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Weltschmerz Wie kann man das Leid der Welt ertragen?

Weltschmerz: traurige Frau sitzt in abgedunkeltem Zimmer
© pitipat / Adobe Stock
Bin ich nur traurig? Bin ich überwältigt? Trauere ich? Bin ich deprimiert? Vielleicht empfindest du aber auch einfach Weltschmerz. Was das bedeutet, liest du hier.

Inhaltsverzeichnis

Es gibt im Moment eine ganze Menge Schreckliches auf der Welt. Wir haben eine Krise der psychischen Gesundheit, die – insbesondere bei jungen Menschen – durch die sozialen Medien angeheizt wird. Wir spüren einen Klimawandel, der nicht mehr aufzuhalten zu sein scheint und alle Arten von Umweltkatastrophen verursacht. Zudem liegt eine Pandemie hinter uns. Nebenbei toben Kriege und Menschen werden verfolgt und misshandelt. Jeder, den das, was in der Welt vor sich geht, nicht berührt, muss sich wahrscheinlich irgendwo unter einem Stein verstecken und von all dem nichts mitbekommen. 

Bei allem, was um uns herum passiert, gibt es ein Wort, das dafür zu passen scheint: Weltschmerz

Wie fühlt sich Weltschmerz an?

Weltschmerz beschreibt ein Gefühl der Müdigkeit, Traurigkeit oder Melancholie angesichts des Übels und der Gefahren in der Welt. Es wird oft als Apathie oder als sentimentale Trauer empfunden und entsteht durch den Vergleich des tatsächlichen Zustands der Welt mit einer idealisierten Sehnsucht, dass die Dinge anders sein sollten. Der deutsche Begriff Weltschmerz ist ein Germanismus, was bedeutet, dass er in vielen Sprachen verwendet wird, darunter im Englischen, Dänischen, Italienischen und Französischen.

Warum habe ich Weltschmerz?

Dass es viele Gründe dafür gibt, Weltschmerz zu empfinden, haben wir bereits am Anfang des Artikels verdeutlicht. Aber warum trifft uns das alles so hart? Sind wir zu sensibel, verwöhnt oder überempfindlich? Haben wir das Recht, dieses Gefühl der Ohnmacht zu empfinden? Sicher gibt es viele Tipps, mit denen wir den Schmerz der Welt nicht so sehr an uns heranlassen, doch dass wir uns vom Leid so sehr betroffen fühlen, hat seine Daseinsberechtigung. 

In der Vergangenheit hatten wir die Möglichkeit, über viele Dinge des Weltgeschehens unwissend zu bleiben. Wenn wir emotional nicht mit den schlimmen Ereignissen in der Welt belastet werden wollten, brauchten wir nur die Zeitung zu ignorieren oder die Abendnachrichten abzuschalten. Heute ist es jedoch fast unmöglich, von den Nachrichten unberührt zu bleiben. Die Bilder, die wir auf unseren mobilen Devices und in den sozialen Medien sehen und die Menschen, mit denen wir uns umgeben, überschwemmen uns mit harten Realitäten. Hinzu kommt, dass wir oft das Gefühl haben, dem Geschehen gegenüber machtlos zu sein. 

Ist das noch Weltschmerz oder sind das schon Depressionen?

Studien haben gezeigt, dass die überwältigende Art der Zerstörung, die junge Menschen täglich sehen, sich negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirkt und dazu führt, dass sie eine düstere und pessimistische Vision der Zukunft haben. Doch wie unterscheidet man Weltschmerz und Depressionen voneinander und wann sollte man ernsthafte Konsequenzen ziehen? Am besten fragst du dich selbst, ob dich die Traurigkeit dazu auffordert, aktiv zu werden und etwas gegen dieses Gefühl zu tun oder ob es dich erschlägt und du nahezu nichts Positives mehr in deinem Leben wahrnehmen kannst. Falls du dich über mehrere Wochen in einer Resignation, einem Gedankenkarussell oder endlosen Grübeleien verlierst und diese innere Leere auch unbeeinflusst von äußeren Umständen auftritt, dann ist es ratsam, mit nahestehenden Personen zu reden oder dir professionelle Unterstützung zu suchen. Mehr Informationen und Hilfe findest du hier: Depression.

Was kann man gegen Weltschmerz tun?

Wenn du dich von deinem Weltschmerz befreien willst und den Antrieb dazu hast, kannst du versuchen, mit den folgenden Tipps dein Ohnmachtsgefühl zu überwinden. 

  • Grenzen setzen
    Dich von den Nachrichten und sozialen Medien fernzuhalten bedeutet nicht, dass dir egal ist, was in der Welt passiert. Es ist ein Schutz für deine eigene mentale Gesundheit. Hier findest du hilfreiche Tipps für einen erfolgreichen Digital Detox.
  • Erwarte keine Perfektion…
    … weder von der Welt noch von anderen und schon gar nicht von dir selbst. Denn die gibt es nicht. Das Leben wird immer hinter unseren Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten zurückbleiben. Grundwerte, moralische Überzeugungen und gewisse Standards zu haben, ist zwar eine gute Sache, aber Werte zu haben, denen jeder gerecht werden soll, führt zu unnötigem Ärger, Bitterkeit und Enttäuschung. Fokussiere dich auf eine herzliche Lebenseinstellung, die das Beste anstrebt, mit der gesunden Gewissheit, dass nicht alles erreichbar ist.
  • Der "Sowohl-als-auch"-Standard
    Der "Sowohl-als-auch"-Standard erkennt an, dass es sowohl Gutes als auch Schlechtes in den Menschen und im Leben gibt. Lege deine Messlatte so hoch an, wie du es dir wünscht und gehe dann ein Stückchen nach unten und arbeite von dort aus. 
  • Verbinde dich mit anderen
    Oft müssen wir uns mit anderen zusammenschließen, um unsere Ziele für eine bessere Welt zu erreichen. Gemeinsam sind wir stark. Und im Kollektiv können wir ebenso besser mit Niederlagen umgehen und einander motivieren. Zudem ermöglicht es uns die Technologie heute mehr denn je, uns über verschiedene Kanäle zu vernetzen. Der Zusammenschluss mit Gleichgesinnten kann dein Gefühl der Machtlosigkeit in Schach halten. Die Erkenntnis, dass du mit deinem Weltschmerz nicht allein bist und dass es andere gibt, denen die Welt genauso am Herzen liegt, wie dir, ist ermutigend. 
  • Gehe in die Natur
    Klingt banal, aber bringt so viel! Egal, ob du in den Wald gehst und Blättern lauschst, dich an einen See stellst und den Sonnenuntergang beobachtest oder einen Berg erklimmst. Atme die frische Luft ein, nimm den Duft der Natur wahr und wie sie sich zwischen den Jahreszeiten verändert. All das sind subtile Erinnerungen daran, dass die Welt ein schöner Ort ist, auch wenn wir oder die Menschen um uns herum, sich manchmal wie Idioten benehmen. 

Hast du Lust auf weitere Tipps? Hier findest du Bücher gegen Weltschmerz.

Verwendete Quellen:

  • "Young People's Voices on Climate Anxiety, Government Betrayal and Moral Injury: A Global Phenomenon", papers.ssrn.com, 2021

  • "When It Comes to Painful Emotions, Don’t Think — Just Feel", elemental.medium.com, zuletzt aufgerufen: November 2023

  • "Trotz Weltschmerz optimistisch bleiben", deutschlandfunknova.de, zuletzt aufgerufen: November 2023

Informationen zu Hilfsangeboten

Erkennen Sie bei sich Anzeichen einer Depression? Beim überregionalen Krisentelefon unter 0800 1110111 wird schnell und anonym geholfen! Weiterführende Informationen gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Brigitte

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