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Zeigarnik-Effekt Wie du mit der psychologischen Methode deine Konzentration verbessern kannst

Zeigarnik-Effekt: Sofort besser konzentrieren
© contrastwerkstatt / Adobe Stock
Der Zeigarnik-Effekt kann dir helfen, produktiver zu arbeiten und in der Freizeit besser abzuschalten. Wir erklären den Begriff und wo sein Ursprung liegt.

Definition: Was ist der Zeigarnik-Effekt?

Der Zeigarnik-Effekt wurde namensgebend von der russischen Psychologin Bljuma Zeigarnik beobachtet und beschreibt, dass wir uns an unerledigte Aufgaben besser erinnern als an abgeschlossene. Egal, wie viel Zeit wir für die Handlung aufgewendet haben. So bleibt uns eine nicht abgeschlossene Aufgabe, für die wir bisher beispielsweise nur fünf Minuten gebraucht haben, besser im Gedächtnis als ein erledigtes To-do, an dem wir drei Tage mit voller Konzentration und Aufmerksamkeit gearbeitet haben.

Erstmals beobachtete die Psychologin Bljuma Zeigarnik, die ab 1943 das Institut für Psychologie in Moskau geleitet hat, dieses Phänomen in den 1920er-Jahren während eines Besuchs in einem Café, in dem sich ein Kellner beeindruckend viele Bestellungen merken konnte, ohne sie zu notieren. Doch sobald er die Speisen und Getränke an die passenden Tische gebracht hatte, vergaß er, wer was bestellt hatte. Die Aufgabe war mit der Auslieferung des Bestellten für sein Gehirn abgeschlossen und nicht mehr relevant.

Grundlage des Zeigarnik-Effekts

Die Grundlage des Zeigarnik-Effekts baut auf der Annahme Kurt Lewins auf, dass unvollendete Handlungen eine Spannung aufbauen und damit mentale Ressourcen in Anspruch nehmen. Diese Spannung wird abgebaut, indem angefangene Aufgaben beendet werden. Das Vorhaben soll mit einer Erinnerung in die Wege geleitet werden. Kurz gesagt: Die Ökonomie unseres Gedächtnisses möchte angegangene To-dos zu Ende bringen.

So kannst du von dem Zeignarnik Effekt profitieren

  • Die Arbeit mitten im Satz unterbrechen: Den Zeigarnik-Effekt machte sich schon Ernest Hemingway zunutze. Er pausierte seine Arbeit stets an einer Stelle, an der er die Arbeit leicht am nächsten Tag wieder aufnehmen konnte. Gedanklich hatte er sein Tun schon am Vortag weitergeführt und fand sich so schnell nach einer Unterbrechung wieder ein.
  • Nur eine Aufgabe zur selben Zeit bearbeiten: Was vor einigen Jahren noch als erstrebenswert galt, ist heutzutage nicht mehr en vogue. Und der Zeigarnik-Effekt bestätigt, dass Multitasking von Singletasking überholt wurde. Wer an nur einer Aufgabe zur selben Zeit arbeitet, mindert Stress und fördert die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit.
  • Mit To-do-Listen arbeiten: Wenn es dir mal nicht möglich ist, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen, können To-do-Listen deinen Kopf beruhigen und etwas tricksen. Eine analoge Erinnerung heißt, dass dein Gehirn dich nicht mehr aktiv erinnern muss, da das Niederschreiben eine Art des Erledigens ist.
  • Den Anfang machen: Wenn du erst einmal eine Aufgabenstellung angegangen bist, steigt die Motivationskurve stetig an ­– dein Gehirn möchte die Aufgabe erledigen. Diese Spannung kannst du dir jetzt zunutze machen, indem das Schwierigste – anzufangen – bereits erledigt ist.

Nachteile: Die Kehrseite des Zeigarnik-Effekts

Dem Drang nachkommen zu wollen, unerledigte Aufgaben so schnell wie möglich zu erledigen, kann unseren Kopf nach Feierabend oder im Urlaub sehr belasten. Unbewusst schweifen unsere Gedanken immer wieder zu einer Aufgabe zurück, die wir an unserem letzten Arbeitstag nicht mehr erledigen konnten.

Um dem zu entgehen, kannst du alle angegangenen Aufgaben vor dem Wochenende oder dem Urlaub zu Ende zu bringen, am letzten Tag nichts Neues mehr beginnen oder das Beenden an Kolleg:innen weitergeben. Auch das Delegieren von To-dos gilt für deine Psyche als beendet. Der mentale Haken ist auf der To-do-Liste gesetzt. Und wenn das mal nicht möglich ist, helfen Checklisten, wo wir am nächsten Arbeitstag anknüpfen können.

Auch Social Media und die Film- und Werbeindustrie bedienen sich an dem Zeigarnik-Effekt, um uns mithilfe des Phänomens eines Cliffhangers an ein Reel, eine Serie oder einen Film zu binden. Dir ist sicher schon aufgefallen, dass Serien-Episoden immer an einer spannenden Stelle enden. Unser Gehirn möchte die fehlende Information, wie die Situation denn nun ausgeht, unbedingt einholen. Und so finden wir uns entweder beim Binge-Watching oder am nächsten Tag zur selben Zeit vor dem Fernseher wieder. Das selbe Phänomen lässt sich auch auf angefangene Bücher, Sätze und das Platzieren von Werbepausen anwenden.

Studie: Zeigarniks schlaflose Nächte

Eine Studie aus dem Jahr 2017 beschäftigte sich mit dem Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und unerledigter Arbeit. Dafür beantworteten 59 Arbeitnehmer:innen über einen Zeitraum von drei Monaten jeweils am Freitag Fragen zum Zeitdruckund zu nicht beendeten Aufgaben. Am Montag machten sie Angaben zu der Qualität ihres Schlafes und den Gedanken, die sie zu ihrer Arbeit führten. Dabei wurde zwischen zwei verschiedenen Überlegungen unterschieden:

  1. Gefühlsbetontes Grübeln: Die Gedanken der Proband:innen kreisen am Wochenende über die Arbeit, in der Folge fühlen sie sich angespannt. Trotz Aufkommen der immer gleichen negativen Gedanken führt das Grübeln zu keiner Lösung.
  2. Lösungsorientiertes Grübeln: Proband:innen denken am Wochenende über die Arbeit nach, kommen dabei aber zu der Lösung eines Problems.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Teilnehmer:innen, die mit vielen unerledigten To-dos ins Wochenende starteten, häufiger unter Schlafstörungen litten. Ebenfalls negativ wirkte sich gefühlsbetontes Grübeln auf die Schlafqualität aus. Die Forschenden fassten zusammen, dass ein hohes Maß an unerledigten Aufgaben über den Untersuchungszeitraum von drei Monaten mit einer erhöhten Schlafstörung am Wochenende zusammenhing.

Also lieber mit weniger offenen Aufgaben in das wohlverdiente Wochenende oder den Urlaub starten, um ganzheitlich von der Erholung zu profitieren. Wenn das nicht möglich ist, können To-do-Listen, die am Freitag bereits für die Zeit nach dem Wochenende oder den Urlaub geschrieben werden, den Geist beruhigen.

Sollten bei dir diese Methoden zur Entspannung keine Wirkung zeigen, solltest du deinen Arzt oder deine Ärztin aufsuchen. Chronischem Stress und dauerhafte innere Unruhe kann auf eine Überarbeitung oder Burnout hinweisen und zu einer psychischen Erkrankung führen.

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Verwendete Quellen:

Brigitte

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