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Perfektionismus 7 Typen und wann die Perfektion gefährlich wird

Perfektionismus: Eine junge Frau mit Hut schaut zur Seite
© Svitlana Sokolova / Shutterstock
Perfektionistisch? Herzliches Beileid! Aber weißt du auch, warum? Der Lifestyle-Coach und Autor Attila Albert hat sieben Perfektionismus Typen identifiziert. Mit welchem identifizierst du dich?

Perfektionismus kann durchaus positiv sein. Schließlich ist es an sich nicht verkehrt, wenn wir uns Mühe geben und Dinge möglichst gut machen wollen. Deshalb empfinden einige Menschen (ihren) Perfektionismus grundsätzlich als Stärke. Allerdings kann die Eigenschaft nicht nur sehr belastend, sondern auch kontraproduktiv sein. Übertriebener Perfektionismus kann uns lähmen und dazu führen, dass wir gar nichts mehr auf die Reihe bekommen. Außerdem ist er oft ein Nährboden für Selbstzweifel und kann im Zusammenhang mit Selbstwertstörungen wie Angst- oder Essstörungen stehen. 

Wie bei so vielen Dingen entscheiden Maß und Umgang darüber, ob unser Perfektionismus uns beflügelt oder ausbremst. Doch um einen gesunden Umgang mit dieser Charaktereigenschaft zu finden, müssen wir zunächst einmal verstehen, wieso wir sie entwickelt haben, was sie über uns aussagt und was sie mit uns macht. Praktischerweise hat der Mental-Coach und Buchautor Attila Albert sieben Perfektionismus-Typen identifiziert, die uns dabei helfen können, unseren eigenen Perfektionismus besser zu verstehen und damit klarzukommen. Also: In welchem dieser Typen findest du dich am ehesten wieder ...?

Experte unterscheidet sieben Perfektionismus-Typen – welcher bist du?

1. Der ängstliche Typ

Perfektionist:innen dieses Typs treibt in erster Linie die Angst, etwas falsch zu machen. Betroffene geben sich große Mühe, Fehler und damit Kritik zu vermeiden. Doch trotz aller Mühe ist niemand fehlerfrei. Deshalb führt diese Art des Perfektionismus dazu, dass diese Perfektionist:innen immer wieder von sich selbst enttäuscht und gestresst sind.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Leg dir für jede Aufgabe anhand konkreter Kriterien fest, wann das Ergebnis bereits recht solide wäre – im Alltag reicht das fast immer.

2. Der Streber-Typ

Buchautor und Coach Attila Albert
Ob er wohl aus Erfahrung spricht ...? Buchautor und Mental-Coach Attila Albert gibt in seinem Ratgeber "Perfektionismus ist ein Arschloch" Tipps zum Umgang mit dem Perfektionswahn.
© Attila Albert / PR

Streber-Typen wollen grundsätzlich beeindrucken und strengen sich sehr dafür an, besser als die anderen dazustehen. Allerdings kostet es sehr viel Kraft, sich ständig zu kontrollieren und immer als überlegen zu gelten. Zudem führt diese Anspannung oft zu unnötigen Streitereien und Rechtfertigungen.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Erkunde die schwierigen, komplizierten Seiten deiner Biografie und Persönlichkeit, um dich und andere versöhnlicher wahrzunehmen.

3. Der ausweichende Typ

Ausweichende Perfektionist:innen brauchen Perfektion, um ein Problem zu verdrängen. Das funktioniert, löst auf Dauer aber die Angelegenheit nicht. Ausweichende Perfektionist:innen verschieben ihre Probleme nämlich nur, während sie beispielsweise gründlich die Küche putzen oder ihre Socken nach Farben sortieren.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Freunde dich mit dem Gedanken an, dass es keine perfekte Lösung gibt, etwa den idealen neuen Job. Mit mehr Pragmatismus brauchst du weniger Ablenkungen.

4. Der Helfer-Typ

Der Perfektionismus des Helfer-Typs ist maßgeblich von Fürsorge und Liebe motiviert. Helfer:innen tun alles, um Schwierigkeiten von anderen abzuhalten. Es ist zwar sinnstiftend und bereichernd, anderen zu einem angenehmeren, leichteren Leben verhelfen zu wollen. Doch langfristig verausgaben wir uns damit.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Teile Verantwortung mehr als bisher. So befreist du dich davon, immer für alles zuständig zu sein, was du gut kannst.

5. Der pragmatische Typ

Diesen Perfektionismus-Typ treibt die Liebe zu Qualität und seiner Tätigkeit. Pragmatiker:innen wollen etwas leisten und dabei das Beste erreichen, das unter den gegebenen Umständen möglich ist. Diese Form von Perfektionismus bewirkt kreative Freude, ist motivierend und verbindet auch ein Team durch den gemeinsamen Erfolg mehr als alles andere.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Prüfe bei aller Liebe zum Detail regelmäßig, ob das Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis noch stimmt. 

6. Der weise Typ

Weise Perfektionist:innen wünschen sich vor allem, dass alle Menschen harmonisch zusammenleben, und zwar im perfekten Einklang mit der Natur und dem Universum. Durch ihre Sehnsucht nach einer besseren Welt fühlen sie sich motiviert und intuitiv mit anderen verbunden. Manche halten sie deswegen aber für abgehoben ...

Der Experten-Tipp für Betroffene: Überlege, dein Anliegen zu deinem Hauptberuf auszubauen, etwa durch eine Bewerbung bei einer entsprechenden Organisation.

7. Der distanzierte Typ

Der distanzierte Typ will sich selbst und alles um sich herum so objektiv wie möglich sehen und schätzen. Das wirkt befreiend, denn distanzierte Perfektionist:innen sind davon überzeugt, dass Perfektion nicht erfordert, dass es keine Probleme mehr gibt. Auf manche wirkt das jedoch unbeteiligt und kühl.

Der Experten-Tipp für Betroffene: Notiere dir in Ausnahmesituationen deine neuen Gedanken und Einsichten, sie werden dir zurück im Alltag hilfreich sein.

Perfektionismus: Wenn das Streben nach Perfektion für die Psyche gefährlich wird

Es macht Spaß, die verschiedenen Perfektionismus-Typen voneinander abzugrenzen und seinen ganz eigenen Typus zu bestimmen. Jedenfalls so lange unser Perfektionismus nicht mit unserem Selbstwert und Selbstbild in Verbindung steht. Scheiterst du an deinem Vorhaben, eine Aufgabe mit besonderer Perfektion zu erledigen, gibst du niemandem die Schuld. Du hast dein Bestmögliches getan und wirst es in nächster Zeit einfach nochmal probieren.

Bei einem dysfunktionalen Perfektionismus streben Betroffene häufig krankhaft nach Perfektion und haben sehr hohe Ansprüche an ihre Arbeit und sich selbst. Können Sie die gewünschte Leistung nicht erbringen oder machen Fehler, beispielsweise im Job oder in Prüfungssituationen, verfallen sie in Selbstzweifel, Stress und Scham. Sie bringen das Scheitern mit ihrer eigenen Person in Verbindung und definieren sich über ihre Fehler darüber. Versagen sie und kommen ihrer perfektionistischen Vorstellung nicht nach, setzen sie ihren Selbstwert mit diesen Fehlern gleich. Eine gefährliche Verhaltensweise, die ohne psychologische Behandlung zu Burnout, Depressionen, Minderwertigkeitskomplexen und einem niedrigen Selbstwert führen kann.

Behalte deinen Perfektionismus und den deiner nahen Mitmenschen im Auge. Perfektionistisch zu sein und so seine Ziele zu erreichen, kann befriedigend sein – solange der Selbstwert beim Scheitern nicht darunter leidet. 

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Verwendete Quellen:

  • Albert, Attila: Perfektionismus ist ein Arschloch; Gräfe und Unzer; 2021
  • Spitzer, Nils: Perfektionismus überwinden; Springer Verlag; 2017
  • Perfektionismus, Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, aufgerufen am 16. März 2022
Brigitte

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