In vielen Momenten gibt es Menschen, die uns ungefragt Ratschläge geben oder uns zu etwas drängen wollen, dass wir nicht möchten. So auch beim Stillen eines Babys. Dabei können Mütter eine Vielzahl an Gründen haben, die gegen das Stillen sprechen. Es nicht zu wollen, zählt ebenfalls dazu. Bei einigen Frauen mag das Stillen reibungslos funktionieren und sie fühlen sich damit wohl. Andere haben aber vielleicht Probleme damit, Milch zu produzieren oder sie erleiden Entzündungen an der Brust. Wenn es nicht klappt, kann das für Mütter sehr belastend sein. Vor allem wegen des gesellschaftlichen Drucks, der von allen Seiten auf sie einprasselt. Klappt es dann weiterhin nicht, machen sie sich oft Vorwürfe – oder noch schlimmer: andere Menschen beleidigen sie.
Viele Mamas müssen sich mehrmals erklären
Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, ob man als Mutter stillen möchte, stillen kann oder stillen will – und sie ist auch diejenige, die das Entscheidungsrecht haben sollte. Denn es ist ihr Körper und es sollte auch ihr damit gut gehen. Für manche Außenstehende scheint das aber nicht verständlich zu sein. Sie mischen sich ein und akzeptieren die Meinung der frischen Mama nicht. Das Problem: Irgendwer ist immer unzufrieden. Ob nun bei der Erziehung oder beim Stillen, es gibt immer etwas, was in ihren Augen falsch läuft. In unserer Community haben Frauen, die nicht stillen wollten oder konnten, sich ganz ehrlich über ihre Erfahrungen mit ihrem Körper, aber auch denen mit anderen Menschen ausgetauscht.
Frauen erzählen, warum sie ihr Baby nicht gestillt haben
Ich habe meine Tochter nicht gestillt und werde dieses Baby auch nicht stillen, weil ich es nicht will. Ich finde das Schwangersein toll, aber ich bin froh, wenn ich meinen Körper wieder für mich habe, essen und trinken kann, was ich will. Jeder darf das selbst entscheiden.
Ich habe damals meinen Sohn gestillt und naja, was soll ich sagen? Schlechtes Bindegewebe und ich hatte wahnsinnig große Brüste in der Zeit. Es hing einfach ganz schrecklich und ich konnte mich, so jung wie ich war, nicht damit abfinden, geschweige denn in den Spiegel schauen. Ich habe mir die Brüste straffen lassen und seitdem rechtsseitig Empfindungsstörungen. Jede Berührung ist wahnsinnig intensiv und tut mitunter auch ordentlich weh. Ich möchte gern wieder stillen, aber habe Panik vor den Schmerzen an dieser Brust.
Meine Mutter hat schon vor 36 Jahren nicht gestillt, einfach weil sie es nicht wollte. Ich bin trotzdem groß geworden und damals war die Pre-Nahrung wahrscheinlich lange nicht so gut, wie sie es heute ist. Die Bindung zu meiner Mutter war immer schon super. Die Flasche ändert da nichts dran. Deinem Kind geht es gut, wenn es dir gut geht.
Ich habe meinen Sohn damals vier Wochen lang versucht zu stillen… vergeblich! Aus meinen Brüsten kam nur tröpfchenweise Milch, aus meiner linken gefühlt nichts.
Ich habe keins meiner beiden Kinder gestillt, weil ich es einfach nicht wollte. Da können die Leute sagen und denken, was sie wollen. Das ist die eigene Entscheidung. Jeder hat seine Gründe dafür oder dagegen und es geht niemanden etwas an, ob man stillt oder nicht.
Ich hab meinen Großen mit riesigem Aufwand gestillt und musste mit der Flasche zufüttern, weil er ein Speikind war und dadurch viel mehr gebraucht hat als das wenige, was ich hatte. Bei meiner Tochter war ich davon überzeugt, dass sie ein Stillbaby wird und ich es dieses Mal schaffe. Nach sieben Tagen (ich hatte gesundheitliche Probleme) habe ich im Krankenhaus Rotz und Wasser heulend die Abstillpille genommen. Was ich mir an Sprüchen und Druck gefallen lassen musste, ist im Nachhinein gesehen, unvorstellbar. Es ist MEIN Baby, MEIN Körper, MEINE Entscheidung! Aber es wird IMMER jemanden geben, der es besser weiß.
Die Gabe der Abstillpille ist mit dem Krankenhaus bereits bei der Geburtsanmeldung angesprochen und vermerkt worden. Die Pre-Milch ist gekauft, die Flaschen stehen parat. Ich stehe voll dahinter und die Gesellschaft kann mich mal. Ich lasse mir nicht wieder die ersten Wochen mit meinem Baby versauen, weil Stillen "das Beste" ist. Das ist es für mich nicht. Punkt. Es geht auch schlichtweg niemanden etwas an, wie ich mein Kind ernähre.
Ich hätte wirklich gerne gestillt und habe es bei meinen ersten beiden versucht. Mein Erster war nie richtig satt und nahm nicht richtig zu. Ich habe dann vier Monate abgepumpt, nachdem Stillhütchen und andere Tricks scheiterten und ihm die Flasche gegeben. Und bei meinem Zweiten war es ganz schlimm. Ich habe ihn zwei Monate gestillt und hatte sechs Brustentzündungen. Jedes Mal mit Fieber. Einmal musste ein Antibiotikum her. Alles war wund und blutig und bei jedem Stillen wollte ich nur noch weinen. Ich habe wirklich alles gegeben, aber es sollte nicht sein. Beim dritten und vierten Kind habe ich dann nach dem ersten Anlegen mit Pille abgestillt. Ich war etwas wehmütig, aber im Großen und Ganzen war ich glücklicher, ausgeglichener und konnte für alle da sein. Mir ging es damit richtig gut und ich fühlte mich direkt nach der Geburt wieder fit. Für mich war es einfach die richtige Entscheidung. So konnte ich viel besser Mama sein.
Selbst mein Facharzt setzte mich unter Druck, unbedingt zu stillen. Meine Familie und die Schwiegereltern. Im Endeffekt ist es aber meine Entscheidung und es sind meine Brüste und mein Kind. Aber Kommentare wie "beim zweiten Mal ist es leichter" fütterten natürlich trotzdem mein schlechtes Gewissen.
Ich habe meine erste Tochter fünf Monate lang gestillt und hatte zwei Entzündungen an der linken Brust. Mir ging es sehr schlecht und ich empfand es als Befreiung, als ich aufgehört habe. Mit dem neuen Baby redeten alle auf mich ein und sagten, ich sei egoistisch, weil ich nicht stillen wollte.
Meine Mama hat nach dem zweiten Kind kein weiteres Kind mehr gestillt, weil sie die ersten beiden Male als Qual empfand. Sie sagt, sie hat die Zeit mit uns jüngeren Kindern viel mehr genossen, da dieser Zwang und Stress nicht mehr vorhanden war und das Kind nicht komplett von ihr abhängig.
Eine Freundin und ich sind uns zu 100 Prozent sicher, dass wir bei einer nächsten Schwangerschaft nicht stillen werden. Wir hatten beide nicht genug Milch und mussten abpumpen. Dadurch kamen wir uns vor wie Milchkühe, die ständig gemolken werden. Das wollen wir uns definitiv nie wieder an tun. Die Flasche zu geben fanden wir beide so viel entspannter.
Meine Große habe ich genau einen Monat gestillt und danach die Flasche gegeben. Meinen Sohn habe ich gar nicht gestillt. Ich habe damals aufgehört, weil mein Busen durch die lange Krankenhauszeit so unter Neurodermitis litt und meine Wunden erst nach knapp 10 Monaten komplett abgeheilt waren. Bei dem Kleinen wollte ich das nicht wagen. Sollte es mit Nummer Drei klappen, werde ich es zumindest für den Anfang noch einmal probieren.
Beim ersten Kind meinte mein Mann noch, dass ich es versuchen soll und im Krankenhaus wollten sie mich auch überreden, dass ich es zumindest versuche. Ich habe mir aber nichts einreden lassen und schon vor der Geburt Flaschen und einen Sterilisator gekauft.
Bei jeder Mama, bei der das Stillen klappt, freue ich mich – und ich freue mich auch, dass Mütter in der Öffentlichkeit stillen. Aber genauso sollte sich eine stillende Mama über ein Kind freuen, welches in der Stadt beispielsweise die Flasche bekommt, einfach aus dem Grund, weil sich liebevoll um das Kind gekümmert wird und es das bekommt, was es genau in diesem Moment braucht. Eine tolle Bindung entsteht bei jeder liebevollen Mama.
Zu viel Druck von außen
Wenn sich eine Frau gegen das Stillen entscheidet, kommt die Kritik meist aus dem ganzen Umfeld. Freund:innen oder Familienmitglieder, Hebammen und Ärzt:innen drängen dazu, weiterzumachen. Ein Thema, das inzwischen auch öffentlich diskutiert wird. Die Influencerin MEL berichtet beispielsweise auf dem Instagram-Account "deine_mamagefuehle" von ihren damaligen Erfahrungen mit dem Stillen. Sie habe das Gefühl nicht gemocht: "Es war unangenehm und tat weh", erklärt sie in einem Video. Trotzdem habe sich die junge Mama wegen des Drucks von anderen Personen zuerst schwer mit ihrer Entscheidung getan, abzustillen. Kommentare wie: "Es ist aber doch das Beste für dein Kind", kamen unter anderem von Freund:innen und der Familie.
Am Ende entschließt sie sich aber für den Weg, der sich für sie richtig anfühlt: "Ich habe abgestillt und ich habe eine sehr gute Bindung zu meinen Kindern", erklärt sie weiter. Sie habe ihren Kindern gerne die Flasche gegeben, weil es schön gewesen sei und sie die Bindung genossen habe. Außerdem habe sie die Freiheiten sehr zu schätzen gewusst, die sie dadurch hatte. Denn durch die Umstellung sei sie nicht mehr die Einzige gewesen, die das Kind füttern konnte. Das habe ihr dabei geholfen, sich wieder gut zu fühlen und ihre Kinder seien trotzdem gesund und allergiefrei. "Das war für mich, für uns, die richtige Entscheidung", so die Mama.
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Verwendete Quellen: Urbia, instagram.de/deine_mamagefuehle