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Windelfrei Warum der Verzicht von Windeln gut für dein Baby ist

Eine Mutter hält ihr lachendes Baby auf dem Arm, der Vater hält sie im Arm und lächelt
© Monkey Business Images / Shutterstock
Windelfrei: Für viele Eltern ist diese Praktik undenkbar. Wie soll der elterliche Alltag ohne Windeln funktionieren? Wir haben uns das Thema angeschaut und mit einer Expertin über die sogenannte Ausscheidungskommunikation gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Zu Beginn ein paar Fakten über Einwegwindeln: 

  • 95 Prozent aller Kinder in Deutschland tragen in den ersten Jahren Windeln.
  • Ein Neugeborenes benötigt sechs bis acht Windeln am Tag.
  • Durchschnittlich verbraucht ein Kind in Deutschland rund 5.000 Windeln in der gesamten Wickelphase.
  • Täglich werden in Deutschland rund zehn Millionen Einwegwindeln verbraucht.
  • Pro Jahr machen das nur in Deutschland 154.680 Tonnen Windeln.

Bei einer windelfreien Erziehung entsteht je nach Umsetzung deutlich weniger Müll. Doch worum geht es genau?

Was bedeutet Windelfrei?

Zusammengefasst bedeutet Windelfrei, als Eltern auf die Ausscheidungssignale des Babys zu achten und es rechtzeitig über ein entsprechendes Behältnis abzuhalten. Dabei ist der Begriff "Windelfrei" irreführend, denn Elimination Communication – wie es im Englischen heißt – bedeutet keinesfalls, das Baby völlig ohne Windeln aufzuziehen. Deswegen sprechen Experten auch hierzulande eher von Ausscheidungskommunikation.

Windelfreies Erziehen soll also nicht das Ziel haben, ein Baby möglichst schnell "sauber" zu kriegen. Laut Windelfrei-Experten sind Babys sowieso von Geburt an trocken. Nein, vielmehr soll die Kommunikation zwischen Eltern und Kind intensiviert und die körperliche Selbstbestimmung des Babys gefördert werden.

Das Abhalten von Babys ist kein neuer Trend

Heutzutage sind Windeln aus dem Alltag westlicher Eltern nicht mehr wegzudenken. Weltweit gesehen sind sie damit allerdings ziemlich allein. In zahlreichen Ländern werden keine (Einweg-)Windeln genutzt und windelfreie Erziehung praktiziert. In China beispielsweise tragen viele Kinder und Babys spezielle Schlitzhosen, durch die sie gezielt und kontrolliert ausscheiden können. Warum sind Windeln denn hier in Europa so verbreitet?

Die heute bekannte Wegwerfwindel wurde 1961 von der US-Amerikanerin Marion Donovan erfunden und sollte den Alltag der Mütter erleichtern. Zuvor nutzten viele Eltern Stoffwindeln, die nach der Nutzung gewaschen wurden. Tatsächlich hielten damals aber noch einige Eltern ihre Babys ab und lebten Windelfrei. Dies änderte sich mit der Wegwerfwindel. Sie passte perfekt in die damals immer stärker aufkommende Konsumgesellschaft.

Was sind die Vorteile von Windelfrei?

Mittlerweile wird Windelfrei wiederentdeckt. Sicherlich spielt der Umweltgedanke eine wichtige Rolle. Aber auch ohne bietet die Ausscheidungskommunikation laut praktizierenden Eltern und Windelfrei-Expert:innen Vorteile:

  • Im Gegensatz zu Einweg- oder Stoffwindeln leidet das Baby seltener unter Windelausschlag oder Windeldermatitis.
  • Das Baby ist seltener "schmutzig". Popo und Geschlechtsteil müssen seltener saubergemacht oder abgewaschen werden. Das tut der Haut ebenfalls gut.
  • Babys lieben das Gefühl, unten herum frei zu sein. Deshalb sind manche Babys dadurch auch besser gelaunt.

Eine windelfreie Erziehung geschieht nicht von selbst

Windelfrei hat sich also teilweise wieder zu einer Alternative von (Einweg-)Windeln entwickelt. Trotzdem geschieht die windelfreie Erziehung nicht von selbst. Es gibt verschiedene Punkte, die Windelfrei-Interessierte im Kopf haben sollten:

  1. Wer windelfrei erziehen will, muss dem Baby viel Aufmerksamkeit schenken. Aufmerksamkeit, die sicherlich nicht jede:r entbehren kann oder will. Unsere heutige Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, Babys schnell mal eben eine Windel anzuziehen.
  2. Babys ändern regelmäßig ihre Signale. Es ist also ein stetiger Lernprozess der Eltern gefragt, die neuen Entwicklungsstufen ihres Babys zu verstehen und zu deuten.
  3. Man darf sich Windelfrei nicht als dauerhaft ansteigenden Erfolg vorstellen. Höhen und Tiefen gehören dazu. Wenn das Abhalten des Babys wochenlang funktioniert und dann plötzlich Pipi wieder vermehrt danebengeht, kann das demotivierend wirken. 

Interview mit Windelfrei-Coach Janina Pohle

Windelfrei: Foto von Windelfrei-Coach Janina Pohle
© Janina Pohle

Janina ist 33 Jahre alt und hat ihre eigene Tochter seit Geburt abgehalten. Im Artgerecht-Projekt ließ sie sich zum Windelfrei-Coach ausbilden und bloggt, schreibt und berät seitdem über die Ausscheidungskommunikation mit Babys. Auf ihrer Webseite www.leonina-frei-geborgen.com bietet Janina Kurse für Windelfrei-Interessierte an.

BRIGITTE.de: Hallo Janina, du bist Windelfrei-Coach und selbst Mutter einer Tochter. Erkläre uns doch einmal bitte, was Windelfrei bedeutet?

Janina: Windelfrei – oder treffender Ausscheidungskommunikation – bedeutet in erster Linie, dem Baby die Möglichkeit der Ausscheidung abseits vom eigenen Körper an einem geeigneten Ort zu geben. Beispielsweise auf einer Toilette oder einem Töpfchen. Dafür gehen Mutter und Vater auf die Ausscheidungsbedürfnisse des Babys ein und unterstützen von Beginn an dessen Unabhängigkeit von Windeln. Die Eltern sind dabei frei, Windeln unterstützend zu nutzen, aber ebenso frei, auf die Ausscheidungsbedürfnisse des Babys einzugehen und ihm die Ausscheidung ohne Windeln zu ermöglichen.

Machen Babys dann nicht dauernd in die Hose?

Nein, Babys brauchen keine Windeln. Sie werden kompetent geboren und können ihr Ausscheidungsbedürfnis von Anfang an äußern, aber sind dabei zunächst natürlich auf uns als ihre Pflegepersonen angewiesen – so wie bei anderen Bedürfnissen, wie Schlaf oder die Nahrungsaufnahme auch. Die Natur hat ihnen die biologischen Voraussetzungen zur Ausscheidungskommunikation mitgegeben: Babys wollen instinktiv "das eigene Nest" nicht beschmutzen. Ihr Gehirn schickt sie nachts bei voller Blase in die Leichtschlafphase. Dadurch bemühen sie sich intuitiv um die Unterstützung der Erwachsenen für sauberes Ausscheiden.

Evolutionsbiologisch gesehen ist es nicht sinnvoll, die Ausscheidungen am eigenen Leib zu verrichten.

Und wie funktioniert Windelfrei genau?

Wenn das Baby signalisiert, dass es mal muss, halten die Eltern es in einer angenehmen Position über ein geeignetes Gefäß ab. Dazu geben die Eltern ein bestimmtes Signal, welches dem Baby vermittelt, dass es sich nun erleichtern kann. So kennen wir es auch im Tierreich: Viele Tiereltern stimulieren ihre Babys, um ihnen erkenntlich zu machen, dass sie nun ausscheiden können. Schimpansen halten ihre Babys sogar ab. Und schauen wir uns unsere Vorfahren an, so ist es auch evolutionsbiologisch gesehen nicht sinnvoll, die Ausscheidungen am eigenen Leib zu verrichten, den Schlafplatz zu verunreinigen, wilde Tiere anzulocken und Krankheitserreger zu verbreiten.

Und auch heutzutage bringt die Vollzeit-Nutzung von Plastikwindeln viele Nachteile und Risiken für Babys und für den Planeten mit sich. Wegwerfwindeln waren vor einigen Jahrzehnten eine erleichternde Erfindung für die schwere Alltagssituation der Mütter. Darüber vergaßen wir, dass Babys von Anfang an trocken sein wollen und auch die Kompetenz dazu haben. Windelfrei trägt dieser ganz natürlichen und sinnvollen Fähigkeit Rechnung und übersetzt diesen Umgang mit den Ausscheidungen in unserem heutigen und westlichen Alltag. Wirklich neu ist das nicht – der größte Teil der Welt praktiziert eine Art Windelfrei.

Du sprichst von einem Signal der Eltern. Wie sieht so ein Signal aus?

Ein Signal kann zum Beispiel ein Wort sein wie "Pipikacka". Oder ein kurzer Satz wie "du kannst Pipi machen". Viele Eltern nutzen einen Laut, wie etwa ein lautmalerisches "psssss" oder ein gemeinsames Drücken oder Grunzen. Auch die Babyzeichensprache, also Gebärden für Babys, können hier eingesetzt werden, denn die lernen Babys meist lange, bevor sie sich verbal ausdrücken können.

Wenn von Anfang an das Baby zum Ausscheiden über ein Töpfchen oder die Toilette in die Abhalteposition gebracht und dazu das Schlüsselsignal gemacht wird – also den Laut, das Zeichen, das Wort oder den Satz – versteht das Baby sehr bald, dass sein Bedürfnis auszuscheiden erkannt wurde. Es erleichtert sich dann im Moment des Signals außerhalb der Windel. Da dies für das Baby sehr angenehm ist, wird sich dieses kommunikative Zusammenspiel sehr schnell verbessern.

All diese Formen der Kommunikation haben wir verlernt zu deuten.

Wie erkenne ich das Ausscheidungsbedürfnis meines Kindes?

So, wie für die Kommunikation des Hungergefühls oder der Müdigkeit, gibt es auch für das Gefühl des Drucks auf Blase oder Darm unterschiedliche Kommunikationswege. Das können bestimmte Laute sein, ein spezieller Blick oder gewisse Körperbewegungen. So kann ein hochgestreckter Po bedeuten, dass die Blase drückt. Ein Baby, das unruhig an der Brust zappelt, kann zeigen, dass es zwischen dem Ausscheidungs- und dem Stillbedürfnis hin- und hergerissen ist, weil es sich selbst und die Mutter nicht beschmutzen will. Ein plötzlich in sich gekehrter Blick kann heißen, dass das Baby gerade ganz mit den inneren Vorgängen des Ausscheidungsprozesses beschäftigt ist. Ein Baby kann auch schon sehr früh Gebärden lernen, die als Sprachbrücke noch vor dem Erlernen der verbalen Sprache dienen. Eltern antworten dann darauf, indem sie das Kind abhalten. Wenn das Kind doch nicht muss, so kann es das auch kommunizieren. Es drückt sich vom Töpfchen, wird laut oder zeigt sich passiv. All das sind Formen der Kommunikation, die wir bei Babys und Kindern nur zu deuten verlernt haben.

Gibt es noch andere Hinweise auf Ausscheidungsbedürfnisse?

Beginnen kann man Windelfrei besonders leicht, indem man auf die Standardsituationen achtet. Jedes Kind hat seinen natürlichen Ausscheidungsrhythmus, an dem man sich orientieren kann. Starre Uhrzeiten gibt es bei Windelfrei nicht. Allen Babys auf der Welt sind gewisse biologische Vorgänge gemeinsam. Das kennen wir Erwachsene häufig auch. Beispielsweise das Ausscheiden nach dem Aufwachen oder kurz nach der Nahrungsaufnahme. Ganz sicher müssen Babys aufs Töpfchen beispielsweise nach dem Mittags- oder Nachtschlaf und beim oder nach dem Stillen oder Flasche geben. Auch wenn man das Baby aus dem Tuch nimmt oder ihm die Windel öffnet, ist das ein guter Moment zum Abhalten. Das Baby bekommt das Signal, dass es um den Bauch herum frei ist – und frei ausscheiden kann. Das sollte es dann auch dürfen.

Es ist ganz normal, dass das eine oder andere Pipi noch in der Windel landet.

Ab welchem Alter kann Windelfrei praktiziert werden?

Da Babys ohne Windeln geboren werden, ist Windelfrei auch ab Geburt der ursprüngliche Umgang mit den Ausscheidungen. Windelfrei kann in jedem Alter begonnen werden – die ersten Lebensmonate sind allerdings die sensible Phase. Hier kann Windelfrei aufgrund der Symbiose zwischen Eltern und Säugling besonders gut begonnen werden. Gerade das Mekonium in einem Töpfchen aufzufangen, statt es in der Windel und am Körper kleben zu haben, ist sehr hilfreich. Doch keine falschen Ambitionen – Babys laufen nicht dauerhaft aus, aber urinieren sehr häufig und so ist es ganz normal, dass dennoch das eine oder andere Pipi in der Windel landet. Oberstes Gebot ist, sich selbst und das Baby nicht zu stressen. Wer mag, kann zusätzlich Stoffwindeln nutzen – so praktizieren tatsächlich die meisten Windelfrei zu Beginn.

Also sollte man besser fragen, bis wann kann Windelfrei gestartet werden?

Auch wer Windelfrei mit einem Krabbelkind beginnt, kann achtsam und bewusst mit den Ausscheidungsbedürfnissen des Kindes umgehen. Zu Windelfrei gehört, dass das Kind nicht belohnt oder bestraft wird, sondern dass es die intrinsische Motivation beibehält, trocken zu bleiben und dafür einen adäquaten Ort aufzusuchen. Zunächst mit Hilfe der Erwachsenen. Mit einem Kleinkind läuft Windelfrei allerdings etwas anders als mit einem Säugling. Es hat bereits einen starken eigenen Willen, ist mobil und möchte am liebsten alles selbst machen. Diese Entwicklung beziehen wir mit ein, wenn Windelfrei mit einem älteren Kind gestartet wird. Übrigens hat die Hirnreife zur Kontrolle der Ausscheidungsorgane, die sich ab Geburt entwickelt, mit 18 Monaten ihr Maximum erreicht.

Babys sind von Anfang an trocken. Wir binden ihnen mit Hilfe der Windeln ihren Urin und Kot an den Körper.

Sind Babys dann direkt trocken?

Hierfür müssen wir uns fragen: Was bedeutet das denn eigentlich? Babys sind von Natur aus von Anfang an trocken, wir binden ihnen mit Hilfe der Windeln ihren Urin und ihren Kot an den Körper, bis sie das als normal empfinden. Oft mühsam müssen Kinder dann nach Jahren wieder erlernen, was sie über die Windeln gezwungen waren abzuschalten. Trocken sein ist kein biologischer, sondern kulturell geprägter Begriff. Schon De Vries und De Vries zeigten in ihrer Studie bei den westafrikanischen Digo, dass deren Babys mit fünf bis sechs Monaten Tag und Nacht trocken waren. Hierzulande wird ein Kind als "sauber" bezeichnet, wenn es selbstständig aufs Töpfchen oder die Toilette klettern, sich säubern und den Reißverschluss der Hose schließen kann und sich bei all den Vor- und Nachbereitungen nicht mehr einnässt. Nach dieser Definition ist ein frühes Trockensein bei Kindern gar nicht möglich.

Unter anderen Umständen und mit einer anderen Definition könnte man sagen: Babys sind mit Hilfe der Eltern von Anfang an sauber. Selbstständig sind Kinder, die abgehalten wurden, übrigens im Schnitt auch auf körperlicher Ebene früher. Allerdings sollte Windelfrei nie mit der Erwartungshaltung des frühen Trockenseins verknüpft werden. Das macht nur Druck und kann im Übrigen enttäuschend laufen. Denn ob sich ein Kind einnässt oder nicht, kann auch auf psychologische Gründe, auf die Lebensumstände, auf Infekte oder andere Faktoren zurückzuführen sein. Sich und dem Kind damit Druck zu machen schadet nur.

Wie erkenne ich die Bedürfnisse meines Babys nachts?

Gerade für den Schlafplatz hat die Natur einen Mechanismus vorgesehen, der die Umgebung sauber hält. So verdanken wir es dem Antidiuretischen Hormon, kurz ADH, dass wir im Tiefschlaf nicht ausscheiden. Die Kommunikation zwischen dem Gehirn und Blase und Darm, wenn diese sich füllen, führt dazu, dass wir in eine Leichtschlafphase kommen, die sich auch körperlich bemerkbar macht. Babys drehen sich, werden unruhig, geben Laute von sich oder setzen sich auf.

So wie wir das Stillbedürfnis nachts bemerken, können wir uns auch auf das Ausscheidungsbedürfnis einstimmen – zumal dieses oft mit dem Stillbedürfnis zusammenkommt. Mit der Zeit pendeln sich auch die Schlafrhythmen von Eltern und Baby ein und das nächtliche Abhalten ist dann meist sogar viel unkomplizierter als tagsüber. Viele Kinder haben somit nie nachts eine Windel getragen oder waren schon mit wenigen Monaten nachts problemlos sauber. Man kann Windelfrei allerdings auch nur tagsüber oder nur zu einer bestimmten Tageszeit praktizieren, ohne auch nachts abzuhalten.

Und wenn mein Baby nicht bei mir schläft?

Je näher das Baby bei Mutter oder Vater liegt, umso einfach ist die Bedürfniskommunikation generell. Dennoch kann auch ein Baby, das nicht bei den Eltern schläft, abgehalten werden. Dank Babyphone kann man es sogar im anderen Zimmer hören, wenn es akustische Signale gibt. Je aufwändiger es nachts allerdings wird, umso schwieriger wird es, das nächtliche Abhalten umzusetzen. Darum ist nachts auch unkomplizierte Babykleidung gefragt und wenn möglich zumindest das Schlafen im gemeinsamen Zimmer. Zur Not kann das Baby immerhin morgens beim ersten Aufwachen über einem Töpfchen abgehalten werden – hier ist das Ausscheidungsbedürfnis immer besonders groß.

Fast jedes Baby ist heute mindestens einmal von Windelausschlag betroffen.

Was sind die Vorteile einer windelfreien Erziehung?

Zuallererst: Mit Windelfrei stärken wir das Band der Kommunikation zwischen Mutter, Vater und Baby. Aber wir stärken auch die Würde und die Anerkennung der frühkindlichen Kompetenzen und der körperlichen Selbstbestimmung. Babys sind nicht mehr gezwungen, die Wahrnehmung ihres Ausscheidungsbedürfnisses zu verlernen und deren Kommunikation zu unterdrücken, sondern können von Anfang an aktiv und bewusst mit ihren Bedürfnissen umgehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Windel zeigt mittlerweile negative Auswirkungen an Mensch und Natur. Täglich wandern allein in Deutschland mehrere Millionen benutzter Windeln in den Hausmüll und benötigen zum Verrotten um die 500 Jahre. Ein Kind produziert in seinem Wickelleben ein bis zwei Tonnen Windelmüll, Tendenz steigend, denn unsere Kinder werden immer später trocken. Bettnässen ist zu einer der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern geworden. Auch Windelausschlag gilt mittlerweile als übliche Kinderkrankheit. Fast jedes Baby ist heutzutage mindestens einmal davon betroffen, etwa ein Drittel aller Babys leidet chronisch darunter. All diese Probleme sind hausgemacht und können mit Windelfrei umgangen werden. Das ist wissenschaftlich in Studien wie denen von Palmer, Bakker, Duong und anderen längst bewiesen.

Wer mit Stoffwindeln kombiniert oder weniger Wegwerfwindeln kauft, schont nicht nur die Haut des Babys und die Umwelt, sondern spart zudem auch Geld. Das kann gerade in Familien mit einer angespannten finanziellen Situation von Vorteil sein. Auch bei Koliken und Stillschwierigkeiten kann das Abhalten oder das Weglassen der Windel beim Kind Abhilfe schaffen.

Ich möchte Windelfrei praktizieren, wo finde ich denn passende Materialien?

Im Prinzip kann man Windelfrei ganz ohne extra Materialien praktizieren. Es geht komplett zero waste und minimalistisch. Es gibt aber mittlerweile auch viele kleine Shops und Hersteller und Herstellerinnen, ebenso wie große Marken und Online-Geschäfte, die spezielle Töpfchen für Windelfrei herstellen und Windelfrei-Kleidung nähen. Windelfrei ist längst keine unbekannte Nische mehr, sondern ein wachsender Markt und eine gut umsetzbare, nachhaltige, gesunde und hygienische Methode zum Umgang mit den Ausscheidungen des Babys.

Du möchtest mehr Tipps und Tricks für das Leben mit Baby? Schau dir einmal unseren Ratgeber über Fliegen mit Baby an. Oder hol dir Tipps für die besten Einschlafhilfen fürs Baby.

Quellen 

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: www.bmu.de

Brigitte

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