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Wie du Hassliebe erkennst und überwindest

Hassliebe: Ein Mann und eine Frau berühren sich durch eine Glasscheibe getrennt
© your story by Mikhailova / Shutterstock
Hassliebe? Gibt es gar nicht! Oder doch? Ja ja, apropos Konflikt ...

Wer in Gefühlskunde immer schön aufgepasst hat, weiß: Hassliebe ist ein Widerspruch in sich. Hass beschreibt eine starke Abneigung, Liebe dagegen Zuneigung. Wer hasst, verachtet, wer liebt, achtet. Das einzige, was Hass und Liebe gemeinsam haben, ist ihre Intensität: Gäbe es so etwas wie eine Sympathie-Skala, würden Hass und Liebe darauf die beiden Extreme markieren.

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Da drängt sich doch die Frage auf: Gibt es Hassliebe überhaupt? Kann ein Mensch einen anderen Menschen (oder auch sich selbst ...) gleichzeitig lieben und hassen? Machen wir es kurz und schmerzlos: Ja! Wenn Gefühlschaos und innere Zerrissenheit groß genug sind, kriegt das jeder Mensch locker hin.

Hassliebe: So kann sie entstehen

Für einige vielleicht ein Schock, aber wahr: Manchmal kommt es vor, dass wir bzw. unser Gehirn unsere Emotionen falsch deuten bzw. zuordnen. Wenn wir zum Beispiel auf einer Hängebrücke stehen (oder in einer Achterbahn sitzen, aus einem Flugzeug springen ...) und uns dabei mit jemandem unterhalten, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer als im Café, dass wir uns in ihn verlieben. Unser Gehirn verknüpft nämlich eventuell die Aufregung, die die wackelige Brücke in uns auslöst, fälschlicher Weise mit unserem Gesprächspartner (mehr dazu findest du in unserem Artikel über den Hängebrücken-Trick). 

Auf ähnliche Weise kann auch Hassliebe entstehen: Die Person, die wir lieben, braucht nur irgendwie in Verbindung mit etwas zu stehen, das Hass oder Abneigung in uns auslöst, und schon können wir sie zutiefst hassen – statt den eigentlichen Auslöser. Da wir mit ihr sowieso starke Gefühle verknüpfen, ist sie der optimale Kandidat. Typische Ursachen, die gerade in Beziehungen und Freundschaften die Liebe um eine Portion Hass "bereichern" können:

  • Unsicherheit / schlechtes Selbstwertgefühl – führt oft dazu, dass man sich z. B. für nicht gut genug für den Partner hält und glaubt, ihn nicht zu verdienen. Und dafür wird dann er gehasst ...
  • Gefühl von Abhängigkeit – wer glaubt, ohne Partner und Beziehung nicht zurechtzukommen, hat eigentlich ein Problem mit dem Zustand und der Partnerschaft an sich – hasst aber oft den involvierten Menschen ...
  • Gefühlschaos – bei wem eh schon alles durcheinander geht, der kann auch einen miesen Tag im Job dem Menschen ankreiden, zu dem er abends nach Hause kommt! 
  • Überzogene Ansprüche – wer seinen Partner insgeheim perfekt haben will, mag früher oder später eine Hassliebe in der Beziehung entwickeln, weil der andere die eigenen Ansprüche einfach partout nicht erfüllt ...

In all diesen Fällen ist der Hass ganz klar eine Fehlattribution, das heißt, er richtet sich fälschlicherweise gegen einen Menschen, den man eigentlich liebt. Und für eine Beziehung hat das hässliche Folgen ... 

© Brigitte

BRIGITTE-Dossier "Gehen oder Bleiben?"

Wie gehen wir mit Beziehungskrisen um? Wann ist eine Trennung sinnvoll? Warum trennen sich Frauen anders als Männer?Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem Dossier "Gehen oder Bleiben?". Hier findest du hilfreiche Informationen rund um das Thema Beziehungen in der Krise. 

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Hassliebe: 5 Signale, an denen du sie erkennst

1. Gefühlsausbrüche ...

... sind typisch für Partnerschaften, in denen sich Hassliebe entwickelt hat. Die Betroffenen sind von ihrem inneren Konflikt überfordert und angespannt – und entsprechend heftig brechen sie dann manchmal aus.

2. Gefühlsschwankungen ...

... stehen bei einer Hassliebe auf der Tagesordnung. Von Wut zur Ekstase, vom Ekel zur Sehnsucht, von Hass zur Liebe – Ruhe und Geborgenheit gibt’s in einer Hassliebe-Beziehung eher nicht.

3. Konkurrenzdenken ...

... zeichnet besonders die Art von Hassliebe aus, die auf Unsicherheit beruht. Wo andere Paare an einem Strang ziehen, versuchen Hassgeliebte, sich gegenseitig auszustechen.

4. Kontrollsucht ...

... kommt zwar auch in anderen ungesunden Beziehungen vor, ist aber für Hassliebe besonders typisch. Oft steckt hinter dem Zwang, den anderen bei jeder Kleinigkeit zu überwachen, das Bedürfnis nach Klarheit: Wer ist dieser Mensch und wann tut er endlich etwas, durch das ich mich entscheiden kann – ob ich ihn hasse oder liebe.

5. Abhängigkeit ...

... entsteht oft erst durch Hassliebe, während das, was sie auslöst, bloß ein Empfinden von Abhängigkeit ist. Die starken Emotionen, das ständige Wechselbad und Auf und Ab der Gefühle wird mit der Zeit zum Lebensinhalt und zur Gewohnheit, über die sich die Betroffenen ein Stück weit sogar definieren. So entsteht eine Art Abhängigkeit bzw. Sucht, die die Partner zwar zusammenhält, mit einer gesunden Bindung aber nichts zu tun hat.

Hassliebe: So kannst du sie überwinden

Es ist wohl offensichtlich, dass Hassliebe keine Grundlage für eine glückliche und gesunde Beziehung ist. Aber ist sie ein Grund zur Trennung? Nicht unbedingt! Schließlich stecken oft andere Ursachen hinter dem Hass. Zwar sollten die in einer idealen Partnerschaft gar nicht so viel Macht haben, Hassliebe auszulösen, aber mal ehrlich: Wer führt schon eine ideale Beziehung?! Insofern lohnt es sich in jedem Fall, seiner Hassliebe auf den Grund zu gehen und an sich und der Partnerschaft zu arbeiten. Folgende Schritte sind dabei hilfreich bzw. unvermeidbar.

  1. Geständnis: Sprich mit deinem Partner über deine Gefühle. Seine Reaktion wird dir schon einen Anhaltspunkt geben, was in dir ihm gegenüber überwiegt: Der Hass oder die Liebe ...
  2. Ursachenforschung: Wodurch wird dein Hass auf deinen Partner ausgelöst? Schreib am besten ein Tagebuch oder such dir eine Therapeutin, die dir beibringt, dich im Alltag beobachten und deine Gefühle verstehen zu lernen.
  3. Hass abbauen: Wenn du weißt, was deinen Hass wirklich auslöst, solltest du dich damit auseinandersetzen und versuchen, deinen Hass loszuwerden. Denn selbst wenn du ihn nicht gegen deinen Partner richtest – Hass verschwendet nur Energie und Platz im Herzen.
  4. Liebe stärken: Bist du zu dem Schluss gekommen, dass du deinen Schatz aufrichtig liebst, solltest du nach Möglichkeit gezielt Erfahrungen mit ihm machen, die eure Bindung und Liebe zueinander stärken. Blümchensex, intime Sexstellungen, schöne Unternehmungen zu zweit (vielleicht auf einer Hängebrücke ...) – all das kann helfen, damit die Zuneigung in dir langfristig über deine Abneigung siegt.

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