Anzeige

Seelenpartner Seid ihr seelenverwandt?

Seelenpartner: Glückliches Paar umarmt sich vor einem Fenster
© fizkes / Adobe Stock
Fast jede Person träumt von der Vorstellung, dass es einen Seelenpartner für sie gibt. Ist das realistisch? Eine Paartherapeutin gibt Antworten.

Inhaltsverzeichnis

Die Vorstellung, einen Seelenpartner zu treffen, klingt nach einem glorreichen Stoff von Liebesfilmen. Gibt es die Seelenverwandtschaft auch im echten Leben? Woran erkennt man einen Seelenpartner? Und wie fühlt sich Seelenliebe an?

Was ist ein Seelenpartner?

Ein Seelenpartner ist ein Mensch, der einen dauerhaften Einfluss auf dein Leben hat. Diese Person ist ein Mitreisender auf der Expedition deines Lebens. Ihr braucht einander, um über die Grenzen eures individuellen Selbst hinauszuwachsen. Ein Seelenpartner muss nicht unbedingt ein romantischer Partner sein. Der Leitgedanke in einer Beziehung zwischen Seelenpartnern ist, dass die Bedürfnisse gleichermaßen befriedigt werden. Der Umgang miteinander sollte euch dazu herausfordern, vom Egoismus zum Geben überzugehen. 

Wie verhalten sich Seelenpartner?

Um deinen Seelenpartner zu finden, musst du zunächst verstehen, dass der Mensch nicht dazu bestimmt ist, allein zu sein und dass der Zweck einer Beziehung nicht nur darin besteht, unsere individuellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern vielmehr darin, uns herauszufordern, zu wachsen und unseren Seelenpartnern zu helfen, ihr Potenzial zu erreichen. Liebe wird uns nicht zuteil, weil wir glauben, dass wir sie verdient haben. Wir müssen daran arbeiten, liebevoll zu sein – dann werden wir auch Liebe erhalten. 

Wie erkenne ich meinen Seelenpartner?

Das Wichtigste zuerst: Es gibt kein perfektes Alter oder Lebensstadium, um deinen Seelenpartner zu finden. Alles im Leben ist eine Frage des Timings. Wenn du verstehst, dass es in einer Beziehung nicht um Kontrolle oder das einfache Bedürfnis nach Erfüllung geht, sondern dass ein Seelenpartner für deine psychologische und spirituelle Entwicklung wesentlich ist, dann bist du offen dafür, deinen Seelenpartner zu treffen. 

Anzeichen, dass du deinen Seelenpartner gefunden hast

  • Intuition: Es gibt keinen Test, mit dem du feststellen kannst, ob du deinen Seelenverwandten gefunden hast. Du musst es in deinem Bauch spüren, dass diese Person die richtige für dich ist. 
  • Einfühlungsvermögen: Wenn du siehst, dass sich dein Seelenpartner ärgert, bist du traurig und umgekehrt freust du dich, wenn er/sie sich freut. Niemand ist stolzer auf deinen Seelenpartner als du und wenn er/sie erfolgreich ist, macht dich nichts glücklicher. 
  • Respekt: Seelenverwandtschaft ist nichts ohne Respekt. Dein Seelenpartner sollte sich für deine Gefühle und Ideen interessieren – und sie nicht abschreiben. Er/sie sollte dich schätzen, lieben und immer gut behandeln. 
  • Balance: Für eine Seelenpartnerschaft müsst ihr keine Kopie des jeweils anderen sein. Ihr zwei könnt unterschiedliche Temperamente, Interessen und Hintergründe haben und trotzdem füreinander bestimmt sein. Der Schlüssel liegt darin, wie ihr beide als unterschiedliche Menschen zueinander findet. 
  • Herausforderung: Dein Seelenpartner sollte das Beste in dir zum Vorschein bringen und das bedeutet, dass er/sie dich anspornt, der/die Beste zu werden, der/die du sein kannst. Seelenpartner motivieren einander, die jeweiligen Ziele zu erreichen und geben den nötigen Anstoß, um sich in der persönlichen Entwicklung gegenseitig zu unterstützen. 
  • Vertrauen: Es ist normal, manchmal eifersüchtig zu sein. Trotzdem gelingt er dir, deinem Seelenpartner voll und ganz zu vertrauen. 
  • Gedanken lesen: Ihr kennt euch gefühlt in- und auswendig und ihr habt das Gefühl, dass ihr die Gedanken des anderen lesen könnt. Vielleicht kennt ihr auch einfach nur eure Mimik so gut, dass ihr direkt versteht, was die andere Person gerade denkt.

Expertinnen-Interview: Gibt es den Seelenpartner wirklich?

Dr. Sandra Konrad ist Diplom-Psychologin und arbeitet seit 2001 als systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin in Hamburg. Außerdem schreibt sie Bücher. In ihrem Ratgeber "Liebe machen – Wie Beziehungen wirklich gelingen", beantwortet sie viele Fragen zum Thema Liebe und Partnerschaft. 

BRIGITTE: Glauben Sie an die Idee eines Seelenpartners?

Sandra Konrad: Ich glaube an die Idee eines Partners, der meine Seele berührt – zumindest ab und zu. Das gängige Konzept der Seelenverwandtschaft ist mir zu überhöht und führt in der Realität ja auch häufig zu Enttäuschungen. Wer überall magische, tiefe, einmalige Verbindungen sucht, hält das Trennende oft nicht aus. Aber auch das beste und innigste Paar ist nicht immer "eins". Überhaupt sind unterschiedliche Bedürfnisse keine Katastrophe, sondern eine Möglichkeit, sich näherzukommen, sich besser zu verstehen.

Warum hängen so viele an dieser Idee?

Weil es romantisch ist. Weil es den anderen und die Beziehung ganz besonders macht. Gerade am Anfang haben wir oft das Gefühl, noch nie jemandem so nahe gewesen zu sein. Noch nie so verstanden worden zu sein. Noch nie so geliebt zu haben oder geliebt worden zu sein. Im Laufe der Zeit folgt dann zwangsläufig die eine oder andere Ent-Täuschung: Der Andere hat Ecken und Kanten. Er fühlt und denkt doch nicht genauso wie ich. Wenn wir es schaffen, mit dieser Enttäuschung umzugehen, kann sich der Traumpartner in einen Lebenspartner verwandeln.

Wie hängen Seelenverwandtschaft und Narzissmus zusammen?

In seinem Seelenverwandten erkennt man oft sich selbst und fühlt sich deshalb nah – man liebt sich selbst im anderen. Wenn der andere nun aber doch Eigenheiten hat, die nicht in unser Ideal passen, kann im Rahmen einer narzisstischen Partnerwahl eine unheimliche Kränkung und Wut entstehen. Narzisstische Liebe ist nicht sicher, sondern muss ständig rückversichert werden, weil die Betroffenen es nicht kennen, um ihrer selbst willen geliebt zu werden und auch den anderen nur lieben können, wenn er ihren Vorstellungen entspricht.

Diese oberflächliche Verliebtheit wird bei jeder echten Begegnung, bei wirklicher Nähe und deutlichem Erkennen des anderen erschüttert. So wie bei Narziss, dem selbstverliebten Jüngling aus der griechischen Mythologie, der verzweifelte, als sein schönes Spiegelbild im Wasser durch Wellenbewegungen verzerrt wurde – immer dann, wenn er versuchte, es zu berühren.

Was sollten wir stattdessen erkennen?

Dass gesunde Liebe Nähe und Distanz zulässt. Dass Unterschiede und sogar Konflikte die Beziehung auch lebendig halten. Dass Momente der tiefen Verbindung lebensnotwendig und wunderschön sind, eine dauerhafte Verschmelzung jedoch zerstörerisch wäre, weil einer von beiden sich aufgeben müsste. Dass langfristige Nähe auch das Ergebnis von gemeinsamer Entwicklung ist. Und dass es ein großes Geschenk ist, wenn zwei Menschen sich gefunden haben, die sich grundsätzlich verstehen und die sich so annehmen, wie sie sind. Wenn das die Definition von Seelenpartnern ist, bin ich absolut einverstanden.

Verwendete Quellen:

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel