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Ayurvedische Ernährung So funktioniert sie

Ayurvedische Ernährung: Mann zerkleinert Lebensmittel mit Mörser
© Nila Newsom / Shutterstock
Entgiften durch ayurvedische Ernährung wird immer beliebter. Welche gesundheitlichen Vorteile das Konzept haben soll, erfährst du hier.

Worum geht's im Ayurveda?

Im Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst, hat die Ernährung eine besondere Bedeutung. Entgiften ist dabei eines der Hauptthemen. Entscheidend ist, dass das Verdauungsfeuer, das Agni, funktioniert. Läuft die Verdauung nicht rund, werden laut ayurvedischer Lehre Teile der Nahrung nicht verstoffwechselt. Im Körper bleiben demnach unverdaute Substanzen zurück, die so genannten Schlacken. Diese sollen sich in Hohlräumen ablagern. Mögliche Folgen sind beispielsweise Verdauungsstörungen oder Atemwegserkrankungen – Reinigungskuren sollen den Körper entgiften können. Wissenschaftlich belegt ist Ayurveda bisher nicht.

Wie funktioniert ayurvedische Ernährung?

Die ayurvedische Ernährung orientiert sich an Konstitutionstypen. Es gibt 7 davon, die auf den Doshas Vata, Pitta und Kapha basieren. Jeder Mensch kann sich bei einem der 7 Konstitutionstypen einordnen und erhält dann Empfehlungen für Auswahl und Zubereitung der Lebensmittel, die ihm gut tun. Das soll für eine beschwerdefreie Verdauung sorgen. Funktioniert das Verdauungsfeuer, stehen dem Körper alle benötigten Nährstoffe zur Verfügung, Toxine werden ausgeschieden, der Geist wird klar und der Körper strahlt von innen.

Was darf man bei einer ayurvedischen Ernährung essen?

Das hängt vom Typ ab. Generell spielen Gewürze, Getreide und viel frisches Obst und Gemüse eine große Rolle. Die Zutaten sollten passend zur Jahreszeit ausgewählt und möglichst regional und bio sein. 

10 einfache Regeln der ayurvedischen Ernährung

Du willst dich ayurvedisch ernähren? Diese 10 einfachen Regeln helfen dir dabei:

  1. Iss möglichst warm, regelmäßig und in kleinen Portionen.
  2. Damit die Nahrungsmittel gut vom Körper aufgenommen werden, sollten sie immer gekocht sein – Rohkost wird eher vermieden.
  3. Während der Mahlzeit selbst sollte nichts getrunken werden.
  4. Verkneife dir möglichst das Naschen zwischendurch: Die vorherige Mahlzeit sollte bereits verdaut sein, bevor du wieder etwas isst.
  5. Beim Frühstück gilt: Lieber etwas später. Ab halb neun, neun Uhr ist das Verdauungsfeuer stark genug, um das Frühstück gut zu verstoffwechseln.
  6. Ideal sind kurze Fastenpausen, also lass ruhig mal eine Mahlzeit ausfallen.
  7. Achte beim Essen auf eine ruhige und angenehme Atmosphäre.
  8. Generell werden süße Gerichte in der ayurvedischen Küche häufig vor der Hauptmahlzeit gereicht, weil sie schwerer im Magen liegen und die Verdauung bremsen.
  9. Die verschiedenen Geschmacksrichtungen wie süß, salzig, sauer, bitter und scharf sollten auf harmonische Weise miteinander kombiniert werden.
  10. Setz auf Gewürze: Besonders scharfe Gewürze wie Chili und Ingwer sind für ihre positive Wirkung auf die Gesundheit bekannt und sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, wenn man nach der Lehre des Ayurveda leben möchte. Generell gibt es zehn sogenannte Königsgewürze der ayurvedischen Lehre, die in vielen Speisen eingesetzt werden:
  • Kurkuma
  • Nelken
  • Ingwer
  • Kardamom
  • Kreuzkümmel
  • Muskat
  • Pfeffer
  • Zimt
  • Safran
  • Koriander

Wie läuft das mit dem Entgiften?

Im Rahmen einer mehrwöchigen Reinigungskur werden im Ayurveda Ausleitungsverfahren wie ölige Einläufe mit Abführen und Nasenspülungen angewandt. Aber auch zu Hause kann man den Körper beim Entgiften unterstützen: "Das Beste, was Sie machen können, ist heißes Wasser zu trinken. Das ist wie Duschen von innen", sagt Kerstin Rosenberg, Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Ayurveda. Ihr Tipp: Einen Liter Wasser 10 bis 15 Minuten bis auf 750 ml einkochen und über den Vormittag verteilt trinken. Wer das Immunsystem stärken möchte, kocht eine Scheibe Ingwer mit. Um die Fettverbrennung zu unterstützen, kommt in das warme Wasser noch etwas Honig.

Was sagen die Experten:innen?

Stephan Bischoff, Ernährungsmediziner an der Universität Hohenheim, glaubt nicht an das Entgiften: "Das meiste, was der gesunde Mensch an belastenden Stoffen über die Ernährung aufnimmt, kann er ohne fremde Hilfe wieder ausscheiden", wird er auf Spiegel.de zitiert. Und: "Diese propagierte Schlacke gibt es nicht." Kerstin Rosenberg von der Ayurveda-Akademie hält dagegen: "Wir wissen alle, dass es Ablagerungen im Gewebe gibt. Zahlreiche ernährungsbedingte Krankheiten kommen daher. Die abgelagerten Substanzen können beispielsweise die Blutgefäße verengen oder zu Rheuma führen. Die Schulmediziner:innen haben nur keinen Begriff dafür. Wir sprechen unterschiedliche Sprachen", ist die Ayurveda-Expertin überzeugt. Und bei aller Kritik an den Begrifflichkeiten kommt auch Bischoff zu dem Schluss, dass viel Obst und Gemüse und Verzicht auf Junk-Food – also eine Ernährung, wie sie auch im Ayurveda gängig ist – für die Gesundheit entscheidend sind. Die Schlussfolgerungen sind also gar nicht so unterschiedlich.

Ayurvedische Ernährung regional – wie funktioniert das?

Du möchtest die ayurvedische Ernährung ausprobieren? Wer ein ayurvedisches Kochbuch aufschlägt, verliert schon mal die Lust auf ayurvedische Ernährung. Zu exotisch erscheinen manche der Lebensmittel, etwa Gewürze wie Asafoetida und Lilienblüten oder Zutaten wie Nackthafer und Tamarindenpaste. Um die ayurvedische Ernährung für uns alltagstauglich und vertraut zu gestalten, kann man aber sehr gut auf heimische Zutaten ausweichen.

Wichtig ist dabei, dass die Grundnahrungsmittel aus der näheren Umgebung stammen. Im Ayurveda heißt es, die höchste Heilkraft haben die Lebensmittel, die im Umkreis von 90 Kilometern um den Wohnort wachsen. Sie können vom Körper leichter verstoffwechselt werden und geben dadurch mehr Energie. Die Herausforderung ist es, auch andere Zutaten und damit das gesamte Wissen des Ayurveda auf unseren Kulturkreis zu übertragen. Daran arbeiten die Expert:innen der Europäischen Akademie für Ayurveda: "Wir schauen zum Beispiel bei heimischen Früchten wie Quitten oder Vogelbeeren, was davon wir im ayurvedischen Sinne zum Heilen verwenden können", erklärt Geschäftsführerin Kerstin Rosenberg.

Entgiften durch Petersilie

Oft müsse man die Heilwirkung heimischer Lebensmittel erst kennenlernen. Vieles weiß man aber schon: Statt Gerste mit Curry und Koriander anzubraten und mit Okras und Bittergurken zu kochen, macht man bei uns einen Eintopf aus Gerste, Karotten und Weißkohl. Statt mit Curry würzt man bei regionalem Ayurveda mit frischer Petersilie – sie regt den Stoffwechsel ebenso an. Wer entgiften will, kann im Sommer auch einfach den Garten plündern und aus Löwenzahn oder Brennnessel Tee, Suppen oder Pesto zubereiten.

Lesetipp: Alles über Anthroposophische Medizin erfährst du hier.

Quellen

Dr. med. Schrott, E.: Ayurveda für jeden Tag: Die sanfte Heilweise für vollkommene Gesundheit und Wohlbefinden, Goldmann Verlag, 1998

Deutsche ApothekerZeitung: Die ayurvedische Ernährung: Essen nach den Doshas

Brigitte

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