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Masern Masernpartys: Ärzte sprechen von Körperverletzung

Masern: Masernpartys: Ärzte sprechen von Körperverletzung
© Kaspars Grinvalds / Shutterstock
Auf sogenannten Masernpartys werden gesunde Kinder absichtlich mit Masern infiziert. Ärzte kritisieren die Unverantwortlichkeit der Eltern und sprechen von Körperverletzung.

Die Zahlen sind ernüchternd: Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) liegt die Quote der empfohlenen zweiten Masernschutzimpfung bei Kindern im Alter von 24 Monaten nach aktuellen Berichten bei nur 73,9 Prozent. Um die Masern auszurotten, müsste die Quote bei mindestens 95 Prozent liegen. Immer noch sind viele Eltern der Masernimpfung gegenüber skeptisch – einige von ihnen bringen ihre Kinder sogar auf sogenannte Masernpartys. Dort werden Kinder, die mit Masern infiziert sind, mit gesunden, ungeimpften Kindern zusammengebracht, damit diese sich infizieren. Denn: Wer die Krankheit einmal durchgemacht hat, gilt als immun.

Zählen Masernpartys als Körperverletzung?

Ärzte sind entsetzt über dieses Vorgehen und halten es für verantwortungslos. Viele Experten gehen sogar noch einen Schritt weiter und empfinden Masernpartys als regelrechte Körperverletzungden Kindern gegenüber. Aber warum weigern sich überhaupt so viele Eltern, ihr Kind impfen zu lassen und sorgen teilweise sogar dafür, dass es sich infiziert?

Ein alter Artikel sorgt bis heute für Missverständnisse

Impfgegner sind oft der Ansicht, dass eine Masernimpfung das Risiko für Autismus beim Kind erhöht. Diese Annahme geht zurück auf einen Artikel des britischen Arztes Andrew Wakefield aus dem Jahr 1998, der in einer medizinischen Zeitschrift erschienen war. Wakefield schrieb, dass es einen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus bei Kindern gäbe. Als Reaktion auf den Artikel gingen die Impfquoten in Großbritannien stark zurück. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass Wakefield von Anwälten bezahlt worden war, die Eltern von autistischen Kindern vertraten. Ihr Ziel war es, den Hersteller des Masernimpfstoffes zu verklagen. In der Folge bekam Wakefield Berufsverbot, die Zeitschrift, in der der Artikel erschienen war, zog diesen wegen unlauterer Methoden zurück.

Mittlerweile gibt es mehrere wissenschaftlich fundierte Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und einem erhöhten Risiko für Autismus feststellen konnten. Beispielsweise belegt diese Untersuchung, dass die Wahrscheinlichkeit, Autismus, Asthma, Multiple Sklerose, Diabetes oder Morbus Crohn durch die Impfung zu bekommen, nicht erhöht ist.

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Nebenwirkungen sind bei einer Impfung immer möglich

Natürlich lassen sich Nebenwirkungen bei einer Impfung nicht vollständig ausschließen – schwere Komplikationen sind allerdings sehr selten. Die US-Seuchenbehörde CDC hat hierzu verschiedene Daten ausgewertet. Neue Studien haben beispielsweise ergeben, dass durchschnittlich etwa eins von 10.000 Kindern, die zwischen zwölf und 23 Monaten drei Spritzen gegen Masern, Mumps und Röteln bekamen, an vier Fieberkrämpfen litt. Diese traten etwa zwischen fünf und zwölf Tagen nach der Impfung auf. Kam der Kombinationswirkstoff gegen alle drei Erkrankungen zum Einsatz, verdoppelte sich das Risiko dafür. Allerdings muss man dazu sagen, dass ein solcher Fieberkrampf zwar beängstigend sein kann, für das Kind in der Regel aber harmlos ist.

Härtet eine Erkrankung ab?

Abgesehen von der Skepsis dem Masernimpfstoff gegenüber hält sich auch hartnäckig der Irrglaube, dass Infektionskrankheiten wie die Masern das Immunsystem stärken. Bis heute gibt es dafür keinen wissenschaftlichen Beleg. Eigentlich ist es sogar umgekehrt: Es gilt als erwiesen, dass der Ausbruch von Erkrankungen, gegen die man heute standardmäßig impfen kann, die Entwicklung des Kindes schädigen kann. Einige Infektionen können beispielsweise sogar die Organe dauerhaft schädigen.

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