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Vermeidender Bindungsstil Zeichen, dass dich dein Partner auf Abstand hält

Zwei Menschen stehen sich mit großer Distanz auf einem Feld gegenüber
Die vermeidende Person mag sich sicher in ihrem Verhalten fühlen, doch dasselbe gelte definitiv nicht für die andere Person in der Beziehung.
© grandfailure / Adobe Stock
Wer mit einem Menschen zusammen ist, der einen vermeidenden Bindungsstil hat, führt eine Liebe auf Distanz. Woran du solche Personen erkennen kannst.

Eigentlich läuft zwischen euch alles wunderbar. Eigentlich. Denn immer mal wieder gibt es Momente, die dich irritieren. Wenn du dich verletzlich zeigst, reagiert er seltsam, als wäre er mit der Situation überfordert. Immer, wenn du über die Zukunft eurer Beziehung sprichst, wirkt er ausweichend. Er vermeidet sogar Begriffe wie "Beziehung", wenn du genau darüber nachdenkst. Es wirkt nicht wirklich so, als würde er sonderlich viel Herzblut in eure Partner:innenschaft stecken. Manches Mal kommt es dir sogar so vor, als seien seine Hobbys und andere Menschen grundsätzlich wichtiger als du. 

Dein Gefühl kann unterschiedliche Ursprünge haben. Ein möglicher: Du bist mit einem Menschen zusammen, der einen ablehnend-vermeidenden Bindungsstil pflegt, im Englischen auch bekannt als "dismissive-avoidant attachment style". So eine Beziehung kann sich für den:die Partner:in unsicher, distanziert, irritierend oder gar herzzerreißend anfühlen. Eine Fernbeziehung in derselben Stadt, eine Liebe auf Distanz. Woran du erkennen kannst, dass dein:e Partner:in dich womöglich auf Abstand hält.

Was sind eigentlich Bindungsstile?

Mit Bindungstypen sind Verhaltensweisen gemeint, die innerhalb einer Beziehung auftreten – insbesondere dann, wenn die Beziehung als bedroht empfunden wird. Wer beispielsweise einen "sicheren Bindungsstil" hat, der:die tut sich nicht schwer damit, die eigenen Emotionen offen auszusprechen und um Hilfe zu bitten, wenn es Probleme in der Beziehung gibt. Menschen mit einem unsicheren Bindungsstil hingegen, neigen dazu, bedürftig und anhänglich in ihren engen Beziehungen zu werden und können selbstsüchtig und manipulativ handeln, wenn sie sich verletzt fühlen. Oder aber, sie scheuen sogar ganz vor Intimität zurück.

In ihrer Studie beschreibt Psychologie-Professorin Karlen Lyons-Ruth vier unterschiedliche Bindungsstile bei Kindern:

  • Die unsicher-ambivalente Bindung: Kinder verzweifeln, wenn ein Elternteil sie verlässt. Infolge mangelnder Verfügbarkeit der Eltern können sich diese Kinder nicht darauf verlassen, dass ihre Hauptbezugsperson für sie da ist, wenn sie sie brauchen.
  • Desorganisierte Bindung: Die Kinder zeigen eine verwirrende Mischung von Verhaltensweisen, es gibt kein klares Bindungsmuster, was an dem inkonsistenten Verhalten der Betreuungsperson liegen kann.
  • Sichere Bindung: Auch hier sind die Kinder verzweifelt, wenn sie vom Elternteil getrennt sind, fühlen sich aber insofern sicher, als dass sie wissen, dass die Bezugsperson zurückkehren wird. Sie fühlen sich wohl und suchen die Nähe und Bestätigung der Bezugsperson – hierbei handelt es sich um den häufigsten Bindungsstil.
  • Unsicher-vermeidende Bindung: Kinder mit diesem Stil meiden Eltern oder Bezugspersonen und zeigen keine Präferenz zwischen ihnen und fremden Personen. Der Stil kann die Folge von missbräuchlichen oder vernachlässigenden Bezugspersonen sein oder die Konsequenz eines Kindes, das dafür bestraft wurde, sich auf die Bezugsperson verlassen zu haben und das gelernt hat, keine Hilfe zu suchen.

Unter einem vermeidenden Bindungsstil leiden beide Seiten

Zwei Menschen sitzen mit Abstand auf einer Bank
Eine Beziehung mit einem Menschen, der einen vermeidenden Bindungsstil hat, kann sehr fordernd sein.
© Esquire / Adobe Stock

Zwei wichtige Punkte vorweg: Bindung, Bindungsstile und -typen sind ein sehr komplexes Feld, das kaum in einem einzigen Artikel zusammengefasst werden kann. Deswegen ist es wichtig, sich darüber klar zu sein, dass im Folgenden nur Hinweise auf einen möglichen vermeidenden Bindungsstil gegeben werden können. Zum anderen hilft es, sich damit auseinanderzusetzen, dass keine der beiden Parteien – die Person, die vermeidet und auf Abstand hält, und die Person, die vermieden und auf Abstand gehalten wird – glücklich mit der Situation ist.

"Grundsätzlich wollen Menschen eine Verbindung mit anderen herstellen, wir alle brauchen manchmal jemanden, der:die sich um uns kümmert", erklärt die medizinische Sozialarbeiterin Silvi Saxena im Gespräch mit dem "Very Well Mind"-Online-Magazin. Doch Menschen, die einen vermeidenden Bindungsstil haben, haben große Probleme damit, auf andere zuzugehen. "Es kann schwer für sie sein, sich und anderen gegenüber zuzugeben, dass sie Hilfe und Unterstützung brauchen und das kann wiederum dazu führen, dass sie im Stillen leiden."

Eine Beziehung mit einem Menschen, der so einen Bindungsstil hat, kann sehr fordernd sein. Die Person, die auf Abstand gehalten wird, fühlt sich abgewiesen und distanziert von dem:der Partner:in, "was dazu führt, dass sie sich sehr einsam in der Beziehung fühlt", so die Sozialarbeiterin. So mag sich die vermeidende Person sicher in ihrem Verhalten fühlen – denn nicht anders hat sie es ja gelernt –, doch dasselbe gelte definitiv nicht für die andere Person in der Beziehung.

© Brigitte

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Woran du erkennst, dass dein:e Partner:in einen vermeidenden Bindungsstil hat

Sie zögern auf unterschiedlichen Ebenen damit, sich ganz auf die Beziehung und den:die Partner:in einzulassen

Das kann sich beispielsweise dadurch zeigen, dass sie Gespräche über die gemeinsame Zukunft vermeiden beziehungsweise das Thema wechseln. Oder sie Liebesbekundungen selten bis nie aussprechen. 

Sie tun sich schwer damit, ihre Emotionen auszudrücken

Beispielsweise folgen sie eher einer "Komm darüber hinweg"-Lebensweise und sehen das Ausleben von Emotionen als Zeitverschwendung. Weiterhin vermeiden sie Konflikte, da diese oftmals mit starken Emotionen verbunden sind, und ziehen sich stattdessen zurück.

Die Bedeutung und Wichtigkeit der Beziehung wird heruntergespielt

Vermeidende Partner:innen fühlen sich unwohl damit, beispielsweise gemeinsame Fotos in sozialen Netzwerken zu teilen. Die eigenen Hobbys, die Arbeit oder andere Aktivitäten scheinen stets Vorrang gegenüber der Beziehung zu haben.

Schwierigkeiten mit Bindung

Unabhängigkeit und Freiheit sind in jeder Form von Beziehung wichtig – bei vermeidenden Bindungsstilen ist die Ausprägung allerdings extrem und schnell fühlen sich diese Menschen abhängig, unterdrückt oder gefangen, weswegen sie dazu neigen, sich immer wieder zurückzuziehen, wenn es zu "eng" mit dem:der Partner:in wird.

Emotionen und Bedürfnisse bleiben unklar – für beide Seiten

Wie bereits erwähnt, haben Menschen mit einem sicheren Bindungstypen keine großen Probleme damit, ihre Emotionen und Bedürfnisse klar zu äußern – im Gegensatz zu Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil. Denn oftmals sind sie sich ihrer Gefühle gar nicht in so einer Deutlichkeit bewusst, dass sie sie in Worte fassen können.

Verwendete Quellen: psycnet.apa.org, helpguide.org, verywellmind.com, psychologytoday.com

csc Brigitte

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