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Vom Leid erlöst: ALS-Patientin Nina Zacher ist gestorben

Ruhe in Frieden, Nina Zacher! Die Frau, die ihre ALS-Erkrankung und die Folgen öffentlich gemacht hat, wie keine andere, hat ihre letzte Reise angetreten. Ihre Familie verabschiedet sich mit emotionalen Worten auf Facebook von ihr.

Sie hat es geschafft: Nina Zacher, die Frau, die uns die Schrecken der Nervenkrankheit ALS näher gebracht hat, ist gestorben - nun wachsen ihr Flügel und sie wird ein Engel, wie sie zuletzt noch auf Facebook schrieb.

Knapp einen Monat nach ihrem emotionalen Abschiedsbrief auf Facebook hat Nina Zacher am Samstag zum letzten Mal die Augen geschlossen. Man kann sagen, sie hat es geschafft - denn der unausweichliche Tod hatte zuletzt seinen Schrecken für sie verloren. Zacher schrieb noch vor wenigen Wochen: "Der Tod macht mir mittlerweile - und nach allem, was ich in den letzten vier Jahre erleben und ertragen musste - gar keine so große Angst mehr. Denn das langsame Sterben, das ich jetzt erlebe, ist das eigentlich Schreckliche."

Ihre Familie verabschiedet sich auf Facebook mit einem emotionalen Abschiedsbrief:

Nina, eine phantastische Mutter und Ehefrau, liebevoll und sorgsam, sie hat unseren vier Kindern und mir, trotz der zuletzt unsagbar schweren Zeit, Liebe und einen unermesslichen Erfahrungsschatz zuteil werden lassen, der uns für unsere weitere Zukunft eine besondere Sicht auf viele Dinge ermöglichen wird. Nina: ehrlich, spontan, lustig, liebenswert, außergewöhnlich, charmant und vieles vieles mehr, eine wahre Bereicherung für jeden der sie kannte. Nina hat mit dem öffentlichen Umgang ihres Schicksals unglaublich vielen Menschen die Augen geöffnet, was sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben? Nina hat den trüben Schleier, den der Alltag über unser Leben legt, gelüftet. Was darunter bei jedem einzelnen zum Vorschein gekommen ist, können nun sehr viele, erst jetzt in aller Klarheit sehen. Nina hat nicht geschwiegen, gerade wenn uns allen die Stimme versagte, sie hat uns allen eine Stimme verliehen. Nina hat uns oft sprachlos gemacht und uns erst dadurch ermöglicht zu sprechen. Nina war stark, unglaublich stark, selbst wenn es für uns unerträglich war. Nina hat uns allen Hoffnung gegeben, als uns die Hoffnungslosigkeit übermannte. Nina hat dem größten Tabu unserer Gesellschaft, dem Tod, die Angst entrissen, letztlich ist er ein Teil unseres Lebens, jeden Lebens. Nina hat uns vor Augen geführt, dass der Tod den Lebenden in vielerlei Hinsicht hilfreich sein kann. Nina war unser aller Spiegel, einige konnten es leider nicht ertragen hineinzublicken. Nina, Du hast gemahnt und uns die Augen geöffnet, wenn wir nur stumme Zeugen und verblendet waren. Nina, Du hast die ALS, sonst verschwiegene Realität, in unser Leben transportiert, Du hast viele Menschen vom Dunkel ins Licht geführt. Nina hat, oft selbst in größter Sorge, unsere Trauer um sie ertragen, ohne sie hätten wir nicht bestanden. Nina hat die Amyotrophe Lateralsklerose, auch nach der Ice-Bucket-Challenge, in der Öffentlichkeit gehalten und damit vielen Betroffenen Mut und Zuversicht gegeben. Nina hat dieser unerbittlichen Erkrankung ein Gesicht gegeben, dies voller Hingabe und selbstlos. Nina, Du hast berührt, bewegt und geprägt, in einer Zeit voller Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit, Einfältigkeit und Apathie. Nina, Du hast uns Demut gelehrt und zum Glauben geführt, in seiner ursprünglichsten Form. Nina, die Mutter unserer vier Kinder, ich danke Dir für 23 grandiose Jahre voller unvergesslicher, intensiver Erlebnisse. Nina, Du lebst durch Deine Liebe, Sein und Wirken in uns weiter, und in allen die das große Glück hatten, Dich zu kennen. Nina, Du hast diese Welt verändert, zum Besseren, dies gelingt wahrlich nicht vielen, damit hinterlässt Du ein großes Erbe. Nina, Du hast das geschafft, was sich jeder am Ende seines Weges wünscht, Spuren zu hinterlassen, Deine sind tief, so tief, dass sie auf ewig bleiben. In ewiger Liebe, Deine Kinder Lola, Luke, Lenny und Helena und Dein Karl-Heinz

fm

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