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Psychologie Wenn emotional intelligente Menschen zur sozialen Spielfigur werden

Gezeichnetes Porträt einer Frau
© Rytis / Adobe Stock
Emotionale Intelligenz wird meist wie eine Art Superkraft dargestellt – doch ob wir es wollen oder nicht, auch Bösewichte können so eine Kraft ausnutzen. Hier liest du, was es mit der dunklen Seite eines hohen EQ auf sich hat.

Du fühlst dich verstanden. Dein:e Freund:in ist stets empathisch, ist dein Anker in schwierigen Lebenslagen, dein:e Berater:in. Das kann eine wichtige emotionale Stützte sein und möglicherweise hat diese Person einen hohen EQ – also eine hohe emotionale Intelligenz. Es bedeutet, dass sie sowohl die eigenen Gefühle als auch die anderer wahrnehmen und angemessen darauf reagieren kann. Eine Eigenschaft, die richtig angewandt nicht nur der Person selbst, sondern auch ihrem sozialen Umfeld zugute kommt. Das kann sich aber ändern. Denn Personen mit hohem EQ können Beziehungen zu anderen zu ihren Gunsten ausnutzen: Indem sie zwar die Gefühle wahrnimmt, aber so auf diese reagiert, dass sie das Gegenüber zu ihrem Vorteil manipuliert.

EQ – und die Vorteile

Ganz klar: Gefühle wahrnehmen, bewerten und regulieren zu können, hat Vorteile. Beispielsweise für die Selbstwahrnehmung, das soziale Bewusstsein oder das Management von sich selbst sowie in Beziehungen. Menschen mit einem hohen EQ sind oft sehr teamorientiert und kommunikativ. Da sie die innere Gefühlswelt anderer Menschen verstehen, sind sie ebenfalls gute Schlichter:innen in Streitsituationen. 

Viele von uns haben eine solche Person bereits erlebt, beispielsweise auf der Arbeit. Sie hört interessiert zu, fragt Tage später wegen des Problems nach, von dem du erzählt hast – und sie sorgt durch ihre aufmerksame und entgegenkommende Art für eine harmonische Arbeitsatmosphäre. Kurzum: Sie hilft anderen Menschen dabei, sich besser zu fühlen. Wenn emotionale Intelligenz zu all diesen gewünschten Ergebnissen führt, ist sie ein wundervolles Persönlichkeitsmerkmal.

Wann EQ schädlich sein kann

Menschen mit emotionaler Intelligenz lernen in Interaktionen mit anderen stetig dazu. Das lässt sie immer besser auf die Emotionen anderer reagieren und kann zu manipulativem Verhalten führen. Denn da sie gut darin sind, ihre eigenen Emotionen zu regulieren, sind sie ebenfalls oft gut darin, diese zu kontrollieren oder zu verstecken. Durch ihre Expertise fällt es ihnen leicht, an den richtigen Fäden zu ziehen, um eine andere Person in eine für sie vorteilhafte Richtung zu bugsieren. Das heißt: Diese Menschen werden für sie zu einer Art sozialen Spielfigur. Sie wissen, wie ihr Gegenüber reagiert und regulieren ihre eigenen Emotionen so, dass die richtige Reaktion herbeigeführt wird. In der Psychologie spricht man dann auch von machiavellistischen Zügen, die sich durch die Täuschung und Manipulation anderer zeigen.

Was das für emotionale Intelligenz bedeutet

Generell ist es bei negativen als auch positiven Eigenschaften oft so, dass sie nicht nur eine der Facetten darstellen müssen. Narzisstische Züge werden beispielsweise häufig nur im Zusammenhang mit negativen Persönlichkeitsmerkmalen erwähnt. Dabei kann ein positives Selbstbild und ein Interesse an sich selbst auch etwas Positives sein. Zu viel wird es, wenn die Grenze zu einem absolut übertriebenem Selbstwertgefühl übertreten wird. 

Ähnlich ist es bei Menschen mit hohem EQ. Sie kann eine Stärke sein oder auch eine Last. Das liegt ganz bei dem Menschen selbst und auch daran, wie das Umfeld mit diesem umgeht. Verhaltensweisen sind schließlich häufig das Ergebnis der Erfahrungen, die wir zuvor gemacht haben.

Verwendete Quellen: psychcentral.com, simplypsychology.org, frontiersin.org, psychologytoday.com

lkl Brigitte

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