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Ubuntu-Philosophie: Dieser Gedanke befreit dich von Einsamkeit und Neid

Ubuntu-Philosophie: Zwei Frauen lachen zusammen und sind glücklich
© Rawpixel.com / Shutterstock
Die Ubuntu-Philosophie ist eine in Südafrika beheimatete Weltanschauung, bei der die Verbundenheit aller Menschen im Vordergrund steht. Hintergründe und Vorteile dieser Denkweise erläutern wir hier.

Eigentlich ist das Leben zwar kein Wettlauf, aber manchmal fühlt es sich leider so an: Wenn wir uns für einen Job bewerben, stehen wir in direkter Konkurrenz mit anderen. Um sie auszustechen, müssen unsere Zeugnisse gut sein, unsere Erfahrungen passen und Lücken im Lebenslauf sollten wir unbedingt erklären können. Bewerben wir uns wiederum für eine Wohnung, brauchen wir einen gut bezahlten Job – damit wir besser dastehen als die Konkurrenz. Wer hat die meisten Follower, wer führt die stabilste Beziehung, wer hat sich sein Leben am besten eingerichtet? Solche Fragen beschäftigen uns im Alltag – leider. Denn das ständige Konkurrieren und sich mit anderen Vergleichen stresst uns nicht nur, sondern schränkt uns auch in unserer Freiheit ein. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die Ubuntu-Philosophie.

Ubuntu-Philosophie: Nächstenliebe statt Wettbewerb

Der Begriff Ubuntu stammt aus den Bantusprachen und bedeutet zum Beispiel im Zulu und Xhosa "Nächstenliebe, Gemeinsinn, Menschlichkeit". Verbreitet ist die Ubuntu-Philosophie somit vor allem in Südafrika und den angrenzenden afrikanischen Staaten. Der Kerngedanke dieser Weltanschauung ist, den einzelnen Menschen als unverzichtbaren Anteil der Gemeinschaft zu begreifen, der wiederum seinen Sinn des Lebens durch die Einbindung in diese bezieht. Jedes Individuum spielt eine einzigartige Rolle im Gesamtzusammenhang und trägt bei allem, was es tut oder entscheidet, nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für andere. Die Gemeinschaft ist im Gegenzug dazu da, jedem Einzelnen einen Platz zu bieten und ihn dabei zu unterstützen, diesen zu finden. 

So wird in der Ubuntu-Perspektive aus ...

  • jedem Mann ein Bruder,
  • jeder Frau eine Schwester,
  • jedem Gegeneinander ein Miteinander,
  • jedem Wettbewerb ein gemeinsames Wachsen,
  • dem Leitsatz "ich denke, also bin ich" das Motto "ich habe Anteil, also bin ich" oder auch "ich bin, weil wir sind".

4 Afrikanische Weisheiten aus der Ubuntu-Philosophie

Folgende afrikanischen Weisheiten illustrieren und enthalten den Ubuntu-Gedanken.

1. Gemeinsam statt gegeneinander

"Gehe ich vor dir, dann weiß ich nicht, ob ich dich auf den richtigen Weg bringe. Gehst du vor mir, dann weiß ich nicht, ob du mich auf den richtigen Weg bringst. Gehe ich neben dir, werden wir gemeinsam den richtigen Weg finden."

2. Nähe statt Distanz

"Niemand kann einem anderen die Tränen trocknen, ohne sich selbst die Hände naß zu machen."

3. Sich mit allen Mitteln für andere einsetzen

"Man kann den Sonnenschein nicht verbieten, aber man kann dafür sorgen, dass andere im Schatten stehen." (Zur Erklärung: Sonne bedeutet in diesem Fall Gefahr)

4. Gemeinsam stark

"Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen."

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7 Vorteile der Ubuntu-Philosophie

Die Ubuntu-Philosophie bildet in gewisser Weise ein Gegenstück zu unserer kapitalistisch-liberalen Weltanschauung, bei der die Selbstverwirklichung des Einzelnen als höchstes Ziel empfunden und Freiheit meist mit größtmöglicher Unabhängigkeit von der Gesellschaft assoziiert wird. Auch mit der kommunistischen Idee hat Ubuntu wenig gemein: Während Individualität im Kommunismus eine untergeordnete Rolle gegenüber dem Kollektiv spielt, bedingt sich beides in der Ubuntu-Philosophie und ist gleichrangig. Die Gesellschaft ist laut Ubuntu dazu da, dem Individuum seine Selbstverwirklichung zu ermöglichen, und indem es ihr nachgeht, trägt es seinen Teil zum Gemeinwesen bei.

Welche praktischen Vorteile eine solche Weltsicht für unser Leben haben kann, verraten wir jetzt.

1. Wir fühlen uns weniger einsam

Einsamkeitsgefühle entstehen, wenn wir glauben, von anderen Menschen abgeschnitten zu sein – was dem Grundgedanken der Ubuntu-Philosophie offensichtlich direkt widerspricht. Schließlich besagt der, dass wir alle miteinander verbunden sind, egal ob wir alleine auf einer Insel leben oder mit einer Großfamilie mitten in der Stadt.

2. Wir empfinden weniger Neid

Wenn wir alle Menschen als unsere Brüder und Schwestern betrachten, fällt es uns leichter, ihnen Glück zu wünschen, uns für sie zu freuen oder ihnen etwas zu gönnen. 

3. Unser Leben hat eine größere Bedeutung

Laut Ubuntu hat unser Tun immer auch Auswirkungen auf andere Menschen – damit hat unser Leben eine Bedeutung über unseren eigenen Horizont hinaus. 

4. Wir gehen rücksichtsvoller miteinander um

Begreifen wir uns selbst als Teil eines Ganzen, das wiederum Voraussetzung und Grundlage unseres Lebens ist, werden wir dieses Ganze automatisch genauso liebe- und verständnisvoll behandeln wie uns selbst. Somit fördert Ubuntu gleichermaßen Selbst- wie Nächstenliebe – je nachdem, wo der größere Förderbedarf besteht.

5. Jeder erfährt das gleiche Maß an Respekt

Egal ob Staatspräsident oder Busfahrer – jeder Beitrag und jede Rolle zählt laut Ubuntu-Philosophie. 

6. Wir fühlen uns freier und weniger abhängig

Selbst wenn wir in einer liberal-kapitalistisch geprägten Gesellschaft leben, gilt: Wir sind immer von anderen Menschen abhängig. Arbeitgeber entscheiden, ob sie uns eine Chance geben, Wohnungseigentümer, ob sie uns ihr Apartment anvertrauen, und Ämter, wann wir unseren neuen Reisepass bekommen. Das kann unter Umständen schwer sein zu akzeptieren, wenn wir Freiheit mit Unabhängigkeit in Verbindung bringen. Betrachten wir dagegen wie im Ubuntu Abhängigkeit und Bedingtheit als Voraussetzung und Bestandteil unseres Lebens sowie unserer Individualität und Freiheit, fällt es uns sehr viel leichter, sie zu akzeptieren.

7. Wir können sein, wie wir sind

Ohne Konkurrenzdruck und Wettbewerb ist es leichter, Schwächen zu zeigen, um Hilfe zu bitten oder Fehler zuzugeben. In einer Gesellschaft, die von Verständnis, Rücksichtnahme und Miteinander geprägt ist, ist es leichter, Gefühle auszuleben und zu sich selbst zu stehen.

Die Coronakrise als Argument für die Ubuntu-Philosophie

Für viele klingt die Ubuntu-Philosophie womöglich vor allem nach einem schönen Gedanken und einer traumhaften Ideologie – doch die Coronakrise hat uns vor Augen geführt, wie viel Wahrheit in diesem Gedanken tatsächlich steckt. Innerhalb weniger Wochen breitete sich das Virus von einem Ort in Asien auf die ganze Welt aus, was uns auf eindrucksvolle Weise zeigt: Wir alle sind miteinander verbunden. In einer Situation wie einer Pandemie wird deutlich, wie viel Verantwortung wir alle füreinander tragen und dass jeder unserer Schritte eine Auswirkung auf die Gemeinschaft haben kann. Einerseits war das für uns alle erschreckend, doch andererseits hat die Coronakrise unser Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gestärkt. Diesen Zusammenhalt und dieses Gemeinschaftsgefühl könnten wir mithilfe der Ubuntu-Philosophie immer haben – auch ohne Pandemie.

Du interessierst dich für andere Kulturen und suchst nach Inspirationen, um deinen Horizont zu erweitern? Bei uns findest du zum Beispiel auch noch Indianische Weisheiten, chinesische Weisheiten und Buddha-Zitate. Außerdem haben wir uns mit philosophischen Fragen wie "Was ist Glück?" und "Was ist der Mensch?" auseinandergesetzt. 

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