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Wie kann ich mich bei einem Arztbesuch vor dem Coronavirus schützen?

Corona aktuell: Ärztin hält Schutzmaske in ihren Händen
© paulynn / Shutterstock
Das Coronavirus grassiert weltweit, Abstand gilt als wichtigster Schutz. Doch was tun, wenn ich trotzdem zum Arzt muss? So kannst du dich bei einem Arztbesuch schützen.

Mitten in der Coronakrise steht kaum jemandem der Sinn nach einem Arztbesuch. Schließlich sind Arztpraxen oft Orte, an denen sich vermehrt Viren und Bakterien sammeln. Doch Coronavirus hin oder her – selbst in der Corona-Pandemie lässt sich so mancher Arztbesuch nicht vermeiden. Wie ich mich bei einem Arztbesuch vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen kann, dazu haben wir mit dem Infektionsmediziner Professor Thomas Löscher vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI e.V.) in München gesprochen. 

BRIGITTE.de: Professor Löscher, welche Arzttermine sollte ich derzeit unbedingt noch wahrnehmen und welche besser verschieben?

Professor Thomas Löscher: Wenn es kein Notfall ist, empfehle ich, vor dem Termin bei dem Arzt oder der Ärztin anzurufen und sich zunächst einmal zu erkundigen, ob die Praxis überhaupt geöffnet hat. Denn es gibt eine Reihe von Arztpraxen, die derzeit geschlossen haben. Das gilt beispielsweise für viele Zahnärzte, die aktuell nur noch Akutpatienten behandeln. Dann sollte ich mit meinem behandelnden Arzt besprechen, ob der geplante Termin stattfinden oder verschoben werden soll. Für ein Rezept muss niemand in die Praxis, das kann man sich heutzutage auch zuschicken oder abholen lassen. Wenn ich aber akute Beschwerden habe, sollte ich in der Praxis anrufen und dann auch wirklich hingehen.

Bei einem Anruf kann ich auch erfragen, ob in der Praxis Corona-Verdachtsfälle untersucht werden oder nicht. Vielen Praxen schicken Personen mit Coronaverdacht für Tests an spezielle Zentren weiter, um ein Ansteckungsrisiko für die anderen Patient*innen möglichst zu vermeiden. Weiterhin kann ich erfragen, welche Infektionsschutzmaßnahmen getroffen sind und wie ich mich in der Praxis verhalten soll. 

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten die Ärzt*innen getroffen haben?

Manche Praxen lassen beispielsweise nur noch sehr wenige Leute gleichzeitig herein, dann ist das Wartezimmer leer und die Wahrscheinlichkeit, einem anderen Patienten zu begegnen, gering. Das halte ich für sehr sinnvoll, denn je weniger Menschen sich nahekommen, umso besser ist der Schutz. 

Manche Praxen versorgen auch alle Patient*innen beim Betreten der Praxis mit einem Mund-Nasen-Schutz und auch das Personal schützt sich entsprechend. Dann ist das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus gering – auch wenn in der Praxis Menschen mit einem entsprechenden Verdacht behandelt werden. 

Außerdem sollten ausreichend Desinfektionsmittel-Spender vorhanden sein und Hände geben ist natürlich im Moment auch nicht angesagt. 

Und wie kann ich mich als Patient*in schützen? Sollte ich eine Schutzmaske tragen?

Ja, man kann natürlich eine Maske tragen. Das ist zwar umstritten, weil die einfachen Mund-Nasen-Schutzmasken den Träger selbst nicht wirklich zuverlässig vor einer Ansteckung schützen. Wenn allerdings alle Menschen in einem Raum einen käuflichen Mundnasenschutz oder auch eine selbstgemachte Stoffmaske tragen, kann das schon dazu beitragen, das Infektionsrisiko für alle zu senken. Manche Menschen sind ja mit dem Coronavirus infiziert, haben aber keine Symptome. Aber auch bei ihnen können durch das Sprechen Virus-haltige Tröpfchen in die Umgebung gelangen, das wird bereits durch einfache Masken erheblich verringert. Ganz besonders wichtig ist es natürlich, dass Menschen mit Erkältungssymptomen wie Husten eine Maske tragen, um ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung zu schützen. 

Einen echten Schutz vor einer Infektion für den Träger bieten allerdings nur die FFP2- oder FFP3-Masken, mit oder ohne Ventil, die in der Regel von Ärzt*innen und medizinischem Personal verwendet werden. Mit einer solchen Maske kann man nicht den ganzen Tag herumlaufen, weil sie das Atmen doch beeinträchtigen. Wer jedoch zur einer Corona-Risikogruppe gehört, z.B. ein höheres Alter und /oder bestimmte chronische Grunderkrankungen hat, und sich darum besonders schützen will, könnte eine solche FFP2-Maske ohne Ventil durchaus zum Schutz bei einem Arztbesuch oder beim Einkaufen tragen. Die sind ja allerdings derzeit nicht so leicht zu bekommen. Selbst in den Kliniken sind diese Masken Mangelware und müssen darum schon mehrfach verwendet werden, obwohl das so eigentlich nicht gedacht ist. Aber im Moment geht es eben nicht anders. 

Schutzmasken ausverkauft? So kannst du einen Mundschutz nähen

Macht außerdem das Tragen von (Schutz)-Brillen Sinn? 

Nein, eine Schutzbrille oder ein Schutzschild ist nur für medizinisches Personal sinnvoll bei Maßnahmen am Patienten, bei denen mit der Entstehung von Aerosolen gerechnet werden muss oder die so nah am Patienten stattfinden, dass eine Übertragung von Tröpfchen möglich ist, die möglicherweise auch über das Auge erfolgen kann.

Selbstgemachter Mundschutz ohne Nähen und Zerschneiden

Was kann ich tun, wenn ich keinen Abstand zu anderen Patient*innen halten kann, etwa im Treppenhaus oder im Flur der Praxis?

Wenn mir im Flur oder im Treppenhaus jemand entgegenkommt, sollte ich ausweichen oder sogar zurückgehen, um Abstand möglich zu machen. Zwei Meter Abstand sind auf jeden Fall sinnvoll und das machen ja auch viele Leute so.

Können durch vorhergehende Patient*innen Viren in der Luft im Arztzimmer hängen bleiben?

Ja, gerade in Praxen, in die Menschen mit allem möglichen kommen und auch Menschen, die einen Verdacht auf das Coronavirus abklären lassen wollen, sollten alle Patient*innen mit einem Mundnasenschutz versorgt werden. Außerdem ist es in den Praxen üblich, dass entsprechend der Hygieneverordnung zwischen zwei Patient*innen eine einfache Wischdesinfektion mit alkoholgetränkten Tüchern stattfindet. Die Tröpfchen fallen ja relativ schnell herunter, insofern ist eine solche Desinfektion der Oberflächen im Bereich der Patient*innen, wenn etwa jemand hustet, auch sehr sinnvoll. Die Untersuchungsräume sollten so eingerichtet sein, dass solche Wischdesinfektionen einfach möglich sind.

Wie ist es mit Zeitschriften und Infomaterial im Wartezimmer – kann ich mich da infizieren?

Ja, ich würde schon empfehlen, solche Sachen derzeit aus dem Wartezimmer zu entfernen. Das gilt auch für Dinge wie die Espressomaschine oder den Sprudelbereiter. Das muss alles raus. Man muss schauen, dass es keine Dinge gibt, die man anfassen kann. Außerdem muss es überall Desinfektionsmittelspender geben. Wenn ich mir alternativ die Hände mit Seife waschen kann, ist das genauso wirksam.

Würden Sie außerdem dazu raten, seinen eigenen Kugelschreiber mitzubringen, falls man ein Formular ausfüllen muss oder ähnliches?

Naja, da sehe ich das Risiko einer Ansteckung sehr gering. Auf jeden Fall sollte man sich, nach allem, was man anfasst, gründlich die Hände waschen oder die Hände mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel desinfizieren. Wenn man das konsequent macht, ist man eigentlich relativ gut geschützt. Wenn jemand abwehrgeschwächt ist, etwa Tumorpatienten, Patienten, die in sehr hohen Dosen Cortison bekommen, oder sehr alte Menschen, ist es auch eine Möglichkeit, Handschuhe anzuziehen. Das müssen nicht unbedingt Gummihandschuhe sein, Stoffhandschuhe tun es auch. Damit ist das Risiko schon mal deutlich geringer. Nach dem Ausziehen der Handschuhe sollte man sich nicht direkt ins Gesicht fassen, sondern zuerst die Hände waschen oder desinfizieren.

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Sollte ich nach dem Arztbesuch duschen, um eventuelle Viren abzuspülen?

Nein, das ist meiner Ansicht nach unnötig. Der Hauptinfektionsweg ist der über die Tröpfchen, die beim Sprechen und besonders beim Husten abgesondert werden. Da ist Distanz entscheidend. 

Die Kleidung, die ich beim Arztbesuch getragen habe, direkt zu waschen, ist dann wohl auch unnötig, oder? 

Ja, auch das muss nicht unbedingt sein. 

Herzlichen Dank für diese Informationen!

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