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Sommerfigur: Der Apfeltyp-Bauch

Susanne, 45, Redakteurin, mag Schokolade und keinen Sport. Die Folge: sie wird oft für schwanger gehalten. Ihr Ziel: mindestens sieben Kilo abnehmen.

Susannes Problem:

Sommerfigur: Der Apfeltyp-Bauch
© Veronika Faustmann

"Auch heute noch, acht Jahre nach der Geburt meines Sohnes, fragen mich Leute, ob ich schwanger bin. Meine Figur ist eigentlich ziemlich normal, nur mein Bauch ist zu dick. Trotzdem schaffe ich es im Alltag nicht, mich zu disziplinieren: Ich esse zu viel und ungesund, das Joggen lasse ich gern ausfallen. Seit einiger Zeit mache ich so gut wie keinen Sport mehr."

Susannes Ziel:

"Der Bauch soll weg. Ich möchte mindestens sieben Kilo abnehmen, dann hätte ich ein Gewicht von 65 kg. Ich muss das Problem radikal angehen, ein festes Ziel anpeilen, so wie vor neun Jahren, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe."

Das ergab die Untersuchung:

- BMI: 24 (Gewicht geteilt durch Größe zum Quadrat) - Körperfettanteil: 33 Prozent - Muskelanteil: 31,9 Prozent - HBU: 0,95 (Verhältnis Bauchumfang zu Hüftumfang)

Das sagt Sportmediziner Dr. Wolfgang Schillings: "Der Bauchumfang beträgt 95 cm - ab 88 cm gilt für Frauen das Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zu bekommen, als stark erhöht. Der HBU zeigt ein bauchbetontes Übergewicht.

Das sagt Ernährungsberaterin Claudia Neiss: "Zu viele süße Snacks und weiterverarbeitete Lebensmittel, zu wenig Gemüse - andersrum wäre besser."

Die Fitness-Strategie:

Das überschüssige Fett soll durch Sport in Muskelgewebe umgewandelt, die Rumpfmuskulatur gekräftigt werden. Außerdem: zweimal pro Woche 30 Minuten langsam joggen (drei Minuten laufen, zwei Minuten gehen), bis 30 Minuten lockeres Laufen am Stück möglich sind. Dazu: zweimal pro Woche die Extra-Kräftigungsübungen und das Bodyart- Workout (siehe Artikel "Die schönste Figur des Sommers" in BRIGITTE Heft 22, von 22. Mai 2013 bis 4. Juni 2013 am Kiosk, oder hier zum Download, kostenlos für Abonnentinnen).

Die Ernährungs-Strategie:

Abnehmen mit dem 6-wöchigen "Lipoweg"-Programm (www.lipoweg.de), ein homöopathisches Programm, mit dem das Expertenteam des UKE-Athleticums gute Erfahrungen gemacht hat. Drei Wochen lang sind pro Tag nur 200 Gramm saures Obst, 200 Gramm Gemüse und 200 Gramm fettarmer Fisch oder mageres Fleisch erlaubt, am Morgen eine Scheibe trockenes Knäckebrot. Vor dem Frühstück soll ein großes Glas Wasser mit einem Esslöffel Obstessig getrunken werden, nach dem Frühstück ein Liter Brennesseltee. Drei homöopathische Spritzen pro Woche sollen den Grundumsatz steigern, den Jojo-Effekt ausschalten und den Körper in seinen Grundfunktionen unterstützen. Bei der anschließenden 3-wöchigen "Erhaltungskur" gibt es nur noch eine Spritze pro Woche und wieder mehr Essen - z. B. Eier und Gemüse, so viel man mag.

Susannes Einschätzung:

"Dass in meinem Zusammenhang der Begriff übergewichtig fällt, ist neu für mich - das waren doch immer nur die anderen. Und dieses Lipoweg-Programm klingt schlicht nach Aushungern. Ich habe Angst, dass ich vor lauter Hunger mein Kind anschreien werde und mich bei der Arbeit nicht mehr konzentrieren kann. Gleichzeitig bin ich wahnsinnig motiviert, weil ich hoffe: In sechs Wochen bin ich wieder schlank!"

Sie wollen wissen, wie es Susanne ergeht? Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie sie sich während des Programms fühlt und welche Ergebnisse sie erzielt.

Tipp: Wer das Lipoweg-Programm mit den Spritzen machen möchte, sollte sich unter www.lipoweg.de eine Heilpraktikerin in der Nähe suchen.

Erste Woche, Tag 1

Ich habe schon Angst vorm Hungern, freue mich aber auch, dass ich in sechs Wochen wieder schlank sein werde. Einige meiner Freundinnen beneiden mich um meinen Entschluss, das motiviert zusätzlich. Zur Erinnerung: Ich starte mit 71,7 Kilo und einem Bauchumfang von 95 cm. Ich hoffe, in sechs Wochen nur noch 65 Kilo zu wiegen.

Heute Morgen habe ich mir also meine Spritze gesetzt (nicht so schlimm, die geht nur ins Bauchfett, das ich eh loswerden will), Brennesseltee gekocht und mein Essiggetränk gemixt: Ich muss einen EL Obstessig in einem großen Glas Wasser auflösen und auf leeren Magen trinken. Kein schöner Start in den Tag! Irgendwie hat mich das Ganze an Voodoo erinnert: Einmal in den Bauch pieken, der weg soll, Brennesselgebräu und Essig hinterherkippen und „plop!“, macht er sich dünne? Es hatte auch etwas Autoaggressives: Spritze in den Bauch, Essig auf leeren Magen ... mir wurde ein bisschen schlecht.

Beim Hantieren in der Küche fiel mir heute auf, dass ich sofort zugreife, wenn ich etwas Leckeres stehen sehe: Bei der Schoki meines Sohnes konnte ich meine Hand in letzter Sekunde zurückziehen, bei den Mandelstiften, die noch von der gestrigen Backaktion rumlagen, nicht mehr: Essen als Automatismus.

Wenn Essen nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung steht, wird es sehr wertvoll. Beim Frühstück habe ich lange an meiner Scheibe trockenen Knäckebrots geknabbert, nicht mit Genuss, aber mit Bedacht, anschließend habe ich die Krümel vom Teller geleckt. Und dann ging‘s zur Arbeit.

Auf der Straße habe ich mich dabei ertappt, wie ich in den Schaufenstern Mode angeschaut habe und dachte: Das coole Teil sieht an dir vielleicht auch bald richtig gut aus .... Bin gespannt, wie es sein wird, vielleicht wieder so dünn und leicht zu sein wie früher.

Gegen 11 Uhr hatte ich dann ganz schön Hunger – aber das hatte ich früher auch. Sonst habe ich mir in der Kantine ein Käsebrötchen geholt, heute habe ich einen Apfel gegessen. Ich habe versucht, mehr aus ihm rauszuholen, indem ich ihn in hauchdünne Scheiben geschnitten und ihn quasi mit Luft verlängert habe.

Bei jedem Blick in den Spiegel habe ich nach Veränderung gesucht: Ist mein Doppelkinn schon besser? Sehe ich schlanker aus? Natürlich ist es dafür viel zu früh, aber ich kann es nicht erwarten – schließlich faste ich schon ein paar Stunden!

Bei den Bodyart-Übungen habe ich geschwitzt, als würde ich sprinten, und habe Kopfschmerzen bekommen. Aber insgesamt hatte ich erstaunlich wenig Hunger heute, auf jeden Fall viel weniger als befürchtet. Wobei ich schon ein bisschen ungeduldiger und gereizter war als sonst - und manchmal ein bisschen zittrig.

Erste Woche, Tag 4

Ich habe viel zu viel Gemüse gekauft. Der Kühlschrank ist immer noch voll und der Seelachs im Kühlfach bereits abgelaufen. Die Orange (320 g schwer) runzelt vor sich hin, ich dürfte ja nur eine gute Hälfte davon essen ...

Ich bin aber überrascht, mit wie wenig Essen ich auskomme. Offenbar habe ich die letzten Jahre zehn Mal mehr gegessen als nötig. Ich habe erstaunlich wenig Hunger, aber der Genuss fehlt mir sehr: Soßen! Rotwein! Chips! Torten! Und den Essig am Morgen finde ich zum Spucken, den Tee auch. Ich versuche, mein Mineralwasser mit Zitrone und Flüssigsüßstoff aufzupeppen, das schmeckt aber leider auch nicht.

Dann gibt es wieder Momente, in denen ich mir fünf Käsebrote gleichzeitig ins Gesicht stopfen könnte. Und bin erstaunt, dass der Hunger wieder weggeht, ohne dass ich was esse. Ich hatte vor allem mit sehr viel mehr Süßhunger gerechnet, mit einem regelrechten Zuckerentzug. Aber es ist wohl so: Wer seinen Blutzuckerspiegel gar nicht erst hochpeitscht, hat auch nicht mit Heißhunger zu kämpfen. Ich habe den Eindruck: Wer weniger isst, bekommt auch weniger Hunger.

Wenn ich dann mal was essen darf, habe ich oft gar keinen großen Appetit, weil alles Leckere verboten ist. In der Kantine esse ich Erbsen pur, sie schmecken trocken und traurig. Dabei wird das Kantinen-Gemüse in Öl geschwenkt, wie ich herausgefunden habe, damit es besser schmeckt. Eigentlich darf ich es deshalb gar nicht essen, aber ich habe keine Lust, vorzukochen und mit Tupperdosen zur Arbeit zu gehen.

Täglich Tier zu essen finde ich fast eklig, vor allem, weil es so pur ist, ohne Soße, ohne Fett. Ich habe es leider auch nicht drauf, mit wenigen Zutaten etwas Leckeres zuzubereiten. Früher habe ich nur Fleisch nur gegessen, wenn es jemand anderes für mich zubereitet hat, z.B. im Restaurant. Ich rufe bei unserer Ernährungsberaterin an, um zu fragen, ob ich das Fleisch durch Gemüse ersetzen kann. Ja, aber nur ab und zu, sagt sie, und nur dann, wenn ich es durch eiweißhaltige Hülsenfrüchte ersetze, wie Linsen oder Kidneybohnen. Sonst würden beim Abnehmen zu viele Muskeln abgebaut. Und sie verspricht, mir das Lipoweg-Kochbuch zu schicken.

Beim Workout verfluche ich all die Schokolade, die ich in den letzten Jahren verdrückt habe. Geht das Fett wieder schwer weg!

Heute Abend treffen sich ein paar Freunde von mir. Wozu? Natürlich zum Essen. Das macht man so in meinem Alter. Ich komme lieber nicht mit. Klar, Essen hat eine stark soziale Komponente. Aber heißt das auch, dass man vereinsamt, wenn man wenig isst und keinen Alkohol trinkt?

Zweite Woche, Tag 1

Nach genau einer Woche wiege ich 68,8 Kilo, habe also schon knapp 3 Kilo runter. Und mein Bauchumfang ist auf 92 cm geschrumpft. Das Darben zahlt sich aus.

Ich habe allerdings ein Masochisten-Wochenende hinter mir. Am Morgen habe ich meinen Sohn zutiefst um sein Nutellabrötchen beneidet, später waren wir zum Brunch und zum Geburtstag eingeladen. Ich saß an einem Tisch mit Pizza und Schokokuchen, mit tollem Käse, Aufstrichen, knusprigen Brötchen, Mozzarella, Obstsalat mit Ananas, Banane und Trauben (alles verboten). Ich habe an meinem mitgebrachten Apfel genagt und die anderen beneidet, weil sie essen konnten, worauf sie Lust hatten. Immerhin, eine Freundin sagte, ich sähe im Gesicht schon schmaler aus. Ich bilde mir auch ein, dass meine Klamotten schon ein klein wenig schlabbern.

Auch mein Sohn profitiert von meinem Abnehmprogramm. Er isst mehr Gemüse und Obst, einfach, weil mehr da ist. Abends mache ich jetzt oft einen Salat aus Paprika, Tomaten, Mais, Gurken und was sonst noch so da ist und er isst richtig viel davon. Früher gab es abends oft nur belegtes Brot und etwas Rohkost.

Ansonsten spüre ich am eigenen Leib, was ich schon immer wusste: dass wir an jeder Ecke zum Essen verführt werden sollen. Hier duftet es nach Croissants, dort nach Pizza. Und vorm Bäcker steht ein Schild: "Ohne Torte, Kuchen, Weck hat das Leben keinen Zweck." Das Gefühl habe ich langsam auch. Beim Einkaufen fange ich fast an zu sabbern, vor allem beim Schlangestehen an der Kasse, wo Chips und Süßigkeiten so platziert sind, dass man ständig draufgucken muss. Aber ich bin froh, mich nicht mehr von der Industrie manipulieren zu lassen – wenigstens im Moment nicht.

Aber ich erfahre den Wert von Genuss - der fehlt mir wirklich.

Zweite Woche, Tag 4

Mittwochabend habe ich festgestellt, dass meine Oberarme besser aussehen – die Cellulite ist fast weg. Und heute Morgen ruft mir am Verlagseingang eine entfernte Kollegin hinterher: "Man sieht’s schon!" Ich fühle mich auch schon dünner und probiere in der Pause schnell ein Jeanskleid in Größe 38 an - und ich sehe nicht aus wie eine Presswurst. Nur wie bringe ich die Freude an meiner Figur in Einklang mit der Sehnsucht nach gezuckertem Milchschaum und warmen Marzipancroissants? Ich hoffe, dass sich mein Körper in seinen Gelüsten noch etwas umstellt in den nächsten Wochen, so wie damals bei der Raucherentwöhnung.

Ich weiß, drei Kilo sind viel, trotzdem geht mir das Abnehmen zu langsam. Ich fühle mich sehniger und knochiger und meine Taille fühlt sich fester an, das kommt sicher vom Workout. Aber ich bin enttäuscht, dass mein Bauch noch so dick ist. Schließlich hungere ich schon eineinhalb Wochen. Gestern hat mir mein Sohn auf den Bauch geklopft und gesagt: "Dein Bauch ist ja immer noch schwabbelig." Unfair, oder? Wo du Schokolade isst und ich nicht!

Insgesamt bin ich extrem auf meinen Körper fixiert: Bin ich schon dünner? Wie sehe ich aus? Wie fühle ich mich an? Diese dauernde Beschäftigung mit dem Körper ist auf Dauer nichts für mich. Ich hatte nie eine Waage, habe immer gegessen, was mir Spaß gemacht hat. Naja, wo das hinführt, weiß ich jetzt, aber ich freue mich schon darauf, meine Gedanken und Energien irgendwann wieder auf andere Dinge zu lenken.

Ich habe inzwischen das Lipoweg-Kochbuch bekommen und das rettet mich. Mein Essen schmeckt mir jetzt viel besser: Ich brate Rinderhack mit Gemüse, esse geräucherte Forellenfilets mit Merrettich, Frikadellen, Salat mit Thunfisch, Hähnchenkeulen aus dem Ofen. Gesund und kalorienarm zu kochen, kann tatsächlich einfach und lecker sein. Das Kochbuch können Sie unter management@lipoweg.de für 17,50 Euro bestellen (für BRIGITTE-Leserinnen portofrei).

Zum Joggen muss ich mich zwar jedes Mal zwingen, aber dann ist es doch schön, durch den blühenden Park zu laufen. Die Übungen bringen mich zum Schwitzen, aber ich mache sie tapfer an allen Tagen, an denen ich nicht jogge.

Dritte Woche, Tag 1

67,6 Kilo - das heißt, dass ich letzte Woche nur 1,2 Kilo abgenommen habe. Dabei hatte ich gehofft, dass diese Woche auch wieder 3 Kilo purzeln. Immerhin, mein Bauchumfang beträgt jetzt 90 cm, also 5 cm weniger als zu Beginn des Programms.

Ich hatte übers Wochenende Besuch, das war hart. Wir waren zwei Mal im Kino (kein Popcorn! keine Schokolade! keine Cola! keine Nachos! kein Eiskonfekt!). Wir waren im Café (kein Kuchen!), wir waren essen (kein Wein! keine Beilagen! kein Dessert!). Es war schwer, mit dem leckeren Essen der anderen konfrontiert zu sein - Salat mit geröstetem Brot und Wein ist einfach viel leckerer als Salat.

Geselligkeit ohne Alkohol funktioniert aber viel besser als gedacht. Ich kann mich nüchtern genauso gut unterhalten und amüsieren wie alkoholisiert. Ich hatte befürchtet, dass das Ausgehen ohne Alkohol nicht so viel Spaß macht, aber es geht.

Und ich entwickle mich noch zur Teetante. Ich habe Tee nie besonders gemocht – diese bräunlichen, labberigen Teebeutel, die aus Tassen gezogen werden und dann kalt und verschrumpelt auf Untertellern rumstehen. Aber jetzt halte ich Hunger und Gelüste in Schach, indem ich Früchtetee mit Süßstoff trinke und Kaugummi esse. Ich mag auch das frische Gemüse am Abend, ich hoffe, dass ich das später beibehalten werde.

Fortschritte sehe ich inzwischen auch: Ich erschrecke nicht mehr, wenn ich mich zufällig irgendwo spiegele, so wie in den letzten Jahren. Und die Sommerjacke, die noch nie zuging, geht jetzt zu. Es gibt aber auch Nachteile: Meine Sitzhöcker tun auf harten Bänken schnell weh, ich bin nicht mehr so gut gepolstert. Und ich friere schneller als früher.

Und so schön das ist mit dem ganzen Gemüse, es kommen jetzt abends immer noch zwei Dinge hinzu, die ich machen muss: Sport und Essen zubereiten (plus Abwaschen). So habe ich jeden Tag eine Stunde mehr Arbeit, bzw. weniger Freizeit. Das ist anstrengend, statt um 20 Uhr bin ich jetzt meist erst um 21 Uhr fertig mit allem.

Dritte Woche, Tag 4

Am Dienstag stand das erste Mal eine 66 statt einer 67 vor dem Komma und heute schon eine 65! Ich habe also in 2,5 Wochen 5,8 Kilo abgenommen. Ich fühle mich leicht und von immer mehr Leuten höre ich, wie gut ich aussähe.

Ich habe mich auch schon ganz gut gewöhnt an alles: das wenige Essen, den Essig, den Tee. Mein Bauch ist zwar noch da, aber er ist kleiner. Meine Klamotten sitzen lockerer und ich bekomme fast Lust, die Abnehmphase zu verlängern, weiterhin Brennesseltee zu trinken und nie wieder Torte anzurühren.

Vor allem das Shoppen macht wieder Spaß (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das ein Gewinn ist oder nicht ;-). Jedenfalls traue ich meinen Augen kaum in der Umkleide – die Kleidung sitzt richtig gut, denn ich habe wieder eine Taille! Auf der anderen Seite: So ein Stadtbummel versinnbildlicht das Dilemma, in dem ich als mittelalter Apfelbauch-Typ stecke: Will ich schlank sein, darf ich von den ganzen kulinarischen Verführungen nichts anrühren, die mir beim Shoppen unter die Nase gehalten werden: duftende Backwaren, Eis, Säfte, Milchkaffee ... Ich oszilliere heftigst zwischen Freude in der Umkleide und Frust auf der Straße.

Vierte Woche, Tag 1

Heute bin ich total zerrissen. Ich schwanke zwischen der Gier auf Süßes und dem Wunsch, weiter abzunehmen. Mit Woche 4 beginnt eigentlich die Erhaltungsphase, bei der ich nach und nach mehr essen darf und gleichzeitig darauf achten soll, mein Gewicht zu halten. Ich bin aber noch nicht zufrieden, im Moment wiege ich 65,9 Kilo und mein Gewicht stagniert seit Tagen. Ich habe in 3 Wochen 5,8 Kilo abgenommen, mein Bauchumfang hat sich um 9 cm reduziert. Ich will mehr!

Ich bespreche mit der Ernährungsberaterin, dass ich noch eine Abnehmwoche dranhänge und dann erst mit der Stabilisierungsphase beginne. Erfreulicherweise sagt sie mir, dass man in der Erhaltungsphase auch mal feiern darf, wenn man danach wieder Abnehmtage einlegt, bis das Gewicht passt. Und dass man auch mal ein Eis oder ein Stück Kuchen essen darf, wenn man das wieder ausgleicht. Das klingt gut, und die eine Woche bis dahin schaffe ich auch noch ...

Vierte Woche, Tag 4

In dieser Woche habe ich mir das erste Mal ein Ei gegönnt, einen Cappuccino und fettarmen Joghurt, schließlich hätte ich ja schon mit der Erhaltungsphase starten können ... und trotzdem habe ich heute mein Ziel erreicht: 65 Kilo! Ich habe immer noch eine Speckrolle am Bauch, aber viel kleiner als vorher. Es stimmt halt, man nimmt überall ab, und nicht nur am Bauch - den werde ich wohl behalten, es sei denn, ich verliere nochmal 3 Kilo. Aber insgesamt bin ich deutlich dünner geworden, auch an Beinen und Hüften.

Die Woche war voller Verlockungen. Eine Kollegin feierte Ausstand mit allem, was ich liebe: Erdbeerkuchen, Schokoküsse, Sekt, Chips, Flips, Salzstangen, alles stand hübsch drapiert auf Tischen herum. Ich hätte mir am liebsten alles auf einmal reingestopft. Eine andere Kollegin feierte Geburtstag mit frischen Brotlaiben, Käse, Wurst, Rotwein und Käsekuchen. So lange ich nicht mit Leckereien konfrontiert werde, ist das Verzichten kein großes Problem, aber wenn mir jemand was Gutes unter die Nase stellt, kriege ich schon miese Laune.

Aber mir wurde klar: Das meiste, was ich esse, esse ich aus Appetit und nicht aus Hunger. Ich hungere erstaunlich wenig, aber der Genuss fehlt mir nach wie vor.

Fünfte Woche, Tag 1

64,3 Kilo, Bauchumfang 84. Ich habe in 4 Wochen 7,4 Kilo abgenommen und 11 cm am Bauch verloren! Heute beginnt die Erhaltungsphase, ich darf wieder mehr essen, z.B. Gemüse und Fleisch/Fisch so viel ich will und Joghurt und Eier. Am meisten freue ich mich auf den Käse am Morgen.

Das Verzichten bleibt aber nach wie vor anstrengend: Wenn ich in der Kantine an den Desserts vorbeigehe, im Supermarkt, beim Bäcker, im Café mit Freunden. Und am Wochenende, wenn die Brötchen meines Sohnes mit knusprigen Rundungen im Brotkorb vor sich hin duften, und mein Vollkorn-Knäcke wie ein trockenes, trauriges Brett daneben liegt. So lange das Verzichten so schwer fällt, sehe ich schwarz für eine schlanke Zukunft.

Sonntag war mein schwierigster Tag bisher. Ich war im Park und alle um mich herum aßen Eis und ich bekam richtig miese Laune. Am Samstag hatte mir eine Freundin schon feine Pralinen aus Budapest mitgebracht - für nach der Diät, haha. Die lagen nun zu Hause und marterten mich. Bis ich mich aufs Bett legte und eine Praline ganz langsam zu lutschen begann: Meine Zunge tastete nach den Aromen und versuchte, das Ende möglichst lange herauszuzögern. Es war wunderbar, aber bald quälten mich die restlichen sieben Pralinen, die noch in der Packung schlummerten. Heute habe ich sie mit zur Arbeit genommen und sie an meine Kolleginnen verteilt. Natürlich nicht, ohne mir selbst noch eine in den Mund zu stecken. Diät ist wie Sex ohne Orgasmus - man kriegt zwar was zu essen, aber man ist nie ganz satt und zufrieden.

Aber dann habe ich die Schlaghose rausgekramt, die ich 2003 in Nizza gekauft habe, und sie geht wieder zu! Mir fällt auch auf, dass ich schon lange keine Kopfschmerzen gehabt habe. Früher habe ich bestimmt zwei Mal pro Woche eine Tablette genommen.

Fünfte Woche, Tag 4

In der Kantine habe ich jetzt schon mal ein kleines Schälchen Linsensuppe mit Speck gegessen (obwohl Schweinefleisch ja nach wie vor verboten ist) und zu Hause Eier und Walnüsse und aufs Knäckebrot am Morgen lege ich ein schönes Stückchen alten Käse. Ich weiche die Regeln immer weiter auf, aber eben möglichst wenig: Ich esse weiterhin keine Beilagen wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln, und von allem nur kleine Portionen, dafür trinke ich ab und zu mal wieder ein Glas Wein. Und ich muss sagen: Mein erstes Glas Weißwein zum Abendessen war super! ;-) Und offenbar ist mein Magen geschrumpft - wenn ich etwas mehr esse, spannt mein Bauch ganz ordentlich.

Ich habe zwar noch ein Bäuchlein, aber insgesamt sehe ich schlank aus. Meine Muskeln in Beinen und Armen fühlen sich fest an und sehen auch so aus. Mein Spiegelbild gefällt mir und ich muss aufpassen, dass ich mich nicht ins Abnehmen verliebe. Und ich muss den Gürtel enger schnallen: Gestern war ich beim Schuster, um mir neue Löcher reinmachen zu lassen.

Mein Plan scheint zu funktionieren, ich nehme sogar noch weiter ab, heute wiege ich nur noch 63,6 Kilo - 8 Kilo weniger als am Anfang!

Sechste Woche, Tag 1

Gestern im Barfußpark gab es nicht Vernünftiges zu essen. Das auf der Website angepriesene Bio-Restaurant hatte zu und es gab nur einen Stand mit Pommes und Bratwürsten und Süßigkeiten. Ich bin fast gestorben vor Hunger, bekam schlechte Laune und habe mir dann eine Packung gesalzene Erdnüsse reingezogen. Heute bringe ich trotzdem nur noch 63 Kilo auf die Waage. So wenig wie in meiner Jugend und noch vor der Schwangerschaft vor acht Jahren. Nur ganz so jung sehe ich natürlich nicht mehr aus. Am Hals hängt da eine Haut, die war da früher nicht, und das Bäuchlein bleibt wohl bei mir. Sei’s drum.

Am Samstag hatte ich einen Fressflash. Auf einer Grillparty habe ich eineinhalb Laibe Ciabatta in mich reingestopft und alles mit Weißwein runtergespült. Das Brot stand vor mir auf dem Tisch und ich habe erst nur ein Stückchen abgeschnitten. Im Laufe des Abends habe ich immer mehr abgeschnitten und gegessen, bis alles weg war. Mir war sehr übel.

Sechste Woche, Tag 4

Seit ich wieder Wein trinke, trinke ich fast jeden Abend welchen. Und er schmeckt besser denn je, sonst habe ich ja nichts Leckeres: keine Süßigkeiten, keine Chips - sieht man mal von den Colafläschchen ab, die ich neulich bei einem Geburtstag gegessen habe, und den gelegentlichen Cappuccini ... Dafür habe ich heute schon wieder ein Kilo mehr auf der Waage. Das ist schon frustrierend: Sobald ich mir wieder etwas gönne, geht das Gewicht rauf. Und ich werde bestimmt nicht ewig mit Knäckebrot und Äpfeln durchs Leben gehen ...

Das Ergebnis

Gestern war der Tag der Wahrheit: Wir waren bei den Experten am UKE und haben uns nochmal vermessen lassen. Mein Endergebnis lautet: Ich habe in sechs Wochen 7,8 Kilo abgenommen und 10 cm Bauchumfang verloren.

Ich bin so stolz und meine Charts sehen super aus. Vor sechs Wochen lag ich bei 3 von 6 Parametern im roten Bereich (Gewicht, BMI und Fettmasse), jetzt liege ich überall im grünen. Wobei mein Bauchumfang von 85 cm immer noch etwas hoch ist, eigentlich sollte man als Frau unter 80 cm haben. Ein Bäuchlein bleibt mir wohl, nun denn: Willkommen! Ich freue mich, dass die Speckfalte am Rücken weg ist.

Wir waren alle ein bisschen überrascht, dass wir trotz des Sportprogramms nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse verloren haben. Aber das scheint normal zu sein. Ohne Sport hätten wir noch mehr Muskelmasse abgenommen, wurde uns gesagt.

Sport ist mir über die Wochen zum Bedürfnis geworden. Ich laufe inzwischen wie ein Uhrwerk durch den blühenden Park und genieße es. Ich habe den Sport die ganze Zeit kein einziges Mal ausfallen lassen und hoffe, noch lange dabei zu bleiben.

Ich bin sehr motiviert, mein Gewicht zu halten, fürchte aber, dass ich irgendwann wieder schwächeln werde. Leider kenne ich kaum jemanden, der nachhaltig abgenommen hat. Aber ich werde weiterhin versuchen, wenig und gemüsereich zu essen. Ich bin wirklich überrascht, wie leicht ich ohne Süßes auskomme, das hätte ich nicht für möglich gehalten und ohne einen echten Cut nie geschafft. Und ich weiß jetzt, was mich beim Abnehmen erwartet, ich kann es jederzeit wiederholen. Z.B. nächstes Frühjahr, falls sich der Winterspeck wieder festgesetzt haben sollte. Und falls ich dann nochmal Lust zum Abnehmen habe.

Das Beste: Die Essigflasche ist leer und ich werde mir ganz sicher keine neue kaufen!

Das Ergebnis im Detail:

- BMI: 21,4 (vorher: 24) - Körperfettanteil: 25,5 Prozent (vorher 33 Prozent) - Muskelmasse: 21,3 Kilo (vorher: 22,8 Kilo) - Bauchumfang: 85 cm (vorher: 95 cm)

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