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"Miss Sixty" - es ist nie zu spät für einen Traum

Ein Kind kriegen mit 60? In "Miss Sixty" kein Problem. Außerdem diese Woche neu: "Transcendence" mit Johnny Depp.

Diese Woche neu: "Miss Sixty"

© Tobis Film

Hat Luise (Iris Berben) vielleicht doch ein paar wichtige Dinge im Leben verpasst? Als die erfolgreiche Molekularbiologin mit 60 in den Vorruhestand geschickt wird, beschließt sie, das eine oder andere nachzuholen. Nur mal so zum Beispiel: ein Kind zu bekommen - mit Hilfe ihrer vor Jahren eingefrorenen Eizellen. Nebenbei lernt sie den von Jugend besessenen Galeristen Frans (Edgar Selge) kennen. Die charmante Komödie "Miss Sixty" beweist, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu leben.

"Transcendence"

© Tobis Film

Dr. Will Caster (Johnny Depp) hat einen Supercomputer mit künstlicher Intelligenz und menschlichen Emotionen entwickelt. Als der Wissenschaftler bei einem Attentat von radikalen Technikskeptikern schwer verletzt wird, versuchen seine Frau Evelyn (Rebecca Hall) und sein bester Freund Max (Paul Bettany), sein Bewusstsein auf den Computer zu übertragen. Das Experiment funktioniert - und hat unkalkulierbare Folgen für die ganze Welt ... Dem Kameramann und Oscar-Preisträger Wally Pfister ("Inception") gelingt mit "Transcendence" leider nur ein mittelmäßiges Regiedebüt. Die Idee für den Cyber-Thriller mag hochaktuell sein, die Umsetzung bedient sich aber zu vieler Genre-Klischees und reißt selbst beim großen Finale nicht so richtig mit. Schade.

"Yves Saint Laurent"

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© Universum Film

Für Mode-Fans ist dieser Film ein Muss: In stylish-schönen Bildern erzählt er Leben und Wirken des scheuen Modedesigners Yves Saint Laurent. Gedreht an vielen Originalschauplätzen in Paris und Nordafrika und, vor allem, mit Originalkleidern des großen Modeschöpfers. Der wird sehr überzeugend gespielt vom bis dahin modemuffeligen französischen Nachwuchsstar Pierre Niney: freundlich, schüchtern, exzessiv und immer kurz vorm Nervenzusammenbruch. Toll auch Nikolai Kinski als junger Karl Lagerfeld. Die wichtigste Rolle aber spielt, vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels von den 60er zu den 70er Jahren, mit Minirock, freier Liebe und neuen Drogen aber: die Mode.

"Lauf Junge Lauf"

© NFP

Unsere Filmexpertin Stefanie Hentschel hat sich bei diesem Film immer wieder dabei ertappt, wie sie vor Spannung kaum atmen konnte, gleichzeitig aber dachte: gut erzählt, aber das geht jetzt doch ein bisschen zu weit. Beides stimmt, allerdings geht sowohl das Lob als auch die Kritik direkt ans Leben selbst (was angesichts des Themas fast zynisch klingt). Denn "Lauf Junge lauf" ist ganz dicht an den Erinnerungen von Yoram Friedman entlang erzählt, dem 1942 als Neunjährigem die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelang und der sich drei Jahre lang allein durch Polen schlug, mit stetig wachsender Geschicklichkeit im Täuschen, Entwischen und Hühnerklauen. Uri Orlev hat die Geschichte als gleichnamigen Tatsachenroman aufgeschrieben. Regisseur Pepe Danquart schafft, was man bei solchen Verfilmungen kaum zu hoffen wagt: Er wieselt um die Rührseligkeitsfallen herum wie sein junger Flüchtling (wunderbar gespielt von den Zwillingen Andrzej und Kamil Tkacz) um die Fallen, die sich ihm jeden Tag wieder stellen. Immer lässt der Film Hoffnung zu, und verliert, und das ist seine ganz große Stärke, nie den Glauben an die Menschlichkeit

Diese Woche neu: "A Long Way Down"

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Blöd: Da steht man Silvester auf einem Hausdach und will sich das Leben nehmen. Und dann sieht man, dass man nicht der Einzige ist. Vier Lebensmüde treffen in dieser Nacht aufeinander und verschieben ihr Vorhaben erst mal. Sehr lustige und lebensbejahende Verfilmung des Bestsellers von Nick Hornby mit Toni Collette.

"Her"

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© Warner Bros.

Los Angeles in zehn, 15 Jahren: Theodore (Joaquin Phoenix) ist fasziniert von seinem neuen Betriebssystem. In Form einer Frauenstimme, die sich Samantha nennt, spricht es mit ihm, hört ihm zu und begleitet ihn fortan durch seinen gesamten Alltag. Als Theodore sich in Samantha (im Original von Scarlett Johansson gesprochen) verliebt, erlebt er eine Romanze mit einer Unsichtbaren. Klingt ganz schön nach Science-Fiction, kommt aber gar nicht so futuristisch daher. Im Gegenteil: Regisseur Spike Jonze ("Being John Malkovich") greift die Idee von iPhones und der Spracherkennungs-Software "Siri" auf und spinnt sie ein paar Jahre weiter. Mit "Her" erzählt er eine bewegende Liebesgeschichte, die oft wunderschön und todtraurig zugleich ist. Ausgezeichnet mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch.

"Banklady"

© Studiocanal

Anfang der Sechziger eroberte Gisela Werler ihren Platz in einer Männerdomäne: Sie wurde Deutschlands erste Bankräuberin. Eigentlich eine unscheinbare Fabrikarbeiterin, warf sie sich für ihre Überfälle ordentlich in Schale, ganz "Banklady". Mit Nadeshda Brennicke in der Hauptrolle und einem gewohnt hinreißenden Charly Hübner an ihrer Seite hat auch Christian Alvart eine deutsche Geschichtsstunde (siehe "Westen") verfilmt, hübsch anzusehen, rasant und herzlich unbekümmert in Sachen psychologische Schlüssigkeit.

"Antboy"

© MFA-Film

Sie erinnern sich, dass Spiderman seine Superheldenkräfte bekommt, weil ihn eine Spinne beißt? Genau dieses Motiv nimmt sich dieser wundervolle Kinderfilm aus Dänemark vor: Der unscheinbare Grundschüler Pelle wird von einer genmanipulierten Ameise gebissen und hat von da an Ameisenkräfte: Wände hochlaufen, Ameisensäure pinkeln, Riesengewichte stemmen. Wer so was kann, muss a, Cape und Maske bekommen und b, die Welt retten – er ist jetzt „Antboy“. Und damit der Held im lustigsten und originellsten Kinderfilm, den wir seit langem gesehen haben – und der sicher, hoffentlich zum großen Klassiker werden wird. Weil Antboys Widersacher "der Floh" ein bisschen gruselig ist: lieber erst so ab 8 Jahren anschauen.

"Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand"

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© Concorde Film

Der Titel verrät es schon: Am Tag seines 100. Geburtstags klettert Allan Karlsson durch ein Fenster aus dem Altersheim, steigt in den nächsten Bus – und verschwindet einfach. Er begibt sich auf eine ungeplante, aber ereignisreiche Reise und trifft dabei allerhand interessante Leute. Dass bald schon eine schwerkriminelle Rockergang hinter ihm her ist, kann ihn nur mäßig beeindrucken. Denn wie sich herausstellt, war Allan an einem Großteil der bedeutendsten Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts beteiligt.

Die Verfilmung des Weltbestsellers von Jonas Jonasson rast nur so durch die (zuweilen absurde) Lebensgeschichte des "Hundertjährigen" und wechselt oft und schnell zwischen Plot und Episoden aus der Vergangenheit. Dabei geht es gelegentlich einen Tick zu schnell durch die Buchvorlage, aber herausgekommen ist trotzdem eine sehr unterhaltsame Krimikomödie.

"Die Bücherdiebin"

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© Twentieth Century Fox

Es gibt viele Menschen, die die Buchvorlage zu "Die Bücherdiebin" über alles lieben und sich wie verrückt auf diese Verfilmung freuen. Gezeigt wird die Geschichte eines deutschen Waisenmädchens (Sophie Nélisse), deren Pflegeeltern während der Nazizeit einen jungen Juden im Keller verstecken. Es geht um Freundschaft und reine Herzen, die Freude am geschriebenen Wort und den Tod. Der erzählt die Geschichte aus seiner Sicht, mit einer nervtötend sanften Märchenonkelstimme, die allerdings nur beinahe so furchtbar ist wie die in jedem Moment unangemessene bombastische Musik. Am Ende sind – das darf man bei der Verfilmung eines bekannten Buchs ja sagen – alle tot. Bis auf einen. Um sich über diese Rettung zu freuen, bleibt dem Zuschauer bloß keine Kraft mehr.

"Veronica Mars"

© WARNER BROS

Das gibt es auch nicht alle Tage: Ein Film, der seine Kosten bereits vor dem Kinostart wieder eingespielt hat. Aber genau das ist bei "Veronica Mars" der Fall: Als die beliebte TV-Serie um eine High-School-Detektivin 2007 kurzfristig eingestellt wurde, blieben viele Fragen unbeantwortet. Letztes Jahr fragte Serien-Erfinder Rob Thomas spontan auf der Crowdfunding-Plattform "Kickstarter", ob die Fans nicht für einen Film spenden wollten, der die Geschichte zu Ende erzählt. Und die Fans? Spendeten insgesamt fünf Millionen Dollar und bekommen nun den Film, den sie sich immer gewünscht haben.

Muss man das alles wissen? Ja, und nein: Ein Film wie "Veronica Mars" richtet sich natürlich in erster Linie an die Fans der Serie und lebt davon, dass es ein Wiedersehen mit vielen Haupt-und Nebenrollen gibt. Aber auch für Nicht-Fans gibt es drei gute Gründe, den Film zu gucken: Erstens ist Veronica eine toughe, scharfsinnige und gleichzeitig verletzliche Heldin, wie es sie viel zu selten im Kino gibt. Zweitens ist der Mord an einem Popstar, um den es im Film geht, auch ohne Vorkenntnisse ein lupenreiner Noir-Thriller, der bis zur letzten Minute spannend bleibt. Und drittens war James Franco unserer Meinung nach noch nie lustiger als in diesem Film.

"Nonstop"

© STUDIOCANAL

Worüber sich unsere Filmexpertin Steffi Hentschel bei diesem Film am meisten gefreut hat? Darüber, Michelle Dockery, die aufmüpfige Lady Mary aus "Downton Abbey", in ihrer ersten größeren Hollywood-Rolle zu sehen. Okay, die Rolle besteht vor allem darin, mit sehr, sehr britischem Akzent zu sprechen, wovon man dann in der synchronisierten Fassung eh nix hat. Da ist Michelle nur noch eine Stewardess auf einem Flug, der von einem Erpresser terrorisiert wird: Wenn ein Air Marshall (Liam Neeson) nicht dafür sorgt, dass eine bestimmte Summe auf ein bestimmtes Konto wandert, wird alle 20 Minuten ein Passagier umgebracht. Bloß: Der Erpresser scheint nicht an Bord zu sein. Natürlich ist nichts so wie es scheint, und nicht alles ist so richtig schlüssig. Trotzdem unterhält "Non Stop" mit tadelloser Spannung. Genau richtig, wenn man sich mit seinen Mit-Kinogängern auf keinen Film einigen kann: Mit diesem macht man nichts verkehrt

"Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft"

© Senator

Der alte Pettersson und sein unternehmungslustiger Kater Findus von Sven Nordquist gehören zu den liebsten Kinderbuchhelden überhaupt. Angemessen knuffig kommt jetzt die erste Realverfilmung "Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft" daher. Ulrich Noethen spielt den Pettersson mit großem Hut und langen Bart, Findus ist nach guter alter "Roger Rabbit"-Art in den Film hineingezeichnet. (Charmanterweise wird der von der jungen Tochter des Regisseurs gesprochen.) Alles ist bunt und freundlich und genau die Art Film, in die man kleine Kinder gern mitnimmt.

"Grand Budapest Hotel"

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© 20th Century Fox

Der Preis für die meisten tollen Schauspieler in einem Film geht an ... "Grand Budapest Hotel"! In der 20er-Jahre-Komödie um ein gestohlenes Gemälde bezirzt Ralph Fiennes als Concierge mit Charme und Moustache Tilda Swinton und weiht Liftboy Zero Mustafa in die Hotellerie-Diplomatie ein. Ein durchgeknallter Spaß, den man u. a. auch Bill Murray, Adrien Brody, Edward Norton, William Dafoe, Harvey Keitel und Jude Law beim Spielen anmerkt.

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