Wenn sich das Gedankenkarussell einmal dreht, kann es unfassbar schwer sein, wieder auszusteigen. Und dummerweise gibt es auch noch soooo viele verschiedene Gedankenkarusselle, in die wir versehentlich hineingeraten können ...
"Habe ich alles, was ich für's Abendessen brauche?"
Da wäre zum Beispiel das Stresskarussell. In diesem Karussell kreisen plötzlich all unsere To Dos auf einmal um uns herum und lösen aus heiterem Himmel ein Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit in uns aus. Es kann mit einer harmlosen Alltagsfrage anfangen ("Habe ich alles, was ich für's Abendessen brauche?"), von der ausgehend uns zig weitere Dinge einfallen, die wir noch zu erledigen haben und die uns aus dem Hier und Jetzt mit einem heftigen Ruck rausreißen (etwa: "Ich muss ja auch noch die Retoure wegbringen", "Schaffe ich es vorher vielleicht, beim Arzt vorbeizugehen und mein Rezept abzuholen?", "Ich wollte diese Woche ja mit meiner Freundin einen Feierabendspaziergang machen, wann passt das denn am besten rein?"). Eine Fahrt im Stresskarussell kostet meist Zeit und Kraft und führt dazu, dass wir bei dem, was wir gerade erledigen, nicht vorankommen und der Stress in unserem Leben anwächst.
Es kostet uns Kraft, Leichtigkeit und oft auch unsere Freiheit
Dann gibt es noch das Angstkarussell. Zukunftsängste, Versagensängste, Entscheidungsängste, Ängste, eine Chance vertan oder etwas falsch gemacht zu haben – im Angstkarussell kann alles Platz nehmen, was uns verunsichert und Mut, Motivation und Zuversicht mit einem Schlag killt, sodass wir uns kaum noch in der Lage fühlen, uns zu bewegen. Das Angstkarussell kostet uns sehr viel Kraft und Leichtigkeit und oft auch unsere Freiheit.
Und ein weiteres sehr verbreitetes Gedankenkarussell: Der "Alles-ist-schlecht-Kreisel". Haben wir einen Platz in diesem Fahrgeschäft eingenommen, sehen wir plötzlich nur noch, was in unserem Leben fehlt oder gerade nicht so zufriedenstellend ist und finden nichts mehr, das uns Kraft und Hoffnung schenkt. Für den Alles-ist-schlecht-Kreisel zahlen wir in der Regel vor allem mit unserer Motivation und unserer Lebenslust.
Wir fahren nicht freiwillig mit
Keines dieser Karusselle ist eines, in das irgendjemand freiwillig eingestiegen ist, der sich darin befindet – trotzdem sind sie alle meistens gut besucht.
In unserer BYM-Community haben zahlreiche User*innen Strategien und Methoden geteilt, die ihnen persönlich helfen, um Gedankenkarusselle jeglicher Art zu stoppen und daraus auszusteigen. Herzlichen Dank, dass wir sie hier teilen dürfen!
Aus unserer Community: Tipps gegen das Gedankenkarussell
"Mir helfen noch anspruchslosere Hörbücher als Romane anhören und nebenher was im Haushalt machen, Wäsche falten oder was schnippeln z. B. Das hilft auch beim Einschlafen, tatsächlich! Also nur die Hörbücher dann. Rausgehen und auf jemand anderen und dessen Lebenswelt konzentrieren hilft auch immer, weil die frische Luft und das andere Leben einen neu erden." Von awkward silence
"Gedankenstopp (sich gedanklich oder auch laut "stopp stopp stopp stopp" sagen) und dann bewusst an ein schönes Erlebnis denken.
Sicherer Ort: Eine Imaginationsübung von Luise Reddemann, bei der man sich einen sicheren Ort ausmalt, an den man im Geiste gehen kann, wenn man es benötigt.
Sich selbst erzählen, was man gerade tut/sieht/riecht/hört.
Atemzüge zählen bis 10, dann wieder von vorne.
Ein Wort wählen und dann zu jedem Buchstaben des Wortes ein weiteres, das mit dem 1., 2., 3., etc. Buchstaben des ersten Wortes beginnt (Z.B. ZAUBER --> Zukunft, Anfang, Umsicht, Bereitschaft, Erfahrung, Reichtum)"
von Kainene
"Den ganzen Körper ausschütteln hilft sehr gut. Also aufstehen und die ganze Energie der Nervosität/Angst (das ist es bei mir meistens) loswerden, indem man den ganzen Körper ausschüttelt. Ist wie tanzen aber man muss dafür nicht tanzen können." von Kainene
"Sport ist natürlich immer gut. Aber auch, sich Zeitfenster tagsüber freizuschaufeln, in denen man gezielt die Probleme durchdenkt und sich dann darüberhinaus damit nicht mehr befasst gedanklich. Sex hilf auch." Von LaCerise
"Eine gute To-Do- und Kalender-App. Die sortiere ich abends, wenn ich Feierabend mache. Dann bin ich schon mal entspannter, da ich das Gefühl habe, einen Überblick zu behalten, was so anliegt. Wenn ich nicht halbwegs schnell einschlafe, mache ich mir zudem häufig eine Meditationsapp an oder Gute-Nacht-Geschichten (ich mag "Calm"). Wenn ich nachts aufwache und nicht direkt wieder einschlafe, mache ich mir ganz zügig einen Podcast an (gerne etwas Geschichtliches oder so, eher was Ruhiges), bevor das Gedankenkarussel so richtig losgeht. Das hilft meistens ganz gut. Spaziergänge an der frischen Luft entspannen mich tagsüber gut und manchmal mache ich etwas Yoga." Von uupsi
"Tagsüber würde ich irgendwas tun, was ein wenig Aufmerksamkeit, aber keine wirkliche Konzentration erfordert: ein repetitives Muster stricken, Teig kneten, Fenster putzen, joggen oder zügig spazieren gehen, Rad fahren, ... Nachts hilft es mir die Gedanken aufzuschreiben, kurz sehr warm zu duschen oder Sudokus zu lösen." von Waermflasche