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Beziehung Mit Fizzling verletzt du andere Menschen mehr, als du vielleicht ahnst

Beziehung: Eine nachdenkliche Frau
© Photographee.eu / Adobe Stock
Fizzling ist ein neuer Begriff für eine Verhaltensweise in zwischenmenschlichen Beziehungen, die für betroffene Personen psychisch belastend sein kann. Was dahintersteckt, erfährst du hier.

Im Prinzip sind Menschen Beziehungsspezialist:innen. Wir können miteinander sprechen, uns schreiben, uns in andere hineinversetzen, ihre Gefühle in ihren Gesichtern lesen und zwischen Ich, Du und Sie unterscheiden. Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt führen wir Freundschaften verschiedenster Intensität und Ausrichtung, leben in partnerschaftlichen Verhältnissen, interagieren in flüchtigen sozialen Verbindungen und halten zu unserer Familie, sofern sie nicht kaputt ist. Doch trotz unserer geballten sozialen Kompetenz und Intelligenz ist es nicht immer ganz einfach, uns anderen Menschen gegenüber optimal zu verhalten. Ein problematisches Verhaltensmuster beschreibt der Begriff Fizzling.

Fizzling: Wenn sich jemand langsam in Luft auslöst

Einige Menschen betrachten Fizzling ähnlich wie Ghosting als Dating-Trend, da wir das Verhalten besonders oft im Kontext von Dating, Kennenlernen und der aktiven Suche nach neuen Beziehungen beobachten können. Tatsächlich kann es allerdings – ähnlich wie Ghosting – in allen möglichen sozialen Konstellationen auftreten, auch in jahrzehntelangen Freundschaften.

Abgeleitet von dem englischen Begriff "fizzle out" für "verpuffen" beschreibt Fizzling die Gepflogenheit, ein soziales Verhältnis durch stetig sinkendes Engagement allmählich ausklingen zu lassen, ohne es ausdrücklich zu beenden oder zu klären. Während eine Person beim Ghosting den Kontakt auf einen Schlag ohne Erklärung abbricht, verschwindet ein Mensch beim Fizzling schrittweise in einem länger dauernden Prozess. Die Abstände zwischen den Antworten werden größer, die Reaktionen kühler, die Kontakte seltener. 

Gründe für Fizzling

Laut einer Umfrage unter knapp 2.000 Menschen im Auftrag des Beziehungsportals "Gleichklang" ist der häufigste Grund, warum Menschen fizzeln, dass sie sich selbst nicht ganz sicher sind, ob sie die betreffende Beziehung fortsetzen wollen oder nicht. Von den gut 30 Prozent der Befragten, die angaben, schon einmal gefizzelt zu haben, nannten 82 Prozent ihre Unsicherheit als Motiv. 60 Prozent sagten, dass sie dem Kontakt weiterhin eine Chance geben wollten, obwohl sie nicht mehr wirklich von dem Sinn einer Beziehung überzeugt waren, und 43 Prozent gestanden, dass Fizzling für sie die bequemste Variante war, das Verhältnis aufzulösen (Mehrfachnennungen waren möglich). Das erklärt und vermittelt wenigstens ein vages Gefühl dafür, was hinter dieser Verhaltensweise stecken mag: Es mangelt einigen Menschen offenbar an Klarheit, eine eindeutige Entscheidung zu treffen, oder an der Stärke, Integrität und Geistesgegenwart, zu dieser Entscheidung zu stehen. 

Darum ist Fizzling problematisch

Für die Person, der in einer Beziehung Fizzling widerfährt, ist es oft verständlicherweise nicht ganz leicht, damit umzugehen oder das Verhalten überhaupt einzuordnen: Auf der einen Seite erlebt sie ein abebbendes Interesse und eine zunehmende Distanz, auf der anderen Seite bekommt sie aber gelegentliche positive Resonanz und Signale, die darauf schließen lassen, dass es noch eine Verbindung gibt. Hinterlässt schon Ghosting viele Menschen mit quälender Unklarheit aufgrund des fehlenden Abschlusses, ist die Situation beim Fizzling meist noch verwirrender und schwieriger zu deuten – und deshalb für einige sehr belastend. 

Fizzle-Fazit

Menschen sind Beziehungsspezialist:innen, doch nicht all unsere Verhaltensweisen sind geeignet, um das zu illustrieren. Fizzling mag im Vergleich zu Gaslighting oder emotionaler Erpressung womöglich gar harmlos erscheinen, die ideale Umgangsform ist es aber sicher nicht. In den meisten Fällen können wir unseren Mitmenschen einen Gefallen tun, indem wir möglichst ehrlich und transparent mit ihnen sind – und sofern es uns selbst an der dazu nötigen Klarheit mangelt, können wir sie vielleicht gemeinsam gewinnen, wenn wir uns austauschen und offen miteinander reden. Geraten wir wiederum an eine Person, die uns diesen Gefallen einfach nicht tut, können wir immerhin selbst für uns sorgen und eine Entscheidung treffen, die wenigstens uns Klarheit schenkt. Zumindest in der Theorie.

Verwendete Quellen: gleichklang.de, stern.de

sus Brigitte

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