Auf dem Weg zu einer grüneren Garderobe
Wie kann ich mit gutem Gewissen gut gestylt sein? Darf ich nur noch Bio-Baumwolle tragen? Und kostet es nicht ein Vermögen, sich fair und nachhaltig anzuziehen? Diesen Fragen sind wir zusammen mit der Studentin Johanna Gensch nachgegangen. Sie ist unsere Heldin für Nachhaltigkeit in Sachen Mode und Beauty für unsere Umwelt-Aktion "Lebe lieber nachhaltig." Johanna hat sich schon viele Gedanken darüber gemacht, wo ihre Kleidung herkommt und wie sie bewusster konsumieren kann. Sie ist zum Beispiel ein großer Secondhand-Fan und hat schon eine Kleidertausch-Party organisiert. Trotzdem findet sie es schwierig, bei einem so komplexen Thema wie nachhaltiger Mode den Überblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deswegen haben wir sie in ihrer WG in Oldenburg besucht und gemeinsam ihren Kleiderschrank durchwühlt. Hier sind 12 Tipps für Johanna und für alle, die ihren Mode-Konsum überdenken wollen, inspiriert von der britischen Bloggerin und Aktivistin Amisha Ghadiali und ihren 12 Rules to Dress By:
Grüne Mode: 12 richtig gute Tipps
Klar, es macht Spaß, Klamotten zu shoppen. Aber wie oft brauchst du wirklich ein neues Teil? Hinterfrage deine Shopping-Routinen. Und überlege, ob du die Klamotten, die du ohnehin schon im Schrank hast, nicht auch einfach anders kombinieren kannst. Auch das gibt dir das gute Gefühl, überraschend und neu gestylt zu sein. Und wenn du wirklich ein neues Kleidungsstück kaufst: Überlege dir, ob es zum Rest deiner Garderobe passt und ob du es tragen kannst, ohne gleich noch Accessoires und Schuhe kaufen zu müssen.
Planung ist alles! Überlege dir, wie viele neue Klamotten du dieses Jahr kaufen willst. Berücksichtige dabei, wie viele neue Teile du üblicherweise kaufst - und versuche, die Zahl um ein Viertel zu reduzieren. Du brauchst viel weniger, als du denkst!
Wie heißt es so schön: Wissen ist Macht. Je mehr du über grüne Mode, nachhaltige Labels und innovative Designer weißt, desto besser kannst du deine Kaufentscheidungen treffen. Ein guter Weg, um anzufangen: Klick dich durch unsere Strecke mit Bio-Mode und den schönsten Shops und Labels.
Zu unserer globalisierten Welt gehört auch, dass ein Großteil unserer Mode in Asien und zunehmend auch in Afrika produziert wird und weite Wege bis in unserer Kleiderschränke zurücklegt. Dabei gibt es auch hier junge, aufstrebende Designer. Preislich ist die Konkurrenz der High-Street-Ketten unschlagbar, aber dafür ist die Mode der lokalen Designer nicht so austauschbar wie die Looks der großen Labels. Es lohnt sich, in größeren Städten auf Design-Märkten vorbeizuschauen oder auf Online-Plattformen wie Etsy oder Dawanda nach lokaler Mode zu suchen.
Um Baumwolle - auch in der Bio-Variante - anzubauen, wird wahnsinnig viel Wasser benötigt. Deswegen setzen nachhaltige Labels inzwischen häufiger auf neue Materialien, etwa Stoffe aus Bananenfasern, Milch oder Zellulosefasern (etwa Lyocell, ein Stoff aus Eukalyptus- und Buchenholz). Eine grünere Alternative sind auch Stoffe wie Leinen oder Hanf.
Das hilft, um dir einen besseren Überblick über die Teile zu verschaffen, die du wirklich gern trägst. Und das, was dir nicht mehr passt oder gefällt, macht bestimmt jemand anderen glücklich. Organisiere eine Kleidertausch-Party oder spende deine ausrangierten Klamotten einem Charity-Shop wie Oxfam. Kleidung, die richtig kaputt und deswegen nicht mehr tragbar ist, gehört übrigens auch nicht in den Mülleimer. Sie kann in der Regel recycelt werden. Eine Möglichkeit: Alle H&M-Filialen nehmen Klamotten fürs Recycling an.
Wenn auf dem Label eines Kleidungsstücks "Made in Germany" steht, muss das noch lange nicht bedeuten, dass alle Teile wirklich in Deutschland gefertigt wurden. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wo deine Kleidung herkommt und wie sie hergestellt wurde, hilft nur eines: Frag nach! Bei den Verkäufern im Laden, per Mail oder in den sozialen Netzwerken beim Hersteller. Selbst wenn du keine konkreten Antworten bekommst, sendest du damit ein wichtiges Signal - dass dir die Herstellung und die Herkunft deiner Kleidung als Kunde nicht egal sind.
Sofern du damit umgehen kannst natürlich. Dann kannst du alte Teile, die du lange nicht getragen hast, umändern. Customising ist das Zauberwort! Falls du kein Näh-Talent besitzt, schau bei einer Schneiderin vorbei - oder, noch besser, hol dir Rat bei Mama oder Oma.
Bevor du etwas Neues kaufst, solltest du dir genau überleben, wie oft du das Teil wirklich tragen wirst. Versuche, nur in Mode zu investieren, die du am liebsten täglich ausführen möchtest. Und schau mal in deinen Kleiderschrank: Hängen darin vielleicht ein paar schicke Kleider, die du für spezielle Anlässe gekauft hast und die du fast nie trägst? Warum eigentlich nicht? Statt sie im Schrank versauern zu lassen, kombiniere sie im Sommer mal mit flachen Schuhen und einer lässigen Jacke, dann werden auch schicke Kleider alltagstauglich.
Die Menschen, die unsere Kleidung herstellen, haben eine faire Bezahlung und ein sicheres Arbeitsumfeld verdient. Dafür setzt sich auch die Fair Wear Foundation ein. Hier findest du eine Übersicht über alle Marken, die sich den Standards der Fair Wear Foundation verpflichten. Dazu zählen zum Beispiel Armed Angels, Kings Of Indigo, Mammut, Schöffel, Hessnatur, Waschbär oder Vaude.
Freundinnen, Schwestern, Tanten, Mütter - sie alle haben volle Kleiderschränke. Wenn du nett fragst, darfst du dir sicher auch mal etwas ausleihen. Das spart dir Geld und Ressourcen - und die anderen freuen sich, wenn du toll in ihren Klamotten aussiehst. Eine andere Möglichkeit sind professionelle Online-Leih-Angebote wie zum Beispiel die Kleiderei oder Myonbelle.
Ja, es ist wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, was man da eigentlich jeden Tag anzieht. Und es ist erstrebenswert, weniger und mit mehr Bedacht zu konsumieren. Aber: Es bringt dich auch nicht weiter, wenn du zu streng mit dir bist. Niemand ist perfekt. Und: Mode ist schließlich auch dafür da, Spaß zu machen.
Grün & günstig - geht das eigentlich?
Ein T-Shirt für 3,99 Euro? Mode kostet teilweise nur so viel wie ein Milchkaffee. Wenn man sich überlegt, wie viele Arbeitsschritte für die Herstellung nötig sind, vom Anbau der Baumwolle über die Verarbeitung bis hin zum Nähen des Kleidungsstücks, fragt man sich zwangsläufig: Wer bezahlt hier den eigentlichen Preis? Die Umwelt und die Menschen, die die Kleidung produzieren. Faire und nachhaltige Mode ist teurer als Fast Fashion, soviel steht fest. Zum einen ist es deswegen eine gute Idee, weniger und dafür bewusster zu kaufen. Und auf Secondhand-Mode und Kleidertausch zu setzen. Aber es gibt auch Marken, die auf eine nachhaltige und faire Produktionsweise achten und für kleinere Budgets erschwinglich sind, zum Beispiel Armed Angels oder das kleine Hamburger Label Jan' n June. Für Basics sind auch Shops wie Hessnatur oder Waschbär eine gute Anlaufstelle.