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Was ist Glück? Ein Klärungsversuch

Was ist Glück? Eine junge Frau am Fluss wirft einen Papierflieger in die Luft
© Aleksandrs Muiznieks / Shutterstock
Die meisten Menschen haben es zwar schon gefühlt, doch eine Antwort auf die Frage "Was ist Glück?" können nur wenige geben – wir versuchen's.
  • Ein Sechser im Lotto
  • Du kommst vom Joggen nach Hause und in dem Moment, in dem die Tür hinter dir zugeht, fängt es draußen an zu schütten
  • Wahre Liebe
  • Ein gesundes Kind zur Welt bringen
  • Jeden Abend entspannt und ausgeglichen von der Arbeit nach Hause kommen

Das alles (und noch viel meeeeeehr) sind mögliche (und richtige!) Antworten auf die Frage aller Fragen: Was ist Glück? Und damit sind wir auch schon mittendrin und haben bereits den ersten Anhaltspunkt bzw. die erste Eigenschaft von Glück gefunden: Es kann ganz offensichtlich unterschiedliche Formen annehmen!

Was ist Glück? Zufall versus Zufriedenheit

Im Deutschen kann der Begriff "Glück" sogar noch mehr verschiedene Dinge meinen als in vielen anderen Sprachen – denn wir verwenden ihn sowohl

  • für Ereignisse, bei denen wir unwahrscheinlicher Weise vom Zufall begünstigt werden (z. B. der Sechser im Lotto oder das Einsetzen des Regens, erst wenn wir in der Wohnung sind) als auch
  • für eine Art angenehmen Gefühlszustand.

Auch wenn beides interessant ist und miteinander zusammenhängen kann (mehr dazu unten), konzentrieren wir uns hier und jetzt zunächst auf die zweitgenannte Bedeutung von Glück – wir wollen nämlich wissen: Was macht uns glücklich? (Oder auch: Wer ...?) Wie (emp)finden wir Glück? Und woran erkennen wir es?

Was ist Glück: Das sagt die Wissenschaft

Egal ob man Philosophen, Neurologen, Psychologen oder ausgewiesene Glücksforscher fragt, sie alle würden sich zumindest auf Folgendes einigen: Jeder Mensch strebt in seinem Leben nach Glück. Glücklich sein ist für uns alle das oberste Lebensziel.

Das Glück des Aristoteles

In der antiken Philosophie hieß das ultimative Endziel eines sinnvollen Lebens "Eudaimonia", was so viel bedeutet wie "gutes Los, gelungenes Schicksal" (wieder die Connection zum Lottogewinn!). Sämtliche namhaften Denker wie Aristoteles, Platon, Seneca oder Epikur widmeten ganze Bücher der Frage, wie wir leben müssen, um unsere Eudaimonia zu erreichen.

Die Antworten sind weitgehend großartig, reichen allerdings – ganz kurz gefasst – von "Maß halten und immer schön dem mittleren Weg folgen, ohne zu weit auszuscheren", über "alle Seelenteile ihr Ding machen lassen" und "akzeptieren lernen, was wir nicht ändern können", bis hin zu "aus den Vollen schöpfen und stets all unsere Bedürfnisse befriedigen". Heißt also: Über das Ziel waren sich die cleveren Abendländer zwar einig, über den Weg allerdings nicht. Na wenn das keine heiße Spur ist ...

Neuro-Glück

Auch wenn Hirnforscher den faszinierenden Nervenklumpen in unserem Schädel längst noch nicht in all seinen Windungen durchdringen konnten, eines haben sie schon festgestellt: Das Belohnungszentrum in unserem Superhirn hat eine äußerst große Macht über unser Leben und unsere Handlungen. In seinem Buch "Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst" (Ullstein) erklärt der österreichische Neurowissenschaftler Niels Birbaumer unter anderem, wie Süchte entstehen und siehe da: Das Erleben von Glücksmomenten spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Laut Birbaumer ist nämlich eines der wichtigsten neurologisch bedingten Merkmale unserer Persönlichkeit, dass wir im Leben stets das tun oder uns für das entscheiden, von dem wir uns unterm Strich den größtmöglichen Glücks-Kick in unserem Nervenklumpen versprechen. Was das im Einzelnen ist, bestimmt zum Teil unsere Erfahrung, zum Teil unser Vorahnungsvermögen und zum Teil diverses Anderes, doch entscheidend ist: Wir glauben, dass es uns glücklich macht – körperlich messbar und nachweislich glücklich.

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Das Glück der Psychologen

Psychologen und vor allem Psychotherapeuten haben in ihrer Arbeit häufig mit Menschen zu tun, die gerade leider gar keinen Plan haben, was Glück ist – und sich, weil sie grundlegend unglücklich sind, Hilfe suchen. Allein das führt natürlich auch sie schon zur Annahme, dass Glück offenbar das Lebensziel schlechthin ist – denn wenn es ausbleibt, veranlasst das Menschen dazu, etwas verändern zu wollen.

Im Gegensatz zu Neurowissenschaftlern verstehen Persönlichkeitspsychologen unter Glück allerdings weniger einen messbaren, schwankenden Wert als eine Art Halt und Stabilität gebenden, unterschwelligen Grundzufriedenheitszustand, der uns Veränderungen, Herausforderungen und Krisen selbstständig und unversehrt bewältigen lässt und den wir erreichen, indem wir unser Leben entsprechend geordnet und einrichten.

Glücksforscher decken auf

Wissenschaftler, die heute als "Glücksforscher" bezeichnet werden, sind in Bezug auf die Glücks-Frage natürlich so klug wie Neurologen, Psychologen und Philosophen zusammen und beschäftigen sich hauptberuflich mit Fragen wie: Was brauchen Menschen, um glücklich zu sein? Wie finden wir denn nun dieses Glück? Um das herauszufinden, haben sie in den letzten paar Jahrzehnten immer wieder etliche Menschen gefragt, wie glücklich sie sind und was sie glücklich macht. 

Glücksfaktoren, die immer wieder auftauchen, sind:

  • Sozialleben: Freunde, Familie und Partnerschaft stehen bei den meisten Menschen ganz oben auf der Liste ihrer Glücksbringer. Entscheidend ist dabei nicht die Zahl der sozialen Beziehungen, sondern ihre Qualität und Tiefe.
  • Beruf: Wer im Job weder über- noch unterfordert ist und in seiner Tätigkeit einen Sinn sieht, fühlt sich im Allgemeinen glücklich. Wenn ein Mensch seinen Beruf dagegen als notwendiges und quälendes Übel im Leben sieht, überschattet das meist auch andere Bereiche.
  • Wohlstand: Finanzielle Sorgen und Existenzängste stehen dem Glück im Weg. Doch auch zu viel Besitz macht unglücklich – wer mehr hat, als er für sein persönliches Glück einsetzen kann oder braucht, hat dadurch tendenziell nur zusätzliche Sorgen. (Aristoteles lässt grüßen ...)
  • Persönliche Freiheit: Nur wenn wir das Gefühl haben, unser Leben in hohem Maße selbst gestalten zu können, empfinden wir es als glücklich und erfüllt. Wer sich stets bevormundet und unter Druck gesetzt fühlt, kann dagegen meist sehr genau beschreiben, was Glück nicht ist ...
  • Lebenseinstellung: Zufriedenheit ist vor allem eine Empfindung und wer seine Gefühle verstehen kann, kann sie auch einigermaßen steuern und beeinflussen (über die Wahrnehmung, d. h. über das, was er oder sie sich bewusst entschließt zu erleben und zu priorisieren). Insofern ist Glück in gewissem Maße unabhängig von äußeren Faktoren, kann allein durch die persönliche Haltung gefunden werden und ist damit letzten Endes auch – eine Entscheidung. (Kennst du schon unseren Podcast "Glücklich sein ist eine Entscheidung"? Wenn nicht, hör gerne mal rein!)

Was ist Glück? Ein Fazit

Auch wenn es mit konkreten Definitionen von abstrakten Begriffen immer sehr schwierig ist – über das Glück wissen wir mit absoluter Sicherheit immerhin drei Dinge:

  1. Wir müssen offenbar nicht beantworten, was Glück ist, um zu fühlen, was uns glücklich macht
  2. Glück lässt sich in gaaaanz vielen verschiedenen Dingen finden
  3. Glück ist DAS Lebensziel schlechthin

Und jetzt kommt's: Wenn Glück das Ziel ist und das Ziel (wie wir dank Konfuzius wissen) der Weg – dann ist doch im Grunde Glück der Weg (und der Weg Glück). DER Weg wiederum ist im Großen und Ganzen jawohl unser Leben – also ist letztendlich unser Leben Glück bzw. Glück ist Leben! Dann wiederum ist das Entscheidende, um glücklich zu sein, "nur", dass wir unser Leben auf unsere Art führen und so intensiv erleben, wie es geht. Das erklärt sogar, warum Glück so unterschiedlich aussehen kann und wir keine allgemein gültige Definition dafür geben können. Außerdem: Letzten Endes ist doch das eigene Leben als Glück zu empfinden genau das, was wir uns alle wünschen. Und wenn wir das als Ziel im Blick haben, sind wir definitiv auf einem guten Weg.

(Nur der Vollständigkeit halber: Wenn wir nun noch bedenken, was für eine unfassbar unwahrscheinliche Fügung des Schicksals es ist, dass ausgerechnet das eine Spermium die Eizelle befruchtet hat, aus deren Kombi wir hervorgegangen sind, verschmelzen sogar die beiden Bedeutungen von Glück wieder miteinander – TADAA!)

Noch irgendwelche Fragen? Hoffentlich, denn zum Thema Glück haben wir noch einiges zu sagen! Wie wäre es z. B., wenn du mal unsere 3 Alltagsregeln für mehr Glück ausprobierst? Oder dem Retro-Fehler für immer abschwörst? Falls du dir selbst einen schnellen Glücks-Kick gönnen möchtest – wir haben ein paar Ideen, wie du es innerhalb von 10 Minuten anstellen kannst. Und für den Fall, dass du noch etwas weiter nachdenken und philosophieren möchtest: Mit dem Sinn des Lebens haben wir uns auch schon beschäftigt ...

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