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Unsicher-ambivalente Bindung Was ist ein ängstlicher Bindungsstil?

Unsicher-ambivalente Bindung: Junge, nachdenkliche Frau am Fenster
© nicoletaionescu / Adobe Stock
Die unsicher-ambivalente Bindung gehört zu den vier Bindungstypen. Woran kann man sie erkennen und wie wirkt sie sich auf unsere Partnerschaften aus?

Inhaltsverzeichnis

Die Bindungstheorie deutet darauf hin, dass in der Kindheit angelegte Muster einen wichtigen Einfluss auf spätere Beziehungen haben. Begründer dieser Forschung ist der Psychoanalytiker John Bowlby. Nach ihm führte die Psychologin Mary Ainsworth in den 1970er Jahren diese Annahmen weiter aus. Es kristallisierten sich vier Bindungstypen heraus:

Sicher gebundene Erwachsene tendieren zu dem Gedanken, dass romantische Liebe von Dauer ist. Ambivalent gebundene Erwachsene berichten, dass sie sich häufig verlieben, während Menschen mit vermeidenden Bindungsstilen Liebe als selten und vorübergehend beschreiben.

Hier erfährst du mehr über die Geschichte und Theorie der Bindungstypen. Im Folgenden geht es ausschließlich um die unsicher-ambivalente Bindung.

Was ist eine unsicher-ambivalente Bindung?

Der unsicher-ambivalente Bindungsstil ist neben der unsicher-vermeidenden Bindung eine weitere Form der unsicheren Bindung. Er ist gekennzeichnet durch eine tiefe Angst vor dem Verlassenwerden. Menschen mit einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil neigen dazu, in ihren Beziehungen Verlustangst zu entwickeln. Sie machen sich oft Sorgen, dass ihr:e Partner:in sich von ihnen abwenden könnte und sind daher häufig auf der Suche nach Bestätigung. Dieser Bindungstyp wird übrigens auch als ängstliche Bindung bezeichnet.

Unsicher-ambivalente Bindung: Wie sie sich entwickelt

Eine unsicher-ambivalente Bindung ist das Ergebnis einer inkonsequenten Erziehung, die nicht auf die Bedürfnisse des Kindes ausgerichtet ist. Die Kleinen haben Schwierigkeiten, ihre Bezugspersonen zu verstehen und keine Sicherheit darüber, was sie von ihnen erwarten können. Kinder mit diesem Bindungsstil erleben einen sehr hohen Leidensdruck, wenn ihre Bezugspersonen sie verlassen. Manchmal sind die Eltern unterstützend und gehen auf die Bedürfnisse ihres Schützlings ein, während sie zu anderen Zeiten keine Rücksicht auf ihre Kinder nehmen.

Unsicher-ambivalente Bindung: Sind meine Eltern Schuld daran?

Bindungsstile, die sich im Kindesalter herausgebildet haben, müssen nicht unbedingt mit jenen im Erwachsenenalter übereinstimmen. Zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter machen wir viele weitere prägende Erfahrungen, die unseren Bindungsstil beeinflussen können. Du musst also nicht zwangsweise deinen Eltern die Schuld an deinen Beziehungsproblemen zuweisen. Auch traumatische Liebesbeziehungen können die Art, wie wir lieben, verändern. Nichtsdestoweniger können folgende Verhaltensweisen der Eltern dazu beitragen, dass Kinder einen ängstlichen Bindungsstil entwickeln. Zum Beispiel indem die Bezugspersonen …

  • … abwechselnd übermäßig verwöhnend und distanziert beziehungsweise gleichgültig sind.
  • … überfordert sind.
  • … manchmal aufmerksam sind und die Kinder dann wieder wegstoßen.
  • … ihre Schützlinge für ihre eigenen Gefühle verantwortlich machen.

Anzeichen: Woran erkennt man eine unsicher-ambivalente Bindung?

Bei Kindern erkennt man eine unsicher-ambivalente Bindung an den folgenden Merkmalen:

  • Sie können Fremden gegenüber misstrauisch sein.
  • Sind sehr verzweifelt, wenn die Eltern weggehen.
  • Sie wirken nicht getröstet, wenn die Bezugspersonen zurückkehren.
  • Glauben, dass sie sich um die Gefühle anderer kümmern müssen und werden oft abhängig.

Bei Erwachsenen erkennt man eine sichere Bindung mithilfe dieser Anzeichen:

  • Zögern, anderen nahezukommen und ihnen zu vertrauen
  • Große Verzweiflung, wenn Beziehungen enden
  • Hohe Empfindlichkeit gegenüber Kritik
  • Eifersüchtige Tendenzen
  • Bedürfnis nach Anerkennung durch andere
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Gefühl, der Liebe nicht würdig zu sein
  • Starke Angst vor Ablehnung und dem Verlassenwerden

Wie äußert sich die unsicher-ambivalente Bindung in Liebesbeziehungen?

Menschen mit einem ängstlichen Bindungsstil fühlen sich in der Regel der Liebe nicht würdig und brauchen die ständige Bestätigung durch ihre:n Partner:in. Sie geben sich oft selbst die Schuld für Probleme in der Beziehung und können aufgrund ihres geringen Selbstwertgefühls häufig intensiv eifersüchtig sein oder Misstrauen zeigen. Es besteht eine tief verwurzelte Angst, verlassen, zurückgewiesen oder allein zu sein.

Wie kann man eine unsicher-ambivalente Bindung heilen?

Sei gut zu dir und verurteile dich nicht dafür, wenn du einen ängstlichen Bindungsstil bei dir feststellst. Egal, welchem Bindungstypen du dich zugehörig fühlst – bist du zufrieden damit, musst du nichts daran ändern. Fühlst du dich in Liebesbeziehungen jedoch andauernd unsicher und unwohl, kannst du dein Verhalten in Partnerschaften reflektieren. Wir können die Art und Weise, wie wir mit unseren Partner:innen interagieren, lernen zu verstehen und dadurch heilen. Dir dabei Hilfe von außen zu holen, zum Beispiel in Form einer Therapie, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Hier findest du Tipps für die Therapieplatzsuche. Menschen mit einem unsicheren Bindungsstil haben außerdem häufig mit Selbstwertproblemen zu kämpfen. Deshalb kannst du dein Selbstwertgefühl stärken sowie dein Selbstvertrauen stärken. Diese Liebe zu dir selbst wird dir nicht nur in Beziehungen zugutekommen, sondern auch in allen anderen Lebensbereichen. 

Verwendete Quellen:

  • "Secure Base: Clinical Applications of Attachment Theory", traumatys.com, 1988
  • "Adult attachment, stress, and romantic relationships", sciencedirect.com, 2017
Brigitte

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