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Warum Grünkohl so gesund ist

Warum Grünkohl so gesund ist
© alicja neumiler / Shutterstock
In den USA, Großbritannien und Australien ist Grünkohl längst ein Hit. Warum haben wir noch nicht erkannt, wie gesund (und lecker) er ist?

An meine erste Kohlfahrt erinnere ich mich noch genau: Es regnete, wir zogen mit kleinen Schnapsflaschen gefüllte Bollerwagen über den Deich und warfen Holzkugeln durch die Gegend ("Boßeln" nennt man das im Norddeutschen). Als wir endlich im schummrigen Gasthof beim Grünkohlessen ankamen, waren wir schon ziemlich fertig, aber das grüne Kraut mit Kassler aßen wir trotzdem.

Es gehörte einfach dazu. Grünkohl ist im Norden ein traditionelles Winteressen, von einigen gehasst, von anderen geliebt, auf jeden Fall aber weit entfernt von angesagt. Vermutlich sind fettige Beilagen wie karamellisierte Kartoffeln, Bauchspeck und die "Pinkel" genannte Grützwurst schuld daran, dass der Kohl in Deutschland ein Imageproblem hat.

Genuss mit wenig Kalorien

Umso erstaunter war ich, als mir meine Freundin, die seit acht Jahren in Sydney lebt, erzählte, wie verrückt die Australier plötzlich nach Grünkohl sind - weil er so gesund ist, wenig Kalorien hat und so lecker schmeckt. Selbst Cupcakes mit Grünkohl gebe es. In den USA und in Großbritannien, las ich, bauen viele Menschen "kale" sogar im Garten an und können nicht genug davon bekommen: Er wird roh in den Salat geschnippelt und mit Serranoschinken, Minze oder Pecorinokäse serviert, landet in grünen Smoothies und kommt in Chips-Form oder als Pesto auf den Tisch (siehe unten). Hier findet ihr weitere Informationen rund um das Thema Grünkohl zubereiten.

"Kale is having a fashion moment", schrieb die "New York Times", das angesagteste Tagesgericht in der Stadt sei ein Grünkohlsalat. Jennifer Aniston knabbert gern Grünkohl-Chips, Gwyneth Paltrow empfiehlt zum Frühstück einen Gemüsesaft aus Grünkohl, Zitrone, Apfel, Ingwer und Minze, und mit "50 Shades of Kale" ist sogar ein Buch über den neuen Gemüse-Superstar veröffentlicht worden.

Woher kommt der plötzliche Hype? "Grünkohl ist ein echtes Superfood, eine der gesündesten Gemüsesorten überhaupt", sagt der Ernährungs-Wissenschaftler Claus Leitzmann vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung. "Er enthält jede Menge Vitamin A, C und K, wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidanzien. Er ist reich an Lutein, das die Sehkraft verbessert und Netzhautdegeneration vorbeugt, und Kalium, das Knochen und Zähne schützt. Nur die Deutschen haben es noch nicht mitbekommen, weil hierzulande nur wenige wissen, wie vielfältig er zubereitet werden kann."

Und der Kohl hat sogar noch mehr Superkräfte: Er steckt voller Ballaststoffe und Eisen, schützt vor Krebs und Entzündungen, hat eine hohe Nährstoffdichte und nur wenig Kalorien (49 kcal pro 100 Gramm), ist billig und wächst auf nahezu jedem Boden. Außerdem kann man mit ihm bei Essenseinladungen nichts falsch machen: Vegetarierinnen und Veganer, glutenfreie, organische oder laktosefreie Esser - alle können ihn ohne ethische oder gesundheitliche Probleme verzehren.

Vielleicht ist ein Missverständnis daran schuld, dass Grünkohl bei uns als muffiges Wintergemüse gilt. Hier wird er nämlich erst nach dem ersten Frost geerntet, dann schmeckt er milder, weil er seine Bitterstoffeverloren hat - genau die aber sind besonders gesundheitsfördernd. In anderen Ländern, wo es gar keinen Frost gibt, essen die Menschen Grünkohl denn auch rund ums Jahr.

Der Ernährungs-Experte Claus Leitzmann empfiehlt, den Grünkohl einfach mal roh, zum Beispiel klein geschnitten im Salat, oder gedünstet mit Butter als Beilage zu genießen. "Meine Frau und ich bauen schon seit Jahren Grünkohl im Garten an", sagt er, "bei uns kommt er täglich auf den Tisch."

Grünkohl: Die besten Rezepte für das "Superfood"

Text: Daniela Stohn Ein Artikel aus der BRIGITTE

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