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Diagnose Brustkrebs: "Ich war mit 30 in den Wechseljahren"

Diagnose Brustkrebs: "Ich war mit 30 in den Wechseljahren"
© Georg Verhasselt / Privat
Carolin ist 29, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Jetzt, nach dem Ende ihrer Therapie, erzählt sie ihre Geschichte in einer Miniserie – um anderen jungen Frauen Mut zu machen. Hier ist der letzte Teil!

Mein Name ist Carolin Kotke, ich bin 30 Jahre jung, wohne in dem wunderschönen Hamburg, bin glücklich liiert und bisher lief eigentlich immer alles nach Plan in meinem Leben. Bis zum 08.11.2017, denn an diesem Tag bekam ich die Diagnose, die alles ändern sollte: Ich hatte Brustkrebs!

Teil 1 von Caros Geschichte findest du hier: Diagnose Brustkrebs: Und plötzlich ist alles anders

Teil 2 von Caros Geschichte findest du hier: Diagnose Brustkrebs: "Ich lenkte mich mit Arbeit ab."

Teil 3 von Caros Geschichte findest du hier: Diagnose Brustkrebs: "Chemo ist wie Dauer-Kater"

Endlich alles gut – oder nicht?

Ein paar Tage nach der OP erhielt ich das pathologische Ergebnis des Brustgewebes und der Lymphknoten – und es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Im MRT und auch während der OP war nichts Bösartiges mehr entdeckt worden, doch tatsächlich fand der Pathologe nicht nur weitere Tumorzellen im entnommenen Brustgewebe, sondern auch Metastasen in den Lymphknoten. Und das nach einer erfolgreich abgeschlossenen Chemotherapie! 

Bis heute weiß ich nicht, was schlimmer war: Diese Diagnose oder die ursprüngliche im November, in der ich das erste Mal vom Brustkrebs erfahren hatte. Weder ich noch die Ärzte hatten damit gerechnet. Und so brach für mich erneut meine kleine, gerade erst wieder heile Welt zusammen. Ich hatte nicht einfach nur Krebs, sondern metastasierten Brustkrebs! Mein Kopfkino lief pausenlos – Gefühle zwischen Angst, Wut und Verzweiflung machten sich breit. Wieso konnte ich nicht einfach aus diesem Alptraum aufwachen? Wieso konnte ich nicht einfach wieder in mein altes Leben zurück? 

Ich kam über meine körperlichen und emotionalen Grenzen hinaus und befand mich in einem riesengroßen Tief. Die Ärzte stellten in Frage, ob die Chemo überhaupt gewirkt hatte und ob der Krebs vielleicht schon weiter in meinem Körper vorgedrungen war. Ich heulte tagelang und sah mich Ende des Jahres schon im Hospiz.

Überraschende Entwarnung

Und dann die Entwarnung! Die Gespräche mit den Ärzten ergaben, dass die Chemo vollkommen erfolgreich gewesen war. Allerdings hatte ich bereits vor der Chemo Metastasen gehabt, die sich jetzt von meinem sehr stark ausgeprägten Hormonhaushalt ernährten und sich so über Wasser halten konnten. Zum Glück war die Lösung dafür relativ schnell parat: Ich sollte eine Anti-Hormon-Therapie machen, um eventuellen weiteren Tumorzellen die Nahrung zu nehmen. Außerdem sollte eine ionisierende Bestrahlung die Krebszellen zerstören.

Mit 30 in den Wechseljahren

Diagnose Brustkrebs: Caro im Sommer 2018
Im Sommer 2018 dachte Caro noch, dass sie ihre Therapie bereits beendet hatte – dann kam der Rückschlag
© Georg Verhasselt / Privat

Ich startete mit der Anti-Hormon-Therapie, die mich nun in die Wechseljahre versetzte und so für ordentlich Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen sorgte und wurde noch einmal nachoperiert. Danach sollte die Bestrahlung starten. Zu der Zeit lagen bereits vier OPs mit sieben Eingriffen und sechs Monate Chemo hinter mir. Nach der letzten OP bekam ich ein wenig Zeit, um mich zu erholen.

Dann wurde ich sechs Wochen lang jeden Tag bestrahlt und mein Körper musste wieder einiges einstecken. Zum Glück vertrug ich die Bestrahlung relativ gut und hatte nur ein paar leichte Hautirritationen. Mit der Behandlung kam aber auch die Müdigkeit wieder und mein Energielevel sank, so dass ich von Woche zu Woche wieder etwas schlapper wurde. Im November, ziemlich genau ein Jahr nach Diagnose, beendete ich dann erfolgreich die Therapie.

Die Nachsorgeuntersuchungen

Anschließend musste ich ein paar Wochen warten, bis sich die Haut und die Entzündung in meiner Brust wieder regeneriert hatte. Dann wurde es Zeit für die Nachsorgeuntersuchungen! Da ich zuvor schon im Sommer sicher gewesen war, die Therapie erfolgreich hinter mich gebracht zu haben, hatte ich diesmal eher gemischte Gefühle und Angst machte sich in mir breit. 

Bis zu den Nachsorgeterminen befindet man sich in einer Art "Schwebezustand". Mein Energielevel war an einem Tiefpunkt und ich war psychisch so stark angespannt, dass ich kaum klar denken konnte. Die Angst eines Rückfalls beherrscht einen irgendwie und lässt einen einfach nicht in Ruhe. Und dann kam endlich der Dezember 2018: Der Monat der Nachsorgeuntersuchungen, der Monat, in dem mir eine große Last von den Schultern genommen worden ist. Denn es konnte nichts Bösartiges mehr gefunden werden. Ich kann es selbst jetzt noch nicht richtig glauben: Ich habe meine Therapie erfolgreich beendet und darf nun endlich wieder in mein normales und gewohntes Leben zurück!

Endlich wieder zurück im Leben

Mein Freund und ich haben anschließend erst einmal einen Urlaub gebucht und wollen das Leben künftig wieder in vollen Zügen genießen. Derzeit mache ich eine Reha, anschließend kann ich wieder in meinen alten Job einsteigen. Allerdings muss ich nun halbjährlich zu den Kontrollterminen und befinde mich auch in den voraussichtlich nächsten sieben Jahren in der Anti-Hormon-Therapie. Offiziell als gesund und "krebsfrei" gelte ich dann nach fünf Jahren ohne Rückfall. 

Drück mir also die Daumen, dass ich es endgültig geschafft habe und dieses furchtbare Jahr nicht noch einmal wiederholen muss. Und tu mir bitte einen Gefallen: Geh rechtzeitig und regelmäßig zur Vorsorge! Ich hätte auch niemals mit dieser Diagnose in meinem Alter gerechnet, bin aber einfach unheimlich dankbar, richtig und rechtzeitig gehandelt zu haben!

Tipp: Über ihre Erfahrungen bloggt Caro auch auf carolionk.com.

Text: Carolin Kotke

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