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Upcycling-Mode: Neue Ideen für alte Klamotten

Upcycling-Mode: Neue Ideen für alte Klamotten
© Schmidttakahashi/ Mary Scherpe; Marc Huth; PR
Viel besser als Wegwerfen: Beim Upcycling veredeln Designer ausrangierte Kleidung und Stoffreste zu neuer Mode. Wir stellen spannende Labels und DIY-Ideen vor.

Papier, Glas oder Plastik sammeln wir ganz selbstverständlich, um es zu recyceln. Bei alten Klamotten sieht das anders aus. 100.000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfall wurden allein im Jahr 2010 in deutschen Haushalten weggeworfen, so die offiziellen Zahlen. Hinzu kommen Unmengen an Stoffresten und Verschnitten, die bei der Produktion neuer Kollektionen in der Textilindustrie anfallen. Eben diese Müllberge entdecken immer mehr Designer als Material für sich.

Sie wollen die Wegwerf-Mentalität in der Mode mit ihren schnelllebigen Trends durchbrechen – und so Ressourcen und die Umwelt schonen. Das Besondere ist, dass die alten Teile nicht nur wiederverwertet werden, sondern durch clevere Design-Ideen einen echten Mehrwert bekommen. Upcycling ist mehr als reines Recycling: Aus ausrangierten Jacken, T-Shirts oder Hemden entsteht Mode, die nach Avantgarde aussieht und nicht nach Altkleidersammlung.

Welche Geschichten hinter den Entwürfen von Eugenie Schmidt und Mariko Takahashi aus Berlin stecken, entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Mit ihrem Label Schmidttakahashi haben die beiden jungen Designerinnen Upcycling zu einer Kunstform erhoben: Sie zerlegen alte Kleidungsstücke in ihre Einzelteile und setzen sie zu überraschend modernen und tragbaren neuen Teilen zusammen. Wer ein Kleidungsstück gespendet hat, kann auf ihrer Website nachverfolgen, was daraus entsteht.

Das ebenfalls aus Berlin stammende Upcycling-Label Aluc verfolgt einen anderen Ansatz: Für seine minimalistischen Hemden, Blusenkleider und Tops verwendet das Designer-Team so genannten pre-consumer-waste, also Verschnitte, Musterteile oder Rollenenden aus der Textilindustrie. Das Ausgangsmaterial ist wie neu und in größeren Mengen verfügbar, so dass sich die Kollektion nicht auf Einzelstücke beschränken muss, sondern in Serie gehen kann.

Arianna Nicoletti, Carina Bischof, Luise Barsch und Jonathan Leupert, die Macher hinter Aluc, haben in Berlin außerdem den Upcycling Fashion Store eröffnet. Dort verkaufen sie neben ihrer eigenen Kollektion Upcycling-Mode und Accessoires von Labels wie ReClothings, Milch aus Österreich oder Old Gold, die Schmuck und Accessoires aus gebrauchten Espresso-Kapseln herstellen.

Zu den internationalen Vorreitern der Upcycling-Bewegung zählt das Label Globe Hope. Von alten Armee-Beständen über Vintage-Kleidung bis hin zu Segeln und Stoffplakaten, die Finnen nutzen die unterschiedlichsten Materialien für ihre fröhliche Mode - und legen dabei auch Wert auf faire Arbeitsbedingungen in den Herstellungsbetrieben.

Unter dem Namen Good One entwirft die britische Designerin Nin Castle seit 2006 hochwertige Upcycling-Mode. Für ihre aktuelle Winterkollektion, die auch in Deutschland erhältlich ist, hat sie Aran-Strick, Biobaumwolle und florale Stoffe kombiniert. Einige Upcycling-Desiger stellen das Vorleben ihrer Materialien in den Vordergrund. Dabei kommt teilweise eher lustige als tragbare Mode heraus, etwa Kleider aus Badeanzügen oder Socken. Doch der Erfolg von Labels wie Globe Hope und Good One beweist, dass in der nachhaltigen Herangehensweise auch Potenzial für massentaugliche Mode steckt.

Dass es sich lohnt, abgelegte Kleidung weiterzuverarbeiten, haben inzwischen auch die Großen der Textilbranche erkannt. Esprit und H&M beispielsweise bieten in ihren Shops Sammelstellen für Altkleider an, die dann recycelt werden sollen.

Der Biomode-Hersteller hessnatur geht noch einen Schritt weiter. Zusammen mit der Berliner Modehochschule Esmod haben die Öko-Pioniere ein Upcycling-Projekt realisiert, in dem 13 Studenten des internationalen Masterstudiengangs Sustainability in Fashion Restposten aus dem hessnatur-Lager wiederbeleben sollten. Gewonnen hat die Kanadierin Anita Heiberg mit einem Trenchcoat. Das Modell soll ab November im Onlineshop verkauft werden, die Gewinnerin wird am Umsatz beteiligt und bekommt die Möglichkeit, ihre Kollektion im Januar 2014 im Rahmen der Fashion Week Berlin zu präsentieren.

Ein Blick auf das Schweizer Label Freitag zeigt, dass sich aus dem Upcycling-Gedanken durchaus ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickeln lässt. Jeder kennt die bunten Messenger-Bags, die aus alten Lkw-Planen gefertigt werden und gerade durch dieses Material mit seiner Vorgeschichte und den Gebrauchsspuren ein Bedürfnis nach Individualität befriedigen. Darauf zielen auch die Accessoires des Kölner Labels Feuerwear. Die robusten Gürtel, Umhänge- und Laptoptaschen werden aus alten Feuerwehrschläuchen hergestellt.

Andrea Noelle und Annika Busse, die Gründerinnen hinter dem Accessoire-Label Beliya, setzen dagegen auf edelste Upcycling-Materialien: Sie fertigen ihren Handtaschen und Handy-Hüllen aus Retouren-Leder. Von einem Möbelhersteller aus Süddeutschland bekommen die beiden Hamburgerinnen Lederbezüge, die wegen Produktionsfehlern aussortiert werden. Zusätzlich verwenden sie Stoffe aus Überschüssen von Designer-Kollektionen. So kann es vorkommen, dass ihre Taschen aus dem gleichen Stoff sind wie ein Valentino-Kleid, aber deutlich weniger kosten. Zusätzlich unterstützt das Label Kinder in Entwicklungsländern, der Kauf einer Charity-Tasche etwa ermöglicht einem Kind den Schulbesuch für ein Jahr.

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© PR

Wenn es Sie jetzt in den Fingern juckt und Sie selbst upcyclen wollen: In ihrem Buch

(Edel Books, 24,95 Euro) stellt die britische Journalistin Henrietta Thompson viele verblüffend einfache DIY-Ideen für abgelegte Kleidung vor. Auch erhältlich über

.

Auch auf unserem Blog

sind regelmäßig Upcycling-Projekte zu sehen. Bloggerin Freddy Hansmann zeigt dort zum Beispiel, wie mit etwas Geduld und Nähgeschick aus alten Herrenhemden ein

oder eine

entsteht.

Oder Sie suchen bei YouTube nach dem Begriff "Upcycling Fashion", dort gibt es zahlreiche Anleitungen. Besonders gut hat uns das Video von

gefallen: Sie erklärt Schritt für Schritt, wie sie Fundstücke aus Secondhand-Shops aufwertet.

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