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"Es gibt ein 'zu kurz' für Kleider"

"Es gibt ein 'zu kurz' für Kleider"
© GABO Photos
Guido Maria Kretschmer macht nicht nur Mode, sondern jetzt auch Parfum. Ein Gespräch über Sommer-Styling, tolle Düfte und Tätowierungen.

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BRIGITTE: Du schreibst Bücher, moderierst, entwirfst alles vom Koffer bis zum BH, zeigst deine Kreationen auf der Fashion Week in Berlin - gibt es eigentlich irgendetwas, das du nicht kannst?

Guido Maria Kretschmer: Ja, mit Technik umgehen. Ich kann alles bedienen, aber es macht mir keine Freude. Mode ist mein Ding. Ich habe schon immer viele verschiedene Dinge entworfen, nur hat damals keiner darüber gesprochen. Ich habe inzwischen einfach viele Berufe. Ich glaube auch, dass ich ein guter Arzt geworden wäre oder ein guter Psychologe.

Und wie kam es jetzt zu dieser Duft-Kooperation?

Einen eigenen Duft zu haben, war für mich schon immer ein Traum. Parfum ist ja oft der erste Kontakt, den Menschen mit einer Marke haben. Als ich noch kein einziges Teil von Karl Lagerfeld im Schrank hatte, stand schon eine Flasche von ihm in meinem Bad. Ich habe das Gefühl, dass ich als Designer den Menschen noch näher kommen kann, indem ich sie mit meinem Duft umhülle. Als LR mit der Idee auf mich zukam, habe ich mich sehr gefreut. Ich finde es schön, dass es so direkt ist. Duft ist etwas Privates. Wenn man das im privaten Rahmen mit einer Beraterin erleben kann, ist das toll.

Würdest du mal beschreiben, wie die beiden Düfte riechen?

Zunächst einmal: männlich und weiblich. Der Damenduft ist wirklich ein Damenduft. Er hat etwas Zartes, Leichtes, mit Rosen-Momenten. Der Männerduft ist ein bisschen retro. Er hat eine holzige Note, bleibt haften, ist sinnlich. Das Schöne ist, dass auch toughere Frauen ihn tragen können. Viele Frauen haben mir schon gesagt, dass sie ihn toll finden.

Gehört ein Parfum für dich zu einem kompletten Outfit dazu?

Ich bin zumindest sehr duftaffin. Ehrlich gesagt rieche ich bei Menschen lieber einen schönen, zarten Duft, als zu denken: 'Oh je, hier rieche ich das Leben', wenn sie mir nahe kommen.

Die Show von Guido Maria Kretschmer auf der Fashion Week Berlin

Guido Maria Kretscher gibt Tipps für ein gelungenes Sommer-Styling

Angeblich duftet Taylor Swift ganz wundervoll. Bist du mal jemandem begegnet, dessen Duft dich umgehauen hat?

Naomi Campbell. Wir haben uns in New York getroffen, sie hat mich umarmt und danach war ich richtig high. Sie roch wie ein Raubtier, irgendwie gefährlich. Gleichzeitig war da so etwas Mütterliches. Man möchte sie immerzu in den Arm nehmen und gleichzeitig hat man Angst, dass sie einen zu Tode kratzt. Eine sehr verrückte, sehr intensive Duft-Erinnerung.

Wenn du Deutschland diesen Sommer etwas schöner machen könntest: Was würdest du nicht mehr sehen wollen?

Zum einen schlecht gepflegte Füße in Sandalen. Es gibt momentan so viele tolle flache Schuhe. Aber wenn man die Füße rauslässt, ist es von Vorteil, dass sie schön gepflegt sind. Dann gibt es auch einfach ein "zu kurz" bei Kleidern - völlig unabhängig davon, ob jemand ganz tolle Beine hat. Manchmal sind die Kleider so kurz, dass ich den Anblick als zu intim empfinde. Es ist doch schöner, wenn man ein bisschen was für sich behält. Und schließlich noch dieses knallige Colour-Blocking. Das hält sich hartnäckig, auch wenn die Zeit inzwischen vorbei ist.

Und was sagst du zu den aktuellen Trends für den Sommer?

Der Hippie-Trend ist toll und steht so vielen Frauen, darüber freue ich mich sehr. Diese Lässigkeit und das Seventies-Lebensgefühl, das an Sommer und Freiheit erinnert. Herrlich. Toll finde ich auch die kleinen Streublumen-Prints, die es jetzt überall gibt. Das ist ein bisschen retro und sehr süß. Außerdem passt dieses Muster sehr gut zu Tattoos. Mir fällt im Sommer immer wieder auf, was für eine tätowierte Gesellschaft wir inzwischen sind. Das wird auch für die Designer immer wichtiger. Ich muss mittlerweile überlegen, wie ein bestimmter Look zusammen mit einem Tattoo wirken würde.

Bist du auch tätowiert?

Nein. Alles, was mir wichtig ist, trage ich in mir, das brauche ich nicht noch zusätzlich als Tattoo. Ich weiß, wen ich liebe. Natürlich könnte ich mir den ganzen Körper voll "Frank" schreiben. Aber ich finde es schön, eine unbespielte Fläche zu sein. Trotzdem bin ich immer wieder fasziniert davon, wie unterschiedlich die Menschen sich mit Tätowierungen schmücken.

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