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Corona aktuell: Gehöre ich zur Risikogruppe?

Corona aktuell: Patient in Quarantäne
© Mongkolchon Akesin / Shutterstock
Das Corona-Virus verunsichert die Menschen: Wer gehört nun zur Risikogruppe? Und welche Vorerkrankungen sind gemeint? Wir haben mit einem Experten gesprochen. (Stand: 24. März 2020, Interview 13. März 2020)

Das Corona-Virus wurde von der Weltgesundheitsorganisation als Pandemie eingestuft. Während nahezu stündlich von neuen Fällen berichtet wird, breitet sich in der Gesellschaft neben dem Virus zunehmend Verunsicherung aus. Die Rede ist von Risikogruppen und Sterblichkeitsraten, so richtig fassen lässt sich die Gefahr von Covid-19 aber bisher schwer. 

Die Situation ist neu – selbst für erfahrene Mediziner wie Dr. med. Thomas Voshaar. Er ist Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers und hat mit BRIGITTE.de über das Corona-Virus gesprochen. 

Wer zählt denn nun wirklich zur Risikogruppe für Covid-19, Dr. Voshaar?

"Es gibt aus den bisherigen Zahlen zum einen Analysen, welche Altersgruppen wirklich gefährdet sind.Bedauerlicherweise ist das wirklich so, dass es schon mit 60 anfängt, dass die schon ein höheres Risiko haben und dass sich dieses mit 70 und 80 noch einmal erhöht.

Dann geht es natürlich vor allem um Atemwegserkrankungen. Da alle Patienten zum Beispiel mit einer schweren COPD oder chronisch obstruktiver Bronchitis. Dazu kommen alle Patienten, die dauerhaft unter irgendeiner modulierenden Therapie stehen, früher sagte man Immunsuppressiva, aber Cortison und andere Medikamente unterdrücken ja nicht nur, sondern verändern. Deswegen ist der bessere Ausdruck Immunmodulation."

Was bedeutet das genau? Wann nimmt man solche Medikamente ein?

"Da gibt es eine ganze Menge Erkrankungen, die so therapiert werden. Dazu gehören zum Beispiel auch die Lungenfibrose, aber auch Patienten mit Rheuma. Gemeint ist der gesamte rheumatische Formenkreis, dazu Kollagenosen, das sind Bindegewebserkrankungen, und entzündliche Erkrankungen der Gefäße – aber keine normalen Gefäßerkrankungen, nur entzündliche."

Und die haben ein erhöhtes Risiko, am Corona-Virus zu erkranken?

"Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass sie ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Ob das jetzt in einer besonderen Weise auch für das Coronavirus gilt, das weiß kein Mensch.

Aber: Es ist nochmal wichtig, dass man die andere Seite sieht: Hätten Sie diese Therapien nicht, würden sie zum einen viel schlechter und mit ständigen Symptomen leben. Das andere ist aber auch, dass viele dieser Erkrankungen mit großer Wahrscheinlichkeit unbehandelt ein vielleicht viel höheres Infektionsrisiko darstellen. Das ist ganz, ganz wichtig."

Was ist denn zum Beispiel mit Asthma? 

"Ich versuche, das am Beispiel des Asthmas deutlich zu machen: Ein unbehandeltes Asthma führt nicht nur dazu, dass man immer Beschwerden wie Husten und Atemnot hat, sondern ein unbehandeltes Asthma hat definitiv eine erhöhte Infektionsrate. Und das behandelte Asthma hat es dann eben nicht.

Das gilt für Asthma, COPD, Rheuma und weitere – das ist eine ganz wichtige Botschaft, dass auf gar keinen Fall irgendwer jetzt etwas an seiner Therapie verändert. Das wäre ganz sicher falsch.

Das ist auch wichtig, um die Leute zu beruhigen: Ja, offiziell ist es so, wenn wir in das Immunsystem eingreifen, verändern wir etwas, um mit der Erkrankung weitestgehend beschwerdefrei zu leben. Die Folgen können eine gewisse Abwehrschwäche sein. Würden wir diese Krankheiten aber unbehandelt lassen, dann ist wahrscheinlich die Infektionsrate und die Folgen eines Infekts viel größer! "

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Die Corona-Risikogruppe laut RKI im Überblick

  • Menschen ab 50 bis 60 Jahren
    • Achtung: Bei älteren Menschen können die Symptome aufgrund eines schwächeren Immunsystems zunächst milder ausfallen, es sollte also gut auf sich geachtet werden!
  • Vorerkrankte unabhängig des Alters mit Grunderkrankungen wie
    • Herzkreislauferkrankungen
    • Diabetes
    • Atemsystemerkrankungen
    • Lebererkrankungen
    • Nierenerkrankungen
    • Krebs
  • Patienten mit immununterdrückenden Medikamenten
  • Wenn mehrere Faktoren, Alter und Erkrankung vorliegen, erhöht sich das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 erneut.

Kein Risiko für einen schweren Verlauf haben Erkenntnissen nach bislang:

  • Schwangere
  • Kinder

Vielen Dank für das Gespräch!

verwendete Quellen:Lungenärzte im Netz, Interview mit Dr. med. Voshaar, Robert-Koch-Institut

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