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Ready or not 4 Erfahrungen, für die du niemals alt genug bist

Psychologie: Eine ältere Frau
© InputUX / Adobe Stock
Mit 18 sind wir alt genug zum Autofahren und mit 16 für Bier. Gibt es für alles eine Altersgrenze? Wir haben ältere Menschen gefragt und die sagen: Nein.

Die meisten Menschen werden im Laufe ihres Lebens und mit zunehmender Erfahrung reifer und weiser. Zudem gehen mit einem steigenden Alter häufig eine stärkere Ausprägung von Eigenschaften wie Gelassenheit, Souveränität und Selbstvertrauen einher – wobei beispielsweise Letzteres ab einem gewissen Punkt tatsächlich wieder abnehmen kann (hier erfährst du, in welchem Alter Menschen statistisch gesehen das stärkste Selbstvertrauen haben). Trotzdem gehen wir im Allgemeinen zu recht davon aus, dass wir mit zunehmendem Alter besser darin werden, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und schwierige Situationen zu meistern. Doch sind wir irgendwann dazu in der Lage, alles problemlos zu ertragen? 

Wir haben darüber in einer kleinen, nicht annähernd repräsentativen, aber dennoch interessanten Befragung einiger Menschen über 70 gesprochen. Alle sagten, dass sie sich bis heute für einige Erfahrungen nicht bereit fühlen. Zu folgenden Situationen waren sie sich besonders einig.

4 Erfahrungen, für die du niemals alt genug bist

1. Einen geliebten Menschen verlieren

Der Tod macht das Leben mit zu dem, was es ist – doch das erleichtert den wenigsten Menschen, ihn lächelnd zu akzeptieren. Basierend auf den Gesprächen, die wir geführt haben, scheint es in jedem Alter schwer zu sein, einen geliebten Menschen für immer verabschieden zu müssen. In manchen Fällen kann ein höheres Alter den Verlust sogar noch schmerzhafter machen: Wer sich mit 70 oder 80 Jahren von einer Person trennen muss, die jahrzehntelang an ihrer Seite war oder in sonstiger Weise einen Platz in ihrem Leben eingenommen hat, verliert dabei in der Regel eine besonders starke Bindung mit einem großen, geteilten Erfahrungsschatz und tief sitzenden gemeinsamen Ritualen. Außerdem ist es für ältere Menschen schon allein aus praktischen Gründen oft schwieriger als für junge, neue Beziehungen zu knüpfen, sodass der Tod von Freund:innen und Partner:innen für sie häufiger mit Einsamkeit verbunden ist oder zumindest die Angst davor schürt.

2. Alt sein

Das Altern ist ein unvermeidbarer Teil des Lebens. Nach den Aussagen der von uns Befragten ist der Alterungsprozess an sich aber nicht das größte Problem. Abnehmende Fitness und Kraft, häufigere Schmerzen und Verschlechterung der Körperfunktionen seien zwar unangenehm, gewöhnungsbedürftig und sicher etwas, das wohl alle ersatzlos streichen würden, wenn sie könnten. Doch was für viele wirklich schwer bis gar nicht zu verarbeiten zu sei, ist die Tatsache, dass sie alt sind – weil es für die meisten nicht mit ihrem Gefühl übereinstimmt. "In meinem Kopf bin ich ich, aber keine alte Frau", sagte eine 77-Jährige.

3. Von einer Vertrauensperson betrogen werden

Von einer Person hintergangen zu werden, die uns sehr nahesteht und der wir aus ganzem Herzen vertrauen, scheint für alte Menschen mindestens so schwer zu verarbeiten zu sein wie für junge. Wenn sich ein Mensch, an den wir glauben, als anders entpuppt, als wir dachten, kann das unser Weltbild erschüttern und in Frage stellen, was uns Orientierung und Halt in unserem Leben geboten hat. Ein Stück weit kratzt das Erlebnis insofern an unserer Identität. Uns danach wieder aufzurichten und unseren Glauben wiederzufinden, wird offenbar im Alter nicht einfacher.

4. Hilflos sein, wenn ein geliebter Mensch leidet

Anscheinend sind ältere Menschen oft besser darin als viele jüngere, Dinge zu akzeptieren, die sie nicht ändern können. Was jedoch den meisten sehr viel abverlangt: Dabei zusehen zu müssen, wenn ein geliebter Mensch leidet – oder sich selbst schadet. Gerade in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern scheint es auch für Personen in einem hohen Alter geradezu eine Qual zu sein, ihre Kinder nicht vor negativen Erfahrungen bewahren zu können oder sie Fehler machen zu lassen.

Wozu alt werden?

Wenngleich es offenbar Erfahrungen gibt, die uns selbst dann noch zu schaffen machen, wenn wir alt, weise und im Leben gereift sind, heißt das nicht, dass wir vor dem Altsein Angst haben müssen – es heißt lediglich, dass manche Dinge niemals leicht sind. Doch wir können sie immer überleben, in jedem Alter. Auf der anderen Seite können wir viele wundervolle Erfahrungen überhaupt erst in einem hohen Alter machen: Wie es sich anfühlt, uns nicht mehr beweisen zu wollen. Wie es ist, wenn uns jedes Jahr, sowohl jedes vergangene als auch jedes neue, mit Dankbarkeit, Zufriedenheit und Stolz erfüllt statt mit Sorge, Unruhe oder Angst. Die Tatsache, dass wir in einer Zeit leben, in der wir 80, 90 oder sogar 100 Jahre und älter werden können, ist, zumindest für uns als Individuen, ein bemerkenswertes Geschenk. Der schönste Moment unseres Lebens kann uns schließlich in jedem Alter widerfahren – mit 21, 46 und 62 ebenso wie mit 94 und 103.

sus Brigitte

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