Anzeige

Was ist der Mensch? 6 Wesenszüge, die du niemals loswerden kannst

Was ist der Mensch? Ein Baby auf einem weißen Laken
© FamVeld / Shutterstock
Die Frage "Was ist der Mensch?" ist interessant und alles andere als leicht zu beantworten. Doch wenn es jemand kann, dann wir.

Man sollte meinen, die Frage "was ist der Mensch?" ließe sich in Null Komma Nix klären. Vor den Spiegel stellen, beschreiben, was man sieht, und gut ist. Würden wir das aber alle mal machen, ergäben sich wohl einige Milliarden unterschiedliche Beschreibungen, die wahrscheinlich noch dazu tagesabhängig wären. Das Wesen des Menschen ergründen wir auf diese einfache Weise offenbar also nicht. Trotzdem können wir damit schon ein wesentliches Merkmal festhalten: Der Mensch ist offenbar vielfältig.

Sympathische Frau

Was ist der Mensch: Wen interessiert's?

Es mag vielleicht narzisstische Züge haben, darüber nachzudenken – aber die Frage "was ist der Mensch" spielt nun mal eine gewisse Rolle für unser Leben und unsere Lebensgestaltung. Da ist einerseits diese Sache mit dem Sinn des Lebens: Um zumindest eine grobe Idee zu haben, was wir mit unserer Zeit anstellen sollen, sollten wir ungefähr wissen, was wir überhaupt können und was generell unserer menschlichen Natur entspricht. Andererseits wird die Frage relevant, wenn wir unser Selbstbewusstsein stärken oder herausfinden möchten: Was ist Glück?

Insofern ist es kein Wunder, dass die Frage uns Menschen beschäftigt, seit wir denken können, und wir müssen uns auch keine Persönlichkeitsstörung attestieren, wenn wir sie uns schon mal gestellt haben. Aber leicht zu beantworten ist sie trotzdem nicht ...

Was ist der Mensch? Mögliche Definitionen

Natürlich haben schon ganz viele kluge Köpfe entsprechend kluge Antworten auf die Frage nach dem Wesen des Menschen gegeben. Rückblickend betrachtet wurden je nach dem, wann diese klugen Köpfe aktiv waren, gewisse Schwerpunkte gesetzt. Vier Beispiele.

  • Antike Denker haben den Menschen vorwiegend als gespaltenes Wesen gesehen, hin- und hergerissen zwischen Marterie (z. B. Körper und Trieben) und Übersinnlichem (z. B. Seele und Geist).
  • Im Mittelalter dominierte eher die Idee, der Mensch habe eine besondere Aufgabe und diene einer höheren Kraft namens Gott.
  • Während der Aufklärung sah man den Menschen vor allem als vernunftbegabtes Wesen, das kraft seiner Ratio die Welt ordnen und sinnvoll und harmonisch leben kann.
  • Existenzialisten beschrieben den Menschen als vorwiegend undefiniertes Lebewesen, das sich seinen Weg selbst suchen bzw. erarbeiten muss.

Mit Sicherheit steckt in allen bisherigen Versuchen, das Wesen des Menschen zu erfassen, viel Wahrheit, Richtiges und Weisheit, doch es mit einer Beschreibung auf den Punkt zu bringen, ist – unter anderem aufgrund der Vielseitigkeit und Vielfalt des Menschen – schwer bis unmöglich. Wir versuchen's deshalb gar nicht erst – sondern listen stattdessen lieber sechs prägnante Wesenszüge auf, die wir mit Sicherheit alle gemeinsam haben und die auch schon einiges erklären.

Was ist der Mensch? 6 Wesenszüge, die wir nicht ablegen können

1. Wir sind kreativ.

Um uns von unserer Kreativität zu überzeugen, müssen wir uns nur einmal umschauen: Straßen, Häuser, Fahrräder, Internet – lauter menschliche Schöpfungen und Ergebnisse unserer Kreativität. Wir planen Urlaube, schreiben Bücher, stellen uns vor, was wir mit einer Million Euro machen würden. Unsere Kreativität ist so stark und einflussreich, dass wir gar nicht mehr einfach im Hier und Jetzt leben können – weil wir ständig in unserer selbstgeschaffenen Vorstellungswelt zugange sind, die wir zum Teil in unseren Werken und Handlungen verwirklichen. 

2. Wir sind emotional.

Vielleicht würden Aufklärer das nicht so gerne hören – aber in der Regel ist unsere emotionale Seite deutlich stärker als die rationale. Zum Beispiel brennen sich Erfahrungen, die wir mit Emotionen verknüpfen, sofort und ohne zusätzliche Anstrengung unsererseits in unser Gedächtnis, während wir uns trockenes Wissen meist mühsam aneignen müssen. Stehen wir vor einer Entscheidung, wirken unsere Gefühle viel überzeugender als vernünftige Argumente. Und selbst wenn wir genau wissen, dass eine Gewohnheit uns nicht gut tut, tun wir uns sehr schwer, sie loszulassen, weil wir uns mit ihr einfach sicherer fühlen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir unsere Gefühle verstehen – denn nur dann können wir uns selbst ein bisschen verstehen.

3. Wir sind kommunikativ.

Natürlich sind wir nicht alle gleich gesprächig – doch sich auszutauschen und mitzuteilen, ist wesentlich menschlich. Unsere komplexen Sprachsysteme, mithilfe derer wir unsere Kreativität überhaupt erst so richtig ausleben und unsere Vorstellungswelt gestalten können, ist in erster Linie durch Kommunikation entstanden und gewachsen. Wenn wir nicht miteinander reden können, kommunizieren wir über Gebärden, Schrift, Rauchzeichen oder Emojis. Mit anderen Worten: Der Drang zu kommunizieren ist so stark in uns ausgeprägt, dass er in keiner Liste wesentlich menschlicher Eigenschaften fehlen darf. 

4. Wir sind sozial.

Ein martialischer Herrscher soll mal ein Experiment mit Waisenkindern gemacht haben, bei dem er sie völlig isoliert und abgeschnitten von der Gemeinschaft aufwachsen ließ. Angeblich sind sie alle gestorben. Ob das stimmt oder nicht: Mittlerweile wissen wir aus weniger grausamen Studien, dass Einsamkeit krank macht. Alles, was wir haben, sei es das Schoko-Croissant zum Frühstück, die Winterjacke, die uns warm hält, oder eben unsere Sprache, verdanken wir der Tatsache, dass wir unsere Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. Auf unserem menschlichen Sozialsinn beruht all unser Luxus und ebenso hängt unser Überleben davon ab.

5. Wir sind rastlos.

Eventuell könnte man auch sagen, wir sind zielstrebig oder motiviert, doch da unsere Ziele oft sehr vage und unsere Motivation häufig im Keller ist, trifft es rastlos wohl eher ... Der Philosoph Gabriel Marcel beschrieb den Menschen im vorigen Jahrhundert als "Homo viator", also als Reisenden, der stets unterwegs ist und nie wirklich am Ziel. Und das scheint einen wesentlichen Zug von uns allen ziemlich gut zu treffen: Wir wachsen und entwickeln uns, solange wir leben und fühlen uns niemals wirklich fertig (außer natürlich nach dem Sport oder Sex 😅).

6. Wir sind komplex.

Erfahrungen, Gene, Hormone, Emotionen, fünf Sinne und und und. Unsere Persönlichkeit und unser Handeln werden von so vielen Faktoren beeinflusst, dass wir wahrscheinlich noch lange brauchen werden, sie alle zu klären. Tatsächlich gilt unser Gehirn, in dem wohl einige dieser Faktoren zusammenlaufen und geordnet werden, als das komplexeste Ding, das es gibt. Es zu entschlüsseln oder gar nachzubauen, wird als eine der großen Herausforderungen künftiger Forschungen gehandelt. Vielleicht wird alles klar und auch die Natur des Menschen in einem Satz zu beschreiben ganz einfach, wenn das irgendwann gelingt. Doch bis dahin müssen wir uns wohl noch etwas gedulden – und mit einer gewissen Unerklärlichkeit unseres Wesens abfinden.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel