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Alarm im Salat: Wie giftig ist Rucola?

Frischer Rucola auf Holzbrett
© Sea Wave / Shutterstock
Nach dem Fund einer giftigen Pflanze in einer Packung Rucola herrscht Unsicherheit beim Einkauf. Kann das wieder passieren?

Was war passiert?

In einem Plusmarkt bei Hannover hatte ein Käufer in einer Packung Rucola das Gemeine Greiskraut (oder Kreuzkraut) erkannt. Er kaufte vorsorglich alle weiteren Packungen auf und schickte sie an das Pharmazeutische Institut der Uni Bonn zur Untersuchung. Dort fand man bis zu 2500 Mikrogramm Gift aus dem Kraut. Der gesetzliche Grenzwert liegt bei einem Mikrogramm. Müssen sich die Verbraucher nun Sorgen machen?

Wie gefährlich ist es, Rucola zu kaufen? Sechs Fragen.

Sind noch mehr Packungen mit Giftpflanzen gefunden geworden?

"Bei dem vorliegenden Fall handelte sich um Rucola eines süddeutschen Erzeugers, und wir haben veranlasst, dass sein Betrieb von den Behörden sofort überprüft wird", sagt Nils Meyer, Pressesprecher der Lebensmittelüberwachung Region Hannover. "Aber da war nichts. In der Region Hannover haben wir alle Filialen von Plus überprüft sowie stichprobenartig auch andere Lebensmittelhändler, die von dem Erzeuger beliefert wurden. Ohne, dass noch etwas gefunden wurde."

Wie kommt die Giftpflanze in den Rucola?

"Das Kreuzkraut wächst überall dort, wo nicht gespritzt und selten gemäht wird, zum Beispiel an Straßenrändern und auf Weiden", so Demeter-Sprecherin Renée Herrnkind. "Es ist ja auch erwünscht, dass die Natur sich frei entfalten kann." Die Kehrseite: Wenn das Kraut blüht, wird der Samen durch den Wind verbreitet und landet auf landwirtschaftlichen Anbauflächen. Weil Kreuzkraut dem Rucola sehr ähnlich sieht, fällt es hier nicht so auf wie etwa zwischen anderen Salatsorten.

Kann sich Kreuzkraut auch unter Bio-Rucola mogeln?

"Kreuzkraut wächst auch auf Bio-Feldern, wird aber bei der Ernte aussortiert", sagt Thomas Sannmann, Bio-Gärtner in den Vierlanden südlich von Hamburg. Außerdem sind Bio-Anbauflächen viel kleiner, die Mitarbeiter ernten den Rucola von Hand und sortieren das Kreuzkraut gleich aus. Sie sind dafür extra geschult." Konventioneller Rucola wächst heute auf riesigen Flächen, vor allem in der Pfalz und in Italien. Er wird maschinell geerntet und verpackt. Da kann die Giftpflanze schon mal dazwischen sein.

Wie gefährlich ist das Kreuz- oder Greiskraut?

Das Gemeine Greiskraut kann beim Menschen lebensbedrohliche Leberschäden verursachen, teilt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2007 mit Download. Einer der Inhaltsstoffe, Riddelin, wird von der International Agency for Research on Cancer (IARC) als "wahrscheinlich für den Menschen kanzerogen" eingestuft. Laut BfR ist es bisher noch nicht möglich, eine tägliche Höchstaufnahmemenge für den Menschen festzulegen, die keine gesundheitliche Schäden verursacht. Am besten sei es, vorsorglich gar kein Kreuzkraut zu sich zu nehmen. Allerdings müsste man das Kraut täglich und dauerhaft essen, um die für Arzneimittel tolerierbare Dosis von 0,1 Mikrogramm "ungesättigte PA" pro Tag (dies ist der gefährliche Stoff im Kreuzkraut) zu überschreiten.

Wie kann man die Giftpflanze erkennen?

Blätter des Kreuzkrauts
© Vankich1 / Shutterstock

Die Unterschiede sind gut zu erkennen. Die Blätter des Kreuzkrauts (Abbildung) sind dunkler, wirken gröber und die Blattstiele sind nicht so hell und ausgeprägt wie beim Rucola. Spätestens beim Geschmack sollte man den falschen Fuffziger erkennen: Kreuzkraut schmeckt unangenehm und bitter.

Soll man besser auf Rucola verzichten?

Diese Entscheidung muss jeder für sich selber treffen. Panik ist aber auch nicht angesagt, zumal man ja aufpassen kann und bei Bio-Ware offenbar auf der sicheren Seite ist. Auch wollen die Überwachungsbehörden Rucola jetzt häufiger unter die Lupe nehmen. Inzwischen haben die Anbauer in der Pfalz eine Interessengemeinschaft gegründet. Unter www.ig-qualitaetsrucola-pfalz.de suchen sie den Dialog mit verunsicherten Verbrauchern. Die Erzeuger der "IG Rucola" arbeiten nach eigener Aussage mit der Natur und nicht gegen sie. Trotz intensiver Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen vor, während und nach der Ernte kann niemend eine hundertprozentige Sicherheitsgarantie geben, dass nicht doch einmal eine Fremdpflanze in den Salat gelangt. Es werde sehr viel dafür getan, dass die Ware die Höfe der Erzeuger der IG "Fremdpflanzen-frei" verlässt. Die Wahrscheinlichkeit Kreuzkraut in Rukola zu finden, dürfte ähnlich hoch sein wie sechs Richtige im Lotto zu tippen.

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Text: Susanne Gerlach

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