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Assessment Center: Das kommt auf dich zu

Assessment Center: Das kommt auf dich zu: Frau steht im Konferenz am Kopfende des Tisches und hält eine Rede
© Jacob Lund / Shutterstock
Du bist zum Assessment Center eingeladen worden? Glückwunsch! Der Traumjob ist schon zum Greifen nah, denn mit unseren Tipps meisterst du das mit links.

Deine Bewerbung hat die Personaler schon mal überzeugt, jetzt wollen sie dich näher kennen lernen! Soweit so gut – doch das Assessment Center kann einige Tücken bereithalten. Mit folgenden Tipps gelingt deine Vorbereitung und der Job ist schon zum Greifen nah! 

Assessment Center: Definition

Der englische Begriff „Assessment“ bedeutet übersetzt Beurteilung, Bewertung oder Einschätzung. Und das versteht man unter einem Assessment Center: Das Unternehmen will mit diesem Auswahlverfahren herausfinden, wie es um deine Fähigkeiten und um dein soziales Verhalten steht. Es prüft damit also, ob du der geeignete Kandidat für die Stelle bist und zum Unternehmen passt. Durchgeführt wird das Assessment Center (AC) üblicherweise mit mehreren Mitarbeitern aus dem Betrieb, diese werden auch Assessoren genannt. Dabei sind z. B. Personaler, Führungskräfte aus der Fachabteilung und eventuell noch Psychologen. Und natürlich triffst du auf die anderen Mitbewerber - und die sind genauso aufgeregt wie du! Eine gute Gruppengröße liegt zwischen vier und acht Kandidaten.

Wie lange dauert ein Assessment Center?

Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. In der Regel gibt es mehrere Runden, die auf einen Tag oder sogar auf bis zu drei Tage verteilt werden.

Nicht nur die Dauer unterscheidet sich je Unternehmen, auch der Ablauf und die Aufgaben können variieren. Ein gewisser Standard hat sich durchgesetzt, d. h. der grobe Ablauf kann so aussehen:

  1. Unternehmenspräsentation durch Mitarbeiter
  2. Selbstpräsentation
  3. Übungen: Postkorbübung, Rollenspiele, Fallstudie, Gruppendiskussion
  4. Einzelinterview
  5. Abschlussgespräch

All das ist variabel und ändert sich je nach Unternehmen und deren Ressourcen.

Tipp: Behalte eine gewisse Spontanität und versteife dich nicht zu sehr auf bestimmte Aufgaben. Authentisch sein ist ein wichtiger Faktor beim Assessment Center, den du nicht unterschätzen solltest. Denk daran: Deine Bewerbung hat Eindruck hinterlassen und du gehörst schon zu einer engeren Auswahl von Kandidaten – nicht alle sind soweit gekommen wie du!

Assessment Center: Selbstpräsentation

Ein Punkt, mit denen sich viele schwer tun. Doch mit etwas Vorbereitung gelingt sie dir garantiert. Im AC bekommst du nicht unbedingt Vorbereitungszeit eingeräumt, daher mache dir schon zu Hause darüber Gedanken. Das gibt dir schon im Vorfeld mehr Sicherheit. Die Zeit, die dir am Bewerbertag zur Verfügung steht, kann zwischen zwei und zehn Minuten liegen. Überlege dir daher am besten die wichtigsten Punkte für eine kurze Präsentation und erweiterte Version, falls du mehr Zeit haben solltest.

6 Tipps für eine gelungene Selbstpräsentation

  • Übe deine Selbstpräsentation zu Hause – vor Freunden oder vor dem Spiegel – bis du dich sicher fühlst. Aber: Lerne sie nicht auswendig, sonst kommst du bei Nachfragen zu schnell aus dem Konzept.
  • Ein kreativer Einstieg hebt dich von den Mitbewerbern ab - und du bleibst bei den Assessoren eher im Gedächtnis. Das kann eine kurze (!) Anekdote sein oder einen Bezug zum Unternehmen oder zur Stelle haben. 
  • Schneide deine Präsentation auf die ausgeschriebene Stelle zu. Stelle also Erfahrungen und Tätigkeiten in den Vordergrund, die relevant für den neuen Job sind. Lasse deine Stärken mit einfließen, wenn sie zur Stellenbeschreibung passen. Die untermauerst du mit Beispielen aus deinen bisherigen Jobs, deinem Studium oder deiner Ausbildung. Vergiss bei der Präsentation nicht, einem roten Faden zu folgen.
  • Auch deine Motivation muss unbedingt vorkommen: Warum bist du die Richtige für den Job? Warum interessiert dich die Stelle und das Unternehmen?
  • Greife zu Hilfsmitteln, wenn du die Möglichkeit und die Zeit hast. Es kann, es muss aber keine PowerPoint Präsentation sein. Ein Flipchart, kleine Grafiken oder Zeichnungen sind völlig ausreichend und machen deine Selbstpräsentation aktiver und kreativer. 
  • Du weißt nicht wohin mit deinen Händen? Nimm einen Stift in die Hand – das hilft garantiert!

Du stehst während des gesamten Assessment Centers unter Beobachtung, nicht nur während der Präsentation - auch in den Pausen. Halte dich zurück bei Themen wie Religion und Politik und vermeide am besten Anekdoten über ausufernde Partynächte oder Ähnliches. Achte auf deine Körpersprache, trete selbstsicher auf (Fällt dir schwer bei Nervosität? Schau mal hier: Selbstbewusst auftreten).

Assessment Center: Übungen im Einzelnen

Postkorbübung

Auf diese Einzel-Übung wird im AC häufig zurückgegriffen. Dabei wird eine Arbeitssituation simuliert: du bekommst neben einer vorgegebenen Situation einen zeitlichen Rahmen (häufig ein bis zwei Stunden) gesteckt, in dem du einen vollen Postkorb bearbeiten sollst. Dort findest du Termine, Nachrichten, To-Dos, usw. Deine Aufgabe besteht jetzt im priorisieren, delegieren, abarbeiten. In einigen Fällen stößt du auf Widersprüche und Unterbrechungen durch zum Beispiel einen der Assessoren. 

Warum? Hier wird deine Stressresistenz und Entscheidungsfähigkeit getestet, und damit auch deine Prioritätensetzung und Selbstorganisation.

Wichtig: Warum hast du die Entscheidungen getroffen, wie du sie getroffen hast? Das Ziel ist nicht: ist das Ergebnis richtig oder falsch? Es geht viel mehr um deine Begründung!

Beispiel Postkorbübung:

Du hast gleich ein wichtiges Meeting, doch eigentlich musst du auch noch die Präsentation für deine Chefin fertig stellen. Nun meldet sich auch noch dein Kollege krank, dabei stapeln sich die Angebotsanfragen in deinem Postfach. Doch ständig klingelt das Telefon, weil der Apparat deines erkrankten Kollegen auf dich umgestellt ist. Und dann ist da noch die Beschwerde-E-Mail eines bedeutenden Kunden, der mit der letzten Lieferung überhaupt nicht zufrieden war.

Tipp: Eine gute Hilfe zum Prioritäten setzen ist die Eisenhower’sche Methode.

  • Ist es wichtig und dringend? Tue es gleich.
  • Es ist wichtig, aber nicht dringend: Plane es/setze einen Termin
  • Es ist dringend, aber nicht wichtig: Delegiere es
  • Es ist weder dringend, noch wichtig: Lass es sein - Ablage P!

Rollenspiel

Ein Rollenspiel ist in der Regel praxisbezogen, d. h. wenn du dich als Führungskraft bewirbst, kann es gut sein, dass du zum Beispiel ein schwieriges Mitarbeitergespräch führen sollst. Nach einer gewissen Vorbereitungszeit sollte das Spiel ungefähr zehn bis 30 Minuten dauern.

Warum? Man versucht dein Führungsverhalten einzuschätzen, aber auch dein Konfliktmanagement und deine Entscheidungsfähigkeit.

Wichtig: Versuche die Perspektive deines Gegenübers zu verstehen. Bleibe auch hier immer sachlich und versuche die Diskussion zielorientiert zu führen. Aber nimm nicht alles als gegeben hin, was du in der Rollenbeschreibung bekommen hast, du darfst deinem Gegenüber auch Fragen stellen!

Assessment Center Beispiel Rollenspiel

Das Rollenspiel ist stark abhängig von der vakanten Position. Beliebt sind:

  • Verkaufsgespräche: In diesem Fall soll dem potentiellen Kunden ein bestimmtes Produkt schmackhaft gemacht werden
  • Vorgesetzer-Mitarbeiter-Gespräch: Eine Problemsituation soll gelöst werden, das kann zum Beispiel ein Fehlverhalten sein oder es muss eine schlechte Nachricht überbracht werden
  • Kollegen-Gespräch: Hier soll ein Problem aus dem Alltag aus der Welt geschafft werden

Fallstudie

Ein bestimmter Fall aus dem Arbeitsalltag wird vorgestellt, zu dem du die Lösung präsentieren sollst. Wie diese Fallstudie (Case Study) aussieht, hängt stark vom Unternehmen und der offenen Position ab - im Marketing wird diese anders aussehen als in der IT. Eine Case Study kann auch als Gruppenaufgabe gestellt werden!

Warum? Deine Kompetenz, allen voran bei der Problemlösung, wird hier abgefragt, aber auch dein Fachwissen.

Wichtig: Beim Vorgehen solltest du auch Handlungsalternativen berücksichtigen. Begründe, wie du zu deinen Entscheidungen und zu deiner Lösung gekommen bist. Notiere dir deinen Lösungsweg.

Beispiel für eine Fallstudie

Die Fallstudie stammt häufig aus dem Unternehmenskontext, Themenfelder könnten sein:

  • Wie kann der Gewinn gesteigert werden?
  • Wie gehst du (als Führungskraft) mit einer Krise bei den Mitarbeitern um?
  • Wie findest und erschließt du neue Märkte?
  • Wie lässt sich das Image aufpolieren?

Gruppendiskussion

Oftmals wird ein Diskussionsthema vom Unternehmen vorgegeben. Dieses kann aus dem Unternehmenskontext stammen, aber auch der aktuellen Tagesdebatte entnommen sein. Nach einer kurzen Vorbereitungszeit (ca. 15-30 Minuten) geht es in die Diskussion mit den anderen Teilnehmern. Diese kann 15, aber auch 45 Minuten dauern.

Warum? Das Unternehmen schaut sich deine Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit ganz genau an. Aber auch, ob du kooperieren kannst und wie du mit Konflikten umgehst. Insbesondere bei dieser Übung können die Assessoren die Bewerber direkt vergleichen.

Wichtig: Wie interagierst du im Team? Bist du eher der Moderator oder der Zuhörer? Auch hier steht weniger das Ergebnis bzw. die Entscheidung im Fokus, sondern wie ihr in der Gruppe dazu gekommen seid. Daher ist es äußerst wichtig, sich intensiv mit dem Sachverhalt auseinander zu setzen und diesen richtig nachzuvollziehen, bevor du dir Argumente überlegst.

Tipps für die Gruppendiskussion:

  • Nicht persönlich werden, bleibe höflich und argumentiere sachlich
  • Verliere dich nicht in Details
  • Achte auf eine klare Ausdrucksweise
  • Sei aufmerksam und höre gut zu
  • Wenn es passt: Bringe Wissen aus deiner Unternehmens-Recherche ein
  • Achte auf deine Gestik und Mimik (auch wenn es einen Grund gibt: verzichte aufs Augenrollen oder auf verschränkte Arme)
  • Vermeide Sarkasmus oder Ironie

Einzelinterview und Abschlussgespräch

Beim Einzelinterview bekommt der Bewerber häufig die Chance, sich selber im AC einzuschätzen. Was ist dir besonders geglückt und was weniger? Hast du noch etwas zu ergänzen? In diesem Interview hast du auch noch mal die Möglichkeit – wie im normalen Vorstellungsgespräch – dich richtig gut zu präsentieren und deine Stärken und deine Motivation hervorzuheben.

Im Abschlussgespräch wird noch einmal das ganze Assessment Center betrachtet. Äußere dich ruhig selbstkritisch, aber halte dich zurück, wenn es um deine Mitbewerber geht. Lass dich am besten nicht dazu hinreißen, diese irgendwie zu bewerten. Solltest du direkt gefragt werden, versuche diplomatisch und möglichst positiv zu antworten („Mir hat das Miteinander in der Gruppe sehr gefallen“). Aber auch das Unternehmen kommt zu Wort und gibt dir ein Feedback zum AC.

Wie kann ich mich noch vorbereiten?

Du kannst dich selbst präsentieren, du bist bestens auf Rollenspiele vorbereitet, was fehlt jetzt noch an Vorbereitung? Beherzige noch folgende Tipps:

  • Kleide dich der Position und dem Unternehmen angemessen (6 Teile, die man niemals zu einem Vorstellungsgespräch tragen sollte)
  • Übe die Rollenspiele oder eine Gruppendiskussion mit Freunden oder Verwandten
  • Lerne das Unternehmen schon vor deinem Termin kennen! Schaue dir die Website genau an, lies eventuell Pressemeldungen und hinterfrage, was in dem Bereich aktuell passiert, für den du dich beworben hast.
  • Informiere dich auch über die Branche! Was ist gerade ein brennendes Thema, wie steht es mit der Konkurrenz?
  • Du hast noch Fragen? Super! Merke sie dir oder schreibe sie auf und stelle sie zum passenden Zeitpunkt (z. B. im Einzelinterview)

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jd

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