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Ich schwitze viel - was kann ich tun?

Ich schwitze viel - was kann ich tun?
© Lenets/Thinkstock
Schweiß schützt den Körper vor dem Überhitzen. Doch wenn ich sehr viel schwitze, steckt vielleicht eine Erkrankung dahinter. Was kann ich tun?

Unsere rund zwei Millionen Schweißdrüsen leisten lebenswichtige Arbeit: Steigt unsere Körpertemperatur, bilden sie ein wässriges Sekret, das auf der Haut verdunstet und so dem Körper Wärme entzieht. Beim Schwitzen verliert der Mensch pro Tag im Schnitt einen halben bis 0,7 Liter Flüssigkeit - an heißen Tagen können es sogar bis zu drei Liter sein. Strengen wir uns körperlich an oder stehen wir unter Stress, kurbelt das zusätzlich die Schweißproduktion an.

Doch was, wenn wir in einem wohltemperierten Raum sitzen, uns kaum bewegen, nicht unter Druck stehen - und trotzdem stark schwitzen? Auf die Idee, deswegen zum Arzt zu gehen, kommen die wenigsten. Das zeigt eine Studie, für die ein Team um Professor Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, mehr als 14.000 Erwachsene in 52 Unternehmen befragt und untersucht hat. Obwohl 16,3 Prozent der Angestellten angaben, übermäßig zu schwitzen, waren nur 27 Prozent von ihnen deswegen schon einmal in ärztlicher Behandlung. Dabei lässt sich die sogenannte Hyperhidrose therapieren.

Die meisten Betroffenen schwitzen am ganzen Körper

Die Grenze zwischen normalem und krankhaftem Schwitzen verläuft für Augustin beim persönlichen Leidensdruck: "Fühle ich mich dadurch gestört und schränkt mich das Schwitzen ein? Wenn ich diese Frage mit Ja beantworte - und das tun die meisten Betroffenen -, sollte ich mich von einem Arzt untersuchen lassen", rät er.

In seiner Studie beschränkte sich das extreme Schwitzen bei 28 Prozent der Betroffenen auf die Achselhöhlen, Handflächen oder Fußsohlen. Weitaus mehr schwitzen am ganzen Körper. Während in jüngeren Jahren das fokale Schwitzen überwiegt, nimmt das generalisierte Schwitzen mit dem Alter zu. Häufig gehen Betroffene eher aus anderen Gründen zum Arzt, etwa wegen einer Schuppenflechte, Warzen, Fuß- oder Nagelpilz. Dabei sind dies oft Folgen des eigentlichen Problems.

Mediziner unterscheiden zwischen einer primären und einer sekundären Hyperhidrose. In beiden Fällen geben die vegetativen Nervenzellen verstärkt Signale ab, wodurch die Schweißdrüsen überstimuliert werden. Bei einer primären Hyperhidrose gibt es oft keine erkennbare organische Ursache. Betroffene schwitzen meist örtlich begrenzt - vor allem unter den Achseln, auf den Handflächen, den Fußsohlen oder der Stirn. Eine sekundäre Hyperhidrose, die sich meist durch allgemein starkes Schwitzen äußert, ist hingegen häufig nur Symptom einer Grunderkrankung. Zu den möglichen Ursachen zählen Infektionen, Diabetes, Übergewicht, Tumore oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Auch die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre oder Medikamente wie Blutdrucksenker, Psychopharmaka oder Schilddrüsenpräparate können ein übermäßiges Schwitzen auslösen.

Wer am ganzen Körper schwitzt, sollte eine Grunderkrankung ausschließen

Wer am ganzen Körper schwitzt, sollte zunächst zum Hausarzt oder Internisten gehen, um eine Grunderkrankung ausschließen zu können. "Sind die Schweißareale klar begrenzt, ist der Hautarzt der richtige Ansprechpartner", sagt Matthias Augustin. Hier kann eine äußerliche Behandlung helfen. Ein Deodorant, das lediglich den Geruch bereinigt, reicht dabei nicht aus. Bei zu viel Schweiß empfiehlt Augustin daher sogenannte Antitranspirante - Cremes oder Deos mit Aluminiumchlorid, die die Ausgänge der Schweißkanäle für eine bestimmte Zeit verengen.

Zwar stehen solche Deos mit Aluminiumsalzen in der Kritik, doch es gibt "bisher keinen Beweis, dass sie ein Gesundheitsrisiko darstellen - und auch keine Langzeitstudien", betont Augustin. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist ebenfalls auf diese Wissenslücke hin. Weil wir jedoch auch über die Nahrung Aluminium aufnehmen, empfiehlt das Institut, Kosmetika mit Aluminiumsalzen zumindest nicht täglich zu verwenden.

Menschen, die an Hyperhidrose leiden, hilft Aluminiumchlorid trotzdem schnell und zuverlässig, ihre Schweißmenge zu verringern. Übermäßig schwitzende Handflächen und Fußsohlen können auch mit leichten Stromwellen im Wasserbad behandelt werden. Eine andere bewährte Methode ist das Bakteriengift Botulinumtoxin (Botox), das bei einer starken Hyperhidrose in die betroffenen Hautstellen gespritzt wird und so die Schaltstellen zwischen den Nervenzellen für mehrere Monate blockiert.

Letzter Ausweg: chirurgischer Eingriff

Wenn Patienten an ihrem starken Achselschweiß verzweifeln, raten Dermatologen als letztes Mittel zu einem chirurgischen Eingriff. Dabei werden etwa drei Viertel der Schweißdrüsen in den Achselhöhlen mit einem scharfen Löffel ausgeschabt oder abgesaugt. "Der Wärmehaushalt nimmt davon keinen Schaden", sagt Matthias Augustin. "Wir brauchen nicht jeden Quadratzentimeter unserer Schweißdrüsen. Die Fläche unter den Achseln ist recht klein."

Um die Gefahr von Narben oder Nervenverletzungen möglichst gering zu halten, sollte ein erfahrener Arzt den Eingriff vornehmen. Rat von einem Experten ist in jedem Fall hilfreich - egal, ob ich nur an bestimmten Körperstellen oder am ganzen Körper stark schwitze. Ein bewährtes Hausmittel ist übrigens Salbei. Als Tee oder in Kapseln gibt es ihn in der Apotheke oder in der Drogerie.

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