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Biologischer BMI Revolutioniert diese Studie unsere Definition von Übergewicht?

Biologischer BMI: Frau steht am Fenster
© Mariia Korneeva / Adobe Stock
Übergewicht neu gedacht: Der neue Biologische BMI soll zur Gewichtsbeurteilung wesentlich genauer sein als die alte Variante. Wir verraten die Studienfakten.

Ob wir normalgewichtig sind, etwas Übergewicht mit uns herumtragen oder gar unter Adipositas leiden, bestimmt schon seit Jahrzehnten in erster Linie der sogenannte Body-Mass-index, kurz BMI. Er stellt das Körpergewicht einer Person in Relation zur Körpergröße. Demnach gelten Menschen mit einem BMI zwischen 18,5 und 25 als normalgewichtig, niedrigere Werte sprechen für Untergewicht und höhere für Übergewicht. Ab 30 gilt eine Person als fettleibig. Für viele Krankheiten, beispielsweise Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gilt ein hoher BMI als großer Risikofaktor.

Hier kommt der BMI 2.0

Forschende bemängeln schon lange, dass der normale BMI zur Gewichtsbeurteilung nicht genau genug sei. Denn er sortiert fast ein Drittel aller Menschen schlichtweg in eine falsche Gewichtsklasse ein. Beispiel: Ein:e durchtrainierte:r Sportler :in wird immer einen hohen BMI haben, da Muskeln schwerer als Fett sind und das Gewicht entsprechend hoch ist. Der sogenannte Biologische BMI soll das laut einer Untersuchung von US-Forschenden nun ändern: Er bezieht zur Auswertung des Gewichts zusätzlich spezielle Biomarker im Blut mit ein und reagiert sensibel auf Änderungen des persönlichen Lebensstils.

Um den "BMI 2.0" zu testen, untersuchte das Team um den Wissenschaftler Kengo Watanabe vom Institute for Systems Biology in Seattle 1000 Proband:innen aus unterschiedlichen Gewichtsklassen. Mithilfe von spezifischen Bluttests wurden über 1.100 Blutkomponenten wie Stoffwechselprodukte oder Proteine identifiziert. Außerdem wurden mögliche genetische Risikofaktoren der Testpersonen in die Studie miteinbezogen. Zur Auswertung entwickelte das Team lernfähige künstliche Algorithmen (KI), die aus allen vorliegenden Daten die wichtigsten Marker ermittelten und auf dieser Basis den biologischen BMI auswerteten. Die Untersuchung ist im Fachmagazin "Nature Medicine" erschienen.

Biologischer BMI ändert bisherige Gewichtszuordnung

Das überraschende Studienergebnis: Rund 30 Prozent der Proband:innen wurden beim Biologischen BMI in eine andere Gewichtsklasse einsortiert als beim herkömmlichen BMI. Beispielsweise wurden Personen, die laut BMI normalgewichtig waren, beim Biologischen BMI als übergewichtig eingestuft, weil ihr genereller Gesundheitszustand schlechter war, als ihr Gewicht erahnen ließ. Und es gab Testpersonen, die laut BMI als fettleibig galten, beim Biologischen BMI aber als normalgewichtig.Ihr Gesundheitszustand war demnach besser, obwohl ihr Gewicht etwas anderes vermuten ließ.

Und noch einen Vorteil bietet der Biologische BMI: Auf positive Änderungen des Lebensstils reagiert er genauer und schneller als der ursprüngliche BMI, der Wert sinkt früher ab. Durch die spezifische Analyse lassen sich laut den Forscher:innen leichter Blutwerte identifizieren, die positiv auf solche Lebensstiländerungen reagieren. Abnehmwilligen könnte diese Erkenntnis helfen, am Ball zu bleiben – auch wenn die Gewichtsabnahme nur zögerlich vonstatten geht oder ganz stagniert, könnten diese Blutwerte zeigen, dass sich die generelle Gesundheit verbessert, weil man sich mehr bewegt und/oder gesünder isst.

"Wir haben jetzt die Möglichkeit, fortschrittliche molekulare Messungen als umfassendere Darstellung der Stoffwechselgesundheit einer Person zu verwenden, die dazu genutzt werden kann, genauere klinische Empfehlungen für Einzelpersonen zu geben", fasst Studienmitautorin Noa Rappaport die Untersuchung zusammen. Durch den Biologischen BMI soll es künftig leichter sein, ein ganzheitliches Bild des Gesundheitszustands eines Menschen zu bekommen und so beispielsweise chronische Erkrankungen gezielter zu behandeln. 

Quellen: scitechdaily.com, news-medical.net

Brigitte

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