Anzeige

Ayurveda Funktioniert die Behandlungsmethode wirklich?

Ayurveda: Frau praktiziert Ayurveda
© Rain Shore Magyar / Shutterstock
Beim altindischen Medizinsystem Ayurveda stehen der Mensch und seine angeborene Konstitution im Mittelpunkt. Funktioniert die Heilmethode?

Inhaltsverzeichnis

Ayurveda – was ist das eigentlich?

Das traditionelle altindische Medizinsystem Ayurveda (Sanskrit = "Das Wissen vom Leben") gilt als die "Mutter aller Heilkünste". Es basiert auf den Grundlagen der indischen (Natur-) Philosophie, ist jedoch nicht an eine bestimmte Religion oder spirituelle Methode gebunden. Ayurveda bietet einen umfassenden Ansatz, bei dem der Mensch und seine angeborene Konstitution im Mittelpunkt stehen. Die Konstitution wird bestimmt durch die individuelle Mischung der drei Energieformen (Doshas) Vata, Pitta und Kapha. Ziel ist es, die angeborene Dosha-Mischung in Balance zu halten. Zusätzlich spielen auch die fünf Naturelemente Feuer, Wasser, Luft, Erde und Raum bei Ayurveda eine Rolle. Wissenschaftlich belegt ist die altindische Heilmethode für medizinische Indikationen nicht eindeutig.

Die Doshas im Überblick

Generell gelten im Ayurveda die drei Doshas als Säulen der menschlichen Gesundheit. Bei den meisten Menschen gibt es ein oder zwei vorherrschende Doshas, bei manchen sind aber alle drei Lebensenergien gleich ausgeprägt. Befinden sich die Doshas im Gleichgewicht zueinander, sind wir laut der Ayurveda-Lehre gesund. Gerät die Balance aber durcheinander und ist der Körper ohnehin schon geschwächt, können verschiedene Beschwerden auftreten. Dabei werden jedem Dosha eigene Symptome und Krankheiten zugeschrieben:

  • Vata: Arthrose, Verstopfung, ziehende Schmerzen
  • Pitta: Hautbeschwerden wie Rötungen bis hin zu Hautkrankheiten und Entzündungen
  • Kapha: Schwellungen, Übelkeit, in schweren Fällen Tumore

Durch die Zuteilung lassen erste Beschwerden schnell auf ein Ungleichgewicht bei einer bestimmten Lebensenergie schließen. So kann frühzeitig reagiert werden – was laut Ayurveda-Lehre einige Krankheiten verhindern können soll. Generell soll das Konzept zur individuellen Gesundheitsvorsorge beitragen.

Woher weiß ich, welche Doshas mich prägen?

Ayurveda-Experten nutzen in der Regel drei Methoden, um herauszufinden, wie das Verhältnis der Doshas zueinander aktuell ist:

  • Befragungen
  • Blickdiagnose
  • Ayurvedische Pulsdiagnose

Im Anschluss gibt das astrologische Horoskop des/der Patien:in Aufschluss darüber, in welchem Verhältnis die Lebensenergien tatsächlich zueinander stehen sollten, damit der Mensch gesund ist. Über dieses Horoskop lässt sich auch individuell die richtige Ayurveda-Behandlung ableiten, damit die Doshas wieder ins Gleichgewicht kommen.

Mit welchen Methoden arbeitet man im Ayurveda?

Generell lässt sich Ayurveda in zwei verschiedene Therapieverfahren gliedern:

1. Die Reinigungstherapie

Bei der Reinigungstherapie, in der Ayurveda-Lehre auch als Panchakarma ("fünf Handlungen") bekannt, geht es um die Entgiftung des Körpers von überflüssigen Schlacken und giftigen Substanzen. Die "fünf Handlungen" setzen sich aus folgenden Reinigungsmethoden zusammen:

  1. Vamana: medizinisches Erbrechen
  2. Nasya: Nasen- und Stirnhöhlenbehandlung
  3. Niruha (shodana) Basti: Wässrige Einläufe bestehend aus gekochten Kräutern, Kräuterpasten, Honig, Öl und Salz
  4. Matra (brmhana) Basti: ölige Einläufe
  5. Virecana: Abführung

Als sechstes Element wird außerdem häufig ein Aderlass (Rakta Moksa) durchgeführt. 

Zur Reinigungstherapie zählt außerdem die sogenannte Manualtherapie. Für diese Ayurveda-Kur werden ebenfalls individuell besondere Kräuteröle und -stempel, Pulver sowie Pasten zur Behandlung zusammengestellt. Außerdem werden über eine Massage bestimmte Körperpunkte behandelt, wodurch die Lebensenergien leichter fließen können sollen. Die Manualtherapie wird in erster Linie zur Gesundheitsvorsorge eingesetzt.

2. Lindernde Therapie

Bei der lindernden Therapie kommt Kräuterkunde, auch bekannt als Dravyaguna, zum Einsatz. Häufig wird sie allerdings eher ergänzend zur Reinigungstherapie empfohlen. In der Regel werden je nach individuellen Beschwerden spezielle Präparate aus Kräutern, tierischen Bestandteilen (z. B. geklärte Butter, "Ghee") und Mineralien zusammengestellt, die die Lebensenergien und Naturelemente wieder in Harmonie bringen sollen. 

Bei welchen Beschwerden ist Ayurveda sinnvoll?

Ayurveda kann eingesetzt werden zur Entgiftung und Harmonisierung des Körpers, zur Vorbeugung zivilisationsbedingter Krankheiten oder zur Regeneration bei Erschöpfungszuständen. Folgende Krankheiten können begleitend zur Schulmedizin mit Ayurveda behandelt werden:

  • Schlafstörungen
  • Innere Unruhe / Nervosität
  • Allergien
  • Nahrungsmitteltoleranzen
  • Hauterkrankungen
  • Gelenkbeschwerden bis hin zu Arthrose
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Asthma
  • Rheuma
  • Stoffwechselerkrankungen

Die ayurvedische Ernährung

Über Ayurveda kann man kaum sprechen, ohne auch die ayurvedische Ernährung zu erwähnen. Denn die ayurvedische Ernährungslehre soll ein Eckpfeiler für ein gesundes Leben sein. Hier gibt es verschiedene einfach umzusetzende Regeln, die dir dabei helfen sollen, dich ausgewogen zu ernähren und somit Krankheiten so weit es geht vorzubeugen:

  • Trinke morgens als erstes ein Glas mit warmem Wasser – das bringt die Verdauung in Schwung.
  • Iss am besten mehrere kleine warme Portionen über den Tag verteilt.
  • Fastenpausen kurbeln die Fettverbrennung an – lass also ruhig mal eine Mahlzeit ausfallen.
  • Iss in ruhiger Atmosphäre und nimm dir für dein Essen auch ausreichend Zeit.
  • Kombiniere die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig, herb und scharf möglichst harmonisch bei jeder Mahlzeit miteinander.
  • Achte beim Kochen möglichst auf frische und regionale Zutaten.
  • Nutze Gewürze: In der ayurvedischen Lehre werden insgesamt zehn Königsgewürze genannt, die bevorzugt in vielen Speisen zum Einsatz kommen sollten:
  1. Kurkuma
  2. Nelken
  3. Ingwer
  4. Kardamom
  5. Kreuzkümmel
  6. Muskat
  7. Pfeffer
  8. Zimt
  9. Safran
  10. Koriander

Wie gut ist Ayurveda wissenschaftlich abgesichert?

Es gibt zahlreiche Studien zu einzelnen Indikationen, die aber wissenschaftlichen Standards der Medizin oft nicht standhalten. Aus schulmedizinischer Sicht ist Ayurveda eher Wellness. Kritiker zweifeln, ob sich dieses fremde Medizinsystem auf westliche Verhältnisse übertragen lässt. Ayurveda-Experten betonen gerade die gute Kombinierbarkeit mit der Schulmedizin.

Welche Einschränkungen gibt es beim Ayurveda?

Wichtig ist ein erfahrener Therapeut, für eine medizinische Behandlung unbedingt ein/e Ärzt:in mit einem mehrjährigen Studium in Indien und dem Titel "B.A.M.S." (Bachelor of Ayurvedic Medicine and Surgery). Auch bei Wellness-Angeboten auf Qualität achten – oft dient das Ayurveda-Etikett nur Werbezwecken!

Wann sollte ich Ayurveda nicht nutzen?

Bei folgenden Beschwerden und Krankheitsbildern sollte Ayurveda nicht zum Einsatz kommen:

  • akute Traumata und Psychosen
  • Magen- und Darmerkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden

In der Schwangerschaft sollte man Ayurveda nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden.

Sind bei Ayurveda Nebenwirkungen zu erwarten?

Bei guter individueller Planung der Therapie durch ausgewiesene Ayurveda-Spezialisten sollten keine Nebenwirkungen auftreten. Allergische Reaktionen auf Kräuter und Nahrungsmittel sind möglich; bei Medikamenten und Kräutern ist überprüfte Qualität wichtig (Gefahr von Verunreinigungen).

Eine Frage des Typs: Für wen ist Ayurveda geeignet?

Als Wellness-Behandlung ist Ayurveda für jeden geeignet, der Massagen mit viel Öl mag. Bei ausleitenden Verfahren ist die Bereitschaft wichtig, auch unangenehme Prozeduren mitzumachen und den Lebensstil zu ändern.

Ayurveda und Yoga

Viele Ayurveda-Experten bieten parallel zu den klassischen Kuren in ihren Praxen auch Yoga an. Auf den ersten Blick haben Ayurveda und Yoga nicht viel miteinander zu tun – tatsächlich aber geht es bei beiden Methoden letztendlich um die Heilung des Menschen und das Vorbeugen von Krankheiten. Yoga baut erwiesenermaßen Stress ab und schützt unsere geistige Gesundheit und unsere Seele, während Ayurveda bei der Vorbeugung körperlicher Leiden helfen soll.

Was kostet die Behandlung?

Die Kosten werden nicht von den Kassen übernommen, außer von einigen wenigen privaten Versicherungen im Rahmen spezieller Tarife. Eine Abhyanga-Massage kostet ca. 100 Euro, ein Shirodhara (Öl-Stirnguss) ca. 80 Euro. Für eine stationäre Behandlung inklusive ärztlicher Betreuung, Therapie und Verpflegung muss man mit ca. 210 Euro pro Tag rechnen. Für 14-tägige Panchakarma-Kuren sind 3000 bis 3500 Euro zu veranschlagen, für 21-tägige Kuren in Indien und Sri Lanka 2000 bis 4500 Euro.

Lesetipp: Alles über Anthroposophische Medizin , die Fußreflexzonenmassage und Kinesiologie erfährst du hier. Und hier erklären wir, welche Wirkungen Johanniskraut entfalten kann. 

Quellen

Pschyrembel, W.: Naturheilkunde und alternative Heilverfahren, De Gruyter, 4. Auflage, 2011

Frawley, D.: Das große Ayurveda-Heilungsbuch, Prinzipien und Praxis, München 2001

Deutsche Apotheker Zeitung: Die ayurvedische Ernährung: Essen nach den Doshas

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel