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Selbstvertrauen Das passiert, wenn du nicht mehr an dir zweifelst

Psychologie: Eine Frau steht an einem Abgrund
© allvision
Selbstzweifel können anstrengend sein und uns daran hindern, uns auszuleben. Welche Konsequenzen hätte es wohl, könnten wir einfach aufhören, an uns zu zweifeln? Unsere Autorin hat sich darüber Gedanken gemacht.

Selbstzweifel betrachten viele Menschen vor allem als Problem. Sie bremsen uns aus, nehmen mentale Kapazität in Anspruch, mindern manchmal vielleicht sogar unsere Produktivität und Lebensqualität. Gerade Frauen wird nachgesagt, dass sie tendenziell mehr an sich zweifeln, als ihnen guttut. Wäre es also besser für uns und unser Leben, wenn wir aufhören würden, an uns zu zweifeln? Wir haben es im Kopf einmal durchexerziert.

4 Dinge, die passieren, wenn du nicht mehr an dir zweifelst

Du fühlst dich selbstsicherer

Für die meisten Menschen gehen Selbstzweifel mit Verunsicherung einher. Im Gegensatz zu Zuspruch und Mut machenden Gedanken wie "ich schaffe das" oder "das traue ich mir zu", stellen wir uns und unsere Fähigkeiten mit kritischen Impulsen wie "ob ich das wohl kann?" in Frage und bremsen uns aus – sowohl auf einer emotionalen wie auf einer Handlungsebene. Könnten wir solche selbstbezweifelnden Gedanken abstellen, fiele damit eine Quelle weg, aus der sich unsere Unsicherheit speisen kann, und wir würden mutiger und würden uns mehr zutrauen.

Du triffst intuitivere Entscheidungen

Zweifel und Skepsis assoziieren wir im engeren Sinne klar mit dem rationalen Teil unserer Psyche. Sie involvieren Gedanken, Befürchtungen, Fragen und Analysen, all das, was wir mit Begriffen wie Verstand und Vernunft verbinden oder was, neurologisch betrachtet, auf Aktivität in unserem Stirnlappen zurückzuführen ist. Mit diesem Anteil dämmen wir meist die Wucht und Wirkung unserer Gefühle oder gleichen sie aus, außerdem bietet er uns die Möglichkeit, unsere unbewussten Reaktionsmuster zu erkennen und ihnen zuwider zu handeln. 

Wären unsere Selbstzweifel abgestellt, stünde in vielen Situationen nichts zwischen unseren Emotionen beziehungsweise unserer Intuition und unserem Verhalten und unseren Entscheidungen. Wir würden Impulsen folgen, ohne sie in Frage zu stellen.

Du verlierst an Einfluss auf deine Selbstentwicklung

Wenn unsere emotionalen Impulse und unsere Intuition ungehindert darüber bestimmen, was wir tun und was wir erleben, hat unser rationaler Anteil weniger Einfluss darauf, was wir erfahren und lernen. Und wer wir sind. Zum Beispiel würden wir, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen und wütend sind, nicht hinterfragen, ob unsere Wut angebracht ist und unsere Wahrnehmung die einzig richtige. Wir würden sie ungebremst herauslassen und eine Resonanz darauf bekommen – die wir in keiner Weise bewusst mitgesteuert und gewählt haben.

Ohne Selbstzweifel würden sich unsere Intuition und unsere Emotions- und Verhaltensmuster basierend auf unseren Erfahrungen allmählich verändern und vertiefen, ohne dass wir jemals hinterfragten oder bewusst entschieden, mit welchen Konsequenzen wir leben können und wollen und was für ein Mensch wir sein möchten.

Du verlierst das Bewusstsein für deine Grenzen

Oft sind unsere Selbstzweifel eine bewusste Auseinandersetzung beziehungsweise eine bewusste Verhandlung unserer Grenzen und Identität. Wir denken darüber nach, was wir uns zutrauen können, stellen in Frage, ob wir etwas für richtig oder falsch halten, das wir getan haben oder möglicherweise tun werden. Manchmal schätzen wir unsere Grenzen enger ein, als sie sind, manchmal weiter, und selten kommen wir zu einem eindeutigen und abschließenden Urteil, was richtig und was falsch ist. Doch indem wir uns gedanklich damit befassen, stärken wir in jedem Fall unser Bewusstsein für unsere Grenzen und Kapazitäten sowie für unsere Ansprüche und Werte. Vielleicht gelänge uns das in irgendeiner Weise in einer Selbstreflexion, die frei von Zweifeln ist. Doch sie wäre um eine Perspektive ärmer. Und wahrscheinlich würden wir uns häufiger selbst enttäuschen.

Fazit

Es kann sicherlich vorkommen, dass Selbstzweifel für uns zu einem Problem werden. Vor allem dann, wenn sie ausarten und uns nicht loslassen. Wenn sie nicht ausbalanciert werden von Selbstzuspruch und Vertrauen in die eigene Intuition und das eigene Potenzial. Selbstzweifel können uns kleiner machen, als wir sind, und uns daran hindern, uns zu entfalten und Gelegenheiten zu ergreifen. Aber auf der anderen Seite schützen uns Selbstzweifel. Sie fördern ein umfassenderes Selbstbewusstsein und -bild, bieten uns die Chance, bedachtere Entscheidungen zu treffen und auf unser Leben und unsere Persönlichkeit Einfluss zu nehmen.

Vielleicht sind es oft also gar nicht die Selbstzweifel, die für uns problematisch werden, sondern ist es unser Umgang damit und die Kraft und Dynamik, die wir ihnen zukommen lassen. In dem Fall wäre es sicherlich kein sinnvoller Lösungsansatz, Selbstzweifel rigoros abzulehnen.

sus Brigitte

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