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Wie bitte? Etwa jede sechste Person lehnt das öffentliche Stillen explizit ab

Eine stillende Frau hält währenddessen die Hand ihres Babys
© Анастасия Стягайло / Adobe Stock
Öffentliches Stillen ist offenbar immer noch nicht an der Tagesordnung, jedenfalls was dessen Akzeptanz angeht. Was das für Mütter bedeutet, zeigt eine neue Studie.

Muttermilch ist ein essenzieller Bestandteil des Lebensstarts eines Babys. Denn sie stärkt es in der Entwicklung und unterstützt den Aufbau des Immunsystems durch die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen. Es ist nicht selbstverständlich, dass das Stillen bei Müttern funktioniert. Sollte es aber so sein, dann ist die Frage, ob du stillst oder nicht, sehr persönlich – und jeder Mama selbst überlassen. Wem es jedoch nicht überlassen sein sollte, sind andere Menschen, vor allem denjenigen, die mit deinem Baby und dir gar nichts zu tun haben und sich daher kein Urteil erlauben sollten.

Mehr als nur Nahrung – der Baby-Mama-Kontakt

Das Stillen hat nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch Baby-Mama-Benefits: Zusammen genießen beide körperliche Nähe und die Zuwendung zueinander. Das stärkt die Bindung. Außerdem ist es nicht so, als sei öffentliches Stillen pure Bosheit von Müttern, die unbedingt ihre Mutterschaft demonstrieren möchten. Babys brauchen einfach oft Nahrung. In den ersten Lebenswochen sogar acht bis zwölf Mal in 24 Stunden. Später kann es je nach Bedürfnis eben häufiger oder weniger häufig sein – und ganz sicher sollte es nicht der Standard sein, diesen schönen Moment (egal wo) aufzuschieben. Trotzdem: Stillen scheint in der Bevölkerung weiterhin eher ungern gesehen zu sein, wie eine Studie zeigt.

Studie: 17 Prozent sind gegen öffentliches Stillen

Für eine Studie aus dem Jahr 2020 wurden 1.007 Personen ab 16 Jahren und 307 Mütter mit Kindern bis 24 Monaten online zu ihrer Einstellung zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit befragt. Die Ergebnisse wurden mit einer 2016 durchgeführten Umfrage verglichen. Das Ergebnis: Zwar stillen inzwischen mehr Mütter an öffentlichen Orten, die Akzeptanz dafür ist in der Bevölkerung aber weiter gesunken, unter anderem auch an Orten wie der Gastronomie. Etwa jede sechste Person (17 Prozent) lehnt demnach das öffentliche Stillen explizit ab.

Frauen stillen häufiger in der Öffentlichkeit

Auch wenn die Bevölkerung noch etwas nachziehen muss: Mamas, ihr macht es schon so richtig! 2016 gaben 65 Prozent der Befragten an, dass sie auch in der Öffentlichkeit im Beisein fremder Menschen stillen würden oder gestillt haben. Diese Aussage bejahten 2020 bereits 73 Prozent. Akzeptiert wird das öffentliche Stillen dagegen sogar von weniger Menschen als noch 2016. Fast an allen abgefragten Orten sank die Akzeptanz in der Bevölkerung. Sowohl drinnen (Cafés, Restaurants) als auch draußen (Spielplätze, Parks). Aber woran liegt das – und wie können wir etwas dagegen tun?

Vorteile des Stillens sind nicht sehr bekannt

Während Mamas, Papas und Elternteile sich über die positiven Eigenschaften des Stillens bewusst sind, ist das bei anderen Menschen der Bevölkerung nicht unbedingt der Fall, und daher neigen Letztere anscheinend dazu, sich von dem natürlichen Prozess gestört zu fühlen. Besseres Wissen über die Vorteile des Stillens führe laut Umfragen sowohl 2020 als auch 2016 zu einer erhöhten Akzeptanz unter den Befragten. Nur leider ist das in der Situation selbst nicht immer umsetzbar, vor allem dann, wenn Menschen sich unpassend gegenüber der Stillenden verhalten.

Gemischte Reaktionen, denen Mütter ausgesetzt sind

Von überwiegend negativen Reaktionen berichteten laut der Befragung aus 2020 nur vier Prozent der Stillenden. Trotzdem kommen sie durchaus vor. Die meisten Mütter gaben an, gemischte Erfahrungen, sowohl positive als auch negative, erfahren zu haben (40 Prozent). Knapp 70 Prozent hätten missbilligende Blicke erhalten, knapp ein Viertel sogar kritische Bemerkungen. 10 Prozent der Frauen gaben außerdem an, Beschimpfungen oder die Bitte um einen Ortswechsel erlebt zu haben. Ähnliche Ergebnisse gab es bereits 2016.

Mütter vermeiden teilweise das öffentliche Stillen

48 Prozent der Frauen gaben an, das Stillen an öffentlichen Orten zu vermeiden. Allerdings sank die Anzahl derer, die es häufig vermeiden, im Vergleich zu 2016 (22 Prozent; 2020: 15 Prozent). Die Anzahl der Mütter, die es selten vermeiden, stieg dagegen an (2016: 24 Prozent; 2020: 33 Prozent). Sowohl in der Bevölkerung als auch unter den Befragten Müttern gaben 52 Prozent an, dass das öffentliche Stillen unter Nutzung eines Stilltuches in Ordnung sei (2020).

Warum es für manche Menschen schwer zu ertragen zu sein scheint, Mütter beim Stillen zu sehen, bleibt für uns ein Rätsel. Es geht um die Gesundheit, um eine liebende Beziehung – und es geht darum, die Bedürfnisse des Babys zu erfüllen. Blicke und Kommentare kann man da schlichtweg sein lassen. Etwas Hoffnung gibt aber Folgendes: 64 Prozent der Befragten stimmten explizit der Frage zu, ob Mütter ihre Babys immer und überall stillen dürfen. Denn: Stillen ist nicht nur natürlich, sondern auch wichtig für die kleinen Menschen unter uns!

Verwendete Quellen: kindergesundheit-info.de, link.springer.com, gesund-ins-leben.de

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei ELTERN.

lkl

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