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Zwiegespräch Alles über das besondere Paargespräch

Zwiegespräch: Mann und Frau sitzen sich gegenüber auf einem Sofa und sehen sich an
© LIGHTFIELD STUDIOS / Adobe Stock
Ein Zwiegespräch kann die Beziehung auf ein höheres Niveau befördern und Partnerschaften retten. Welche Regeln gelten bei diesem Selbsthilfekonzept?

Inhaltsverzeichnis

Eine Beziehung funktioniert nicht ohne Kommunikation. Doch auch die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, ist nicht unwichtig. Statt uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, gibt es Wege, die Kommunikation gewaltfreier durchzuführen – zum Beispiel mithilfe eines Zwiegesprächs.

Was ist ein Zwiegespräch?

Das Zwiegespräch ist ein bewährtes Konzept, um Beziehungsproblemen und Konflikten vorzubeugen oder diese gar zu lösen. Es ist eine Art Selbsthilfekonzept, welches vom Arzt und Psychoanalytiker Michael Lukas Moeller entwickelt wurde. Im Zwiegespräch geht es darum, miteinander in den Dialog zu treten, ohne einen wirklichen Dialog zu führen. Vielmehr ist es ein Wechselgespräch. Die Beteiligten berichten im Wechsel über ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Emotionen, ohne auf das Gesagte ihres Gegenübers einzugehen. Ist die andere Person an der Reihe, geht es lediglich ums Zuhören.

Wann können Paare vom Zwiegespräch profitieren?

Das Zwiegespräch ist nicht nur für Paare geeignet. Es kann genauso gut unter Freund:innen, Arbeitskolleg:innen oder in der Familie stattfinden. Generell können wir in zwischenmenschlichen Beziehungen immer vom Zwiegespräch profitieren. Es sorgt schließlich dafür, dass wir einander besser verstehen und in die Gedanken und Gefühlswelt unserer Mitmenschen eintauchen. Manchmal brauchen wir trotzdem einen Anreiz, um Routinen in unser Leben zu integrieren. Das Zwiegespräch kann zu einer solchen Routine in deinem Beziehungsleben werden, wenn:

  • Ihr euch in einer schwierigen Lebenssituation befindet.
  • Ihr nur noch aneinander vorbei, aber nicht miteinander lebt.
  • Es euch generell schwerfällt, über Gefühle und Emotionen oder eure Beziehung zu reden.
  • Ihr eure Sexualität wiederbeleben wollt.
  • Ihr kurz vor einer Trennung oder Scheidung steht.
  • Ihr nur noch streitet, wenn ihr miteinander redet.
  • Ihr auf einen Paartherapieplatz wartet.
  • Ihr mehr übereinander erfahren wollt.
  • Ihr euch mehr Empathie und Zuneigung in der Beziehung wünscht.
© Brigitte

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Wie führt man ein Zwiegespräch?

Damit die Gesprächsmethode wirklich funktioniert, gilt es ein paar Regeln zu beachten. Hier findest du einen Leitfaden für das Zwiegespräch, an dem du dich immer wieder orientieren kannst.

1. Die Vorbereitung

  • Das Zwiegespräch sollte regelmäßig stattfinden. Moeller schlägt vor, sich einmal wöchentlich zum Austausch zusammenzusetzen. Das ist kein Muss. Ihr könnt euer Zwiegespräch auch alle zwei Wochen oder einmal im Monat einplanen.
  • Das Gespräch sollte nicht zwischen Tür und Angel geführt werden. Stattdessen empfiehlt es sich, den Gesprächstermin verbindlich einzuplanen. Das sorgt dafür, dass ihr den Austausch genauso ernst nehmt wie Arzttermine oder Verabredungen mit Freund:innen.
  • Legt eure Handys beiseite und schaltet sie aus. So werdet ihr nicht gestört und könnt euch aufeinander fokussieren.
  • Lest euch gemeinsam die Zwiegespräch-Regeln vor und klärt mögliche Fragen im Voraus. So entstehen während des Paargesprächs keine Fragen und ihr könnt euch auf eure Inhalte konzentrieren.

2. Das Gespräch

  • Das Zwiegespräch ist ein Wechselgespräch. Konkret bedeutet das: Eine Person fängt an und spricht 15 Minuten lang. Danach stehen dem Partner, beziehungsweise der Partnerin 15 Minuten Gesprächszeit zur Verfügung. Anschließend ist wieder die erste Person an der Reihe. Nach 15 Minuten gibt es einen erneuten Wechsel.
  • Plant für das Gespräch etwa 60 bis 90 Minuten Zeit ein.
  • Um die Zeit genau im Blick zu haben, könnt ihr euch einen Timer stellen.
  • Achtet darauf, dass ihr unbedingt die 15 Minuten Redezeit einhaltet. Auch wenn dich die Sprachlosigkeit überkommt, läuft die Zeit weiter. Gemeinsames Schweigen auszuhalten ist wichtig für die Beziehung. Führe dir vor Augen, dass diese 15 Minuten nur dir gehören. Du kannst sie füllen, wie es sich für dich am besten anfühlt.
  • Nun zum Inhalt. Im Zwiegespräch geht es darum, ganz bei dir selbst zu bleiben. Vermeide Vorwürfe, Widerstände, Lösungsansätze oder Unterstellungen. Rede lediglich über dich, deine Gefühle, Gedanken, Emotionen und Ziele – einfach über alles, was dich gerade beschäftigt.
  • Auch wenn das Zwiegespräch eure Beziehung fördern soll, geht es im Gespräch nicht um euch als Paar, sondern um dich als Person.

3. Die Regeln

  • Gib deinem Gegenüber keine Ratschläge.
  • Mache ihm:ihr keine Vorwürfe.
  • Gehe nicht auf das Gesagte deines Partners beziehungsweise deiner Partnerin ein.
  • Übe dich in Respekt und Verständnis. Jeder teilt nur das mit, was er oder sie mitteilen möchte.
  • Stelle deinem Gegenüber keine Fragen.
  • Es ist euch selbst überlassen, ob ihr euch während des Austauschs gegenübersitzt, in die Augen seht oder euch Rücken an Rücken positioniert. Findet heraus, in welcher Position ihr am besten über euch selbst sprechen könnt und euch dabei wohlfühlt.

Das Zwiegespräch will gelernt sein. Nicht immer wird es so laufen, wie ihr es gerne hättet. Es ist gar nicht so einfach 30 bis 45 Minuten über sich selbst zu reden und sich zwischendrin in Geduld und Schweigen zu üben. Doch du wirst schnell merken: Je öfter ihr euch zum Paargespräch zusammenfindet, desto besser geht es. Vielleicht werdet ihr das eine oder andere Mal auch in Streit geraten oder eine Diskussion herbeiführen. An dieser Stelle solltet ihr das Zwiegespräch abbrechen und euch zu einem späteren Zeitpunkt erneut zusammensetzen.

Welche Wirkung haben Zwiegespräche?

Das Kommunizieren fällt uns nicht immer leicht – insbesondere in Liebesbeziehungen halten wir gerne mal mit unseren Emotionen hinter dem Berg. Manchmal spitzen sich Konflikte auf Dauer aber zu und die Situation eskaliert. Wir weisen uns gegenseitig die Schuld zu und überschütten einander mit Vorwürfen. Das Zwiegespräch soll dies vermeiden. Statt einander Unterstellungen zu servieren, sollen wir uns voreinander nackt machen.

Indem wir einige Minuten über uns selbst reden dürfen, werden wir dazu gezwungen, uns selbst zu reflektieren. Und das nicht nur bezüglich unserer Rolle in der Beziehung, sondern ebenso über Verhaltensmuster, Wünsche und Ziele. So schaffen wir emotionale Nähe und ein besseres Verständnis füreinander. Und das wiederum sorgt für Anziehung.

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Verwendete Quelle: 

  • "Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch" von Michael Lukas Moeller
Brigitte

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