Anzeige

Nachhaltig essen 20 Tipps für den Alltag

20 Dinge, die wir richtig machen können
© Jack Frog / Shutterstock
Nachhaltig essen: 20 Dinge, die wir richtig machen können – und der Welt hilft es schon, wenn wir nur fünf davon tun.

1. Mehr faire Produkte kaufen

Der globale Handel macht viele Kleinbauern und -bäuerinnen zu Verlierern: Sie liefern uns Rohstoffe, doch das, was sie dafür bekommen, reicht oft nicht für ein menschenwürdiges Leben. Der faire Handel zahlt den Kleinbauern und -bäuerinnen Preise, von denen sie leben können. Die Zahl der Weltläden – sozusagen der Fachhandel für fairen Handel – ist bei uns von 100 in 1978 auf mittlerweile über 800 gestiegen. Dennoch ist der Anteil an fair gehandelten Produkten am Gesamtmarkt niedrig und liegt zum Beispiel bei Kaffee nur bei vier Prozent. Wir können das ändern, indem wir zum Beispiel Kaffee, Tee, Bananen oder Schokolade künftig konsequent aus fairem Handel kaufen. Besonders empfehlenswert sind laut Stiftung Warentest die Siegel Naturland Fair, Fairtrade und Hand in Hand.

2. Keine Lebensmittel wegwerfen

Mehr als ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel landen im Müll. Allein für das, was wir NICHT essen, werden laut dem UN World Food Programme 250 Kubikkilometer Wasser verbraucht (dreimal so viel, wie jedes Jahr die russische Wolga herunterfließt) sowie 3,3 Milliarden Tonnen Treibhausgase erzeugt. Jedes Lebensmittel, das gekauft wird, trägt zudem dazu bei, die Preise nach oben zu treiben – so, dass sie von Menschen in ärmeren Ländern nicht mehr bezahlt werden können. Im Durchschnitt wirft jeder von uns pro Jahr 82 Kilo Lebensmittel weg, am häufigsten Obst und Gemüse. Hier erfährst du, was du alles aus Lebensmittelresten zubereiten kannst.

Videotipp: Zero Waste: So leicht tut ihr etwas Gutes für die Umwelt

3. Auf Tomaten und Gurken aus dem Süden verzichten

Tomaten und Gurken sind das beliebteste Gemüse der Deutschen. Aber sie lieben Wärme. Deshalb werden sie – wie auch Paprika und Auberginen – in Gewächshäusern angebaut. Wir beziehen sie aus dem Süden, zum Beispiel aus der südspanischen Region Almería. Da das Gemüse künstlich bewässert wird, ist im regenarmen Almería der Grundwasserspiegel bereits drastisch gesunken. Die harte Arbeit in der Hitze unter den Folien übernehmen schlecht bezahlte Migranten.

4. Palmöl? Wenn, dann bitte Bio!

Palmöl ist weltweit das am meisten genutzte Pflanzenöl. Bei uns steckt es mittlerweile in jedem zweiten Supermarktprodukt: in Margarine, Keksen und Tiefkühlpizzen genauso wie in Kosmetik und in Wasch- und Reinigungsmitteln. Auch in Autotanks landet seit einigen Jahren immer mehr davon, als Biosprit-Beimischung im Dieselkraftstoff. In Ländern wie Indonesien werden für den Anbau der Ölpalmen nach wie vor wertvolle Regenwälder vernichtet. Auf der anderen Seite ist der Ertrag pro Fläche deutlich höher als bei anderen Sorten wie Raps- oder Sonnenblumenöl. Was also tun? Bio ist auf jeden Fall eine Alternative: Bioölpalmen stehen in der Regel auf Land, das vorher schon landwirtschaftlich genutzt wurde. Einige Hersteller:innen von Biopalmöl arbeiten mit Kooperativen aus Kleinbauern und -bäuerinnen zusammen, die damit ihre Existenz sichern.

5. Auf Freilandware warten

Der Anbau von einem Kilo Kopfsalat verursacht im Freiland gerade mal 140 Gramm CO2, im Glashaus ist es das 30-Fache. Werden Spargel oder Erdbeeren schon vor Beginn der Haupterntezeit angeboten, wurden sie in der Regel unter Glas oder im Folientunnel erzeugt. Das wirkt sich nicht nur negativ auf die Ökobilanz aus, sondern auch auf Geschmack und Preis. Freilandware erkennt man bei Salat zum Beispiel daran, dass die Blätter fester sind. Außerdem kann es helfen, in einen Saisonkalender zu schauen. Hat das Obst oder Gemüse noch gar nicht Saison, kann man davon ausgehen, dass es im Gewächshaus oder unter Folien verfrüht gezüchtet wurde.

6. Lieber Obst vom Schiff als aus dem Flieger

Produkte, die per Schiff gereist sind, sind die bessere Wahl: Bananen werden fast immer per Schiff transportiert – und verbrauchen pro Kilo nur drei Prozent der CO2-Menge, die beim Flug entsteht.

7. Auf den "Nutritional Footprint" schauen

Wie kann man Essen so bewerten, dass auch die Wirkung auf die Gesundheit und die Umwelt berücksichtigt werden? Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hat dafür den "Nutritional Footprint" entwickelt. In die Bewertung fließen aus gesundheitlicher Sicht ein: Gehalt an Kalorien, Salz, gesättigten Fetten und Ballaststoffen. Aus Umweltsicht: Material- und Wasserverbrauch, Landnutzung und Auswirkungen aufs Klima. Gut schneiden vegetarische Gerichte ab, mittel der gebratene Seefisch und eher schlecht die Fleischgerichte.

8. Regional und saisonal kaufen

Wer Obst und Gemüse regional kauft, kauft fast automatisch auch saisonal und damit das, was bei uns gerade reif ist. 46 Prozent des hier verfügbaren Gemüseangebots werden in Deutschland produziert, darunter drei Viertel der Karotten und fast der komplette Kohl. Bei Obst sind es noch 20 Prozent. Heimisches Obst und Gemüse haben viele Vorteile: Sie werden kürzer und damit energiesparender transportiert. Sie können vollständig ausreifen und schmecken besser. In der wärmeren Jahreszeit können wir problemlos auf das hiesige Angebot zurückgreifen. Im Winter bietet sich vor allem anspruchslose Lagerware wie Kartoffeln oder Möhren an. Einen Überblick kann man sich mithilfe eines Saisonkalenders verschaffen. Wer lieber essen geht, findet im "Slow Food Genussführer" Lokale mit regionaler und saisonaler Küche. Hier erfährst du noch mehr zum Thema regional und saisonal kochen und hier zeigen wir dir unsere heimischen Superfoods.

9. Auf Tierschutzlabel achten

Neun von zehn Befragten finden die artgerechte Haltung von Nutztieren wichtig. Die Hälfte von ihnen wäre "auf jeden Fall" und die andere Hälfte "eher" bereit, mehr Geld fürs Tierwohl auszugeben. Die Realität sieht anders aus: Fleisch aus biologischer Tierhaltung – die den Tieren mehr Platz, Einstreu und Auslauf gesetzlich zusichert – wird kaum nachgefragt. Jeder kann dazu beitragen, dass die Tiere ein besseres Leben führen: Neben Bio sind auch Weidefleisch (von Rindern, die ihr Leben auf der Weide verbracht haben) oder Wild gute Alternativen. Seit 2013 gibt es zudem Fleisch mit den Labels "Tierschutz kontrolliert" von Vier Pfoten und "Für mehr Tierschutz" vom Deutschen Tierschutzbund (Läden unter www.tierschutzlabel.info).

10. Vegane Rezepte ausprobieren

Im Vergleich zu frischem Gemüse verursacht Sahne das 72-Fache an klimaschädlichen Emissionen, Rindfleisch das 80-Fache und Butter sogar das 164-Fache. Fleischerzeugnisse sind für 40,7 Prozent der Emissionen aus der Lebensmittelproduktion verantwortlich, Milch und Milchprodukte für 23,6 Prozent. Es lohnt sich also, öfter ganz auf tierische Produkte zu verzichten und mit Gemüse und Getreide zu kochen. 

11. Auf Hülsenfrüchte setzen

Gerade mal ein Kilo Hülsenfrüchte essen wir Deutschen durchschnittlich pro Jahr. Dabei haben Bohnen, Linsen und Erbsen viele Vorteile: Sie sind fett- und kalorienarm und enthalten von allen pflanzlichen Lebensmitteln am meisten Eiweiß. Sie versorgen uns mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, zudem halten sie uns schlank, da die enthaltenen Ballaststoffe lange sättigen. Hülsenfrüchte sind eine ressourcenschonende Alternative zu Fleisch und Käse. Man kann bei Eintöpfen und Aufläufen die Hälfte des Fleisches durch Linsen oder Bohnen ersetzen oder Bohnenburger, Kichererbsen-Crêpes und Orangen-Linsen-Salat ausprobieren (Rezepte auf www.beanbeat.de).

12. Leitungswasser trinken

65 Prozent der Deutschen trinken täglich Mineralwasser aus Flaschen, bei den Schweden sind es nur fünf Prozent. Mineralwasser muss im Gegensatz zu Leitungswasser energieaufwendig in Flaschen abgefüllt und per Lastwagen transportiert werden. Stiftung Warentest kam vergangenen Sommer zu dem Ergebnis, dass Mineralwasser nicht besser ist als Leitungswasser. Letzteres ist zudem unschlagbar günstig – es kostet nur einen halben Cent pro Liter.

13. Für Bio auch mal mehr ausgeben

Lediglich 4,4 Prozent unserer gesamten Lebensmittelausgaben entfallen auf Bioprodukte. Dabei ist der Bioanbau für unsere Umwelt ein Segen: Synthetische Pestizide und damit oft hochgiftige Stoffe sind verboten und können nicht in unser Essen, in den Boden und in das Grundwasser gelangen. Kunstdünger, die Grund- und Trinkwasser mit Nitrat belasten, sind ebenfalls verboten. So verursacht die Herstellung von Biolebensmitteln bis zu 30 Prozent weniger CO2. Ökologisch bewirtschaftete Flächen, Hecken und Streuobstwiesen bieten mehr Tieren und Pflanzen Lebensraum. Gentechnik ist in der Biolandwirtschaft generell verboten. Zusatzstoffe wie künstliche Farbstoffe, Süßstoffe und Stabilisatoren sind in Biolebensmitteln tabu.

14. Ernst machen mit dem Vorsatz, weniger Fleisch zu essen

Um eine Kalorie aus Rindfleisch zu erzeugen, werden sieben Kalorien aus Pflanzen benötigt. Die Fleischproduktion verbraucht überdurchschnittlich viele Ressourcen – mit entsprechend negativen Folgen auf Klima, Wasser und Welthunger. Schon jetzt wird rund ein Drittel der globalen Ackerflächen zum Futteranbau benutzt. Und es wird immer mehr: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN geht davon aus, dass der weltweite Fleischverbrauch bis 2050 auf das Anderthalbfache anwachsen wird.

15. Frische first – auch bei Äpfeln

Je unverarbeiteter ein Lebensmittel ist, desto weniger Energie hat es verbraucht. Wer einen Apfel isst, verursacht 40-mal weniger Treibhausgase als jemand, der industriell getrocknete Apfelringe wählt. Je weniger ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto mehr sparen wir zudem an Transportkilometern, Verpackung und Wasser.

16. Kaffee aus dem eigenen Becher

320 000 Einwegbecher werden in Deutschland allein für Coffee to go weggeworfen – pro Stunde. Doch mittlerweile sagen Städte und Unternehmen diesen Müllbergen den Kampf an und führen wiederverwendbare Mehrwegbecher ein, die sie gegen Pfand verleihen. Zu den Initiativen gehören: "Freiburg-Cup" in Freiburg, "ReCup" in Rosenheim, "Refill-it!" in Hamburg, "Just swap it" in Berlin. Alternativ kann man in vielen Coffeeshops eigene Mehrwegbecher mitbringen. Die bundesweite Aufkleber-Initiative "Coffee to go again" zeigt, wo diese willkommen sind. Bei der Initiative "Besser bechern" in Tübingen und bei Unternehmen wie Starbucks, Balzac, McDonald’s und Nordsee gibt es sogar Rabatt für alle, die ihren eigenen Becher mitbringen.

17. Ernteanteil direkt abkaufen

Egal ob Wochenmarkt, Biokiste oder Hofladen – hier kauft man in der Regel direkt beim regionalen Erzeuger ein. Wichtig: Nachfragen, was aus eigenem Anbau stammt, oft wird zugekauft. Solidarische Landwirtschaft unterstützt die heimischen Bauern, Bäuerinnen und Gärtner:innen: Die Abnehmer:innen zahlen im Voraus einen festgelegten Betrag und bekommen dafür einen Anteil der Ernte. Das Risiko von Ernteausfällen wird geteilt. Müll vermeiden kann man auch in den Unverpackt-Läden, bei denen man lose Ware in mitgebrachte Behälter füllt.

18. Quinoa und Amaranth: bitte fair

Quinoa und Amaranth sind bei uns zunehmend gefragt: als pflanzliche Eiweißquelle und als glutenfreie Getreidealternative. Das Problem: Die Preise für Quinoa haben sich durch die gestiegene Nachfrage der Industrieländer vervielfacht – und sind damit für die Einheimischen in Bolivien und Peru, wo sie überwiegend angebaut werden, vielfach zu teuer geworden. Profiteure des Booms sind die großen Unternehmer und nicht die Kleinbauern. Bei Amaranth, das ebenfalls aus Mittel- und Südamerika stammt, ist das Problem ähnlich. Wer trotzdem Quinoa oder Amaranth kaufen möchte, sollte auf Produkte aus bio-fairem Handel achten, zum Beispiel von Rapunzel, Davert oder Gepa.

19. Lieber Frisch- als Dosenware

Verarbeitete Produkte werden global eingekauft. 70 Prozent der Dosenmandarinen und über 80 Prozent der verarbeiteten Erdbeeren im Supermarktregal kommen aus China. Als Kunde erfährt man davon nichts. Eine verpflichtende Herkunftsangabe für verarbeitete Produkte lehnen die Hersteller ab. Es lohnt sich also, mit rohen Zutaten zu kochen.

20. Augen auf bei der Nuss

Nüsse sind ein echtes Superfood – aber teilweise müssen sie weit reisen oder werden unter problematischen Bedingungen angebaut. Besser: Genau hinschauen und Nüsse aus einem stark regulierten Anbaugebiet wählen, das Arbeiter:innen und Umwelt schützt, zum Beispiel kalifornische Mandeln oder heimische Haselnüsse.

Holt euch die BRIGITTE als Abo – mit vielen Vorteilen. Hier könnt ihr sie direkt bestellen.

BRIGITTE Spezial 2/2018 Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel