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Der neue Joop!-Look: "Die Frau ist stärker geworden"

Nach einem Jahr Pause gibt es bei Joop! wieder Mode für Frauen. Kreativdirektor Dirk Schönberger und Chefdesignerin Kathrin Hüsgen über den neuen Look der Traditionsmarke.

Hier geht es zur aktuellen Sommerkollektion von JOOP!

BRIGITTE: In der Beschreibung Ihrer ersten gemeinsamen Damenkollektion für Joop! taucht immer wieder das Wort "Geliebte" auf....

Dirk Schönberger: Hinter diesem Bild steckt Leidenschaft. Und die ist wichtig, um die Marke Joop! neu aufzuladen. Viele Jahre hat sich die Kollektion nur am Markt orientiert. Die Emotion fehlte. Aber Mode sollte Menschen berühren.

BRIGITTE: Warum ist Emotionalität so wichtig?

Dirk Schönberger: Heute ist vieles sehr oberflächlich. Ich merke das an mir selbst: Früher habe ich mir ein Musikstück immer und immer wieder angehört und war hin und weg. Heute hat man jedes Jahr eine andere Lieblingsband. Wir müssen die Emotionen wieder schärfen, die Menschen wieder tiefer berühren.

Kathrin Hüsgen: Wir leben in einer ziemlich haltlosen, orientierungslosen Zeit. Da kann Mode zu einer Art Heimat werden, die man mit sich herumträgt.

Dirk Schönberger: Mit unserer Kollektion versuchen wir auf diese gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren, indem wir immer etwas mehr sind: etwas progressiver, designaffiner, leidenschaftlicher, sexueller...

Kathrin Hüsgen: ...und überraschender. Frauen und Männer lassen sich heute nicht mehr in alte Raster pressen. In den 90ern hatte man oft Zielgruppen-Definitionen bei Kollektionen, wie z. B. "Unsere Frau heißt Carla, ist 32, Innenarchitektin, trägt am liebsten Highheels..." Wir machen solche Definitionen am Reißbrett nicht mehr. Wir arbeiten viel emotionaler.

Dirk Schönberger: In den letzten Jahren hockte die "Joop-Frau" zu Füßen des Sessels, auf dem ihr Mann saß. Jetzt sitzen beide auf Augenhöhe. Die Frau ist stärker und der Mann modebewusster geworden. Darum haben wir das "tussige" Element aus der "Joop-Frau" herausgenommen und sie sehr viel selbstbewusster werden lassen.

Kathrin Hüsgen: Es gab lange das Vorurteil, die typische Joop-Frau sei "besonders blond". Und dieses Image wieder in Klasse umzuwandeln, ist für uns schon harte Arbeit. <antwort name="Dirk Schönberger">Aber es macht viel Spaß, starke Frauen anzuziehen. Denn die lassen sich gern verführen. Sie müssten es nicht. Aber sie wollen es.

Kathrin Hüsgen: Oder verführen gleich selbst. Wie die Schauspielerin Tilda Swinton, die - sehr außergewöhnlich - mit einem jungen Lover zur Oscar-Verleihung erschien.

BRIGITTE: Die "Joop-Frau" darf also genauso einen Geliebten haben wie Geliebte sein?

Dirk Schönberger: Sie ist auch ohne Mann glücklich. Jedenfalls muss sie nicht das tun, was die Gesellschaft von ihr erwartet. Sie muss keinem weichgespülten Sauberfrau- Image entsprechen. Sie kann über den Tellerrand gucken und darf anders ticken. Sie kann Grenzen überschreiten und darf sich neu erfinden - wenn sie sich danach fühlt.

BRIGITTE: Wer solche Frauen noch verführen will, muss sich schon etwas einfallen lassen...

Kathrin Hüsgen: Wir setzen auf spannende Kontraste - eine veredelte Jogginghose zum bestickten Oberteil - und auf klare, mutige Farben. Und wir achten sehr auf Linienführungen. Unsere Anzüge sind weiblich geschnittene, lässige Kombinationen, in denen Frauen stark aussehen.

BRIGITTE: Der Firmengründer Wolfgang Joop hat sich nie auf eine klare Linie festgelegt.

Dirk Schönberger: Die Marke unter Wolfgang Joop war sehr sprunghaft. Das würde heute nicht mehr funktionieren. Die Menschen erwarten von einer Marke einen Halt und Verlässlichkeit. In der einen Saison hochgeschlossen, in der anderen offen bis zum Bauchnabel - das wollen Frauen nicht mehr. Lieber kauft sie sich eine Hose zweimal, wenn sie sich in ihr wohl fühlt. Die Zeit der Diven ist vorbei.

BRIGITTE: Trotzdem denken immer noch viele Kunden, Wolfgang Joop stehe als Designer hinter der Marke.

Dirk Schönberger: Da hilft nur Aufklärung (lacht). Man kann Wolfgang Joop dafür bewundern, dass er die Marke so prominent gemacht hat. Jedes Kind kennt den Namen Joop. Aber meine Vorbilder sind andere.

BRIGITTE: Haben Sie sich eigentlich vor oder nach Ihrem Amtsantritt mit ihm unterhalten?

Dirk Schönberger: Nein. Das hätte mir nicht weitergeholfen. Die Marke muss sich von ihm emanzipieren. Ich glaube aber, es wird zu einem privaten Treffen kommen.

Kathrin Hüsgen: Er hat die Marke ja auch verkauft und persönlich mit ihr abgeschlossen. Die Frage ist, was er darüber denkt, dass jetzt eine neue Generation angetreten ist.

Dirk Schönberger: Das interessiert mich wirklich. Irgendwann. Aber jetzt noch nicht.

Interview: Sina Teigelkötter BRIGITTE Heft 12/08

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