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E-Bikes im Test: In der Stadt sind sie schneller als Autos

Die neuen E-Bikes geben dem Radfahren einen Kick und sehen dabei gut aus. Aktuelle E-Bikes im Redaktions-Test.

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Sie wohnen in einer mittelgroßen Stadt und wollen möglichst schnell von A nach B kommen? Professor Peter Pez, Verkehrsexperte der Lüneburger Uni, rät zum E-Bike, beziehungsweise genau genommen zum Pedelec, bei dem der Motor nur mithilft, wenn man auch selbst tritt. Bei einer Entfernung bis zu 4,6 Kilometer Luftlinie ist das Pedelec das schnellste Verkehrsmittel - es schlägt sowohl das Auto, als auch öffentliche Verkehrsmittel. Und ist zudem umweltfreundlicher. Zum Vergleich: Ein normales Fahrrad ohne Elektormotor ist nur bei Strecken bis circa 2 Kilometer schneller als das Auto. Wer mit dem Neukauf eines Elektrofahrrads liebäugelt, sollte jetzt zuschlagen. Außerhalb der Saison sind oft deutliche Rabatte drin.

Was taugen die Elektrofahrräder? Und wann lohnen sie sich? Wir haben für Sie die neuen E-Bikes in den Kategorien "sportlich", "praktisch" und "cool" getestet. Dazu beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

E-Bike im Test: Die Sportlichen

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1) Der "Straßenfeger" von Electrolyte Fakten: Citybike. Gewicht: ca. 12 Kilogramm (www.electrolyte.cc). Preis: ca. 3200 Euro. Besonderheiten: Der "Straßenfeger" ist für den Stop-and-go-Verkehr in der Stadt konzipiert. Er macht beim Anfahren Tempo, bis 25 km/h erreicht sind - dank eines eizigen Turboknopfes. Vergleichbare Bike-Modelle: das Delite hybrid touring/HS (ca. 4200 Euro) oder der Stromer (ca. 3000 Euro). Hinweis: Ab April 2013 wird das getestete Modell ersetzt durch den Straßenfeger II. Das hat Vor- und Nachteile: Das Gewicht erhöht sich auf 16 bis 17 Kilo, dafür hat das Nachfolgemodell mit durchschnittlich 80 km (gegenüber 15 km) eine deutlich bessere Reichweite. Der Antrieb ist komplett in der einseitigen Vordergabel integriert. Das vereinfacht die Wartung und bietet Schutz vor Schmutz und Feuchtigkeit. Preis: ca. 4000 Euro.

E-Bikes im Test: In der Stadt sind sie schneller als Autos
© Alan Ginsburg

Im Test: BRIGITTE-Redakteurin Christine Koischwitz, 36, Mutter einer Tochter, wollte die U-Bahn überholen. "Ich will auf dem Weg zur Arbeit schneller als die U-Bahn sein. 12 Minuten Wegzeit mit der Bahn stehen gegen 25 Minuten mit dem Rad. Und jede Minute zählt - da ich vor dem Job mein Kind zum Kindergarten bringe. Ich bin angetan: Das Rad ist schön schnell. Aber leider kommt wohl kein Rad der Welt gegen die Widrigkeiten des Stadtverkehrs an: Fußgänger, die auf den Radweg laufen, Autos, die aus Einfahrten rollen. Auch die roten Ampeln halten mich auf. Der Akku hält ca. 15 km. Mein Fazit: Das Bike sieht schick aus und bringt richtig Spaß, aber wenn ich es morgens eilig habe, bleibt die U-Bahn eindeutig mein Favorit. Die wird immer schneller sein."

E-Bikes im Test: Die Sportlichen

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1) Das "Haibike eQ XDURO RX" Fakten: Unisex-Mountainbike, Hardtail (frontgefedertes Bike), hydraulische Scheibenbremsen, Gewicht: 19,3 Kilo. Preis: 2999 Euro (www.haibike.de). Besonderheiten: Der Motor hängt nicht unter dem Tretlager, sondern ist im Rahmen integriert - das bedeutet volle Bodenfreiheit beim Mountainbiken. Der Akku ist farblich perfekt in das weiße Fahrrad integriert, aber herausnehmbar. Vergleichbare Modelle: die X-Serie von Flyer (ab ca. 3990 Euro) oder das E-Hybride Trail 4000 Lady von Ghost (ca. 2600 Euro).

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Im Test: Online-Redakteurin Monika Herbst, 39, will trotz mäßiger Kondition zum Saisonstart in die Berge. "Der schmale Weg ist mit Wurzeln bedeckt, er geht steil bergauf. Ich bin zu langsam, mit einem normalen Mountainbike hätte ich absteigen müssen. Dank Motor-Unterstützung fahre ich lässig hoch. Man sollte es aber nicht übertreiben: Ist der Akku leer, heißt es, ein 20-Kilo-Bike aus eigener Kraft den Berg hochzufahren - mit 10 Gängen (zum Vergleich: Mein normales Mountainbike wiegt nur 12 Kilo und hat 27 Gänge). Solange der Akku durchhält - bei mir waren es im Mittelgebirge bei durchschnittlicher Unterstützung dreieinhalb Stunden -, merkt man dem motorisierten Mountainbike sein Zusatzgewicht nicht an. Aber das Anfahren am steilen Berg ist eine neue Herausforderung - Unterstützung gibt's erst, nachdem man die Pedale in Bewegung gebracht hat. Mein Fazit: Tolles Bike, das anspruchsvollere Anstiege ermöglicht. Dafür muss ich auf das Gefühl verzichten, den Berg aus eigener Kraft erklommen zu haben."

E-Bikes im Test: Die Sportlichen

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3) Das "Sport lite Offroad" von Hercules Fakten: sportliches 9-Gang-Rad ohne Gepäckträger, ION Hinterrad-Nabenmotor, Scheibenbremsen, Akku nicht ausbaubar. Gewicht: 22,9 kg. Preis: 2599 Euro (www.hercules-bikes.de) Besonderheiten: Man kann die elektronische Unterstützung so regulieren, dass eine voreingestellte Herzfrequenz durch das Treten erreicht wird - tolle Trainingshilfe. Vergleichbare Modelle: Das Focus Jarifa Cross (ca. 2200 Euro) oder das Haibike EQ Cross (ca. 2400 Euro).

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Im Test: BRIGITTE-BALANCE-Mitarbeiterin Simone Rickert, 35, wollte sich von Freunden nicht mehr abhängen lassen Mein Traum – endlich schneller sein als alle anderen mit ihren modernen Trekking-Rädern. Im echten Leben fahre ich ein Hercules Damenrad, Jahrgang zirka 1983. Da muss man ganz schön in die Pedale steigen. Mit dem Hercules-E-Modell ist alles anders: Lange Strecken mit Steigung schaffe ich ganz easy. An der Alster bei Gegenwind sportliche Mitbewerber abhängen – gar kein Problem. Da meine Freunde wissen, dass ich mit Motor fahre, hole ich mir aber nur von Fremden anerkennende Blicke. Fazit: Schneller sein als die anderen macht Spaß. Schneller sein als man selbst mit Hercules Baujahr 1983 ist noch viel befriedigender.

E-Bikes im Test: Die Praktischen

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4) Winora F2 Fakten: Das Winora F2 ist ein auf die Bedürfnisse von Familien abgestimmtes Pedelec, bei dem Motor und Akku hinten untergebracht sind. 27 Gänge, Scheibenbremsen, Gewicht: 27 Kilo (www.winora.de). Preis: 2099 Euro Besonderheiten: Das Bike ist kindersitzfähig, hat eine Vorrichtung für eine Anhängerkupplung, ein Click-System für Gepäck und eine Schiebehilfe, die das Anfahren erleichtert. Vergleichbare Modelle: Das Koga E- Limited XTE (ca. 4000 Euro) oder das Scott E-Venture 20 (ca. 2700 Euro).

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Im Test: BRIGITTE-Autorin Tanja Reuschling, 41, will auch mit 40 Kilogramm Lebendgewicht vorankommen. "Meine zwei Kinder im Fahrradanhänger, Job-Unterlagen und auf dem Heimweg auch gern noch Einkäufe in den Packtaschen - im Alltag komme ich oft reichlich abgekämpft am Ziel an. Das soll anders werden. Nach dreimal Treten fahre ich mit 20 km/h, die Kinder hinten im Hänger. Noch nie bin ich so schnell zur Kita und weiter ins Büro geradelt. Dabei ist das Rad nicht gerade wendig. Auch den Nachmittagstermin, zu dem ich auf den letzten Drücker aufbreche, erreiche ich locker und unverschwitzt. Allein: Das schlechte Gewissen bleibt. Fahre ich nicht auch Fahrrad, um was für die Fitness zu tun? Mein Fazit: Für mich wäre das E-Bike das perfekte Zweitrad - wenn ich viel zu transportieren habe oder schnell von A nach B kommen muss und nicht mit hochrotem Kopf ankommen möchte."

E-Bikes im Test: Die Praktischen

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5) E-shopper von KTM Fakten: Lastenfahrrad mit stabilem Wave-Rahmen und tiefem Einstieg. 8-Gang-Kettenschaltung von Shimano, Scheibenbremse vorn und hinten. (www.ktm-bikes.at) Preis: ca. 3000 Euro. Besonderheiten: Durch den tief liegenden Einstieg ist das Auf- und Absteigen auf den beladenen E-Shopper kinderleicht, auch mit Rock und Mantel. Die Gepäckträger sind in den Rahmen integriert, das sorgt für Stabilität. Eine Kiste Wasser passt locker hintendrauf. Vergleichbare Modelle: der Cargo-Flyer von Biketec (etwa 3700 Euro); Transportrad von Carryo (4000-5000 Euro).

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Im Test: Anna Ort-Gottwald, 57, Ökotrophologin und Food-Journalistin, will mit Einkaufstüten Strecke machen. "Mit dem Fahrrad zur Arbeit: Das will ich auch, allerdings wohne ich 20 Kilometer vom Verlagshaus entfernt, gehe häufig morgens auf den Markt, um Lebensmittel für die BRIGITTE-Rezeptentwicklung einzukaufen. Das hieß bisher: Einkaufstaschen ab ins Auto und los. Jetzt ist das anders: Auf dem E-Shopper gibt es Platz für meine Einkäufe, zudem unterstützende Motorkraft, wenn der Wind mir mal wieder von vorn ins Gesicht bläst. Mein Fazit: Ich bin begeistert. Ist der E-Shopper erst mal in Fahrt, läuft er wie auf Schienen und lässt ohne Motorgeräusche alle anderen hinter sich."

E-Bikes im Test: Die Praktischen

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6) Das "Culture Hybrid Rohloff" von Riese und Müller Fakten: Komfortables Rad für den Alltagseinsatz, 14-Gang-Nabenschaltung, Akku unterm Gepäckträger, Boschmotor in der Fahrradmitte, Scheibenbremsen, Gewicht: 25,7 Kilo (www.r-m.de) Preis: ca. 4999 Euro (gibt es auch mit stufenloser Nabenschaltung für 3399 Euro unter dem Namen Culture Hybrid NuVinci) Besonderheiten: Vollgefedert und mit speziellem Kindersitz ausgestattet

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Im Test: Sinja Schütte, Redaktionsleiterin BRIGITTE BALANCE, 41, will mit ihren Kindern entspannter zum Garten, Spielplatz oder Einkaufen kommen. "Wo hat denn Hamburg Berge? Eigentlich nirgends, richtig! Aber es gibt eine Menge langer Anstiege, die leider alle auf meinen Wegen liegen. Und mit einem Kind im Kindersitz und einem zweiten, das man nach drei Minuten bergauf nebenher schieben muss kommen einem diese kleinen Hügel unendlich vor. Mit dem Culture Hybrid ist das kein Thema mehr. Plötzlich sind wir drei in einer Geschwindigkeit unterwegs, die uns und anderen Angst macht: "Mama, nicht so schnell" höre ich neben mir und sehe, wie eine andere Mutter ihren Laufanfänger vom Radweg reißt. Ohne Mühe trete ich den fünf Kilometer Anstieg zum Garten hoch: herrlich! Aber auch allein ohne Kindersitz – der mit wenigen Griffen abmontiert werden kann – wird mein Radleben leichter. Der E-Antrieb bietet ausreichend Unterstützung bereits im Eco-Bereich. Und als mir an der Alster der Wind schneidig entgegen bläst, schalte ich auf "Speed" und fliege selbst an sportlichen Rennradfahrern vorbei. Fazit: Ein praktisches City-Bike ohne Show-Effekt. Für Stadtbewohner, die das Rad in den Keller tragen müssen, ziemlich schwer. Bei schönem Wetter aber der perfekte Autoersatz."

E-Bikes im Test: Die Coolen

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7) Das Hawk Classic Pedelec Hudson Fakten: stylishes Stadtrad mit einer Anfahrhilfe bis 6 km/h, Gewicht: 21 kg, der Motor ist in die Vorderradnabe integriert, der Akku am Gepäckträger (www.hawkclassic.com). Preis: ca. 1700 Euro. Besonderheiten: Akku und Ladegerät sind in Ledertaschen am Rad verstaut. Breiter Lenker fürs Harley-Gefühl. Vergleichbares Modell: der Blue Label Cruiser Hybrid Bosch (ca. 2200 Euro).

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Im Test: BRIGITTE-Autor Christo Förster, 34, will durch die Stadt cruisen und eine gute Figur dabei machen. "Die Nostalgietreter von Hawk Classic haben mir schon immer gefallen, vor allem das Modell Hudson. Das Problem: Das klassische Rad ist zwar supergemütlich und stylish, aber leider nicht sonderlich sportlich. Ob die Pedelec- Version diesen Makel wohl aufhebt? Oh ja! Mit dem - zugegeben nicht sehr hochwertigen - E-Antrieb komme ich easy den langen Anstieg auf meinem Arbeitsweg hoch und kann in der Ebene ordentlich Tempo machen. Trotzdem hat die Bequemlichkeit immer noch ihren Preis: Der extrem breite Lenker ist einfach nicht gemacht für City-Radwege. Und die Unterstützung durch den E-Antrieb könnte sanfter laufen, das ruckelt manchmal einfach. Mein Fazit: Das Hudson Pedelec von Hawk Classik ist wirklich ein echter Hingucker. Schönwetter-Radler werden es lieben, Sportskanonen eher nicht."

E-Bikes im Test: Die Coolen

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8) Das HadiTeherani E-bike Fakten: minimalistisch designtes, leichtes Rad (Hersteller: Herskind & Herskind), 2-Gang-Rücktritt-Duo-matic- Schaltung, Gewicht: 16,5 kg (www.haditeherani-bikes.de). Preis: 2190 Euro, limitierte Auflage. Besonderheiten: Der Akku ist in einer abnehmbaren, mit Klettverschlüssen befestigten Lenkertasche untergebracht (mit iPhone-Fach). Vergleichbare Modelle: E-Jalopy von MTB Cycletech, ca. 3000 Euro, ab Juli/August, oder das Grace Easy von Grace, ca. 3000 Euro.

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Im Test: BRIGITTE-Ressortleiterin Sina Teigelkötter, 33, will unbedingt was fürs Auge haben. "Als Architektentochter habe ich ein Bauhaus-Gen mitbekommen: bloß kein unnötiger Schnickschnack. Das vom iranischen Star-Baumeister Hadi Teherani designte E-Bike ist mir darum spontan sympathisch: klare Konturen, schlanke Linien - hier ist nichts zu viel. Nur am Akku bleibt mein Blick hängen. Er versteckt sich zwar in einer Tasche, ist aber mitten auf dem Lenker positioniert. An dieses zusätzliche Gewicht vorn muss ich mich beim Anfahren erst gewöhnen. In Parkpausen lässt sich der Akku leicht abnehmen, dann allerdings muss man 2,5 Kilo beim Shoppen mit sich herumtragen. . . Das komplette Rad dagegen wiegt für ein E-Bike erstaunlich wenig - nur 16,5 Kilo. Auch wenn ich die Maximalgeschwindigkeit im Stadtgewühl kaum erreichen kann, komme ich bedeutend schneller und entspannter ans Ziel. Noch mehr Fahrspaß hätte ich mit mehr Gängen, das Teherani-Bike hat gerade mal zwei. Das ist selbst mir zu minimalistisch. Mein Fazit: Ein Rad mit starken äußeren Werten, die einen über unpraktische Details hinwegsehen lassen."

Ein Artikel aus der BRIGITTE Fotos: Jörg Modrow

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