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Allosexualität Was ist der Unterschied zwischen allosexuell und asexuell?

Allosexualität: Verliebtes Paar umarmt sich innig am Strand vor dem Sonnenuntergang
© Svitlana / Adobe Stock
Allosexualität ist das Gegenteil von Asexualität. Aber warum sagt man dann nicht einfach sexuell? Hier erfährst du, was es mit dem Begriff auf sich hat.

Inhaltsverzeichnis

Allosexualität ist ein relativ neuer Begriff. In der Vergangenheit verwendete man das Wort "sexuell", um Menschen zu bezeichnen, die nicht asexuell sind. Das Problem aber ist, dass der Begriff "sexuell" darauf hinweist, dass man sexuell aktiv ist – was etwas anderes ist als die Beschreibung der sexuellen Anziehung. Es gibt asexuelle Menschen, die Sex haben, und es gibt allosexuelle Menschen, die keinen Sex haben. Daher ist es wichtig, einen Begriff zu entwickeln, der die sexuelle Orientierung eindeutig identifiziert, ohne sexuelle Aktivität zu implizieren. So entstand der Begriff "allosexuell" zur Unterscheidung zwischen Menschen, die sich sexuell angezogen fühlen, und solchen, die dies nicht tun.

Bin ich allosexuell?

Allosexuelle Menschen fühlen sich zu anderen Menschen sexuell hingezogen. Sie können sich gleichzeitig als heterosexuell, homosexuell, omnisexuell, bisexuell, pansexuell oder mit einer anderen sexuellen Orientierung identifizieren. Das liegt daran, dass allosexuell nicht beschreibt, zu wem man sich hingezogen fühlt, sondern ob man sich überhaupt zu jemandem sexuell hingezogen fühlt. Wenn du also festgestellt hast, dass du gerne Sexualkontakt mit anderen Personen hättest, ist es möglich, dass der Begriff "allosexuell" für dich passend ist. An diesen konkreten Punkten kannst du unter anderem herausfinden, ob dein Sexualverhalten auf Allosexualität hinweist:

  • Du hast sexuelle Fantasien über bestimmte Menschen.
  • Du entscheidest dich dazu, eine sexuelle oder sogar romantische Beziehung einzugehen, die zumindest teilweise auf deinen sexuellen Gefühlen für diese Person beruht.
  • Du entscheidest, mit wem du Sex hast auf der Grundlage dessen, zu wem du dich hingezogen fühlst.

Es gibt keinen Test, mit dem du feststellen kannst, ob du asexuell, grausexuell oder allosexuell bist, aber es kann hilfreich sein, dir folgende Fragen zu stellen:

  • Wie oft fühle ich mich sexuell angezogen?
  • Wie intensiv ist diese sexuelle Anziehung?
  • Muss ich mich zu jemandem sexuell hingezogen fühlen, um eine Beziehung mit ihm zu wollen?
  • Wie gerne zeige ich Zuneigung? Spielt Sex dabei eine Rolle? Was ist meine Liebessprache?
  • Wie fühle ich mich beim Sex?
  • Fühle ich mich unter Druck gesetzt, Sex zu wollen und zu genießen, oder will ich ihn wirklich und genieße ihn?

Es gibt keine richtigen Antworten auf die obigen Fragen. Sie können dir lediglich dabei helfen, über deine Identität und deine Gefühle nachzudenken. Jede allosexuelle Person ist anders.

Was hat das mit Asexualität zu tun?

Asexuell ist ein Begriff, der von Person zu Person eine andere Bedeutung haben kann. Daher ist er sowohl eine Identität als auch ein Oberbegriff. Zu den Identitäten auf dem asexuellen Spektrum gehören außerdem: demisexuell und grausexuell. Wenn deine Selbstidentifikation Richtung Asexualität weist, verspürst du im Allgemeinen keine oder nur eine geringe sexuelle Anziehung zu anderen Menschen, die unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Das heißt aber nicht, dass du nie an sexuellen Aktivitäten mit anderen Personen interessiert bist oder kein Begehren spürst.

Wozu gibt es den Begriff Allosexualität?

Oft wird davon ausgegangen, dass Allosexualität die Erfahrung aller Menschen ist. Man geht davon aus, dass wir alle irgendwann in unserem Leben sexuellen Anziehung erleben. Deshalb hören Menschen oft von Asexualität und halten das Gegenteil für normal. Dafür gibt es übrigens auch einen Begriff: Allonormativität. Das Problem ist, dass die Bezeichnung asexueller Menschen als "nicht normal" ein Teil ihrer Diskriminierung ist. Die sexuelle Orientierung einer asexuellen Person ist kein medizinischer Zustand, keine Abweichung oder etwas, das korrigiert werden muss – sie ist Teil ihres Wesens. Der Begriff "allosexuell" existiert, um zu vermeiden, dass eine Gruppe als "asexuell" und die andere als "normal" bezeichnet wird.

Einige Beispiele für Allonormativität sind die Annahmen, dass jeder Mensch:

  • In jemanden verknallt ist, zu dem er sich sexuell hingezogen fühlt
  • Irgendwann in seinem Leben Sex hat
  • Sex will

Keine dieser Annahmen ist wahr.

Kann man zwischen Phasen der Allosexualität und der Asexualität wechseln?

Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich ihre sexuelle Orientierung im Laufe der Zeit ändert. Vielleicht auch du? Es kann sein, dass du dich jetzt als allosexuell identifizierst und später als asexuell oder grausexuell. Ebenso kann es sein, dass du dich in der Vergangenheit als asexuell oder grausexuell bezeichnet hast und dich jetzt allosexuell fühlst. Das bedeutet nicht, dass du falsch, verwirrt oder kaputt bist.

Andere Arten der Sexualität

Allosexualität und Asexualität sind die entgegengesetzten Extreme auf dem Spektrum der Sexualität. Manche Menschen können sich mit keinem dieser beiden Begriffe identifizieren. Es gibt zwei verschiedene Arten von Sexualität, die in der Mitte des Spektrums liegen: Grausexualität und Demisexualität.

  • Grausexualität: Menschen, die sich als grausexuell bezeichnen, empfinden sexuelle Anziehung nur selten oder in geringerer Intensität als allosexuelle Menschen.
  • Demisexualität: Demisexuelle Menschen empfinden nur dann sexuelle Anziehung, wenn sie eine emotionale Verbindung zu einer Person haben.

Andere verwandte Begriffe

  • Pansexuell:Pansexualität ist definiert als sexuelle Anziehung für eine Person – unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Geschlechtsidentität.
  • Alloromantisch: Es gibt einen Unterschied zwischen sexueller Anziehungskraft und romantischer Anziehungskraft. Sexuelle Anziehungskraft bezieht sich darauf, mit wem man Sex haben möchte, während romantische Anziehungskraft sich darauf bezieht, mit wem man eine romantische Beziehung eingehen möchte oder mit wem man eine emotionale Verbindung hat. Alloromantisch bedeutet also, dass eine Person an romantischen Beziehungen interessiert ist. Da aber die romantische Orientierung einer Person nicht mit ihrer sexuellen Orientierung übereinstimmt, würde "alloromantisch" nicht alle Allosexuellen beschreiben. Man könnte es auch als das Gegenteil von aromantisch bezeichnen, nämlich dass Betroffene sich keine Romantik wünschen. Jemand, der entweder asexuell oder allosexuell orientiert ist, kann entweder aromantisch oder alloromantisch sein.
  • Polysexuell: Polysexualität bedeutet, dass sich eine Person zu Menschen mehrerer, aber nicht aller Geschlechter im romantischen und/oder sexuellen Sinne hingezogen fühlt.
  • Polyamorie: Polyamorie bedeutet, gleichzeitig Liebesbeziehungen mit mehreren Menschen zu führen. Anzahl und Geschlecht der Betroffenen spielen hierbei keine Rolle.

Du möchtest mehr über die Beziehungsformen lernen? Dann bist du hier genau richtig. Außerdem haben wir uns die Begriff Sapiosexualität und Intersexualität hier genauer angeschaut.

Verwendete Quellen:

Brigitte

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