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Trennkost Kann ich abnehmen, wenn ich bestimmte Lebensmittel getrennt voneinander esse?

Trennkost: Fisch und Gemüse
© Jacek Chabraszewski / Adobe Stock
Bei der Trennkost sollen eiweiß- und kohlenhydratreiche Lebensmittel getrennt voneinander gegessen werden. Aber kann man so wirklich abnehmen?

Inhaltsverzeichnis

Im Grunde alles essen können und trotzdem abnehmen – mit diesem vollmundigen Versprechen wurde die sogenannte Trennkost vor vielen Jahren zu einer beliebten Diät. Der Grundgedanke des Konzeptes ist einfach: Wer Kohlenhydrate und Eiweiße getrennt voneinander isst, soll so abnehmen können. Denn laut Trennkost-Lehre führe die gleichzeitige Aufnahme von beidem zu einer Übersäuerung im Körper, weil dieser gar nicht in der Lage sei, Kohlenhydrate und Eiweiße gleichzeitig zu verdauen. Heute weiß man allerdings: Wissenschaftlich ist diese Annahme nicht haltbar.

Wie funktioniert Trennkost?

Die Trennkost geht zurück auf den US-Arzt William Howard Hay (1866 bis 1940). Er ging davon aus, dass eine basenreiche Ernährung und ein dadurch ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt für eine bessere Verdauung sorgt. Hay selbst litt an einer Nierenkrankheit und Übergewicht und schaffte es laut Eigenaussage durch die Trennkost, die Krankheit zu überwinden. Hierzulande hat sich das Prinzip durch den Arzt Heinrich Ludwig Walb (1907 bis 1992) verbreitet.

Die Haysche Trennkost teilt die Lebensmittel wie folgt ein:

  • Eiweiße ("Basenbildner"): Obst, Fleisch, Fisch, fettarme Milchprodukte wie Joghurt und Käse sowie Vollkornprodukte
  • Kohlenhydrate ("Säurebildner"): Zucker, Süßungsmittel und Süßspeisen, Nudeln, Reis, vollfette Milchprodukte sowie Weißmehlprodukte
  • Neutrale Lebensmittel: Unter anderem Gemüse, Öle (beispielsweise Olivenöl), Pilze, Salate

Dabei gilt: Die neutralen Lebensmittel dürfen laut Hay sowohl zu den Eiweißen als auch zu den Kohlenhydraten verzehrt werden. 

So wird Trennkost umgesetzt

Geht man nach der Einteilung der Lebensmittel, könnte ein Trennkost-Tag so aussehen: Zum Frühstück gibt es vor allem Kohlenhydrate in Form eines Vollkornbrötchens mit Käse in Vollfettvariante sowie ein Brötchen mit Marmelade. Am Mittag wird aus Rindfleisch und Paprika ein ungarisches Gulasch zubereitet – ein Eiweißgericht aus basenbildenden Lebensmitteln, bei dem die klassische Nudelbeilage auf dem Speiseplan fehlen muss. Das Abendgericht besteht vor allem aus Lebensmitteln der Kohlenhydratgruppe, zum Beispiel aus einem Pfifferlingsrisotto. Zwischendurch gibt es Obst. Generell wird dazu empfohlen, wenig Salz aufzunehmen, viel Wasser und ungesüßten Tee zu trinken und zwischen den Mahlzeiten mindestens drei bis vier Stunden Pause einzulegen.

Laut Hay sollten "basenbildenden" Lebensmittel wie Obst und Gemüse drei Viertel des täglichen Essens ausmachen. Das hat zwar den Vorteil, dass generell eher weniges fettes Fleisch verzehrt wird. Allerdings kann es gerade bei Kindern und Schwangeren zu verschiedenen Mangelerscheinungen wie mit Kalzium, Eisen oder Jod kommen. Bei einem abwechslungsreichen Speiseplan ist aber auch mit Trennkost eine vollwertige Ernährung für kurze Zeit grundsätzlich möglich.

Wissenschaftliche Einschätzung der Trennkost

Dass eine "falsche" Ernährung den Körper übersäuern lässt, ist der Grundgedanke der Trennkost. So sollen Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck oder gar ein Herzinfarkt entstehen. Tatsächlich hat aber gerade Übergewicht in vielen Fällen einen ganz anderen Hintergrund: Wir nehmen schlicht mehr Kalorien auf, als wir verbrauchen – und der Überschuss wird dann vom Körper eingelagert.

Die Theorie, dass wir Eiweiße und Kohlenhydrate nur getrennt voneinander komplett verarbeiten können, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Der menschliche Körper ist durchaus dazu in der Lage, Eiweiße und Kohlenhydrate gleichzeitig zu verwerten. Zudem gerät entgegen der Theorie hinter der Trennkost auch bei einer Ernährung mit vielen "Säurebildnern" nicht der Säure-Basen-Haushalt des Körpers aus dem Gleichgewicht. Hier kommen körpereigene Regulationssysteme zum Einsatz, die die Bildung von eventuell schädlichen Säuren unterdrücken.

Des Weiteren lassen sich die meisten Lebensmittel gar nicht so ohne Weiteres in eine Gruppe einteilen, da sie aus einer Kombination aus Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett bestehen. Und in einigen Fällen ist es sogar ratsam, sie klug zu kombinieren: Wer beispielsweise Müsli mit Joghurt oder Milch isst, erleichtert es dem Körper, das enthaltene Eiweiß zu verarbeiten.

Kann ich mit Trennkost abnehmen?

Auch wenn der Grundgedanke der Lebensmittelteilung bei der Trennkost nicht korrekt ist, macht sie das per se nicht zu einer schlechten Ernährungsform, so lange sie nur kurzfristig durchgeführt wird. Auch die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE) empfiehlt, für eine gesunde und ausgewogene Ernährung viel Obst und Gemüse zu essen und lieber auf Vollkornprodukte statt auf Weißmehlprodukte zu setzen. Wer seinen Speiseplan clever gestaltet, kann so nicht nur Kalorien einsparen und abnehmen, sondern auch den Fettkonsum reduzieren. Das wiederum könnte sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken und dafür sorgen, dass das Risiko für Diabetes Typ II oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt.

Dennoch eignet sich die Trennkost nicht für eine langfristige Ernährungsumstellung. Wer sich strikt daran hält, riskiert auf Dauer verschiedene Mangelerscheinungen. Die DGE hat schon Ende der 1990er Jahre von einer langfristigen Trennkost abgeraten und schreibt dazu in einer Mitteilung unter anderem: "Die Lebensmittelauswahl sichert keine ausreichende Nährstoffversorgung, wenn nur 20 bis 25 Prozent der Nahrung aus "säurebildenden" Lebensmitteln wie Getreideprodukte, Fleisch und Fisch bestehen."

Lesetipp: Damit du dich langfristig gesund ernähren kannst, solltest du nicht auf eine Diät setzen, sondern auf eine ballaststoffreiche, ausgewogene Mischkost. Hier zeigen wir dir, wie du einen Ernährungsplan erstellen kannst und wie Abnehmen durch Spazieren funktioniert.

Quellen

Brigitte

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