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Pädagogische Konzepte im Kindergarten: Ein Überblick

Pädagogische Konzepte im Kindergarten: Kind mit Schminke
© Tania Kolinko / Shutterstock
Montessori, Waldorf, Fröbel – die ein oder anderen pädagogischen Konzepte hat man mit Sicherheit schon mal gehört. Spätestens bei der Wahl der Kita müssen sich Eltern mit pädagogischen Ausrichtungen auseinandersetzen. Hier haben wir eine Auswahl wichtiger pädagogischer Konzepte von Kindergärten zusammengefasst, die Eltern kennen sollten.

Bei der Wahl der Kindertagesstätte können Eltern schnell überfordert werden: Neben den traditionellen Kindergärten gibt es viele reformpädagogische Einrichtungen, die andere Konzepte verfolgen. Teilweise werden auch nur Ansätze pädagogischer Konzepte übernommen oder Mischkonzepte etabliert. Daher kann es hilfreich sein, vorher die wichtigsten Ausrichtungen zu kennen.

Pädagogischer Ansatz nach Montessori

  • Die Montessori-Pädagogik wurde von Maria Montessori ab 1907 entwickelt und stellt ein Bildungskonzept dar, das die Entwicklung vom Kleinkindalter bis hin zum Erwachsenenalter begleitet.
  • Die Pädagogik dahinter richtet sich nach der Leitlinie: "Hilf mir, es selbst zu tun". Die Kinder werden in ihrem Drang, etwas zu lernen, von den Erwachsenen so unterstützt, dass sie frei und eigenständig den Lernprozess gestalten können. Das heißt, die Kinder bestimmen selbst den Zeitpunkt, wann sie sich mit etwas auseinandersetzen möchten. Diese Richtlinie beruht auf dem Grundsatz, dass die Kinder selbst am besten wissen, was sie in der jeweiligen Situation brauchen. Der Erzieher übernimmt daher keine lehrende Funktion, sondern eine unterstützende.
  • Für den Lernerfolg des pädagogischen Konzeptes spielt dabei das soziale Umfeld und die räumliche Gestaltung eine entscheidende Rolle. Als Grundlage wird hierbei eine "vorbereitete Umgebung" angesehen: Das heißt, es soll eine Umgebung geschaffen werden, die den Kindern jederzeit ermöglicht, sich selbstständig mit Themen auseinanderzusetzen und dadurch zu lernen.
  • Dadurch ist es den Kindern möglich, im eigenen Tempo, selbstständig, selbstorganisiert und interessenbezogen zu lernen. Erwachsene übernehmen unterstützende und begleitende Funktionen.
  • Die Ausrichtung nach der Pädagogik Montessoris stellt allerdings keine geschützte Bezeichnung dar, wodurch zum Beispiel Einrichtungen dieser Art Schwerpunkte anders auslegen oder auch nur Teilaspekte übernehmen können.

Pädagogische Konzepte im Waldkindergarten

  • Lernen mit und in der Natur – das ist das Motto in einem Waldkindergarten (oder auch Naturkindergarten). Egal, wie das das Wetter ist, die Kinder sind so oft wie möglich draußen in der freien Natur.
  • Die Intention dahinter sieht vor, ein inniges Verhältnis zur Natur aufzubauen und im natürlichen Raum des Waldes zu lernen und zu entdecken.
  • Gewisse Zeit in Räumlichkeiten zu verbringen, wie es in anderen Kindergärten der Fall ist, sind im normalen Tagesablauf des Waldkindergartens nicht vorgesehen. Nur für den Fall, dass extreme Witterungsbedingungen herrschen, ist eine Unterkunft in der Nähe des Waldes vorhanden – meist in Form einer beheizbaren Hütte oder eines Bauwagens. Während des Aufenthaltes im Freien haben die Erzieher alle notwendigen Utensilien und Essen in einem Wagen dabei.
  • Konventionelles Spielzeug ist in diesem Kindergarten nicht vorgesehen, gespielt wird dagegen mit allem, was die Natur bereit hält.
  • Der ständige Aufenthalt im Freien kann sich positiv auf das Immunsystem auswirken und zum Beispiel die kindliche Entwicklung in den Bereichen Motorik, taktile Wahrnehmung, Koordination oder Tiefensensibilität positiv beeinflussen. Probleme ergeben sich dagegen durch die eventuell reduzierte Betreuung in der kalten Jahreszeit und Zeckenbisse.

Pädagogische Konzepte der Waldorf-Kindergärten

  • Rudolf Steiner war der Begründer der Waldorf-Pädagogik, die sich auf die ebenfalls von ihm begründete anthroposophischen Lehre stützt.
  • Bei dieser pädagogischen Ausrichtung geht man davon aus, dass die natürliche Neugier der Kinder die Grundlage für die Entwicklung legt. Durch Nachahmung lernen die Kinder, weshalb der Umwelt und auch entsprechend den Erziehern eine besondere Bedeutung zukommt.
  • Im Fokus stehen dabei die Sinne und das Handeln, wodurch sich Körper, Seele und Geist in einem ganzheitlichen Ansatz entwickeln sollen. Deshalb wird vor allem auch die kreative und musikalische Entwicklung als wichtig angesehen. Ebenso wird ein starker Bezug zu Naturmaterialien hergestellt, wobei sich auch die Jahreszeiten auf die Gestaltung des Kindergartenalltags auswirken.
  • In einem Walddorf-Kindergarten ist der Tag durch feste Zeiten zum freien Spielen und feste Zeiten für Anleitungen durch die Erzieher strukturiert. Praktische Anleitungen, wie etwa Brotbacken, gehören hier dazu.
  • Bei Waldorf-Kindergärten werden die Eltern stark mit eingebunden, das betrifft zum Beispiel auch die Mitarbeit bei Veranstaltungen. Dafür wird bereits im Vorhinein die Übereinstimmung der Eltern mit der Pädagogik sichergestellt.

Pädagogische Konzepte im Freinet-Kindergarten

  • Die Freinet-Pädagogik wurde von dem französischen Lehrer Célestin Freinet begründet. Das pädagogische Konzept stellt Vertrauen in den Fokus, da es dem Kind ein sehr hohes Maß an Selbstbestimmung einräumt.
  • Die Kinder gestalten aktiv ihren Kindergartenalltag mit. Sie übernehmen dabei viel Eigenverantwortung, da sie zum Beispiel auch selber Ateliers leiten oder frei entscheiden können, wann sie schlafen wollen oder wo sie essen wollen.
  • Die Pädagogik nach Freinet möchte eigenverantwortliches Handeln vermitteln und Kompetenzen fördern. Die Persönlichkeiten der Kinder sollen sich dabei frei entfalten können. Schwierigkeiten sollen eigenständig gemeistert werden.
  • Während andere pädagogische Konzepte, wie zum Beispiel die Montessori-Pädagogik, das Lernfeld pädagogisch aufbereitet, bezieht der Ansatz nach Freinet die Selbstständigkeit der Kinder stärker mit ein: Die Kinder sollen selber ihre Fähigkeiten und Stärken herausfinden.

Pädagogik im Reggio-Kindergarten

  • In einem Kindergarten mit Reggio-Pädagogik steht die kindliche Neugier im Mittelpunkt, die die Kinder dazu antreibt, etwas zu erleben und zu erforschen.
  • Historisch entwickelt hat sich dieser Ansatz aus der problematischen Kinderbetreuung nach dem Zweiten Weltkrieg: In der norditalienischen Stadt Reggio Emilia wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Kindergarten gegründet, der gemeinschaftlich von den Eltern geführt wurde. Dabei bestimmte der Entdeckungsdrang der Kinder, womit sie sich beschäftigen wollten. Wenn die Kinder beispielsweise neugierig aufs Backen waren, betreute der Bäcker sie. Wenn sie Interesse an handwerklichen Projekten hatten, war der Handwerker zur Stelle.
  • Heutzutage behält diese Pädagogik den Grundgedanken bei: In Reggio-Einrichtungen wird Experimentierfreude großgeschrieben und die Kinder suchen selbst nach Lösungen. Dabei wird von- und miteinander gelernt. Themen und Projekte ergeben sich aus alltäglichen Erfahrungen oder Beobachtungen heraus. Der Erzieher bietet den Rückhalt, schenkt Geborgenheit und steht mit Rat zur Seite. Die Kinder erkunden aktiv als kleine Forscher ihre Umwelt – immer mit einem sozialen Bezug. Daher beziehen viele Aktivitäten des Reggio-Konzeptes auch Kind und Eltern zusammen mit ein.

Bewegungskindergarten

  • Der Bewegungskindergarten möchte eine Resonanz auf den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern geben. Bewegung generell wird dabei neben Fühlen, Wahrnehmen und Denken in den Fokus gerückt und liefert so auch eine Antwort auf die heutige Bewegungsarmut, unter der viele Kinder leiden.
  • Das zeigt sich besonders auch in den Räumlichkeiten, die diese Art Kindergarten bietet. Die Räume sind darauf ausgerichtet, jegliche Form von Bewegung zu fördern: Seien es Räume zum Klettern, Tanzen, Ball spielen etc. Dadurch sollen Gleichgewicht, Orientierung und Reaktionsfähigkeit gefördert werden.
  • Dazu soll das kindliche Spiel Ausdrucksformen ermöglichen. Entsprechend soll die Einrichtung mit natürlichen als auch künstlichen Spielmaterialien dazu anregen.

Situationsansatz

  • Der Situationsansatz richtet sich nach den alltäglichen Lebensbedingungen der Kinder und rückt das soziale Lernen in den Fokus. Dabei werden soziale und kulturelle Unterschiede sowie individuelle Interessen und auch Vorerfahrungen der Kinder mitberücksichtigt. Ein lebensnahes Lernen ist dabei der Grundsatz des pädagogischen Konzeptes.
  • Sowohl im Gespräch mit den Eltern als auch mit den Kindern selbst werden zentrale Themen und Lebenssituationen ermittelt, die von Bedeutung für die Kinder sind. Entsprechend wird der Kindergartenalltag gestaltet und zum Beispiel mit gezielten Projekten bestückt.
  • Das Verantwortungsgefühl in der Pädagogik nach dem Situationsansatz soll dadurch entwickelt werden, dass die Kinder auf Augenhöhe wahrgenommen werden sollen. Kommt es zum Beispiel zu Abstimmungen, wird die Stimme des Kindes gleichwertig zu der eines Erziehers angesehen.
  • Damit die Kinder aus verschiedenen Altersklassen voneinander lernen können, werden altersübergreifende Unternehmungen befürwortet.

Fröbel-Pädagogik

  • Die Pädagogik nach Friedrich Wilhelm August Fröbel setzt die Spielpädagogik in den Mittelpunkt: Die Erzieher bieten den Rahmen, um das freie Spiel zu ermöglichen und anzuregen sowie in unterstützender Funktion zu agieren, während die Kinder ihre Bildung durch den Spielprozess selber steuern.
  • Bildung und Lernen soll demnach nicht von außen auferlegt werden, sondern im Spiel erlebt werden. Dabei werden die einzelnen Persönlichkeiten der Kinder berücksichtigt.

Pädagogik im Kneipp-Kindergarten

  • Nach den Lehren von Sebastian Kneipp wird in den Kneipp-Kindergärten der Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung eine enorme Bedeutung beigemessen. Ein bewusster Umgang mit der Gesundheit, der Seele und dem Körper bilden hier die Prämisse. Der ganzheitliche Blick auf diese zentralen Punkte ist daher das Leitmotiv in den Kneipp-Kindergärten. Gemäß den Lehren Kneipps wird dabei auch immer wieder der Naturbezug hergestellt.
  • Damit diese zentralen Punkte nicht nur während des Kindergartenalltags vermittelt werden, werden die Eltern aktiv mit involviert.

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