

  1. Was fühle ich? Die Emotionen so konkret und detailliert wie möglich benennen und beschreiben – aufschreiben hilft.
  2. Was hat meine Gefühle ausgelöst? Das Erlebnis identifizieren, das den Anstoß für die Gefühle gegeben hat und die eigene, subjektive Bewertung dessen überprüfen und hinterfragen.

Dabei kann es helfen, zusätzlich Abstand von der Situation zu suchen, die uns in das Gefühlschaos gestürzt hat. Denn aus der Distanz oder einer veränderten Perspektive sehen wir die Dinge immer etwas anders, was wiederum unsere Bewertung beeinflusst und damit auch unsere Gefühle.

Ansonsten ist es bei emotionaler Überforderung natürlich sinnvoll mit anderen darüber zu sprechen – ob mit Freund:innen, Familie oder Profis – denn auch dadurch bekommen wir eine andere Sichtweise auf unsere Lage aufgezeigt.

Egal ob wir sie hassen oder lieben und wie wir im Einzelnen mit ihnen umgehen: Gefühle grundsätzlich zu ignorieren oder gegen sie anzukämpfen ist langfristig in der Regel keine sehr gesunde Strategie. Schließlich sind sie ein Teil unseres Lebens und unserer Persönlichkeit. Unseren Emotionen mit Neugier und Interesse zu begegnen, kann uns weiterbringen und viel über uns selbst verraten. Sie hingegen als Störfaktor zu betrachten und zu bekämpfen, kostet in erster Linie unnötig Energie.

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