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Bye bye Schönheitstrends Wer braucht schon Legging Legs, um das Patriarchat zu stürzen?

Frau an Leggings zupfend
© Prostock-studio / Adobe Stock
Auf TikTok treibt gerade ein gefährlicher Trend mit dem Namen "Legging Legs" sein Unwesen. Dabei handelt es sich um eine Lücke zwischen den Oberschenkeln, die als besonders begehrenswert gilt. Unsere Autorin fragt sich: Waren wir da nicht schon einmal weiter?

Das Internet lebt von Trends. Und wer viel auf Social-Media-Plattformen unterwegs ist, weiß: Trends kommen und gehen. Ich habe per se nichts gegen Trends. Sie bringen Spaß, schaffen Raum für Kreativität. Ich habe selbst schon einiges mitgemacht und ausprobiert. Pinke Haare, Schlaghosen, Clogs – solange es dir nicht schadet, außer vielleicht dem Geldbeutel, go for it. Trends sind zwar die Kirsche auf der Sahnehaube des Kapitalismus. Dir wird suggeriert, dass du Gegenstand XYZ in deinem Leben benötigst und dann alles besser ist – was natürlich nicht stimmt. Richtig gefährlich wird es aber erst, wenn Trends die Gesundheit beeinträchtigen.

Legging Legs: Rückschrittiger geht es fast nicht!

Zurzeit geistert nämlich ein alarmierender Trend namens "Legging Legs" bei TikTok herum. Unter dem Hashtag #legginglegs präsentieren vorrangig junge Frauen eine Lücke zwischen ihren Oberschenkeln – und feiern sich dafür. Dabei wird suggeriert, dass nur Menschen mit extrem schlanken Beinen enge Hosen tragen dürfen und das wiederum verleitet Teenager und junge Frauen dazu, ihren Körper und ihr Essverhalten zu hinterfragen. 

Das Schönheitsideal erinnert an die "thigh gap", die vor einigen Jahren bereits auf Tumblr die Runde machte – und laut Studien nicht gerade selten Essstörungen hervorrief. Damals war man vielleicht noch nicht so weit, die Auswirkungen auf die Psyche junger Menschen zu hinterfragen, aber jetzt haben wir wirklich keine Ausrede mehr. 

Was ist mit Selbstliebe passiert?

Schließlich ist sogar bewiesen, dass die übermäßige Nutzung von TikTok, Instagram und Co. unglücklich macht. Der ständige Vergleich mit Menschen, die ihr vermeintlich perfektes Leben zur Show stellen – oder ihre "perfekten" Oberschenkel – kann fast nur in Unzufriedenheit enden. Mit den #legginglegs flammt die Diskussion um gefährliche Schönheitsideale, die auf Social Media verbreitet werden, erneut auf. Zu Recht. Denn waren wir da nicht schon einmal weiter? Waren #selbstliebe und #allekörpersindschön auch nur Trends, die jetzt abgelöst werden? 

Ich hoffe nicht. Denn es gibt sie zumindest, die Kommentare unter den Videos, die den Sinn dieser Schönheitsideale und Trends hinterfragen. So schreibt eine Userin: "Alle Beine sehen schön aus in Leggings – wir brauchen keine weiteres Ideal, das uns unsere Körper hinterfragen lässt." Und eine andere fügt hinzu: "Toll, jetzt hab ich noch eine weitere insecurity wegen meiner Oberschenkel, danke TikTok."

Frauenkörper sind keine Trends

Erschreckenderweise gehen die meisten Kommentare unter den Videos aber in eine andere Richtung: Junge Frauen finden die schlanken Beine schön und eifern dem Trend nach. Das Verquere dabei ist, dass dir als Individuum die Lücke zwischen den Beinen vielleicht gar nicht gefällt, du sie aber so oft siehst, dass du irgendwann denkst, du brauchst das auch. Wie oft habe ich mich selbst schon dabei erwischt, dass ich eine Sache eigentlich potthässlich fand und irgendwann dann so von der Gesellschaft beeinflusst wurde, dass ich eben doch die Crocs gekauft habe (sehr unförmige Plastiklatschen, die man mit bunten Ansteckern aufpeppen kann). Natürlich will ich Gummischuhe nicht mit Thigh Gaps vergleichen, aber es verdeutlicht eben doch, dass Trends kommen und gehen. 

Und so sieht es leider auch in Bezug auf Frauenkörper aus. Praktisch jede weibliche Körperform war im Laufe der Geschichte schon mal angesagt: mal kurvig, mal dünn, mal durchtrainiert. Das ist fraglich, spricht aber zumindest dafür, dass wir unseren Körper nicht wie einen Modetrend behandeln sollten. Körperformen sind oftmals genetisch bedingt und einem bestimmten Ideal hinterherzueifern, kann gesundheitlich bedenklich sein. Du musst deinen Körper nicht permanent schön finden, ihn aber so anzunehmen, wie er ist, kann befreiend sein. Eins steht glücklicherweise fest: Um das Patriarchat zu stürzen, brauchen wir keine Legging Legs. 

Verwendete Quellen: nytimes.com, instagram.com, tiktok.com, watson.de, stern.de, forbes.com

Brigitte

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