Anzeige

Laut Psychologen 3 Lügen, die wir uns ständig selbst erzählen

Gesunde Lügen, die wir uns selbst erzählen: Eine Frau mit überkreuzten Fingern hinter dem Rücken
© file404 / Shutterstock
Normalerweise legen wir auf Ehrlichkeit und Wahrheit ja immer großen Wert – doch manchmal lügen wir uns auch ganz schön selbst in die Tasche. Und laut Psycholog:innen ist das sogar gut.

Wenn wir mal ganz ehrlich sind ... können wir das in Wahrheit gar nicht: Ehrlich sein. Das heißt, wenn "ehrlich sein" bedeutet, das zu sagen, was wir für die Wahrheit halten, vielleicht schon. Aber auf ganz viele Fragen kennen wir die absolut und für alle Menschen ganz ehrliche (sprich, die wahre) Antwort gar nicht, zum Beispiel, "Was ist Glück?", "Was ist ein sinnvolles Leben?" und "Warum bin ich, wie ich bin?". Was macht es da also schon, wenn wir hier und da mit einer Lüge leben – insbesondere, wenn diese Lüge gut für uns ist?

Diese Lügen sind laut Psychologen gesund

Tatsächlich sind auch Psycholog:innen zu dem Schluss gekommen, dass wir mit bestimmten Lügen glücklicher leben als mit der Wahrheit. Shelley Taylor von der UCLA in Kalifornien hat die These 1988 als erste populär gemacht, und bis heute springen ihr immer wieder Kolleg:innen mit Zustimmung und Belegen zur Seite. Die gesunden Lügen, die wir uns selbst erzählen (sollten), lassen sich laut Taylor in drei große Gruppen zusammenfassen.

Diese 3 Lügen erzählen wir uns ständig selbst

1. "Ich bin besser als der Durchschnitt."

Die meisten Menschen, so geht aus unterschiedlichen Studien hervor, identifizieren sich eher über ihre positiven Eigenschaften als über ihre negativen. Außerdem hält sich die Mehrheit für "besser als der Durchschnitt" – was aus rein mathematischer Sicht offensichtlich unwahr ist. Dabei bezieht sich dieses "besser als der Durchschnitt" in der Regel vor allem auf schwer messbare Persönlichkeitsmerkmale wie Großherzigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Höflichkeit und Intelligenz. Geht es dagegen um so spezielle Fähigkeiten wie Einrad-Fahren oder Programmieren, schätzen sich die meisten – korrekter Weise – als schlechter als der Durchschnitt ein.

Taylor zufolge hilft uns eine solche leichte Selbstüberschätzung dabei, ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufzubauen. Geht sie allerdings zu weit, sodass unsere eigene Wahrnehmung zu sehr mit der von anderen im Widerspruch steht, bewirkt sie das Gegenteil – denn dann sind Enttäuschungen, Misserfolge und Einsamkeit vorprogrammiert und es drohen Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus. Heißt also: Im Idealfall schätzen wir uns selbst ein bisschen mehr, als wir es vielleicht verdienen – aber behalten es immer schön für uns! 

Anzeichen, dass du dich selbst nicht liebst: Eine junge Frau versteckt sich unter ihrem Pulli

2. "Ich habe mein Schicksal selbst in der Hand."

Tja, dass das eine weit verbreitete Ansicht ist, belegt schon unsere Sprache: "Jeder ist seines Glückes Schmied." Doch um dahinter zu kommen, dass nicht soooo viel Wahrheit darin liegt, muss man eigentlich nur mal fünf Minuten nachdenken. Klar können wir mit unseren Entscheidungen und unserem Handeln unser Leben ein Stück weit selbst gestalten. Aber: Treffen wir nicht immer nur die bestmögliche Entscheidung, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt, unter diesen ganz speziellen und einmaligen Umständen treffen können ...? 

Außerdem sind wir nun mal unzähligen Faktoren wirklich hilflos ausgeliefert. Vom Geburtsort über die soziale Situation unserer Eltern bis hin zu den gesellschaftlichen Normen, die unseren Lebensweg beeinflussen. Wenn wir ehrlich sind, ist der Part, den wir selbst bestimmen, letztlich deutlich kleiner als der, bei dem wir gar keine frei Wahl haben.

Doch wie sollten wir uns motivieren, wenn uns diese Erkenntnis ständig bewusst wäre? Wie sollten wir uns stark und selbstbewusst fühlen? Eben! Also verdrängen wir sie lieber und reden uns ein, unser Schicksal selbst zu verwalten. Und das ist eine gute Entscheidung und ein super Beispiel für das, was wir wirklich frei wählen: Unsere Einstellung zum Schicksal! Und damit haben wir zumindest unser Glück doch ein bisschen selbst in der Hand.

3. "Die Zukunft wird super, besonders für mich."

Die dritte gesunde Lüge besteht darin, dass wir in der Regel deutlich optimistischer in die Zukunft blicken, als uns unserer Erfahrung und unsere Vernunft lehren. Zum Beispiel wissen wir aus Statistik und Psychologie, dass nur wenige Paare ihr Leben lang zusammen bleiben (weil sich Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit so unterschiedlich entwickeln, dass sie sich irgendwann entlieben), versprechen unserem Partner am Traualtar aber trotzdem aus vollem Herzen "bis dass der Tod uns scheidet".

Man könnte nun einwenden, dass unrealistischer Optimismus häufiger zu schweren Enttäuschungen führt und uns daher eher schadet. Doch Hoffnung und Zuversicht geben uns Kraft und die brauchen wir, um unsere Gegenwart mit Lebenslust und -mut zu bewältigen.

Trotzdem gilt auch bei dieser Lüge wie bei den anderen: Übertreiben sollten wir's mit den Luftschlössern nicht!

sus Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel