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Enthält Soja Östrogen? Warum die Sojabohne in den Wechseljahren helfen kann

Enthält Soja Östrogen: Sojabohnen, Tofu, Sojaflakes und ein Glaskrug gefüllt mit Sojamilch auf einem dunklen Holzbrett
© New Africa / Adobe Stock
Unterschiedliche Aussagen über hormonähnliche Stoffe in Soja und Sojaprodukten sorgen vielfach für Verunsicherung – gerade bei Frauen in den Wechseljahren. Was stimmt denn nun: Lindern sie Beschwerden? Verhindern oder fördern sie das Krebsrisiko? Wir klären über den aktuellen Erkenntnisstand auf.

Inhaltsverzeichnis

Frauen in Südostasien, also in Ländern, wo Soja und Sojaprodukte einen wesentlich größeren Anteil an der Ernährung ausmachen als bei uns, scheinen weniger unter Wechseljahresbeschwerden zu leiden. Das hört und liest man immer wieder. Da liegt es nahe, die Ursache auf den dortigen hohen Sojakonsum und die in Soja enthaltenen Phytohormone zurückzuführen. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Fachleute halten es für ebenso wahrscheinlich, dass sich vielmehr die Wahrnehmung und der Umgang mit den Symptomen zwischen den Kulturen unterscheiden, nicht aber die Häufigkeit oder Intensität der Beschwerden. Auch Asiatinnen kennen Hitzewallungen & Co. Und doch: Es besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Soja und Östrogen.

Enthält Soja Östrogen?

Nein, es ist nicht das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, was die Sojabohne oder ein daraus hergestelltes Sojaprodukt enthält. Dieser Irrtum lässt sich leicht erklären: In Pflanzen gibt es Stoffe, die ähnliche Aufgaben übernehmen wie im menschlichen Körper die Hormone. Es sind Botenstoffe, die zum Beispiel Wachstumsprozesse fördern. Zu diesen Phytohormonen zählen auch die reichlich in Soja enthaltenen Isoflavone. Auch sogenannte Lignane gehören zu solchen pflanzlichen Hormonen. 

Diese sekundären Pflanzenstoffe weisen eine chemische Struktur auf, die dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähnelt, genauer gesagt dem 17-ß-Östradiol. Isoflavone werden wegen ihrer östrogenähnlichen Wirkung daher auch Phytoöstrogen genannt (phyton ist das griechische Wort für Pflanze).

Wie das körpereigene Geschlechtshormon Östrogen können Phytoöstrogene an die Östrogenrezeptoren andocken und dort sowohl östrogen als auch antiöstrogen wirken – wenn auch etwas weniger stark als das Original. Deshalb: Isoflavone ähneln Östrogen nur, mit ihnen identisch sind sie nicht.

Können Sojaisoflavone in den Wechseljahren helfen?

In der Leitline zu Diagnose und Behandlungsoptionen in der Peri- und Postmenopause werden Isoflavone als pflanzliche Therapieoption genannt. Vor allem wegen der Isoflavone Genistein und Daidzaein, die in Soja enthalten sind, ist bei vasomotorischen Beschwerden, also Hitzewallungen oder Nachtschweiß, eine lindernde Wirkung zu erwarten. Wenn du mehr über Hitzewallungen in den Wechseljahren wissen möchtest, empfehlen wir dir unseren Beitrag dazu. Und auch im Artikel Ernährung in den Wechseljahren findest du wertvolle Hinweise. 

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Für den angenommenen positiven Einfluss auf die Knochendichte, die im Alterungsprozess und vor allem mit dem abfallenden Östrogenspiegel im Laufe der Wechseljahre abnimmt, fehlen bis dato eindeutige Belege. 

Sind Isoflavone gesund?

Es gibt viele Hinweise auf eine positive gesundheitliche Wirkung von Isoflavonen in den Wechseljahren. So sollen sie in der Lage sein, Hitzewallungen zu lindern, die Knochendichte zu fördern, das Herz-Kreislaufsystem und die Gehirnleistung zu schützen sowie die Gesamtsterblichkeit nach einer Brustkrebserkrankung zu senken. Auf der anderen Seite wird ihnen nachgesagt, eine Schilddrüsenunterfunktion zu fördern und das Rückfallrisiko bei Brustkrebspatientinnen zu erhöhen. Weder die positiven noch die negativen Effekte lassen sich bislang eindeutig wissenschaftlich nachweisen.

Nach Einschätzungen von Fachgesellschaften ist bei der Bewertung jedoch entscheidend, ob die Aufnahme der Phytoöstrogene aus Soja selbst, also über die tägliche Ernährung, oder über Nahrungsergänzungsmittel erfolgt. Denn moderater Sojaverzehr wird selbst bei Brustkrebs als unbedenklich eingeschätzt, wie der Krebsinformationsdienst (dkfz) bestätigt. Ein bis zwei Portionen Soja am Tag gelten durchaus als gesund, eine Portion entspricht zum Beispiel 100 g Tofu oder 250 ml Sojamilch.

Der Punkt ist, dass, im Gegensatz zu komplexen Lebensmitteln wie Soja, die einen naturgemäß hohen Isoflavongehalt aufweisen, in Nahrungsergänzungsmitteln isolierte, angereicherte Isoflavone stecken. Und zwar in teilweise sehr hoher oder kaum nachvollziehbarer Dosierung. In einer Untersuchung der Verbraucherzentrale überstiegen 64 Prozent der Isoflavon-Produkte die empfohlene Tagesmenge. Diese beträgt laut Europäischer Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) maximal 100 mg Isoflavone für eine Dauer von maximal zehn Monaten.

Es kommt also darauf an, ob du Isoflavone aus einem komplexen Lebensmittel aufnimmst oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, bei denen es sich um isolierte Isoflavone handelt. Wegen der unklaren Sicherheitslage dazu, sprechen Expert:innen keine Empfehlung für isoflavonhaltige Nahrungsergänzungsmittel aus, die aus Soja oder auch aus Rotklee gewonnen werden.

Bei gesunden Frauen zählen sojareiche Lebensmittel zweifelsfrei zu den Bestandteilen einer gesunden Ernährung und ihnen wird auch nicht grundsätzlich von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten. Bei Tabletten oder Kapseln sollte jedoch eine Einnahmedauer von mehr als zehn Monaten am Stück und die Tagesmenge von maximal 100 Milligramm nicht überschritten werden.

Was ist mit dem Krebsrisiko?

Eine Metastudie aus dem Jahr 2022 untersuchte den Einfluss von Isoflavonen auf das Brustkrebsrisiko. Die Ergebnisse zeigen, dass der Konsum dieser Phytoöstrogene aus Sojaprodukten das Brustkrebsrisiko verringern kann – und zwar sowohl vor als auch nach den Wechseljahren (Lese-Tipp: Prämenopause, Perimenopause, Postmenopause). In Tierstudien wurden jedoch auch gegensätzliche Erkenntnisse gewonnen, da zeigte das Füttern von Isoflavonen auch eine krebsfördernde Wirkung. Die Lage ist also durchaus widersprüchlich.

Aus der Krebsforschung gibt es außerdem Hinweise, dass Frauen, die regelmäßig Sojalebensmittel essen oder trinken, möglicherweise ein geringeres Risiko für Tumorerkrankungen der Verdauungsorgane haben. Eindeutige Nachweise fehlen bislang aber noch.

Dürfen Brustkrebspatientinnen und -überlebende Soja essen?

Wie man heute weiß, scheint sich die Prognose bei dieser Betroffenengruppe durch den Konsum von Phytoöstrogenen aus Sojalebensmitteln nicht zu erhöhen. Das gilt ausdrücklich für Sojaprodukte, nicht für isolierte Isoflavone aus Nahrungsergänzungmitteln.

Welche Sojalebensmittel und Produkte auf Sojabasis gibt es?

Die Sojabohne enthält nicht nur die beschriebenen Phytoöstrogene, sie gilt vor allem auch als wertvoller Lieferant von hochwertigen pflanzlichen Proteinen, ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Aber wo steckt sie eigentlich drin? Auf unseren Teller gelangt die Hülsenfrucht in Form vieler unterschiedlicher Produkte:

Die Bohne:

  • Edamame: gekochte, unreife, grüne Sojabohnen
  • Nimame: ganze gekochte Sojabohnen
  • Natto: gekochte, fermentierte Sojabohnen
  • Sojanüsse: trocken geröstete Sojabohnen
  • Sojasprossen: Sprossen der Sojabohne (nur gekocht genießbar, nicht zu verwechseln mit den Sprossen der Mungbohne, die oft fälschlicherweise als „Sojasprossen“ bezeichnet werden)

Sojaprodukte:

  • Tofu: entwässertes und gepresstes, käseähnliches Produkt aus Sojamilch
  • Seidentofu: Tofu mit hohem Wassergehalt, puddingähnliche Textur
  • Tempeh: fermentiert, schnittfest, zum Braten geeignet
  • Sojaflocken: geschälte und getoastete Sojabohnen, zu Flocken gepresst
  • Sojamilch/Sojadrink: abgeseihte, milchähnliche Flüssigkeit von eingeweichten, gekochten und pürierten Sojabohnen
  • Sojajoghurt: joghurtähnliches, fermentiertes Produkt aus Sojamilch
  • Sojamehl: gedämpfte, getrocknete Sojabohnen, zu Mehl vermahlen
  • Sojasoße: würzige, fermentierte Soße aus Wasser, Sojabohnen, Salz und manchmal Getreide
  • Sojaöl: gepresste Sojabohnen raffiniert
  • Sufu: käseähnliches Sojaprodukt
  • Texturierte Soja: zu Granulat, Würfel, Würstchen, Steak oder Schnitzel geformtes Sojabohnenmehl

Nebenprodukte:

  • Yuba: getrocknete Haut, die beim Erhitzen von Sojamilch entstanden ist
  • Okara: geschmacksneutrales Nebenprodukt bei der Sojamilchproduktion, Basis für Aufstriche, Bratlinge oder veganes Rührei

Tipp: In Europa darf beim Anbau von Sojabohnen keine Gentechnik zum Einsatz kommen, die anderswo durchaus üblich ist. Beim Kauf also auf die Herkunft achten!

Für wen sind Sojaprodukte nicht geeignet?

Bei der Frage sind sich die Fachleute einig:

  • Babys – Der Verband der Kinder- und Jugendärzte und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stufen Säuglingsnahrung aus Sojamilch als nicht empfehlenswert ein – sicherheitshalber. 
  • Allergiker:innen auf Sojaeiweiß

Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit können die Hülsenfrüchte ohne Bedenken essen, wenn sie es mit dem Sojakonsum nicht übertreiben. Sie sollten aber besser auf die übermäßige Aufnahme von Isoflavonen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verzichten. Auch im Falle einer Östrogendominanz (hier erfährst du alles über Symptome bei Östrogendominanz) sollten Betroffene nicht noch über Phytoöstrogene weitere Mengen dieses Hormons aufnehmen.

Quellen:

Brigitte

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