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Sharenting Warum das Teilen von Kinderfotos im Netz gefährlich sein kann

Sharenting: Frau fotografiert Baby
© Antonio Guillem / Shutterstock
Eltern zeigen gerne mal Bilder von ihren Kindern in den Sozialen Netzwerken – doch das kann weitreichende Folgen haben. Hier erfahrt ihr, was Eltern über das sogenannte Sharenting wissen sollten.

Sharenting: Was bedeutet das?

Facebook, Instagram, Snapchat, Tik Tok … für viele gehört die Nutzung dieser Apps zum täglichen Leben dazu. Oft werden dabei Schnappschüsse, Fotos und Videos geteilt … oft auch die, auf denen die eigenen Kinder zu sehen sind. Die verschiedensten Beweggründe können dahinterstecken: Die Freude über die Geburt des Kindes, ein Foto vom Kindergeburtstag, Erinnerungsbilder vom Ausflug oder Urlaub … Man möchte die Erlebnisse und Bilder mit Freunden und Verwandten teilen – doch nicht immer handelt es sich dabei um vermeintlich harmlose Posts, wie man als Elternteil meinen mag.

Die Fotos und Videos aus den Sozialen Netzwerken können im Internet missbraucht und vervielfältigt werden. Der Begriff Sharenting ist daher aktuell in der Diskussion und soll auf die möglichen Folgen der Problematik aufmerksam machen. Bei "Sharenting" handelt es sich um einen zusammengefügten Begriff, bestehend aus den englischen Wörtern "share" (teilen) und "parenting" (erziehen). Sharenting beschreibt die Nutzung digitaler Medien zur Verbreitung von Daten (Bilder, Videos, Informationen) von Kindern.

Warum ist Sharenting problematisch?

Einen Schnappschuss von seinem eigenen Kind zu teilen, kann doch nicht so schlimm sein, oder? Doch! Der unbedachte Umgang mit Kinderbildern kann durchaus kritisch sein, wie die Polizei und das Deutsche Kinderhilfswerk melden. Gefahren ergeben sich aufgrund folgender Punkte:

  • Weiterverwertung der Bilder: Von Social-Media-Accounts (vor allem, wenn es öffentliche sind) können jedwede Bilder heruntergeladen, gespeichert und anderweitig missbraucht werden. Für Eltern ist es daher nicht absehbar, was mit den Bildern ihrer Kinder passiert.
  • Sicherheit des Kindes: In dem Zusammenhang besteht auch die Gefahr, dass Pädophile Kinderfotos sammeln und in eigenen Netzwerken teilen könnten, wie der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger warnt. Auch vor Stalker*innen müssen sich Eltern in Acht nehmen, wenn sie Fotos ihrer Kinder im Netz teilen. Kritisch wird es außerdem, wenn Informationen über die Kinder einsehbar sind, so Rüdiger: Kriminelle könnten so das Kind ausfindig machen. 
  • Gefahr durch Mobbing: Es gibt so viele schöne und lustige Momente mit Kindern, die gerne von den Eltern mit der Kamera festgehalten werden. Gelangt so ein Bild ins Netz, sollte man sich als Elternteil aber unweigerlich mit der Frage beschäftigen, ob das Kind später dieses Foto auch noch so schön finden wird – vor allem, wenn diese Bilder für alle und somit auch Gleichaltrige einsehbar sind. Man könnte das Kind damit in sehr unangenehme Situationen bringen und auch potenziellen Mobbern eine Vorlage liefern.
  • Recht auf Privatsphäre: Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre, das oft beim Sharenting nicht bedacht wird. Laut der UN Kinderrechtskonvention Artikel 16 Absatz 1 darf "[k]ein Kind […] willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein Privatleben […] oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden."
  • Recht am eigenen Bild: Auch für Kinder besteht ein sogenanntes "Recht am eigenen Bild", laut dem jeder Mensch selber darüber entscheiden kann, ob und wie Bilder von ihm publiziert werden dürfen.
  • Recht auf informationelle Selbstbestimmung: Dieses Persönlichkeitsrecht wird beispielsweise missachtet, wenn Kinder nicht darüber Bescheid wissen, ob und in welchem Zusammenhang Fotos von ihnen gepostet werden.

Sharenting: Was sollten Eltern beachten?

Grundsätzlich sollten Eltern auf einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Kinderfotos achten. Das Deutsche Kinderhilfswerk gibt dazu folgende Tipps:

  1. Die Kinder mit einbeziehen: Schon früh können Eltern in der Familie über den Umgang mit Kinderfotos reden. Die Kinder dabei am besten schon baldmöglichst selber fragen, ob sie mit dem Posten einverstanden sind und falls nicht, die Entscheidung respektieren.
  2. Informationen über das Kind vermeiden: Darauf achten, keine personenbezogenen Daten auf einem Foto preiszugeben.
  3. Die Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen in den Sozialen Medien regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls einschränken.
  4. Keine unangemessenen oder peinlichen Bilder posten! Eltern sollten sich vor dem Teilen der Bilder immer fragen, ob das Bild in irgendeiner Weise später unangenehm für das Kind sein könnte. Falls noch andere Kinder im Hintergrund sind, muss auch hier das Einverständnis der Eltern eingeholt werden.
  5. Bildausschnitt des Fotos überprüfen: Gegebenenfalls kann das Gesicht unkenntlich gemacht werden (z. B. durch Emoji/Verpixelung) oder ein Detail (z. B. Hände) gezeigt werden, sodass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden – im Speziellen dann, wenn die Kinder noch zu klein sind, um ihre Zustimmung zu dem Post zu erteilen.
  6. Vorbildfunktion: Eltern können ihren Kindern schon früh einen verantwortungsvollen Umgang mit Bildern im Netz vorleben, wodurch die Kinder selber lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen.

Lesetipps: Hier beantworten wir die Frage: Warum schmeißen Kinder alles runter? Hier gibt es Tipps zum Basteln mit Kleinkindern und hier erfährst du, was es alles für pädagogische Konzepte gibt.

Quellen:

  • Deutsches Kinderhilfswerk: Studie "Kinder. Bilder. Rechte. Persönlichkeitsrechte von Kindern im Kontext der digitalen Mediennutzung in der Familie"; Sechs Tipps für den Umgang mit Kinderfotos (dkhw.de, aufgerufen am 18.11.2020)
  • Unicef: Die UN-Kinderrechtskonvention (unicef.de, aufgerufen am 18.11.2020)

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