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Blinder-Fleck-Effekt Wenn einem Menschen einfach nicht zu helfen ist ...

Blinder-Fleck-Effekt: Niedergeschlagene Frau mit geschlossenen Augen
© Eugenio Marongiu / Shutterstock
Manchmal sieht ein Mensch eine Situation nicht annähernd so wie wir – und wir können ihm einfach nicht helfen. Wann und warum dieser Blinde-Fleck-Effekt auftritt und wie wir trotzdem für Betroffene da sein können.

Blinder-Fleck-Effekt: Definition

Kennst du das Problem, wenn ein Mensch, der dir nahesteht, etwas tut oder in einer Situation verharrt, das oder die absolut und eigentlich total offensichtlich nicht gut für ihn ist? Du siehst es so klar und deutlich und versuchst, es ihr auf allen erdenklichen Wegen mitzuteilen, doch die Person ist einfach komplett beratungsresistent ...

Da wahrscheinlich die meisten Leute auf die Frage mit "Ja" antworten, das Phänomen jedoch bis heute keinen griffigen Namen hat, haben wir uns entschieden, ihm einen zu geben – Blinder-Fleck-Effekt: Wenn ein Mensch blind für etwas ist, das alle anderen ganz klar sehen.

4 typische Situationen, in denen der Blinde-Fleck-Effekt auftritt

Es gibt unterschiedliche Situationen, in denen der Blinde-Fleck-Effekt auftreten kann, doch manche Situationstypen sind offenbar prädestiniert dafür, diese spezielle Sehschwäche zu verursachen – denn in ihnen unterliegen ihr sogar Leute, die sonst immer den Durchblick haben ... 

1. (Toxische) Beziehung

Der Klassiker: Freundin, Kumpel oder Geschwister stecken in einer Beziehung fest, die sie ganz offensichtlich daran hindert, glücklich zu sein. Doch die betreffende Person ist einfach nicht dazu zu bewegen, das einzusehen, geschweige denn Schluss zu machen. Wahnsinnig schwer zu ertragen, aber passiert – so gut wie jedem mal ...

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2. Selbstzweifel und -kritik

Wer kennt das nicht: Man unterhält sich mit dem liebenswürdigsten, tollsten Menschen, den man kennt – der sich leider in einer Tour selbst fertig macht und ein schlechtes Gewissen hat, wenn er nur atmet. "Wieso zur Hölle kann diese Person sich nicht ein einziges Mal aus meinen Augen sehen?", fragt man sich da oft. Hilft nur leider genauso wenig wie die aufbauenden Worte, die man immer wieder von sich gibt ...

3. Workaholicismus/toxische Jobsituation

Auch wenn Menschen in einem Job feststecken, der sie unglücklich machen, oder beruflich viel mehr geben, als sie zurückbekommen, ist ihnen nur selten zu helfen. Man kann noch so oft und eindringlich sagen "das Leben ist kurz" oder "es gibt so viel Wichtigeres im Leben als die Karriere" – kürzer treten oder den Job wechseln scheinen für die Betroffenen als Optionen nicht zu existieren.

4. Destruktive Gewohnheiten/Verhaltensmuster

Sei es zwanghaftes "Ja-Sagen", eine ungesunde Lebensweise oder psychische Erkrankungen wie Süchte und Essstörungen – mit Reden und Argumenten kommt man bei Betroffenen einfach nicht weiter. In Gesprächen zeigen sie sich oft sogar einsichtig und scheinen ihre Probleme selbst zu sehen. Doch ihr Verhalten ändern sie trotzdem nicht und man kann nur hilf- und ratlos daneben stehen ...

Blinder-Fleck-Effekt: Das kannst du tun

Obwohl die Ursachen des Blinde-Fleck-Effekts von Situation zu Situation sowie natürlich von Mensch zu Mensch variieren, spielt eine Konstante oft eine große Rolle: Angst, insbesondere die Angst vor Veränderung. Lebensweise, Einstellungen und Gewohnheiten ändern erfordert Mut und Selbstbewusstsein, denn während wir bei dem, was wir kennen, Risiken, Nachteile etc. genau beurteilen und abschätzen können, ist all das bei Neuem stets ungewiss. Einfacher formuliert: "Meine aktuelle Beziehung ist zwar verkorkst – aber vielleicht wäre es allein oder mit jemand anderem ja noch schlimmer."

Diese oft sehr tief sitzende Angst trübt den Blick für Chancen, Fakten, Wesentliches – und macht Betroffene partiell blind. Zwar können wir auch für uns sehr nahestehende Personen keine Ängste überwinden und somit leider nicht einfach machen, dass der Blinde-Fleck-Effekt nachlässt oder verschwindet. AAABER wir können ihnen zumindest zur Seite stehen und sie unterstützen, indem wir alles in unserer Macht Stehende tun, ihnen Mut zu machen. Dazu können wir z. B.

  • Vorbild sein/inspirieren! Ratschläge wie "hör doch mal auf, dich selbst immer so fertig zu machen" mögen vielleicht nicht ankommen. Aber eventuell registriert die oder der Betroffene ja, wenn man selbst auf sich Acht gibt und einen positiven Umgang mit sich vorlebt? Oder im Fall einer toxischen Beziehung könnte man von eigenen oder Erfahrungen von Bekannten erzählen, bei denen ein mutiger Schritt die Lebensqualität verbessert hat ...
  • Liebe und Respekt! Am ehesten können wir das Selbstwertgefühl und -vertrauen einer anderen Person positiv beeinflussen, indem wir ihr Liebe, Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Jedem Menschen gibt es Kraft und macht Mut, gezeigt zu bekommen, dass er jemandem wichtig ist. Und auch wenn das allein vermutlich oft nicht ausreicht, um Angst und Blinder-Fleck-Effekt zu überwinden: Es tut zumindest gut!
  • Da sein und auffangen! Klar ist es schwer und frustrierend, wenn alle gut gemeinten Ratschläge wie Gummibälle an einer Wand abprallen. Doch falls uns die Person wirklich wichtig ist, darf das kein Grund sein, sich von ihr abzuwenden, im Gegenteil: Einem Menschen, der vom Blinder-Fleck-Effekt betroffen ist, sollten wir im Idealfall deutlich signalisieren, dass wir für ihn da sind, wann immer er uns braucht. Denn je mehr sich dieser Mensch darauf verlassen kann, dass ihm jemand zur Seite steht, falls es irgendwann tatsächlich mal noch schlimmer kommt, umso eher ist er bereit, ein Risiko einzugehen und die nötigen Veränderungen anzustoßen.

Ein weit verbreiteter Auslöser für den Blinder-Fleck-Effekt ist FOMO, die Angst etwas zu verpassen. Warum das Gegenstück – JOMO – viel gesünder ist und befreit, erfährst du in unserem Artikel. Falls du dich öfter mal fragst: Was ist Glück oder der Sinn des Lebens? Wir haben uns darüber auch schon ein paar Gedanken gemacht ... 

sus Brigitte

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